Alex Meier ist der Hoffnungsträger schlechthin. Ohne den Toptorjäger schießt die Eintracht keine Treffer.
Alex Meier ist der Hoffnungsträger schlechthin. Ohne den Toptorjäger erzielt die Eintracht keine Treffer.

Die Abhängigkeit von Alex Meier: Bis heute ist es der Eintracht nicht gelungen, einen Ersatz für Alex Meier zu finden. Geht es Meier gut, dann geht es den Frankfurtern gut, lautet auch heute noch die Erfolgsformel. Dabei ist der 33-Jährige inzwischen noch verletzungsanfälliger geworden, die Knie angeschlagen. Hübner entwickelte keinen funktionierenden Plan B, die Weitsicht fehlte bei den Planungen und so ist das Team viel zu abhängig von den Toren des Toptorjägers. Gegen Leverkusen wurden deshalb erneut beste Möglichkeiten liegen gelassen. Aigner, Seferovic und auch Castaignos – Torgefahr strahlt keiner der genannten Akteure aus. Ohne Meier keine Dreier: Fünf der acht Rückrundentreffer gehen auf das Konto des großen Hoffnungsträgers. Der Klassenerhalt 2016 – die ganze Last liegt auf den angeschlagenen Knien des Angreifers.

Der schwierige Weg zurück: Freilich – bei einem Abstieg sinken die Gehälter und die Ausgaben für sonstiges Personal rund um den Spielbetrieb. Der finanzielle Kollaps droht ebenfalls nicht, weil die Eintracht über ein positives Eigenkapital verfügt und dadurch ein finanzielles Polster hat. Die Nachteile sind allerdings gravierend und überwiegen: Der Gesamtetat sinkt auf 45 Millionen Euro, beim TV-Geld gibt es 10,4 statt 25,8 Millionen Euro, die Personalkosten müssen von 39 auf 22 Millionen Euro abgespeckt werden und die sowieso schon schwierige Suche nach einem neuen Hauptsponsoren gestaltet sich so noch komplizierter. Auch im Bereich der VIP-Logen würde die Eintracht einige Abstriche hinnehmen müssen. Nicht jeder der derzeitigen „Business-Kunden“ dürfte mit in die 2. Liga gehen wollen. Immerhin: Bis auf Husztis Kontrakt gelten alle Verträge auch für die 2. Bundesliga…

Leistungsträger haben viel Marktwert verloren:… allerdings haben viele Spieler erheblich an Marktwert verloren. 10 Millionen Euro müssen aus Transfererlösen generiert werden. Das Problem: Die wertvollsten Akteure sollen entweder gehalten werden (Hradecky, Stendera) oder bringen zu wenig Geld ein – Carlos Zambrano. Der Peruaner besitzt zwar einen Vertrag bis 2020, die Hessen würden jedoch nach Informationen der Frankfurter Rundschau nur einen kleinen Teil der Transfersumme erhalten, weil noch immer der Ex-Verein FC St. Pauli und die Schweizer Rechteagentur Speed partizipieren. Aigner, Seferovic oder Bastian Oczipka, die letzten Sommer zusammen wohl noch 20 Millionen Euro in die Kasse gespült hätten, sind aktuell schwer vermittelbar. Stefan Reinartz und Slobodan Medojevic, die in dieser Saison häufig verletzt ausfielen, sind ebenfalls nicht heiß begehrt. Ein Umbruch wird eine schwierige Angelegenheit, weil die Konkurrenz weiß, wie dringend die Hessen das Geld brauchen. Die Verhandlungsposition der Eintracht ist, wie die Form der einzelnen Akteure, sehr schlecht.

Ob Timothy Chandler hier schon ahnt, wie schwierig ein Weg zurück in die Bundesliga wird?
Ob Timothy Chandler hier schon ahnt, wie schwierig ein Weg zurück in die Bundesliga werden könnte?

Fazit: Die Mannschaft? Taumelt fast ohnmächtig dem Abstieg entgegen! Die Vorstandsreihe? Hat viele Baustellen zu schließen. Ein Bruchhagen-Nachfolger ist noch nicht in Sicht, obwohl es laut Aufsichtsratsboss Steubing viele Interessenten gibt. Die Hübner-Frage belastet den Verein und ein Hauptsponsor ist ebenfalls noch nicht gefunden. Der Trainer? Gibt alles, verändert viel und hat dem Team durchaus schon eine erste Handschrift verpassen können. Dennoch – das drängste Problem, die Ungefährlichkeit vor dem gegnerischen Tor, konnte auch vom ehemaligen Profi nicht abgestellt werden.

Was nun? Wir haben noch vier Endspiele„, sind sich alle mit dem kroatischen Übungsleiter einig. Die Hessen sind rechnerisch noch nicht abgestiegen und solange zwölf Zähler gesammelt werden können, muss der Glaube daran weiter hochgehalten werden. Zwei Spieltage liefen komplett gegen die Eintracht – aber sollten zwei Wochenenden für die Frankfurter laufen und diese den Knoten platzen lassen, kann der Anschluss ganz schnell wieder hergestellt sein. Es wäre fatal, wenn der Verein jetzt schon aufgeben würde. Natürlich müssen die Planungen für die 2. Bundesliga vorangetrieben und mit ersten Akteuren gesprochen werden.

Trotzdem ist in den Partien gegen Mainz, Darmstadt, Dortmund und Bremen möglich, dass sich die Geschichte aus dem Jahr 1999 wiederholt. Der VfB Stuttgart zeigte in der Vorsaison ebenfalls, dass im Endspurt lange verschüttete Kräfte ausgegraben werden können. Es sind nur schwache Argumente, die noch für die Hessen sprechen. Aber: Kovac konnte Verbesserungen herbeiführen – und vielleicht geht ja im Nachbarschaftsduell gegen die Mainzer das Leder einmal über die Linie und der Knoten bei der bemühten, aber völlig verunsicherten Mannschaft, platzt.

Die Hoffnungsschimmer?  Den Hoffnungsschimmer schlechthin bietet wohl der Blick in die Geschichtsbücher, ganz konkret: Das Wunder von 1999. Die Nürnberger lagen nach dem 30. Spieltag sieben Zähler entfernt auf Rang 13 und konnten letztendlich nach sagenhaften vier Siegen in den letzten vier Partien am letzten Spieltag noch überholt werden. Ein ähnlicher Kraftakt wäre auch diesmal nötig, schließlich liegt der VfB Stuttgart auf Platz 15 bereits sechs und der SV Werder Bremen auf Rang 16 vier Zähler weg. Doch wie singt Katja Ebstein so schön? „Wunder gibt es immer wieder…“ Es wäre nicht das erste in der langen Historie des Vereins.

Carlos Zambrano ist im Abstiegskampf einer der Hoffnungsträger.
Carlos Zambrano ist im Abstiegskampf einer der Hoffnungsträger.

Es sind aber auch die Führungsspieler, die sich gegen den Abstieg stemmen. Russ überzeugte gegen Leverkusen, Zambrano in den Wochen zuvor ebenfalls. Der Peruaner könnte gegen die Mainzer bereits wieder mit auflaufen. Eine mögliche Rückkehr von Meier würde in den letzten Wochen wahrscheinlich auch noch Kräfte freisetzen können und den Glauben, wieder mehr Tore zu erzielen, zurückbringen. Hradecky, der sich in dieser Phase als Wortführer zeigt und versucht, der Mannschaft hinten Sicherheit zu geben, hat ebenfalls noch lange nicht aufgegeben.

Und dann sind da noch die treuen Fans, die in dieser schwierigen Phase eng zusammengerückt sind und den Verein sowohl in Heim- als auch in Auswärtsspielen lautstark unterstützen. Es ist zu erwarten, dass die Fanblöcke in den letzten vier Partien allesamt ausverkauft sein werden.

Es sind nicht viele Strohhalme an die sich Trainer, Spieler, Verantwortliche und Anhang noch klammern können. Und dennoch gilt, auch wenn 3 Euro für das Phrasenschwein bezahlt werden müssen: Abgerechnet wird zum Schluss.

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62 Kommentare

  1. mal ne frage,
    ich les seit wochen kritik über heriberts sparpolitiik, ich hab aber (wirklich) noch nicht so verstanden weshalb es was schlechtes ist, wenn man man keine schulden machen möchte. das klingt in meinen ohren eher vernünftig. warum ist das beim fussball anders?

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  2. Anders nicht umbedingt, aber mit viel Geld bekommt man gute Spieler. Die sorgen dann für gutes Abschneiden und dementsprechend höhere Einnahmen, mit denen man dann die aufgenommenen Schulden zurückzahlen kann.

    Soweit die Theorie. Die Praxis sieht dann manchmal anders aus, z.B. durch den auch stetig steigenden Mannschaftsetat. Wie es bei einem Championsleagueclub aussieht wenn die sportlichen Ziele verfehlt werden und der Kader nicht mehr zu finanzieren ist, konnte man in Bremen sehen.

    Teuer heißt nicht automatisch gut und daran, bzw. an dem was passiert wenn’s schief geht, scheiden sich hier im Forum die Geister.

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  3. Stimmt es, was am WE im Stadion zu hören war, dass die komplette Führungsriege, vom Präsidenten bis zum Aufsichtsrat inkl. Vorstand und Sportdirektor, ihre Ämter zur Verfügung stellen wollen, falls H96 noch an der Eintracht vorbei zieht? Muss man insofern nicht ernstlich in die Predouille geraten, zu wessen Gunsten man die Daumen drückt.

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  4. zizou, Gerüchte gibt es immer. Ich fände es auch nicht gut, wenn alle plötzlich weg wären. Der ein oder andere kann gern gehen, aber sie haben ja nicht alles falsch gemacht. Im Gegenteil,. vieles wurde richtig gemacht.

    @Gekkz : Ja ist nicht nichts schlechtes. Es sorgt dafür, dass wir nicht unsere besten verkaufen MÜSSEN ( das drückt dann gleich die Preise ). Es wird nur immer wieder behauptet, dass man mit mehr Risiko und mehr Geld eine bessere Mannschaft hätte. Wutzespeck hat zurecht das Beispiel Bremen genannt, dafür dass es nicht so einfach ist. Auch Hannover hat ne Menge Kohle und deutlich deutlich mehr als wir in den letzten Jahren ausgegeben. Hoffenheim auch ( die sind jetzt weiter oben, weil der Trainer besser ist, der Kader ist ja der gleiche der letzter war).

    Wir brauchen eine Strategie und ein Konzept. Das wird die Aufgabe des Heri-Nachfolgers sein.

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  5. Und nur mal so. WIr haben ( Im Gegensatz zum Beispiel zu Darmstadt und anderen ) die Lizenz für beide Ligen OHNE Auflagen erhalten. Das nenne ich seriöses Wirtschaften. Was bringt es mir „finanzielles Risiko “ zu gehen, wenn ich dafür meine Handlungsfähigkeit in den nächsten Jahren riskiere.

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  6. @joe: „Lediglich im infrastrukturellen und im medientechnischen Bereich wurden den Darmstädtern aber kleinere Auflagen (z.B. Verbesserungen in den Bereichen TV-Studio und Mixed-Zone) erteilt.“ Das sind jetzt für mich keine dramatischen Auflagen in dem Sinne, dass Darmstadt hier auch nur irgendwie am Rande des Punktabzugs steht. Das Böllenfalltor ist nunmal eine Ruine und da der Verein so schnell gewachsen ist, kam man hier halt nicht gleich zu 100% hinterher – finanzielle Auflagen sind das nicht.

    Nunja – was es bringen kann sieht man ja inzwischen z.B. in Gladbach, die 2011 noch mit uns auf (phasenweise sogar unter) Augenhöhe waren und diesmal einen Rekordgewinn von 21 Millionen Euro abgeschlossen haben. Die Mitgliedszahlen liegen bei 65.000 wie ich gestern gelesen habe, der Umsatz bei rund 150 Millionen Euro – also man sieht durchaus, dass sich finanzielles Risiko – und wir reden hier nicht von irgendwelchen Vabanquespielen – auszahlen kann.

    Die Politik „der ruhigen Hand“ ist eben dann, wenn man kurz vor einem Abstieg steht, sehr schwer zu vermitteln. Vor allem wenn man sieht, dass der 1. FC Köln, der vor 3 Jahren noch in der 2. Bundesliga war, gefühlt jetzt schon an uns vorbeigezogen ist – und jetzt mit Schmadtke und Stöger ein Duo hat, dass eng zusammenarbeitet und ein klares Konzept verfolgt.

    Ich will bei uns wirklich nicht alles schlecht reden – aber dieser Abstieg ist ähnlich wie der 2011 so unnötig und basiert auf so vielen Fehlentscheidungen in der Vorstandsetage, dass einem nur „schlecht“ werden kann. Das einzig positive ist wirklich, dass wir noch Eigenkapital haben und somit immerhin eine Zweitligasaison noch ohne größeren Schade absolvieren können.

    Aber bei einem Abstieg zählt es dann auf allen Ebenen:

    1.) Der Sportvorstand muss eine Führungsfigur sein, einer, der sich auch mal gegen Widerstände durchsetzt und einer klaren Linie folgt.
    2.) Bruno Hübner darf nur bleiben, wenn er mit dem Sportvorstand gut kann und dieser sich klar als Ansprechpartner herauskristallisiert. Hübner sollte sich in Zukunft wirklich nur noch um das kümmern, was er wirklich gut kann – verhandeln, verhandeln, verhandeln. Das Beraternetzwerk darf ihm nicht mehr das Ohr abschwatzen, stattdessen Daum und Legien noch viel stärker einbinden und das Scoutingnetzwerk noch vergrößern.
    3.) Axel Hellmann muss aufhören Luftschlösser in der Öffentlichkeit zu bauen und immer auf das „gelobte Jahr 2020“ zu verweisen. Stattdessen – Klinken putzen, sich auch mit kleinen Schritten zufrieden geben, vielleicht auch mal überlegen, ob man unbedingt wieder nach Abu Dhabi im Winter reisen muss oder es da nicht Alternativen gibt, die kurz- und dann auch langfristig gesehen mehr bringen.
    4) Mit Niko Kovac weitermachen, wenn dieser Interesse andeutet. Ich sehe ihn nicht als verbrannt an, wenn es schief gehen sollte. Er hat viel gearbeitet, viel probiert – und das sehen auch die Fans und das Umfeld. Er wäre zwar zügig unter Erfolgsdruck in der 2. Bundesliga – aber das wäre ein anderer Coach auch. Dazu – Schur endgültig als zweiten Co-Trainer installieren und endlich eine Verbindung U19 – Profis schaffen, die sich lohnt und Erfolg verspricht.

    Es sind nur 4 Sachen, die ich jetzt aufzählen möchte – da sind für mich noch deutlich mehr (wie ist der Verein im Hintergrund aufgestellt, Medienabteilung, Aufsichtsratszusammensetzung…) – aber ich denke das langt erstmal…

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  7. Bei Gladbach gab es einige günstige Faktoren. Sie haben damals den Abstieg vermieden, Spieler wie Reus teuer verkauft und dafür einige gute Einkäufe gemacht ( allerdings auch teure Flops wie De Jong). Zu ihren Stärken gehört das es eine stabile Führungsspitze gibt und mit Eberl einer der besten in seinem Bereich. Das mit dem ab und zu teuer verkaufen ( wie bei trapp ) sollte auch bei uns Teil der Strategie sein. Wobei man es da auch nicht übertreiben darf. Neueinkäufe sollten zu unserer Strategie ( die wir noch brauchen ) passen und die Trainer dazu passend gescoutet werden.

    In einem Punkt sind wir beide 1000% einer Meinung. Für uns ist jeder Abstieg unnötig, weil wir viel mehr Potential haben. Wenn wir in so einer Sitaution sind, ist viel falsch gelaufen.

    Bei 1. bin ich bei dir. Bei 2. auch, wobei wir nicht wissen wie groß oder klein BH´s Schuld ist. bei 3. auch, wobei AbuDhabi wohl ein gutes geschäft für uns ist. bei4. absolut, da Kovac gute Arbeit leistet. Auch Schur als Co und die Verbindung zur U19 sehe ich wie Du . Aber da traue ich Kovac viel zu, da er ja im Jugendbereich ( soweit ich weiß ) Erfahrung gesammelt hat.

    Wenn wir diese Punkte umgesetzt haben, können wir ja den Rest angehen. Es macht sicher Sinn, sich erstmal auf 3-4 wichtige Dinge zu fokkusieren.

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  8. Ich bin davon überzeugt, dass wir die ersehnten Punkte gegen Mainz, Darmstadt und Bremen holen. Das nutzt aber nix! Die Konkurrenz wird nicht 4 Spieltage lang die Hände in den Schoß legen. Das ist das Problem. Und genau deshalb wird es auf der Zielgeraden – trotz der guten Ansätze unter Kovacs – nicht reichen.

    @ Thomas66 Es ist schade, dass Bruchhagen gerade jetzt geht. Ich nehme stark an, dass er ein guter Geographielehrer war. Der wüsste sofort wie man auf schnellstem Wege nach Sandhausen oder Heidenheim kommt. 🙂 Sorry, das musste sein. Ich benötige den Galgenhumor, um über diese schlimme Situation hinweg zu kommen.

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  9. Da es am Ende immer wieder mal einen traf der nicht damit rechnete, bleibe ich beim Abstiegstipp VfB Stuttgart. Für uns kommt es darauf an gegen Mainz und Darmstadt am besten zwei Siege ( ein Sieg und ein Unentschieden sind das absolute Minimum ) zu holen. Wenn wir eines der beiden verlieren, bin ich vom Abstieg überzeugt. Bis dahin glaube ich an die Rettung.

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