Vor dem am Sonntag stattfindenden Stadtderby hat sich die Sportredaktion der Frankfurter Rundschau mit den Managern der beiden Frankfurter Vereine, Bruno Hübner und Uwe Stöver unterhalten.

Frankfurter Rundschau: Herr Stöver, Herr Hübner, am Sonntag steigt ja das Spiel, das keiner will…

Stöver: Och, wir wollen das Spiel schon ganz gerne.

Frankfurter Rundschau: Okay, für den FSV ist es das Spiel des Jahres. Und für die Eintracht? Eine Zumutung, Herr Hübner?
Hübner: Das würde ich nicht sagen. Natürlich haben wir einen anderen Anspruch, weil wir ja diesen Betriebsunfall, den Abstieg, so schnell wie möglich korrigieren wollen. Das Spiel ist nicht gewollt. Aber jetzt nehmen wir es, wie es kommt. Derbys sind doch was Schönes.

Frankfurter Rundschau: Herr Stöver, der FSV hat das Heimrecht mit dem Umzug in die Arena im Stadtwald quasi abgetreten. Zumindest finanziell eine lohnende Geschichte.

Stöver: Wir konnten den Kader dadurch ergänzen und den Etat um 600.000 Euro aufstocken. Von 4,5 auf 5,1 Millionen. Das ist für uns ein Quantensprung.

Frankfurter Rundschau: Ioannis Amanatidis hat bei der Eintracht rund zwei Millionen Euro verdient. Seine Abfindung soll sich in ähnlicher Höhe bewegt haben. Das ist ein bisschen weniger als die Hälfte des FSV-Budgets. Ist das ein Kampf mit gleichen Waffen?

Stöver: Die Vorzeichen des Spiels sind eindeutig, wir sehen uns nicht als Favorit. Aber in diesem einen Spiel können wir die Eintracht schlagen. Warum nicht?

Frankfurter Rundschau: Die Eintracht kann nur verlieren.

Hübner: Klar. Wir sind immer die Gejagten. Auch für den FSV ist so ein Spiel vor dieser Kulisse das Highlight schlechthin. Der FSV kann nur gewinnen. Nehmen Sie das Derby Hertha gegen Union Berlin, da hat Union vier Punkte gemacht, drei davon bei Hertha. Das sagt doch alles.

Frankfurter Rundschau: Aber irgendwie ist es doch gar kein richtiges Derby, bis auf Bernd Reisig hat kein einziger einen Giftpfeil abgeschossen.

Hübner: Wir haben ja 49 Jahre nicht gegeneinander gespielt. Wo sollte da die große Rivalität entstehen? Die sportliche Heimat der Klubs war eine andere über viele Jahrzehnte, die Vereine haben sich gegenseitig respektiert und akzeptiert, die Klubs haben sich auch keine Zuschauer weggenommen. Deshalb fliegen auch keine Giftpfeile.

Stöver: Es gibt eine sportliche Rivalität. Es geht ja um drei Punkte. Natürlich wäre es ein absolutes Highlight für alle FSV-Fans, wenn wir gewinnen sollten. Aber am Montag geht wieder die Sonne auf und das Leben weiter.

Frankfurter Rundschau: Herr Stöver, warum gelingt es dem FSV nicht, der Eintracht ein paar Zuschauer abzuluchsen?

Stöver: Das ist in der Historie begründet. Wir waren lange in der Versenkung verschwunden, uns fehlen ein paar Jahrgänge, die die Emotion und Bindung zum Verein hätten herstellen können. Wir haben ein fußballinteressiertes Publikum, das sind Menschen, die 40, 45 Jahre und älter sind. Jetzt kommen langsam die jüngeren Jahrgänge. Wichtig ist, dass wir eine dauerhafte Zugehörigkeit zum Zweitligafußball gewährleisten können, dass wir – für unsere Verhältnisse – erfolgreich spielen.

Frankfurter Rundschau: Wie kann man sich überhaupt behaupten im Schatten des Riesen Eintracht?

Stöver: Man muss Nischen finden, sich dort breitmachen. Aber es ist schwer, neben der großen Eintracht zu bestehen. Sehen Sie, die Menschen orientieren sich an den Besten, deshalb ging der Fokus in den letzten Jahren zur Eintracht. Das ist nicht ungewöhnlich.

Frankfurter Rundschau: Aber wo ist so eine Nische? Muss man es so anstellen, wie es der FSV Mainz 05 getan hat?

Stöver: Als ich 1995 zu Mainz 05 ging, hatte der Klub 3000 Zuschauer. Denn alle liefen zum Betzenberg nach Kaiserslautern. Damals hieß es, Mainz sei keine Fußballstadt. Heute werden das die Leute anders sehen. Alles ist stark verbunden mit Erfolg, Emotionen, Bindung. Wir arbeiten mit der Werbeagentur McCann Erickson, da haben wir entsprechende Dinge ausgearbeitet. Aber sportlicher Erfolg ist unabdingbar. Und man muss ja auch mal sehen, der Verein hat seine Zuschauerzahl im Laufe der Jahre brutal erhöht.

Frankfurter Rundschau: Was würde ein Sieg für den FSV bedeuten?

Stöver: Wir würden uns dann schon mal ein Gläschen gönnen.

Frankfurter Rundschau: Was würde für die Eintracht eine Niederlage bedeuten?

Hübner: Wir hätten dann drei Punkte weniger.

Frankfurter Rundschau: Wir denken eher, es wäre ein Erdrutsch.

Hübner: Kann man auch so sehen. Es wäre ein Erdrutsch in Frankfurt. Denn es würde keiner verstehen. Aber es wäre der größte Fehler, wenn wir uns jetzt schon mit Negativ-Szenarien beschäftigen würden. Dann kannst du nicht mehr klar denken und verlierst deine Ziele aus den Augen.

Frankfurter Rundschau: Das bedeutet aber auch, dass der Druck für die Eintracht am Sonntag gewaltig ist.

Hübner: Der Druck ist doch von Anfang an verdammt hoch gewesen. Jeder nimmt unseren Etat und sagt: Klar, damit müssen die aufsteigen. Aber keiner weiß ja, was hinter dieser Zahl steckt. Nehmen Sie das von Ihnen genannte Beispiel Amanatidis: Er ist zwar nicht mehr da, hilft also nicht mehr, aber das Geld belastet das Budget.

Frankfurter Rundschau: Man kann langsam den Eindruck gewinnen, so gut, wie es schien, ist die Eintracht nicht. Ist die Eintracht vielleicht gar nicht der absolute Topfavorit?

Hübner: Wir haben diese Rolle angenommen. Und doch hat Armin Veh Recht, wenn er sagt, dass es bei uns ab Position 15 im Kader gemessen an unseren Ansprüchen schon einen Qualitätsabfall gibt.

Frankfurter Rundschau: Hört sich nicht gut an.

Hübner: Nicht falsch verstehen. Wir müssen am Ende aufsteigen. Der Weg dahin ist steinig, aber du musst beharrlich daran arbeiten. Wenn uns einer vor der Saison gesagt hätte, wir haben nach diesem schweren Auftaktprogramm acht Punkte, hätte das jeder unterschrieben. Diesen Schnitt müssen wir halten, ich denke, man braucht 65 bis 68 Punkte, um sicher aufzusteigen. Das sind genau zwei Punkte pro Spiel.

Frankfurter Rundschau: Herr Stöver, hätten Sie diese Probleme gerne?

Stöver: Ich bin mit dem, was ich mache, sehr zufrieden. Neid kenne ich sowieso nicht. Aber klar ist auch, dass ich gerne mal mit einem etwas größeren Budget hantieren würde. Mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, geht es immer nur gegen den Abstieg. Deshalb waren wir schon froh, dass wir jetzt durch das Eintracht-Spiel mit 600.000 Euro mehr kalkulieren können. Das war ein Geldsegen für uns, der unseren Handlungsspielraum erhöht hat.

Frankfurter Rundschau: Herr Hübner, wie motiviert man denn die Spieler gegen so einen krassen Außenseiter?

Hübner: Wer motiviert werden muss, hat seinen Beruf verfehlt. Und solche Spiele haben in der Vergangenheit oft den Ausschlag gegeben, ob man es am Ende schafft oder nicht. Die Topspiele sind meist ausgeglichen. Aber dann auf der Strecke kannst du bei kleineren Vereine die Punkte liegen lassen. Das muss die Mannschaft wissen und verstehen. Wir haben mit Duisburg zweimal gegen die Kleinen den Aufstieg verspielt, einmal innerhalb von zehn Tagen, das andere Mal innerhalb von zwei Wochen. Da ackerst du das ganze Jahr – und machst dir dann in kurzer Zeit alles kaputt. Da wirst du wahnsinnig. In der zweiten Liga steigt die Mannschaft auf, die Qualität in der Breite hat, an sich glaubt und den längsten Atem hat.

Frankfurter Rundschau: Herr Stöver, wie angenehm ist es denn, die Eintracht so früh in der Saison zu bekommen?

Stöver: Das war uns schon sehr recht. Alles ist noch ausgeglichen, das Wetter ist gut. Und gegen die Großen ist es auch von Vorteil, früh in der Saison zu spielen, wenn sich die Mannschaft noch nicht so gefunden hat. Wenn so ein Team erst mal gefestigt ist, wird es natürlich umso schwerer.

Frankfurter Rundschau: Das Verhältnis zwischen beiden Klubs gilt aber als ein wenig angespannt, findet zumindest Ex-Geschäftsführer Bernd Reisig.

Stöver: Na ja, wenn es in all den Jahren trotz Anfrage nie zu einem Freundschaftsspiel gekommen ist, ist das bei der örtlichen Nähe der Klubs sehr ärgerlich.

Frankfurter Rundschau: Herr Hübner, um was beneiden Sie ihren Kollegen Stöver?

Stöver: Da bin ich jetzt mal gespannt…

Hübner: Er hat genauso schwer zu arbeiten wie ich bei Eintracht Frankfurt, der FSV hat den gleichen Druck wie wir. Der FSV will nicht absteigen, wir aufsteigen.

Stöver: Wir stehen alle unter Dauerstrom. Sechs Wochen Käse und du stehst zur Disposition, sechs Wochen Erfolg und du stehst auf Seite 1, beide Arme hoch. Das ist Fußball. Unser Problem ist: Alles, was wir tun, ob gut oder schlecht, steht am nächsten Tag in der Zeitung.

Hübner: Du bist immer ein Getriebener. Du kannst die Stunden nicht einmal genießen.

Frankfurter Rundschau: Eintracht-Trainer Armin Veh lässt selten eine Gelegenheit aus, auf die besonderen Verhältnisse in der Arena zu verweisen.

Hübner: Da hat er recht. Es ist nicht optimal. Wir haben ja kein reines Fußball-Stadion, sondern ein Event-Stadion. Ein Beispiel: Veh erklärt der Mannschaft, sie müsse aggressiver auftreten − und im Hintergrund läuft von den Zeugen Jehovas Einschlafmusik. Dann rennen Tausende von Menschen über den Platz, beim Auslaufen müssen die Spieler Slalom um Verkaufsstände laufen. Es muss gewährleistet sein, dass wir einen optimalen, professionellen Ablauf haben.

Frankfurter Rundschau: Das heißt: Sie wollen zurück an den Riederwald?

Hübner: Nicht unbedingt, aber vielleicht brauchen wir ein reines Trainingszentrum für die Profis.

Frankfurter Rundschau: Kann sich die Eintracht am Sonntag nur selbst schlagen?

Hübner: Wir dürfen den FSV nicht unterschätzen. Wenn wir unser Potenzial abrufen, sind wir zu Recht Favorit. Das muss unser Anspruch sein. Auch wenn die Mannschaft noch nicht so gefestigt ist, wie wir uns das alle wünschen. Wer aufsteigen will, muss in der Lage sein, jeden Gegner zu schlagen − auch den FSV. Wenn wir souverän auftreten, wie in Braunschweig, und einen Sieg einfahren, sind wir hochzufrieden − ob 3:0 oder 1:0, das ist egal.

Das Interview führten Ingo Durstewitz, Jörg Hanau und Thomas Kilchenstein.

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7 Kommentare

  1. *gähn* Eines der langweiligsten Interviews, die ich in den letzten Jahren in Zusammenhang mit der Eintracht gelesen habe. Aber was sollen die Herren Hübner und Stöver auch anderes auf solch belanglose Fragen antworten, die auf Teufel-komm-raus eine Rivalität zwischen den zwei Frankfurter Vereinen heraufbeschwören wollen? Man könnte fast meinen, dass Interview ist von einem Schülerpraktikanten geführt worden…

    Da sind mir die Scharmützel zwischen Durstewitz und HB doch viel lieber! 😉

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  2. die ersten saisongegner der eintracht haben übrigens inzwischen eine sensationelle bilanz von 13 siegen und 1 unentschieden an den ersten spieltagen herausgeschossen in ihren anderen spielen. die bilanz von fürth, st pauli, düsseldorf, braunschweig gegen die eintracht ist somit 0-2-2, gegen alle anderen ligagegner 13-1-0. das zeigt, dass hübner vor der saison mit seiner aussage recht hatte, dass die stärksten gegner und konkurrenten gleich zu beginn kommen. ob langweilig oder nicht, der mann kennt sich in der zweiten liga aus.

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  3. @douglaurent

    das problem ist doch, dass die eingespielt sind und wir nicht. und wenn wir nicht bald ein system finden dann sind mannschaften wie fürth und st. pauli ruck zuck mal 7, 8 punkte weg von uns.
    da müssen wir höllisch aufpassen.
    eigtl müssen ggn fsv und paderborn 6 punkte her. alles andere wäre ein enttäuschung.

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  4. Ein Verbleib in der 2. Liga Aufgrund der massiven Sparmaßnamen seitens HB & Co. wäre aber noch viel schlimmer als dieser angebliche Erdrutsch !
    Schon allein der Gedanke, Spieler wie Jung eventuell zu verkaufen zeigen mir HB,s Vorgehensweise.
    Wenn ich da an das Geschwätze vom Anfang der Saison denke und das mit der jetzigen Situation vergleiche, erinnert mich das an unsere Politiker, denen man auch kein Wort glauben darf und kann !
    Wo sind denn die angeblichen 4 Millionen Euro die in neue Spieler investiert werden sollen ???
    Stattdessen haben wir 6 Millionen eingenommen und HB fordert noch weitere Verkäufe…..schmeißt besser eure Manager aus dem Verein, anstatt unsere letzten qualitativ wertvollen Eigengewächse zu verschleudern !
    Wenn wir den direkten Aufstieg nich schaffen sollten, dann hat dies HB zu vernatworten…..aber dieser wird dann alle Fehler bei Hübner suchen um seinen Posten zu retten, denn nur aus diesem Grund wurde Hübner eingestellt, damit man später wenn es schief geht einen Schuldigen zum rauswerfen hat.

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  5. Also sorry @T-A, aber das ist an Schizophrenie ja kaum noch zu übertreffen. Du warst einer der großen Jubler über die Hübner-Verpflichtung, erinnerst du dich? Und jetzt, wo du meinst, dass es trotzdem nicht gut laufen könnte (die Sache mit einem evtl. Verkauf von Jung ist im Übrigen pure Spekulation und m. M. n. sehr unwahrscheinlich), versteckst du dich hinter absurden Verschwörungstheorien, damit das Lieblingsfeindbild in Person von HB weiter gebashed werden kann. Große Leistung, gratulation. Geh mal ein bischen an die Sonne morgen, vllt tut das deinen Gehirnzellen gut…

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