Zähes Spiel mit Happy End: Toppmöller lobt „Willensleistung“

Die Frankfurter Eintracht stand im Jahresendspurt unter Zugzwang. Nach zuletzt vier sieglosen Pflichtspielen (1 Remis, 3 Pleiten) sollte im letzten Heimspiel gegen den FC Augsburg an den couragierten Auftritt beim FC Barcelona angeknüpft und drei Punkte eingefahren werden. Zumindest das Spielerische ließ nach zähen 90 Minuten zu Wünschen übrig. Das Ziel, vor heimischem Publikum als Sieger vom Platz zu gehen, wurde dank einer tollen Soloaktion von Ritsu Doan wie schon gegen Mainz dennoch erreicht. Der Schuss des Japaners wurde zuvor entscheidend abgefälscht. Sinnbildlich. Am Ende steht ein sehr schmeichelhafter Sieg gegen kompaktstehende Augsburger zu Buche, die sicherlich einen Punkt verdient gehabt hätten. Doch der VAR machte den Fuggerstädtern einen Strich durch die Rechnung, indem er zwei Treffer aufgrund von jeweils einer knappen Abseitsstellung einkassierte. „Es war ein zähes Spiel. Am Ende sind diese Kleinigkeiten zu unserem Gunsten gefallen“, gab Dino Toppmöller deshalb zu. Entsprechend zeigte sich sein Gegenüber, Manuel Baum sichtlich bedient.

„Wichtig, das Spiel zu ziehen“

Der Eintracht-Coach hingegen sah trotz einer schwachen ersten Halbzeit einen verdienten Sieger und sprach von einer Willensleistung: „Ich glaube, dass wir uns das verdient haben. Die Jungs haben alles versucht, rauszuholen, was im Tank drinnen ist“, lobte der Fußballlehrer die Leistung und die Einstellung seiner Truppe. „Aufgrund der zweiten Halbzeit kann man von einer Willensleistung sprechen, wenn ich das Tor sehe, wie wir es schießen. Das war genau das, was wir eingefordert haben, aus Eins-gegen-eins- Zwei-gegen-eins-Situationen herzustellen. Collins und Höjlund gewinnen den Ball im Zweikampf. Dann spielen wir nach vorne. Doan wurde in der Situation zweimal gefoult, bleibt aber auf den Beinen. Er will sich unbedingt durchsetzen und den Schuss nehmen. Am Ende hat er natürlich das Quäntchen Glück, dass der Ball abgefälscht ist.“ Von dem Resultat möchte sich Toppmöller nicht vernebeln lassen, auch er weiß, das spielerisch viel Luft nach oben ist, was aus seiner Sicht vor allem aber auf den vielen Partien in diesem Kalenderjahr zurückzuführen ist. „Dass es spielerisch deutlich besser geht, das wissen wir“, zeigte er sich selbstkritisch. „Man hat gesehen, dass die letzte Frische für einen sauberen Kontakt und einen tiefen Lauf gefehlt hat und der ein oder andere auf der Rille läuft. Umso wichtiger war es, dass wir das Ding gezogen haben“, so das Fazit des Übungsleiters.

Coach wollte den Fans etwas zurückgeben

Die drei Punkte gegen unangenehme Augsburger sind nicht nur tabellarisch ein wichtiger Fortschritt, sie trägt auch positiv zur Stimmung innerhalb der Mannschaft bei und verleiht ihr ein gutes Gefühl. Toppmöller weiß selbst, wie schwer das halbe Jahr war. Der gestrige Auftritt erinnerte an die knappen Siege gegen Gladbach, Mainz und Köln, wo sich jeweils die SGE ebenfalls schwer tat. „Wie Kristensen gejubelt hat, wie sich die ganze Gruppe gefreut hat, es ist das, was sich die Jungs verdient haben. Es war ein nicht so leichtes halbes Jahr, weil sich Siege oft gar nicht wie Siege angefühlt haben, sprich Köln und Gladbach. Das liegt auf den Jungs drauf. Umso glücklicher bin ich, dass wir es stückweit irgendwo erzwungen haben. Endlich wieder Musik in der Kabine, glückliche Gesichter bei jedem Einzelnen. Darum geht’s, dass wir es gemeinsam versuchen, in die richtige Richtung zu bringen.“ Vor allem gegenüber den loyalen Anhängern waren der 45-Jährige und seine Spieler aus seiner Sicht etwas schuldig. „Ich bin auch froh für unsere Fans, die uns auch in dem Jahr fantastisch unterstützt haben. Deswegen war es mir wichtig, dass wir das Ding, egal wie, auf unsere Seite ziehen, um den Jungs zumindest hier zuhause diesen Abschied zu geben.“ Dass die Mannschaft aufs Zahnfleisch geht, wurde bereits vor Anpfiff mit Bekanntgabe der Aufstellung deutlich. Toppmöller verzichtete in der Startelf auf Nene Brown und Can Uzun, Hugo Larsson fehlte sogar komplett im Kader, da er angeschlagen war und als Vorsichtsmaßnahme nicht berücksichtigt wurde. „Es wird tatsächlich nie langweilig“, musste der gebürtige Saarländer selbst angesprochen darauf schmunzeln. „Das sind Bretter, die du als Mannschaft zu bohren hast. Umso erfreulicher ist es, da muss ich eine Lanze brechen für die Jungs, die reingekommen sind. Das wurde, teilweise zu Recht, kritisiert, dass die Jungs, die reingekommen sind, nicht das gebracht haben, was man von ihnen erwartet hat. Heute hat man gesehen, dass die Einwechsler uns den letzten Push gegeben haben, um das Spiel zu gewinnen.“

Koch-Einsatz in Hamburg offen

Einer davon war Aurèle Amenda, der Robin Koch ordentlich vertrat und einen guten Eindruck hinterließ. Der Kapitän der Adler zeigte in der zweiten Halbzeit an, dass es für ihn nicht mehr weitergeht. Wie schlimm die Verletzung ist und ob der Abwehrchef im letzten Spiel vor Weihnachten beim HSV wieder mitwirken kann, ließ Toppmöller offen. „Koch hat schon seit zwei, drei Wochen Probleme mit der Wade, wo er immer wieder auf die Zähne beißt, wo die Empfehlung wahrscheinlich eher ist, ihn draußen zu lassen. Das zeigt seinen Charakter, dass er unbedingt spielen will. Wenn er in so einem Spiel bei so einem Spielstand sagt, dass er ausgewechselt werden muss, dann ging es wirklich nicht mehr. Jetzt müssen wir schauen, wie er regeneriert, wie wir es in den Griff bekommen.“ Auf die Dienste des gebürtigen Pfälzers würde Toppmöller ungerne verzichten. „Klar ist, dass wir kein unnötiges Risiko eingehen werden, weil im Januar viel zu viele Spiele auf dem Plan stehen. Wenn es möglich ist, werden wir alles dafür tun, dass er am Samstag in Hamburg auf dem Platz stehen kann.“ Auch wenn Koch mit seiner Erfahrung und seinen Qualitäten nicht zur Verfügung stehen sollte, sollte das Ziel am kommenden Wochen im hohen Norden drei Punkte sein, wie der Chefcoach selbst die Marschroute vorgab: „In der Bundesliga haben wir eine hervorragende Ausgangsposition, die wir uns hart erarbeitet und hart erkämpft haben. Jetzt wollen wir nochmal im letzten Spiel vor der Winterpause die Punkte auch mitnehmen.“ Den erfolgreichen Abschluss im eigenen Stadion konnte sich die Eintracht selbst aber auch den treuen Fans mit dem gestrigen knappen Sieg bescheren, in einer Woche beim Hamburger SV wird es darum gehen, das zu vergolden und das anstrengende Halbjahr zu beenden. Das geht nur mit einem Dreier. Auch eventuell ohne Kapitän und Routinier Robin Koch. Egal wie, Hauptsache drei Punkte.