FPS-Fantalk: "Veh trägt nicht die alleinige Schuld an der sportlichen Misere!"

Nach dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt ging der FPS-Fantalk heute in die nächste Runde. Den FPS-Fantalk gibt es bei uns an jedem Heimspiel-Sonntag zwischen 12 und 14:30 Uhr. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über unser Kontaktformular und seid bei einem unserer nächsten Fantalks, die per Telefonkonferenz geführt werden, dabei!

Am heutigen FPS-Fantalk nehmen teil: SGE4EVER.de-Redakteur Julian, Eintrachtfan “Olga” und Paul Taaffe, Geschäftsführer von SGE4EVER.de-Premiumpartner FPS. Das 1:1 gegen die Schanzer sowie die Entlassung von Armin Veh lieferte heute reichlich Diskussionsstoff.

These 1: Alex Meier ist nicht zu ersetzen. Ohne ihn ist die Eintracht in der Offensive zu harmlos.

Paul: “Ja, das sehe ich so. Haris Seferovic gefällt mir gar nicht als Mittelstürmer. Ich habe das Gefühl, dass er gestern irgendwie nicht ganz so am Spiel beteiligt war. Seine Körpersprache hat mir nicht gefallen. Ohne Alex als Knipser haben wir niemanden, der torgefährlich ist. Ich bin heute etwas demotiviert, muss ich ganz ehrlich sagen. Ohne Alex ist es schwer, mit Alex ist es auch schwer. Deshalb frage ich mich, warum Veh nicht mal anderen Spielern eine Chance gegeben hat. Huszti in der ersten Halbzeit war ja eine Katastrophe.”

Julian: “Alex Meier war für mich in den letzten Wochen der einzige, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er irgendwie den Ball über die Linie befördern könnte. Aber dass wir mit Stefan Aigner oder Haris Seferovic Spieler haben, die auch wissen, wo das Tor steht, haben wir doch in der letzten Saison gesehen. Aber scheinbar schafft man es mit dem derzeitigen Selbstbewusstsein nicht, das Tor zu treffen. Und das wundert mich auch nicht. Dieser vielfach zitierte Rucksack, den die Spieler aufhaben, scheint irgendwie die Mannschaft so sehr zu blockieren, dass gerade auch unsere Offensivspieler in den letzten Partien es nicht schafften, den Ball über die Linie zu drücken. Das ist für mich ganz eklatant. Bei Alex Meier hatte ich trotzdem immer das Gefühl, auch wenn er sicherlich nicht seine beste Saison spielt, dass, wenn er mal den Ball im Strafraum bekommt, er ihn mit seiner Qualität ins Tor bugsieren kann.”

Olga: “Ich finde es schwierig, dass so zu sagen. Pauschal kann man darauf momentan wohl mit ‘Ja’ antworten. Wie Meier den Ball im Strafraum verarbeitet, das ist absolut klasse. Aber ich glaube, das Problem rührt daher, dass die ganze Struktur aufgeweicht ist. Man hat das Gefühl, dass sich alles auf Meier ausrichtet und ansonsten hilft halt der liebe Gott. Ich habe in letzter Zeit jetzt öfter wieder den Begriff ‚Gekas-Fußball‘ gehört. Und es mutet schon so ein bisschen an. Mit dem sind wir abgestiegen. Das Problem, dass außer Meier keiner trifft, liegt für mich weniger an der Qualität der einzelnen Spieler. Wobei die Leistung von Seferovic gestern schon eine Frechheit war. Mir kommt es in letzter Zeit eher so vor, als wüssten die anderen Spieler gar nicht, wie sich bewegen sollen. Das ist für mich das Hauptproblem. Insofern: Ja, man ist abhängig von Meier, aber nur deshalb, weil es in der Mannschaft vom Taktischen her nicht stimmt.”

Julian: “Seferovic ist für mich ein ganz schwieriger Fall. Nachdem er ja kurz nach der Winterpause schon fast suspendiert war und gar nicht mehr auf dem Platz stand, soll er jetzt wieder die Kohlen aus dem Feuer holen. Das ist für mich schwer zu greifen. Natürlich hat er mir in den letzten Wochen auch nicht gefallen, Aber ich tue mir schwer damit, dass es nur an ihm alleine liegt. Sicherlich hat er gestern nicht seine beste Partie abgeliefert. Aber es ist für mich schwierig, das nur auf ihn umzumünzen. Das wäre zu einfach.”

Paul: “Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz auf Luca Waldschmidt eingehen. Ich habe das gestern mit meinem Sohn und seinem Kumpel nach dem Spiel besprochen. Und beide haben gesagt, dass er nicht bundesligatauglich sei. Das fand ich eine interessante Aussage. Ich spreche ihm die die Bundesligatauglichkeit nicht ab, weil ich das nicht beurteilen kann, da ich ihn zu selten gesehen habe. Aber Fakt ist: Egal, wen du einwechselst, es wird immer besser als vorher, weil dann eine Portion Unberechenbarkeit auf dem Platz ist. Die Stammelf, die Veh gestellt hat, schlug selten ein. Das hat man gestern wieder an Hasebe auf rechts außen gemerkt. Der hat sich da überhaupt nicht zurecht gefunden. Ich hätte eher Regäsel auf dieser Position gesehen und Hasebe hinten. Er hat gestern nämlich ein ganz ordentliches Spiel gemacht. Deswegen hätte ich gedacht, dass Hasebe hinten rechts bleibt oder vielleicht sogar links. Denn Oczipka war aus meiner Sicht wieder ein Desaster. Wenn Waldschmidt oder Kittel reinkommen, merkt man, dass sie jung und frisch sind. Sie sind zwar unerfahren, aber sie können den Ball verarbeiten und für Überraschungen sorgen. Ansonsten sehe ich bei uns keinen, der ein bisschen unberechenbar ist. Insofern würde ich weiter experimentieren, denn wir haben ja nichts zu verlieren.”

Julian: “Wir haben bei den letzten Fantalks ja schon immer mal drüber gesprochen, dass Spieler auf falschen Positionen eingesetzt wurden. Hasebe hat inzwischen schon fast jede Position in dieser Saison gespielt. Aber nie wirklich da, wo er seine Stammposition hat. Das war auch wieder so bei Stendera. Wie oft haben wir darüber diskutiert, dass er auf der linken Außenbahn nicht seine Stärken einbringen kann? Und das hat mich gestern auch schon wieder aufgeregt, dass Veh ihn dennoch immer wieder dort eingesetzt hat.”

Olga: “Ich gehe dann auch nochmal auf Waldschmidt ein. Ich denke, für eine abschließende Prognose ist es noch zu früh, da er dafür bislang zu wenig gespielt hat. Von den Anlagen her bringt er allerdings meiner Meinung nach alles mit, was ein ordentlicher bis guter Bundesligaspieler braucht: Er ist schnell, er ist technisch gut. Auch wenn er gestern seine Chancen teils kläglich versiebt hat – immerhin hatte er Chancen. Er hat sich ins Spiel eingebunden und sich gut bewegt. Dadurch ist er überhaupt zum Abschluss gekommen. Wenn ich da zum Beispiel einen Aigner in den letzten Wochen gesehen habe, der zwar viel gelaufen, aber selten zu einer Abschlusssituation gekommen ist, was auch seine Stärke in den letzten Jahren war. Da denke ich, dass Waldschmidt doch mehr und mehr eingebunden werden sollte – sofern er die Leistung aus der gestrigen zweiten Halbzeit halten kann.”

These 2: Die Schuld an der sportlichen Misere trägt nicht allein der heute entlassene Trainer.

Julian: “Das ist für mich eine sehr schwer zu beantwortende These. Der Cheftrainer hat in seiner Funktion dafür zu sorgen, dass die Mannschaft auf dem Platz optimal eingestellt ist und punktet. Bei dem großen Konstrukt Profifußball ist es mir aber zu einfach zu sagen, dass nur ein Baustein – in diesem Fall Armin Veh – den Fehler gemacht hat. Es wird immer dabei bleiben, dass Fehler auf allen Ebenen gemacht werden. Wenn die Mannschaft schlecht spielt, hat der Cheftrainer die Konsequenzen zu tragen. Das ist jetzt in diesem Fall passiert, indem man Armin Veh seines Amtes enthoben hat.”

Olga: “Das sehe ich absolut so. Veh hat natürlich seine Fehler gemacht: Die Aufstellung nicht variabel genug gestellt, er hat die Struktur aufgeweicht, der lange fehlende Rechtsverteidiger. Dafür ist die Liga einfach zu eng, dass man es sich erlauben kann, einen Fehler nach dem anderen zu machen. Die Tabelle lügt ja auch nicht. Allerdings ist es auch mir zu einfach zu sagen, dass Veh die alleinige Schuld an der Misere trägt. Für mich hat auch ganz klar Herr Hübner seinen Anteil daran. Und zwar ist Hübner als Sportdirektor für die Kadergestaltung zuständig. Ein Manager, der Ahnung hat, der weist den Trainer auf die genannten Schwächen hin. Das wurde bei uns wohl nicht gemacht. Wenn ich mir Jörg Schmadtke in Köln oder Christian Heidel in Mainz anschaue, dann ist da das Amt qualitativ nochmal anders besetzt. Sie holen junge Spieler, die sich weiterentwickeln können. Und in Frankfurt wird da nur kurzsichtig geschaut. Das ist für mich kein nachhaltiger Weg, der zum Erfolg führt. Deswegen hat Hübner auch ganz klar seinen Anteil daran. Ob da jetzt auch die Unruhe und die internen Querelen eine Rolle spielen, das weiß ich nicht. Aber für mich ist das Gespann Veh-Hübner maßgeblich dafür verantwortlich.”

Paul: “Die Schuld haben mehrere. Aber die Verantwortung hat Veh. Die Entscheidung ist längst überfällig. Ich beschwere mich seit Wochen über seine fehlende taktische Agilität. Im Nachhinein war ich für ihn aufgeschlossen, weil ich ihm den Erfolg bei uns gegönnt hätte. Aber die Rückholaktion war eindeutig eine Fehlentscheidung, das muss man jetzt sagen. Ich glaube, wir haben einen breiteren Kader. Aber er hat immer wieder die gleichen Leute aufgestellt – auf fremden Positionen. Ich bin echt mal gespannt, wer kommt. Ich finde es peinlich, dass der Verein bekannt gibt, dass Veh entlassen wurde und nicht mal einen Nachfolger nennen kann, der ab sofort das Training leiten soll. Das spricht wieder für die Inkompetenz unserer Führungsetage. Das regt mich sehr auf. Wir haben noch neun Spiele. Als Christoph Daum 2011 kam, hatte er noch sieben. Das wird also ziemlich knapp. Manchmal glaube ich selbst, dass wir im Kader nicht die Alternativen haben. Denn so blind kann nicht mal Veh sein, dass er einen Gacinovic nicht bringt oder anderen Spielern nicht mal die Gelegenheit gibt. Ich bin einfach verzweifelt.”

Julian: “Reiner Geyer wird ja jetzt das Training leiten. Ich bin mir sicher, dass er dies nicht anders machen wird, als es Armin Veh gemacht hat. Dafür haben die beiden zu lange miteinander gearbeitet. Aber als ersten Impuls, um auch dem Umfeld mitzuteilen, dass es nicht mehr mit Veh weitergeht, finde ich das erstmal richtig. Natürlich wird es jetzt darauf ankommen, wer kommt. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass in den nächsten Tagen ein neuer Trainer vorgestellt wird. Erst dann kann man richtig beurteilen, was uns da erwarten wird. Interessant finde ich aber die Aussage von Marco Russ gestern nach dem Spiel – und nun so unmittelbar vor der Entlassung. Er wird zitiert mit den Worten: ‘Wir schaffen das nur mit Veh und ich hoffe, dass der Vorstand, wenn er sich eine Meinung bildet, auch mal in die Mannschaft reinhorcht.'”

Paul: “Ich glaube, dass Veh sehr nah an seiner Mannschaft ist. Es kann nicht die Rede davon sein, dass sie nicht alles für ihn geben. Ich finde, er ist zu nah dran. Es gab viel zu wenig Reibung zwischen Mannschaft und Trainer. Ich weiß noch damals, als Veh kam und wir aufgestiegen sind und er unbedingt den zweiten Stürmer wollte – was wichtig war, um aufzusteigen – da hat Bruchhagen damals gesagt, dass Veh viele Wünsche haben kann, diese aber nicht alle erfüllt werden. Das ist mittlerweile gar nicht mehr so. Ich habe das Gefühl, dass Veh den Verein fast geleitet hat und machen durfte, was er wollte. Er hat beispielsweise Fabián für 3,5 Millionen Euro eingekauft, der sicherlich viel Talent hat. Aber dabei hat Hübner das gemacht, was Veh wollte und nicht umgekehrt. Von einer sportlichen Strategie, wie sie beispielsweise Schmadtke in Köln verfolgt, ist Hübner weit entfernt. Wir scheinen nur Entscheidungen zu treffen, die mit einem hohen Risiko verbunden sind. Und das spricht nicht für die Kompetenz unserer Führung.”

Olga: “Ich bin absolut der Meinung, dass man sich von Hübner trennen sollte. Wie Paul eben schon ausgeführt hat, wirkt sein Handeln total strategielos. Mir wäre am liebsten, dass er jetzt direkt geht. Realistischer ist es eher am Ende der Saison. So wie er arbeitet, ist es für mich keine gute, keine konsequente Arbeit. Er hat nach dem Aufstieg mit Einkäufen, wie Oczipka oder Trapp, gute Arbeit geleistet. Aber alle anderen Saisons waren maximal durchschnittlich für mich. Er hat immer mal ein, zwei Spieler gehabt, die eingeschlagen sind, wie Seferovic oder meinetwegen auch Fabián. Aber es waren trotzdem immer viele Spieler dabei, die nach einer Saison wieder gegangen sind. Es waren oft kurzfristige Lösungen, die nicht nachhaltig waren. Das ist für mich ein Weg, der einen Verein überhaupt nicht voran bringt. Wenn ich mir den jetzt schon mehrfach angesprochenen Schmadtke ansehe: Die Kölner sagen ganz klar, dass es immer mal wieder Rückschläge geben wird. Aber sie haben ihren Weg. Langfristig wird es sich auszahlen. Und dieses Gefühl habe ich bei der Eintracht nicht. Daher ist für mich nicht nur der Trainer verantwortlich, sondern auch die sportliche Leitung. Und das ist in dem Fall eben Hübner.”

Paul: “Die Tatsache, dass die Eintracht Hübner nicht als Sportvorstand sieht, bestätigt ja alles. Bruchhagen wollte damals eigentlich keinen Sportdirektor. Das war eine Entscheidung des Aufsichtsrates, Hübner als solchen zu installieren. Ich finde, es ist für ihn Pech. Denn Hübner ist ein ehrlicher Arbeiter, der alles gibt. Und ich weiß nicht, ob es an den Umständen lag, dass er keine Strategie ausführen konnte, oder ob er es selbst nicht kann. Er hat eine sehr unglückliche Ausdrucksweise, durch die er mir recht einfach gestrickt vorkommt. Wir brauchen einen Neuanfang. Und das geht nur ohne Bruno Hübner.”

Olga: “Vor zwei Wochen ist Hübner im ‘Doppelpass’ gewesen. Über seine Aussagen dort habe ich mich maßlos geärgert. Er kam komplett unreflektiert rüber. Wenn man in so einer prekären Lage ist, wie die Eintracht es auch zu diesem Zeitpunkt schon war, und er sich dann hinstellt und nur das Positive herauszieht, dann spricht das für mich auch nicht gerade für einen gesunden Realismus.”

Paul: “Hübner ist derjenige, der an Veh so lange geglaubt hat. Im ‘Doppelpass’ hat man gesehen, dass die zwei unzertrennlich sind. Er hat da keine Einsicht gezeigt, dass auch er Fehler gemacht hat. Die Lage war so schief, dass noch nicht mal Thomas Berthold richtig gebohrt hat. Der war für seine Verhältnisse sehr human. Hübner wirkte hilflos und angespannt. Das ist daher unterm Strich nicht der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, den ich mir wünsche.”

These 3: Auch mit einem neuen Trainer wird die Leistung der Mannschaft nicht besser werden. Es fehlt einfach an Qualität.

Olga: “Ich sehe es nicht so, dass der Kader an sich zu wenig Qualität hat. Es werden, wie schon angesprochen, halt immer die gleichen eingesetzt. Man variiert nicht die Stärken des Kaders. Ich kann nicht Woche für Woche auf sechs bis sieben langsame Spieler setzen und schnelle Leute, wie Gacinovic, draußen lassen. Ich denke, wenn man anders aufstellen würde – Hasebe zum Beispiel wieder ins Mittelfeld – würde es von der Qualität absolut hinhauen. Den Trainer betreffend, kann man den Vergleich aus der Saison 2010/11 heranziehen, als Daum für die letzten sieben Spiele geholt wurde. Man muss halt schauen, ob es in der Mannschaft stimmt. Muss ein neuer Trainer eine komplett neue Struktur implementieren oder muss er nur pushen? Das sind Fragen, die wir von außen nur sehr schwer beantworten können. Wenn man nur einen braucht, der den Jungs mal wieder Selbstvertrauen gibt, dann ist es auf jeden Fall mit einem neuem Trainer zu schaffen. Aber wenn die innermannschaftliche Struktur so zerfressen ist, wie es sich nach außen zum Teil darstellt, dann könnte es auch für den neuen Trainer sehr schwer werden.”

Paul: “Das ist natürlich die große Frage. Dass die Mannschaft nicht für Veh gelaufen ist, das stimmt nicht. Sie haben alles gegeben. Der neue Trainer wird jetzt gefragt, wo er ansetzt. Ich habe die Woche gelesen, dass Pal Dardai in Berlin zuletzt seinen Kapitän auf die Bank gesetzt hat, weil er außer Form war. Dirk Schuster in Darmstadt macht das auch so. Für mich ist die Situation bei der Eintracht zu harmonisch gewesen zwischen Veh, der Mannschaft und dem Vorstand. Wenn ich Trainer sehe mit so einer lebhaften Persönlichkeit wie Schuster oder Dardai: Das sind Typen, die motivieren können. Veh strahlte null Leidenschaft aus. Und er hat ja gestern die Kündigung eigentlich schon bekanntgegeben, als er in der zweiten Halbzeit nicht einmal von seiner Bank aufgestanden ist. Ich wünsche ihm persönlich alles Gute, aber wir können es positiv sehen, dass er nun weg ist. Aber die große Frage wird sein, wer kommt. Und dieser Jemand muss die Spieler erreichen. Veh hat die Mannschaft demotiviert, indem zum Beispiel Ben-Hatira verpflichtet wurde und Gacinovic, den ich in der Vorbereitung sehr gut fand, auf die Bank setzt. Ich habe Angst, dass es mit einem neuen Trainer, der nicht direkt eine Bindung zum Team aufbauen kann, richtig in die Hose geht. Das Risiko, dass wir mit einem neuen Trainer komplett zusammenbrechen, ist da. Daher plädiere ich für einen Jens Keller, der Spieler und Verein kennt. Gisdol wäre die falsche Entscheidung. Der hat null Ausstrahlung und ist auch in Hoffenheim gescheitert. Da bin ich jetzt mal gespannt, was unsere kompetente Führung anbieten wird. Aber nochmal: Veh ohne einen Nachfolger zu entlassen, ist oberpeinlich!”

Julian: “Am Anfang der Saison habe ich mich oft erwischt, wie ich in meinem Umfeld gesagt habe, dass wir vermutlich den besten Eintracht-Kader der letzten Jahre haben. Auch Veh hat ja häufiger davon gesprochen, dass das seine beste Eintracht-Mannschaft sei, die er bisher trainiert habe. Und eigentlich wollte ich auch keine Parallelen zur ‚Rückrunde der Schande 2010/11‘ ziehen. Aber wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht. Und dann ist es eigentlich auch fast egal, welchen Kader man hat. Das hat man bei Dortmund in der letzten Saison bis zur Winterpause gesehen. Auch Mönchengladbach hat bis zum 5. Spieltag in dieser Saison kein einziges Spiel gewonnen. Beide Kader gehören bekanntlich zu den besten der Liga. Fakt ist aber auch, dass wir jetzt mit diesem neuen Trainer wahrscheinlich die letzte Patrone verschossen haben. Und dann muss es jetzt auch klappen.”

Paul: “Die Frage ist ja auch, was ein neuer Trainer anders machen kann. Der muss einfach mal so authentisch sein, dass er die Spieler an ihre Pflicht erinnert, zu kämpfen und sich den Arsch aufzureißen. Gegen Berlin haben sie meiner Meinung nach das erste Mal gutes Pressing gezeigt. Aber, dass eine Mannschaft nicht immer alles gibt, wie bei uns, das geht nicht in meinen Kopf hinein.”

Olga: “Ich kann zum Training unter Veh an sich wenig sagen. Jemand, der auf so einem hohen Niveau trainiert, der muss doch wissen, wie er eine Mannschaft zusammenstellt, sodass die Spieler auch zusammenpassen. Klar muss man sich im Training anbieten. Aber ob jetzt einer hundert Meter mehr oder weniger läuft, das darf für mich nicht das Kriterium dafür sein, ob er aufgestellt wird. Wenn sich im Training fünf Innenverteidiger aufdrängen, aber kein Stürmer, dann lasse ich auch nicht die Innenverteidiger als Stürmer spielen. Die Mannschaft muss halt homogen zusammenpassen. Und das hat sie in den letzten Wochen nicht getan. Das hat man im Spiel dann gesehen.”

Paul: “Ich behaupte ja seit einer Ewigkeit, dass Veh versucht hat, ein System zu spielen, das die Spieler gar nicht hergeben: nämlich schnellen One-Toch-Fußball. Wir haben so viele Fehlpässe gestern wieder gespielt. Das einzig Positive daran war, dass Hasebe diese in der anderen Hälfte gespielt hat und nicht in unserer. Das muss man doch sehen und abstellen. So viele Fehlpässe, die zu Kontertoren geführt haben, die hat bestimmt kein anderer Verein. Veh sagte immer, er wollte offensiv spielen. Aber das kannst du doch nicht machen, wenn die Spieler das nicht hergeben. Reinartz haben sie damals als ‘Leader’ geholt. Er ist aber keiner und das sieht man sofort. Wenn du ihn in Interviews siehst, merkt man, dass er kein Führungsspieler ist. Körbel, Schur oder Bindewald waren Typen, die eine Meinung gehabt haben, auf die die Mannschaft gehört hat. Wir sind gescheitert, in dem Versuch einen oder mehrere Leader zu holen, die die Mannschaft auf dem Platz führen können. Wenn Veh das schon nicht von der Seitenlinie kann und du dann auch keinen auf dem Platz hast, der diese Aufgabe übernimmt, kann das nicht gutgehen. Wir haben einige Spieler, die kicken können. Aber die müssen geführt werden.”

Olga: “Veh hat bewiesen, dass er ein Trainer ist, der die Mannschaft nicht mehr weiterbringt. Er holt nicht das Maximale heraus, wie es andere Trainer in anderen Vereinen machen. Was ich persönlich peinlich finde: Stendera ist ein tolles Talent. Aber es kann nicht sein, dass ein 20-Jähriger vorneweg gehen muss. Veh hatte so viele erfahrene Spieler in der Mannschaft. Da kann es nicht sein, dass ein so junger Spieler die Mannschaft führen muss.”

Paul: “Ich habe bei Stendera das Gefühl, dass er fast trotzig spielt, weil er sieht, dass da keiner ist, der mitgeht. Das sieht man an seiner Körpersprache. Er gibt immer alles. Er spielt zwar teilweise sehr eigensinnig. Aber das liegt daran, weil er sagt, dass die Mitspieler ihn nicht unterstützen, weil die Laufwege so schlecht sind. Man hat gestern mehrfach bei Stendera gesehen, dass er in sich geht und fragt: ‚Wer kommt denn noch und unterstützt mich?‘”

Abschließend haben wir die Diskussionsteilnehmer noch nach ihrem neuen Wunschtrainer gefragt.

Olga: “Meine Wünsche für einen neuen Trainer nach der Saison wären Dirk Schuster, Rüdiger Rehm von der SG Sonnenhof Großaspach oder vielleicht auch Alexander Schur. Wer es jetzt direkt machen sollte, da kann ich nichts zu sagen.”

Paul: “Mein Wunschtrainer ist eindeutig Jens Keller mit Alex Schur als Co-Trainer.”

Julian: “Für mich ist es auch Jens Keller.”