Paul Taaffe hat große Sorgen, dass die "high-risk-Strategie" schief geht.
Paul Taaffe hat große Sorgen, dass die „high-risk-Strategie“ schief geht.

96 Tage Sommerpause gehen am heutigen Samstag für die Eintracht zu Ende. Die letzte Saison hat an den Nerven der Fans gezerrt – auch an denen von Paul Taaffe, dem Geschäftsführer von SGE4EVER.de-Premiumpartner FPS. Neue Spielzeit, neues Glück? Noch überwiegt die Skepsis beim großen Eintracht-Fan.

SGE4EVER.de: Hallo Paul. Du hast die beiden Spiele gegen Celta Vigo und den 1. FC Magdeburg gesehen. Wenn du mit deinem Sohn Justin, der derzeit fernab von der Eintracht in Australien studiert, telefonierst und er dich nach deinem ersten Eindruck fragt – was wäre deine Antwort?
Paul Taaffe: Ich sage es ganz informell: Gegen Celta Vigo fand ich das gar nicht so schlecht, aber ich weiß nicht, wie man das Spiel einordnen kann. Ich habe auch mit Justin darüber gesprochen. Gegen den 1. FC Magdeburg war ja keine Linie drin und ich stelle mir die große Frage, die sich wohl viele Fans stellen: Haben wir einen Leader geholt? Alex Meier wirkt zwar fit, aber er ist niemand, der auf dem Platz sagt: ‚Jungs, das packen wir jetzt an!“ Die Leistung gegen Magdeburg war schon sehr enttäuschend. Omar Mascarell hat zwar gute Ansätze gezeigt, auch sein Pass vor dem 1:0 war super – aber ob er schon eine Leaderrolle einnehmen kann, bezweifle ich noch. Ich will das Spiel gegen Magdeburg jetzt nicht überbewerten, schließlich haben sich auch andere Bundesligisten gegen unterklassige Mannschaften schwer getan. Aber ich habe einen hohen Sieg erwartet und das ist nicht eingetroffen. Aber wo die Eintracht wirklich steht und welchen Eindruck ich habe, werde ich erst nach der Partie gegen den FC Schalke 04 formulieren können.

Im Sommer gab es viele Diskussionen um die Themen „Multi-Kulti“ und fehlende Identifikation! Was ist deine Meinung dazu?
Für mich ist Eintracht ein Multi-Kulti-Verein – das ist ein Grund, weshalb ich Frankfurt so mag. Ausländisch, international – ich würde den Punkt nicht überbewerten. Wir haben Lukas Hradecky – der ist ein geiler Typ und ist beliebt, auch wenn er aus Finnland kommt. Wo du herkommst, hat mit dem Verein an sich wenig zu tun. Man muss nur mal überlegen, wie wenig deutsche Spieler wir gehabt haben, die wirklich Publikumslieblinge waren. Patrick Ochs war zwar einer, aber sein Ende bei uns war auch unglücklich. Und bei Alex Meier müssen wir langsam darüber nachdenken, wie wir ihn in den nächsten Jahren ersetzen. Deshalb sage ich: Multi-Kulti zeichnet Frankfurt aus. Ich kenne zwar einige ältere Fans, die damit ein Problem haben, aber durch meine eigene Internationalität finde ich das in Ordnung. Wenn ich an Anthony Yeboah oder Jay-Jay Okocha denke – die hatten überhaupt nichts mit Frankfurt zu tun und waren die Publikumslieblinge schlechthin.

Die Eintracht hat viele Spieler ausgetauscht. Bist du mit der Transferpolitik bislang zufrieden?
Frag mich nach dem Spiel gegen Schalke. Ich glaube, dass die Personalie Stefan Aigner viele wütend gemacht hat. Wir haben zwar über ihn gemeckert und kritisiert, dass er zu langsam ist und keinen Ball annehmen kann. Aber jetzt, wo er weg ist, sind wir alle traurig. Er war ein sehr sympathischer Typ, ein Münchener Junge, der jetzt wieder zurück in die Heimat wollte, nachdem er Vater wurde. Ich kann das nachvollziehen. Ich glaube aber, dass sich die meisten über die Ablösesumme aufregen. Wir wissen aber gar nicht, wie viel Geld es wirklich gab. Es gibt ja Thesen, dass die Summe ein wenig höher liegt, als es in der Presse bislang verbreitet wurde. Ich hoffe, dass ihn Ante Rebic (zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass er an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt ist, Anm. d. Red.) und Mijat Gacinovic ersetzen können. Ich verstehe aber, dass es viel Unruhe gibt, weil uns eine Identifikationsfigur verlassen hat. Aber wenn die vielen Neuzugänge einschlagen und wir erfolgreich sind, dann sind wir doch immer noch Eintracht Frankfurt.

Paul zweifelt noch, ob Fredi Bobic der richtig Mann für die Eintracht ist.
Paul zweifelt noch, ob Fredi Bobic der richtig Mann für die Eintracht ist.

Fredi Bobic hat sich mit Auftritten in der Öffentlichkeit bislang merklich zurückgehalten. Konntest du dennoch in den fast 3 Monaten, die er hier ist, einen ersten Eindruck von ihm gewinnen? Und wenn ja – welchen hast du?
Ich war nicht so begeistert von der Wahl – ich hätte mich mit der Lösung Thomas Sobotzik anfreunden können. Er ist ein Frankfurter Bub, dem ich zugetraut hätte, dass er die Aufgabe gut ausfüllt und sich mit dem Verein identifiziert. Er hat eine leise Art und denkt konzeptionell. Die Vorstellung seines Konzepts kam im Aufsichtsrat angeblich gut an. Aber mit Bobic? Er äußert sich öffentlich ja nur sehr vorsichtig. Am Sonntag nach den Vorfällen in Magdeburg war er ja auch sehr zurückhaltend. Ich verstehe ihn, aber ich sehe ihn nicht als Typen, mit dem ich mich identifizieren kann. Er ist mehr ein Manager- und kein Eintrachttyp. Aber wenn er Erfolg hat, dann werden wir das vergessen. Wie viel er wirklich zu sagen hat, kann ich nicht einschätzen. Mein Gefühl sagt mir, dass Niko Kovac hier viel entscheidet und Bruno Hübner nur die Verhandlungen führt. Immerhin beschäftigt sich Bobic mit der Jugend und führt dort Gespräche, was ich gut finde. Aber eine abschließende Beurteilung kann ich noch nicht abgeben.

Über Niko Kovac sagtest du ja bereits, dass er über Wasser laufen könnte. Was sind deine Erwartungen an ihn?
Ich traue ihm viel zu! Ich mag seine Art – aber jetzt ist er gefragt. Die Partie gegen Schalke wird richtungsweisend sein. Aus den Partien gegen Celta Vigo oder Magdeburg kann man noch nichts ableiten. Ich traue ihm durch seine Ausstrahlung und sein Selbstbewusstsein zu, dass er die Aufgabe meistert. Aber es ist eine „High-Risk-Strategie“, die gefahren wird. Kovac wurde bislang zu Recht gelobt – jetzt muss er zeigen, dass er auch den nächsten Schritt gehen kann. Ich bin gespannt, wie er mit Rückschlägen umgeht. Er wirkt sehr selbstkritisch und dann geht auch die Motivation schnell weg, wenn es nicht gut läuft. Kovac muss die Mannschaft jetzt formen und das ist eine große Herausforderung für ihn.

Kommen wir gleich zum Blick auf die Bundesliga: Am Samstag startet die Saison – wird sich die Eintracht besser, erfolgreicher präsentieren als es im Vorjahr der Fall war?
Ich weiß es nicht. Wir sind schneller geworden, aber können die jungen Spieler so viel Verantwortung tragen? Ich denke, dass uns in der Mannschaft noch ein Leader fehlt. Bei David Abraham habe ich meine Zweifel, auch Bastian Oczipka ist wieder in der Leistung zurückgefallen. Ich habe Sorgen, dass es schief gehen kann – gerade nach dem Spiel gegen Magdeburg. Das war ein echter Stimmungsdämpfer. Wir sind die launische Diva und wenn es gegen Schalke richtig schief geht – was ich nicht weiß – dann wird wieder scharf gegen die Verantwortlichen geschossen. Es ist eine „high-risk-Strategie“ und die kann auch schief gehen.

In ein paar Tagen schließt das Transferfenster – findest du, der Kader steht – oder sollte noch etwas getan werden?
Nachdem man das Spiel gegen Magdeburg gesehen hat, könnte man einiges in die Wege leiten. Es ist alles „high-risk“ – und ich hätte gerne noch einen Leader, der die Mannschaft führt. Die Position ist da egal, wir brauchen einen Spieler, der das Team zusammenhält, wenn es schlecht läuft. Wer war denn unser letzter Leader? Alex Meier fehlt da in meinen Augen das Konzept. Idealerweise hätte ich gerne noch einen Leader in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld.

Kommen wir noch zu den üblichen Prognosen vor einer Saison. Wer wird deutscher Meister…?
Der FC Bayern München macht es wieder. Sie müssen den Kader zwar langsam verjüngen, aber das schaffen sie schon.

Wer geht in die Relegation und wer steigt direkt ab?
Der SC Freiburg geht in die Relegation, die Darmstädter und Bremer gehen direkt runter.

Wo landet die Eintracht?
Ich tue mich hier sehr schwer mit einer Prognose. Unsere Eintracht landet zwischen Rang 12 und 14.

Und wie endet die Partie am heutigen Samstag?
Gegen Schalke tippe ich auf ein 2:2 – schließlich kann ich ja nicht gegen unsere Eintracht wetten.

Jetzt seid ihr dran! Sagt uns – geht ihr mit Paul konform? Und was sind eure Tipps für die Partie gegen den FC Schalke 04?

- Werbung -

5 Kommentare

  1. Super Interview. Mit dem meisten Gesagten stimme ich überein. Denke man muss je 3 Heim- und Auswärtsspiele abwarten bis wir uns in der Liga einordnen können. Hoffe dass solange in den Foren auch das Bashing sich noch in Grenzen hält und Team und Trainer unterstützt werden.
    Werde mich jetzt so langsam auf den Weg ins Stadion machen.
    Mein Tipp für heute: 2:1 (Mit deinem Tipp Paul wäre ich aber auch hochzufrieden)
    Endlich wieder Fussball! !!!
    Auf geht’s SGE

    0
    0
  2. Alles in allem kann ich ihm nur zustimmen. Wir können noch überhaupt nicht sagen wo die Mannschaft steht nach den beiden letzten Spielen die erst Licht und dann ganz viel Schatten waren. Ich denke die Hinrunde wird eine Zitterpartie werden da sich die Neuzugänge ja erst an die Liga gewöhnen müssen bzw. wir schon wieder relativ heftig vom Verletzungspech gebeutelt werden. Da ist dann wohl wieder die Leidensfähigkeit gefragt wenn wir den einen oder anderen Dämpfer bekommen. Aber ich traue Kovac zu das er die Jungs ordentlich ins Ziel bringt das in dieser Saison mal wieder nur „Klassenerhalt“ heißen kann. Mehr ist vermutlich diese Saison nicht drin. Nach dem Spiel heute gegen Schalke werden wir wohl den ersten Hinweis haben wohin die Reise geht und ich befürchte das wird nicht nach oben in der Tabelle sein. Aber eigentlich sind wir ja nichts anderes mehr gewohnt. Die Europacup Saison war mal ein Highlight das sich vermutlich so schnell nicht wieder wiederholen wird. Von daher: Business as usual.

    Trotzdem wünsche ich uns allen eine spannende und erfolgreiche Saison mit unserer Eintracht aber ohne Vollidioten die Leuchtraketen abfeuern ! #einmalAdlerimmerAdler

    0
    0
  3. Aigners Weggang ist kein Verlust, auch wenn er ein netter Typ und „ehrlicher“ Profi ist.
    Aber sorry, ein paar mehr – dann auch tatsächlich einsetzbare – deutsche Spieler hätte ich mir schon gewünscht. Von den 30 Spielern des Kaders besitzen gerade mal 12 einen deutschen Paß (Mindestforderung der DFL), wiederum vier davon zusätzlich noch eine zweite Staatsbürgerschaft. Und ein Drittel der „deutschen“ Spieler sind sogenannte Zählprofis.
    Zu „1. SGECharly“:
    Habe den letzten Satz des ersten Absatzes mit einer Träne im Auge gelesen. Würde jetzt auch gerne ins Stadion gehen. Ist aber leider aufgrund der Entfernung nicht möglich; dann viel Spaß!

    0
    0
  4. Zu #4 KUB Rheinland
    Habe für dich gestern die Eintracht mit angefeuert. Hinterher hatte ich auch eine Träne in den Augen : Vor Freude!

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -