Eintracht Frankfurt kommt auch im Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV nicht über ein 1:1 hinaus und bleibt damit weiter auf der Suche nach Selbstvertrauen und defensiver Sicherheit. Die SGE begann sehr vorsichtig, nahezu risikoarm, und war von Beginn an darauf bedacht, den HSV nicht mit einfachen Ballverlusten zu Kontern einzuladen. Diese Grundidee war nachvollziehbar, nahm dem eigenen Spiel aber gleichzeitig viel Tempo und Mut. Frankfurt wollte vor allem Stabilität – und verlor dabei zunehmend die Kontrolle über den Spielfluss.
Ab Mitte der ersten Halbzeit gelang es den Hamburgern immer besser, ihr starkes Umschaltspiel aufzuziehen. Der Hauptgrund dafür lag im unsauberen Passspiel der Eintracht. Zu viele Bälle wurden schlampig gespielt, unpräzise verarbeitet oder ohne klare Idee nach vorne geschlagen. Besonders die hohen Bälle auf Ansgar Knauff, der weiterhin als Notlösung im Sturm agieren muss, verpufften wirkungslos. Knauff ist kein klassischer Stürmer, kann diese Bälle nicht festmachen und so kam der Ball viel zu schnell zurück zum Gegner. Frankfurt verlor dadurch immer wieder die eigene Ordnung und lud den HSV zu Gegenstößen ein.
Im zentralen Mittelfeld zeigte Hugo Larsson zwar eine starke Leistung, lief unermüdlich Räume zu, gewann viele Zweikämpfe und versuchte, das schnelle Umschaltspiel der Hamburger zu unterbinden. Aber: Alleine konnte er diese Wellen jedoch nicht stoppen. Die Abwehr sah sich dadurch immer wieder schnellen HSV-Spielern gegenüber, was für permanente Unruhe sorgte. Positiv stach Nathaniel Brown auf der linken Seite hervor, der defensiv stabil stand, viele Bälle gewann und immer wieder Angriffe einleitete. Auf der rechten Seite agierte Rasmus Kristensen hingegen häufig zu offensiv oder schlecht positioniert, was zusätzliche Räume öffnete.
Das Gegentor passte dann leider erneut ins Bild der vergangenen Wochen. Der haarsträubende Fehlpass von Nnamdi Collins war ein grober individueller Fehler, der den HSV regelrecht einlud. Solche Fehler bringen die Eintracht immer wieder unnötig in Rückstand. Es sind Situationen, die nichts mit Taktik oder System zu tun haben, sondern allein mit Konzentration und Entscheidungsfindung. In dieser Häufigkeit passieren solche Fehler keiner Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte – und genau das ist eines der zentralen Probleme der SGE.
SGE zeigt, dass sie es kann – aber zu selten
Beim eigenen Ausgleich zeigte Frankfurt dann, welches Potenzial eigentlich in dieser Mannschaft steckt. Der Ball von Collins auf Brown war stark, Brown leitete direkt weiter zu Larsson, der ohne Zögern abschloss. Schnell, direkt, schnörkellos, mit Wucht – genau so will man die Eintracht sehen. Diese Szene war ein Lichtblick und zeigte, wie effektiv das Frankfurter Spiel sein kann, wenn Tempo, Mut und Klarheit zusammenkommen.
In der zweiten Halbzeit agierte die SGE deutlich ballsicherer, schob weiter nach vorne und setzte den HSV stärker unter Druck. Die Hamburger konnten sich häufig nur noch mit unkontrollierten Befreiungsschlägen helfen, die immer wieder bei der Eintracht landeten. Frankfurt schnürte den Gegner phasenweise ein, kam aber erneut nicht zu der erhofften Durchschlagskraft. Die Flanken verpufften nahezu komplett, das Spiel blieb zu risikoarm, zu kompliziert und zu wenig zielstrebig. Der Weg in die wirklich gefährlichen Räume wurde zu selten konsequent gesucht.
Hinzu kam, dass erneut eine klare Großchance ungenutzt blieb. Nathaniel Brown vergab aus aussichtsreicher Position – eine Szene, die sinnbildlich für die letzten Spiele steht. Zu Saisonbeginn war die Eintracht extrem effizient, fast jede Großchance führte zu einem Tor. In den vergangenen Wochen hat sich dieses Bild jedoch komplett gewandelt. Die Chancenverwertung ist deutlich schwächer geworden, was die Unsicherheit zusätzlich verstärkt.
Natürlich muss man berücksichtigen, dass die SGE aktuell mit großem Verletzungspech zu kämpfen hat und wichtige Spieler fehlen. Dennoch sind viele der Probleme hausgemacht. Es fehlt nicht nur an Selbstvertrauen und defensiver Stabilität, sondern auch an passender Kaderstruktur. Hier ist nun die sportliche Führung um Sportvorstand Markus Krösche gefragt, nachzulegen und die offensichtlichen Baustellen anzugehen. Ohne personelle Nachjustierungen wird es schwer, die wiederkehrenden Muster aus Fehlern, Unsicherheit und fehlender Durchschlagskraft nachhaltig zu durchbrechen.







8 Kommentare
"Eintracht Frankfurt kommt auch im Heimspiel gegen den Hamburger SV nicht über ein 1:1 hinaus"
ich bin eher einer von denen, die behaupten, dass das spiel in hamburg war (auswärtsspiel). :-)
guter Artikel Florian, frohe Weihnachten und guten Rutsch, und an alle gnadenlosen Dino-Hater und Foristen:
es kommen auch wieder bessere Zeiten :-)
Egal wie und unter welchen Bedingungen , es geht weiter , noch ist nichts verloren, der Kader wird sicher nochmal angepasst von MK.
Es sind einfach auch viele Spieler noch sehr jung und sammeln derzeit wichtige Erfahrung , auch im Bezug Champions League.
Wo soll die Abgezocktheit denn herkommen ? Nur von Kristensen und zwei drei anderen ist zu wenig. Und selbst die haben nicht immer ihre Topform.
Also locker bleiben, weiter supporten und gemeinsam Punkten und sich an die internationalen Plätze festbeißen.
AlleS Gemeinsam gEben !
Per sempre
Es würde schon reichen wenn man seine Leistung mal über 90 + Minuten bringt.Es reicht immer nur zu einer guten Halbzeit.
So, jetzt mal Butter bei die Fische.
Man hat gegen das schlechteste Mainz seit Jahren und Augsburg – dank Doan und VAR-Glück – irgendwie gewonnen. Man hat gegen den HSV und schwache Wölfe ebenfalls mit VAR-Glück zwei Punkte geholt. Man hat gegen Heidenheim nicht gewonnen. Man hat 47 Gegentore in allen Wettbewerben vor Weihnachten kassiert, was historisch schlecht ist. Man hat gegen ein schlagbares Bergamo sang- und klanglos zu Hause verloren und sich auch gegen Topteams (mit Ausnahme von Barca und Napoli, gegen die man zumindest defensiv gut stand) rufschädigende Klatschen abgeholt. Liverpool war zu dem Zeitpunkt sogar schwächer denn je. Größte Krise seit Jahren. 1:5 zu Hause …
Wie oft hat diese Mannschaft eigentlich nach einem Gegentor direkt das zweite und dritte kassiert? Auch sowas gabs noch nicht. In den ersten 15 Minuten kassieren wir außerdem die meisten Tore, was auch dafür spricht, dass der Trainer die Jungs nicht erreicht.
Generell hat man mit diesem Trainer seit 2,5 Jahren alle Do-or-die-Spiele in Pokalwettbewerben verloren – und das stets mit einer seelenlosen Leistung. Kein Eintracht-Frankfurt-Fußball.
Dem gegenüber steht natürlich die CL-Quali, die – wenn man mal ehrlich ist – nur zustande kam, weil RB und der BVB in einer Vollkrise samt Trainerentlassungen waren. Die eigentlichen Konkurrenten waren Freiburg und Mainz.
Wenn man dann auch noch hört, dass der Trainer diese Tatsachen schönredet und sich gefühlt keiner Schuld bewusst ist, macht einen das doch ziemlich sauer.
Der Januar wird schwer, das sind fast nur Topgegner. Gut möglich, dass wir von langweiligem Schlafwagenfußball, der sogar an CL-Abenden zu einer schwachen Stimmung im Stadion führt, bald erlöst werden. Toppmöller raus, aber holt mir bitte nicht den Terzic. Der nächste 08-15 Laptoptrainer, der fachlich viel drauf hat, aber eine Mannschaft nicht packt.
Frohe Weihnachten.
Durch meinen aktuellen Urlaub habe ich ausnahmsweise einmal mehr Zeit als üblich . Diese habe ich genutzt um mich einmal durch zahlreiche Sportzeitungen zu lesen. Erstaunlich wie viele Fachleute die Arbeit von Dino sehr positiv bewerten und die Kritik an ihm nicht nachvollziehen können. Scheinbar haben die wahren Kenner einen anderen Blickwinkel als wir Hobbykicker.
Euch allen ein frohes Weihnachtsfest.
@6
Je weiter weg diese "Experten" von der Eintracht sind umso oberflächlicher
und positiver fallen die Kommentare zu Toppmöller aus.
Am Sonntag hat sogar eine ganze Runde über uns diskutiert. Es ist schon
bemerkenswert was da für ein Blödsinn besprochen wird.
Der Oberexperte von Bild hat sogar darüber informiert, dass wir massive
Finanzprobleme haben.
Jeder vernünftige Amateurtrainer kann Dir in fünf Minuten erklären, was
bei uns schief läuft.
Super Kommentar, der auf Fakten basiert. Er beschreibt ziemlich genau, wie die Dinge zu bewerten sind.
Sind wir doch mal ehrlich: momentan nimmt uns diese Mannschaft überhaupt nicht mit, fast könnte man davon sprechen, dass es ins Emotionslose abgerutscht ist.
Da sind solche Kommentare wie der in Nr. 6 m.E. nicht sehr hilfreich. Nur, weil man selbst nicht Bundesligatrainer ist und/oder genauen Einblick in die internen Abläufe hat, kann man doch Kritik nicht so abwerten.
Dass es scheiße läuft, sehen doch die meisten so, oder?
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