Das späte Gegentor zum 2:2-Ausgleich am vergangenen Sonntag beim SC Freiburg löste bei der Frankfurter Eintracht erneut eine Debatte um die Position des Torwarts aus. Kaua Santos gab beim zweiten Gegentreffer keine gute Figur ab, indem er die Mauer falsch stellte und sich selbst fatal positionierte. Infolgedessen wurden die Rufe nach einem Torwartwechsel immer lauter. Auf der Pressekonferenz vor dem Champions League-Duell mit dem FC Liverpool sorgte Dino Toppmöller nun für einen Paukenschlag. Michael Zetterer wird für das morgige Spiel wieder zwischen den Pfosten stehen. Eine Entscheidung, die dem Cheftrainer sicherlich nicht leicht fiel und überraschen dürfte. Und doch halte ich diesen Schritt für richtig und konsequent. Bereits im ersten Kommentar von SGE4EVER.de wurde dieses Thema kritisch beäugt, in diesem Beitrag nenne ich die Gründe, warum ich den Torwartwechsel befürworte.
Das Torwart-Dilemma
„Wir haben die Luxussituation, dass wir drei Toptorhüter haben“, stellte Dino Toppmöller auf der PK vor der Königsklassenpartie fest und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Es gibt Situationen, da möchte man nicht in der Haut eines Trainers stecken. Mit dem jungen talentierten Kaua Santos und den bundesligaerfahrenen Michael Zetterer zwei starke Torhüter mit Ambition auf einen Stammplatz in den eigenen Reihen zu haben, kann man als Fluch und Segen zugleich betiteln. Egal, welche Entscheidung Toppmöller trifft, es werden immer kritische Stimmen aufkeimen, aber genauso auch Stimmen, die das Handeln des Fußballlehrers gutheißen und zu den zähle ich mich auch. Toppmöller erkennt die Baustellen und reagiert. Das Problem mit der Gegentorflut löste Toppmöller, indem er für das Auswärtsspiel in Freiburg einen defensiven Ansatz wählte. Die Systemumstellung auf die Dreier- bzw. Fünferkette und der Startelfeinsatz von Aurèle Amenda trugen ihre Früchte. Nun reagiert der Übungsleiter aus meiner Sicht zurecht auf die schwankenden Leistungen von Kaua Santos, indem er Michael Zetterer zurück ins Tor beordert. Ich verstehe die Gegenseite, ich kann nachvollziehen, wenn es heißt, dass dieser Schritt der Entwicklung eines jungen aufstrebenden Torhüters eher schadet als fördert. Santos ist gerade mal 22 Jahre alt, einem jungen Spieler, egal auf welcher Position, muss man Fehler zugestehen. Dass diese dann noch auch passieren, war allen natürlich bewusst. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn der Brasilianer mal eine Flanke falsch einschätzt oder einen haltbaren Ball nicht parieren kann. Alles kann ich anerkennen. Allerdings dürfen solche haarsträubende Fehler wie der in Freiburg beim Freistoßtor von Vincenzo Grifo nicht passieren. Auch von einem jungen Torwart kann ich erwarten, dass er eine Mauer richtig stellt und selbst weiß, wie er wo sich zu positionieren hat, und dass ein Vincenzo Grifo Freistöße kann, sollte auch klar sein. Santos dürfte selber bewusst sein, dass das Unentschieden auf seine Kappe geht, ihn jetzt nach dem Patzer wieder auf die Bank zu setzen, ist mit Sicherheit alles andere als förderlich für sein Selbstvertrauen.
SGE muss auf Erfahrung statt Talent setzen
Gleichwohl gilt oder sollte im Idealfall das Leistungsprinzip im Fußball gelten. Sommerneuzugang Zetterer, Spitzname „Zetti“, nahm den Konkurrenzkampf an und konnte in den ersten Spielen genug Eigenwerbung betreiben. Santos als Nummer 1 zu beordern direkt nach seiner Verletzung wurde Zetterers Leistung nicht gerecht. Es wirkte wie ein Freifahrtschein für Santos, der für meine Verhältnisse die gesamte Situation etwas zu locker nimmt. Man hat nicht den nötigen Druck aufgebaut, damit der Brasilianer versteht, dass er sich in einem Konkurrenzkampf gegen einen weiteren starken erfahrenen Keeper durchsetzen muss. Zudem wird mittlerweile im modernen Fußball verlangt, dass ein moderner mitspielender Torhüter nicht nur Bälle abfängt, sondern Sicherheit ausstrahlt und das Spiel von hinten eröffnet. Genau diese Fähigkeiten fehlen dem Zugang aus Flamengo aber noch. Die Eintracht muss – gerade in der aktuellen Verfassung – kurz- und mittelfristig auf Erfahrung setzen. Zetterer bringt genau diese Erfahrungswerte mit, die vor allem morgen gegen einen derzeit kriselnden aber großen FC Liverpool vonnöten sein werden. Gegen das Star-Ensemble aus Hugo Ekitiké, Florian Wirtz, Cody Gakpo und Co. braucht die SGE einen Torwart, der vor Selbstvertrauen strotzt und seinen Vorderleuten ein sicheres Gefühl verleiht. Für Santos ist es aber natürlich nicht das Ende der Welt. Es ist weiterhin nichts in Stein gemeißelt, Toppmöller wird das Gespräch mit seinem Schützling suchen und ihm die Gesamtsituation in Ruhe erklären. Santos sollte dies als Chance begreifen, an seinen Defiziten zu arbeiten und sich zu steigern. Sein Potenzial ist unbestritten. Schließlich muss man manchmal oder öfters im Leben einen Schritt zurückgehen, um zwei Schritte nach vorne zu machen.
17 Kommentare
Während der Saison und das ohne Not hätte dieser Wechsel nie stattfinden dürfen.Es gibt nur Verlierer und was ist wenn Zetterer morgen patzt ?
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Dann geht Jens Grahl ins Tor ;). Spaß beiseite, ich verstehe deinen Punkt. Wenn ein Zetterer morgen patzen sollte, würde es die Angelegenheit nicht leichter machen. Ich würde einfach mal abwarten, wie "Zetti" morgen performt.
Zwei Kommentare mit gegensätzlicher Meinung zum Thema. Wie seht ihr das? Wir freuen uns auf eure Meinung!
Immer wieder wurde hier Markus Krösche unterstellt,er stelle wirtschaftlichen Erfolg vor den sportlichen, dabei ist es doch genau umgekehrt - sportlicher Erfolg ist die Vorraussetzung !
Deshalb fand ich einige "Überlegungen" im voran gegangenen Artikel zu Kaua Santos schon fragwürdig.
Entwicklung einzelner Spieler hin oder her , es muss immer in der Gesamtheit passen und die Mannschaftsleistung darf nicht darunter leiden.
Wir sprechen immernoch über Profisport auf höchstem Level.
Wer DT genau zugehört hat hat zwischen den Zeilen es schreien hören, es war eine kollektive Entscheidung nach vielen Gesprächen und ganz sicher waren von MK bis zu Spielerrat viele dabei.
Volle Zustimmung dazu von mir
Wenn man , wie Freiburg , mit Platz 5-10 zufrieden ist und dieses als Erfolg wertet , kann man einen Torhüter mit dem einen oder anderen Patzer locker durchziehen. Mit der Erwartung jedes Jahr um Platz 2-5 mitzuspielen eine ganz andere Vorgehensweise. Deshalb ist der Wechsel im Tor durchaus nachzuvollziehen und richtig.
@Emre
Da es gestern noch kategorisch hieß: 'Keine interne TW-Diskussion...'
und heute Mittag der Wechsel im Tor verkündet wird, bedeutet womöglich,
dass die Entscheidung diskussionslos getroffen wurde?
Und deinem Beitrag entnehme ich, dass du ein solches Handeln gutheißt?
So jetzt noch dem Robin Koch den Tuta austreiben, dann hören die Geschenke und unnötigen Punktverluste hoffentlich auf.
Für mich Aktionismus und Santos das Bauernopfer. Die 10 People vor ihm bilden keine Einheit, wofür DT der Hauptverantwortliche ist, aber die arme Sau im Tor muss weichen. So geht man nicht mit der erklärten neuen Nr. 1 um.
Mag sein, das die Umstellung auf die 5er-Kette mehr Stabilität bringt, aber der Wechsel im Tor wird dazu wenig beitragen.
Für Liverpool wird aber auch das nicht ausreichen. Die kommenden Buli-Spiele werden der Gradmesser.
Hm...wirklich nicht einfach. Der entscheidende Faktor ist für mich die fehlende Lautstärke/Führung bei Kaua. Die Situation aus der Verletzung erstmal völlig überraschend gegen einen Gegner wie Union 4 Dinger zum Auftakt, ist sicher maximal kacke. Er versucht sich ranzutasten anstatt der Abwehr die Meinung zu Geigen, was bei den Blackouts der letzten Wochen durchaus angebracht/nötig wäre.
Nun hat er keine Punkte gerettet und wir stehen nicht im Soll. Da kann ich die Entscheidung, jetzt auf den erfahrenen, soliden Zetterer zu setzen nachvollziehen.
Ich weiß nicht warum man beim Torwart da immer so ein Geschiss drum macht. Am Ende ist es auch ein Spieler auf dem Platz den man wie jeden anderen mal auswechseln und tauschen kann. Bei keiner anderen Position wird da während einem Spiel so drüber diskutiert. Zetterer kam, kannte die Mannschaft kaum und hat gute Leistung gezeigt, genau wie Santos letztes Jahr als Trapp ausgefallen ist. Keine Ahnung warum die Position so hoch gehandelt wird im Fußball, insbesondere wenn man so zwei geile Torhüter wie wir haben. Ich finde den Wechsel gut und es wird sich (vielleicht nicht gerade morgen) die nächsten Spiele zeigen, ob dadurch auch wieder mehr Ruhe in die Anwehr einkehrt. Das wäre mir persönlich viel wichtiger, als die Diskussion, wann wer welchen Fehler gemacht hat. Santos Zeit wird kommen. Das haben wir letzte Ssison auch erlebt!
Sportlich leider nachvollziehbarer Schritt. Nich mal die 2-3 mitverschuldeten Tore, eher die Unsicherheit die er ausstrahlt wird den Ausschlag gegeben haben. Was mir nicht gefällt ist gestern die Aussage keine Torwartdiskusion, heute der Wechsel. Hört sich an wie ein Politiker nach dem Motto was interessiert mich mein Geschwätz von gestern... Geht in meinen Augen gar net und schafft alles nur kein Vertrauen, was der Junge eigentlich gerade jetzt benötigt. Das wichtigste wird sein Ruhe reinzukommen, wenn das der Fall ist muss Santos wieder seine Chance bekommen, ansonsten bekommt er bei uns kein Bein mehr auf den Rasen und das war es dann für ihn. Morgen vertraue ich Zetterer und hoffe das Anlauf zwei im Tor für Santos besser verläuft 🦅
Es ist ja keiner hingegangen und hat Santos als 1 abgesagt…
Aber eine „Denkpause“ tut einem jungen Spieler auch gut zur reflektion. Daran kann er wachsen - tut er hoffentlich auch.
@ Redaktion. Sehr gute Sache mit den zwei gegensätzlichen Kommentaren, regt gut zum pro und kontra diskutieren an. Gerne öfter👍✌️
Absolut richtige Entscheidung!
Endlich bewahrt man den Jungen vor einer Abwärtsspirale. Lasst den Zetti mal machen. Auch wenn der vielleicht auch Fehler macht. Zetti sollte im Jahr 2025 durchspielen.
@ Block42, tausche doch mal in Deinem ersten Satz das Wort "Torwart" gegen "Innenverteidiger & Mannschaftskapitän" aus. :-)
Letztendlich geht es um die Optionen die man hat.
Ist vielleicht ziemlich doof was ich da schreibe; besonders in dem Lichte, dass wir laut Toppi brutal gut verteidigt haben.
Ich denke das ist wichtig für die Mannschaft und auch für Kaua gerade. Mit Aktionismus hat das in meinen Augen wenig zu tun.
Ein Torwart ist so wichtig für die gesamte Hintermannschaft. Wenn das Team merkt, dass der Torwart Unsicherheit ausstrahlt, wird es schwierig und es überträgt sich.
Gegen Freiburg z.B. hat er nicht nur falsch gestanden beim Freistoß, sondern auch die Mauer falsch gestellt. Weiß der Geier warum.
Die Kommunikation geht gar nicht. Erst nach dem Spiel Santos benennen und damit anzählen. Dann in Sicherheit wiegen, um ihn dann abzukanzeln. Dermaßen unprofessionell...
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