Axel Hellmann befindet sich auf der Suche nach einer gerechteren TV-Geld-Verteilung.
Axel Hellmann befindet sich auf der Suche nach einer gerechteren TV-Geld-Verteilung.

4,64 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2017 bis 2021 – DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat mit dem neuen TV-Vertrag alle Erwartungen übertroffen und einen Coup gelandet. Im Gegensatz zu der englischen Premier League, die ihren Vereinen 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit ausschüttet, lesen sich die 1,16 Milliarden Euro zwar noch immer bescheiden. Dennoch sind die Stimmen allesamt positiv und so wurde der Wunsch, die Milliardengrenze zu knacken, erfüllt. Doch wie geht es nun weiter? Das „Team Marktwert“, bestehend aus Eintracht Frankfurt, Hertha BSC Berlin, SV Werder Bremen, 1. FC Köln, VfB Stuttgart und dem Hamburger SV, zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit dem präsentierten Ergebnis.

Axel Hellmann, Vorstandsmitglied bei den Hessen, lobte: „Die DFL mit Christian Seifert und seinem Team hat den Ausschreibungsprozess hervorragend gestaltet. Das wirtschaftliche Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen.“ Sportvorstand Fredi Bobic bezeichnete das neue Paket ebenfalls als „“sensationell und hochattraktiv.“ Doch wie sehr profitiert die Eintracht tatsächlich von dem neuen TV-Milliarden-Vertrag, der deutlich mehr Geld in die Kassen aller Klubs fließen lässt? Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef vom FC Bayern, jubilierte natürlich: „Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Die Spitzenvereine stehen international unter großem Druck. Daher ist es wichtig, dass diese Steigerung kommt. Das hilft uns, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“

Der größte Teil der Bundesliga kämpft allerdings nicht um die Krone in der Champions League, sondern um das nackte Überleben im wöchentlichen Abnutzungskampf. Spannung gibt es im Saisonendspurt meistens nur noch mit Blick in die Kellerregion, ganz oben ist die Ernte meistens schon dann eingefahren, wenn der Winter die Bundesrepublik langsam verlässt und die Vögel ihre ersten Liedchen im Frühjahr zwitschern. Ein Rennen um die Meisterschaft oder die Champions League-Ränge an den letzten Spieltagen? Die Zeiten scheinen vorbei, zu früh können sich die jeweils starken Teams von der Konkurrenz absetzen. Und steht eine Mannschaft, beispielsweise die Hertha in der vergangenen Spielzeit, nach 26 Spieltagen noch unter den „Top 4“, geht ihr zum Ende hin, aus Gründen der Quantität und Qualität des Kaders, die Puste aus.

Hellmann fordert deshalb bei den Verhandlungen um den neuen Verteilungsmechanismus zu bedenken: „Die große Attraktivität der Liga und die Reichweitenstärke von Traditionsclubs wie Eintracht Frankfurt sind enorme werttreibende Faktoren in dem Ausschreibungsprozess gewesen.“ Bislang gilt das Zwei-Säulen-Modell: Die Gelder werden nach der Ligenzugehörigkeit und dem Rang in der nationalen Fünf-Jahres-Wertung – die Hessen stehen hier auf Rang 12 – verteilt. Aus Sicht des „Team Marktwert“ müsse hier etwas verändert werden.

Hellmann weiter: „Wir halten es für zwingend notwendig, dass neben den bestehenden Säulen auch der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins bei der Verteilung berücksichtigt wird. Damit fordern wir nur das, was in sämtlichen europäischen Top-Ligen bereits üblich ist – nämlich eine gerechtere und zeitgemäße Verteilung der TV-Gelder – auch in der Bundesliga.“ Ein Faktor für diese Berechnung könnte die Einschaltquote bei Sky sein. Das „Team Marktwert“ nimmt hier die Ränge fünf bis zehn ein.

PlatzVereinSky-Zuschauerzahlen 2015/16 (in Mio.)
1FC Bayern München0,84
2Borussia Dortmund0,70
3FC Schalke 040,51
4Borussia Mönchengladbach0,43
SV Werder Bremen0,43
6Eintracht Frankfurt0,42
Hamburger SV0,42
8Hertha BSC Berlin0,39
91. FC Köln0,38
10VfB Stuttgart (abgestiegen)0,34
111. FSV Mainz 050,33
12Bayer 04 Leverkusen0,32
13Hannover 96 (abgestiegen)0,30
14VfL Wolfsburg0,28
15FC Augsburg0,27
TSG Hoffenheim0,27
SV Darmstadt 980,27
18FC Ingolstadt0,18
Eine dritte Säule soll dem "Team Marktwert" höhere Einnahmen bescheren.
Eine dritte Säule soll dem „Team Marktwert“ höhere Einnahmen bescheren.

Auch der Zuschauerschnitt wird bei den Planungen häufig als Argument angeführt. Hier haben die Traditionsvereine, die sich zu dem Bündnis zusammengeschlossen haben, qua ihrer Stadiongröße einen Vorteil gegenüber Mannschaften wie dem FC Ingolstadt, dem SV Darmstadt 98 oder den Werksklubs aus Wolfsburg oder Leverkusen. Dennoch darf nicht verschwiegen werden, dass spärliche vier Heimspiele der Eintracht in der letzten Saison ausverkauft waren – nur Berlin (2) und die abgestiegenen Stuttgart (3) hatten weniger häufig „volle Hütte“.

Das Bündnis möchte zeitnahe Gespräche mit der DFL führen und über den sinnvollen und nachhaltigen Aufbau einer dritten Säule nachdenken. Sollten hier kein Fortschritt gelingen, wird der Schritt in Richtung Spitzenränge für Mittelfeldmannschaften und erst recht für Aufsteiger – sollten sie nicht das Finanzpotenzial von RB Leipzig haben – noch schwieriger zu bewältigen sein. Der Jubel über den neuen TV-Milliarden-Deal wäre – zumindest beim größten Teil der Bundesliga – zügig verstummt.

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6 Kommentare

  1. Egal, wie die TV-Gelder letztendlich verteilt werden, wie will Sky die Steigerung (über 80 %?) refinanzieren?
    Wahrscheinlich über Erhöhung der Preise bei Kneipen etc, wobei die bereits heute schon unter der finanziellen Last stöhnen.
    Situationsbeschreibung, beispielhaft für viele Städte in BRD:
    Im näheren Umfeld meiner Wohnung (2 KM) gibt es derzeit ca. 6 Kneipen die Sky anbieten. Spielt der Heimverein (FC) sind die 6 Kneipen
    a) unterschiedlich besucht, von 20 bis 100 Zuschauern (liegt wohl an der Beliebtheit der Kneipen)
    b) nach Spielende sind die Fußballgucker schnell wieder verschwunden
    c) Umsatz für den Wirt ca 10-15 € pro Person, im Einzelfall auch mal mehr.
    d) für Spiele unserer SGE, oder der anderen 16 BuLi-vereine, besteht leider kein großes Interesse
    Ich gehe davon aus, das in den nächsten Jahren viele Kneipen die Sky Kosten nicht mehr bezahlen können oder wollen.

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  2. Sky gibt logischerweise die Erhöhung weiter an die Kunden. Im Endeffekt zahlen wir das, was ja klar ist.

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  3. Sky hat doch gerade erst eine Erhöhung aufgrund der laufenden Kosten angekündigt.
    Wenn jetzt die Ausgaben für die rechte noch größer werden, werden drei Dinge passieren:
    – Die „Gastropreise“ für sky werden stark steigen, sodass sich größere Fußball-Entertainment-Kneipen bilden, die dann aufgrund der neuen Anstoßzeiten 24/7 Live Fußball zeigen.
    – Die Heimkunden werden stärker zur Kasse gebeten
    – Es wird wohl massiv an der Werbeschraube gedreht. Mehr Einblendungen während des Spiels, mehr Werbung rund um die Berichterstattungen und mehr „Programmhinweise“.

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  4. Aufgrund der Streckung der Spieltage und durch die Verteilung auf Sky/ Europsport sollten die Kosten mehr verteilt werden. DIe Werbung wird sicher mehr werden.

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  5. Also ich finde die Idee mit Tradition und Verteilung der Fernsehgelder ja weiterhin irgendwie nett aber weiß trotzdem nicht wie das umgesetzt werden soll. Und wenn ich mir die Zuschauertabelle anschauen wirds ja noch schwieriger. Platz 1-4 sind ohnehin die Teams mit der meisten Kohle. Zwischen 5-11 sind wir dabei und alle die uns auch sonst in der Tabelle gefährlich nahe kommen. Wenn hier alle ein paar EUR mehr bekommen ist das zwar schön aber am Ende haben wir daraus auch keinen wirklichen Vorteil erreicht. Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim lachen vermutlch über 1-2 Mio. um die es hier vermutlich maximal geht. Augsburg, Darmstadt und Ingolstadt sind halt Dörfer im Vergleich zu den anderen Großstädten (mit Freiburg kommt nochmal eines dazu). Selbst wenn die prozentual mehr Fans unter den Einwohnern begeistern können, werden die Zahlen unter denen der Großstädte wie Berlin liegen wobei ich es durchaus respektabel finde, dass man auch mit diesen bescheidenen Mitteln oben mitspielen kann. Somit bleiben bei einer Verteilung anhand der Tabelle in erster Linie die kleinen klein und die großen werden noch größer. Spannend auch – sollten Stuttgart und Hannover es nicht direkt wieder nach oben schaffen, wird es finanziell ein hartes Brett zu bohren geben, sofern wie angedacht, die Verteilungsschlüssel von 1. zu 2. Liga auch nochmal zu gunsten der Erstligisten überarbeitet werden sollen. Ich sehe weiterhin nur eine europäische Lösung wo die Gelder der CL um mindestens 30% gekürzt werden und die der Euro League mindestens 20% erhöht werden. Als CL Gewinner hab ich soviele Mehreinnahmen durch Werbung, Zuschauer etc., dass man mir nicht noch den großen Geldtopf über den Schädel kippen muss.

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  6. Naja, das Problem ist, das die Gelder der CL nicht gekürzt werden. Da sind die großen Vereine im Boot, und die machen das nicht mit. Daher ist das zwar wünschenswert, aber nicht realistisch. Manche der Großen vermarkten isch ja schon selbst soweit ich wieß ( in Spanien z.B. ) , andere wie die Bayern verlangen mehr Geld dmait sie das nicht tun. Und auch der nette BVB wird nicht auf die Kohle verzichten.

    Daher können wir kleinen nur in kleinen Schritten hochkommen. Übrigens, in der Zuschauertabelle sind wir 9. In der Fernsehgeldtabelle 12. Unteschied der beiden Plätze 3,5 Mio. Das wäre schon nett für uns. Bei den Sky abos sind wir auf Platz 7 das sind 5,9 Mio Untersachied zu Platz 12.

    Ich fände es gut die Fanbase, die Zuschauerzahlen ( gene auch die der Auswärtsfans , da sind wir 9. , Darmstadt übrigens 7 . ) als Grundlage zu nehmen. Und natürlich auch wie bisher die Tabellenplätze. Das zusammen mit einer ordentlichen Formel un d es wäre gerechter . Und sicher besser für uns.

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