2:2 war am Ende das Ergebnis gegen den SC Freiburg. Anhand des Spielverlaufs ist dieses Ergebnis irgendwo zwischen „verdient“ und „unglücklich“ aus hessischer Sicht einzuordnen. Es offenbarte aber auch wieder Erkenntnisse. Eine davon ist allerdings nicht neu, denn bei der Frankfurter Eintracht gibt es ein Problem, das schon seit geraumer Zeit besteht: Bei eigener Führung wird zu oft die Offensive eingestellt.
Täglich grüßt das Murmeltier
Nachdem die Eintracht gegen den SC Freiburg wieder früh, durch einen katastrophalen Fehlpass von Robin Koch, in Rückstand geriet und sich das Spiel unnötig schwer machte, drehte die Mannschaft von Dino Toppmöller das Spiel in Person von Jonathan Burkardt auf 2:1. Der Kurs auf drei wichtige Punkte aus Süddeutschland war gesetzt. Doch wie so oft in den vergangenen Monaten dümpelte das Schiff „Eintracht Frankfurt“ ab diesem Zeitpunkt mit einer offensiven Flaute dem Abpfiff entgegen. Gerade in der zweiten Halbzeit passierte offensiv wirklich ausgesprochen wenig, stattdessen wurde sich aufs Verteidigen und Verwalten konzentriert. Zugegeben: Die Abwehr stand schon um einiges sicherer als in den letzten Wochen, aber dennoch gab es die eine oder andere brenzlige Situation, die gerade so geklärt werden konnte. Und es kam dann auch wie es kommen musste: Der Ausgleich für die Freiburger fiel dann noch. Besonders bitter, weil der Freistoß von Vincenco Grifo besser verteidigt – und vor allem – gehalten hätte werden können. Die Frage des „wie“ der Ausgleich gefallen ist, soll hier aber nicht angesprochen werden. Es geht eher um die Frage des „warum“.
Belastungssteuerung? Systemfrage?
Vielleicht ist es eine Vorgabe des Trainers, dass im Sinne der Belastungssteuerung die offensiven Bemühungen bei eigener Führung zurückgefahren werden sollen. Aber Fakt ist: Wenn die Eintracht (gerade in der zweiten Halbzeit) die Offensive schleifen lässt, dann fliegt ihr das Spiel regelmäßig um die Ohren. Das beste Beispiel war doch das viel besprochene 6:4 in Mönchengladbach. Gegen die Borussia spielte sich die Eintracht in einen Rausch und erzielte das zwischenzeitliche 6:0. Danach wurde die Offensive lahmgelegt und Gladbach kam zu vier Torerfolgen. In Summe muss man einfach sagen: Die SGE kann scheinbar nicht verwalten. Was wie eine Schwäche klingt (und irgendwo auch ist), kann auch einfach eine Erkenntnis sein, die man im laufenden Wettbewerb nicht ohne weiteres ändern kann. Aber die Erkenntnis muss man eben auch machen und entsprechend handeln. Oder man arbeitet intensiv daran, wie auch immer das in der Praxis aussehen mag. Die Mannschaft ist im großen und ganzen zusammengeblieben und hat schon in der vergangenen Saison gezeigt, dass der Versuch, ein Spiel defensiv zu kontrollieren, zu häufig dabei blieb: Bei einem Versuch. Dieser Trend setzt sich auch in der aktuellen Spielzeit fort.
Wieso wird beim Stande von 2:1 der Mittelstürmer durch einen Linksaußenspieler ersetzt? Wieso musste Burkardt für Jean-Matteo Bahoya weichen? Die Idee war vermutlich, dass Freiburg wegen dem eigenen Rückstand offensiver werden müsse und dabei Räume offen lassen würde, die durch schnelle Spieler wie Ansgar Knauff oder eben Bahoya genutzt werden könnten. In der Summe muss man aber sagen, dass durch die Herausnahme von Doppelpacker Burkardt keinerlei offensive Präsenz mehr vorhanden war. Dadurch aber war die SGE durch das Personal auf dem Feld quasi gezwungen, defensiv zu spielen. Man lud die Freiburger durch diese Wechsel förmlich ein, sich selbst im eigenen Sechzehner einschnüren zu lassen. Da muss die Frage erlaubt sein: Warum? Dass man den unheimlich formschwachen Elye Wahi nicht bringt, ist nachvollziehbar. Dass man Burkardt mit Blick auf Mittwochabend schonen möchte auch. Aber warum nicht Michy Batshuayhi bringen? Spieler wie Knauff und Bahoya sind ohne Ankerpunkt in der Offensive häufig etwas verloren. Und das aus gutem Grund: Sie sind Außenbahnspieler, keine Mittelstürmer! Dass Freiburg kopflos in die Offensive rennt und die eigene Abwehr dabei vergisst, sodass Bahoya und Knauff problemlos kontern können ohne Anspielstationen zu haben, erscheint etwas naiv.
Zu viele Wechsel?
Es ist ja durchaus nachvollziehbar, dass Toppmöller in den englischen Wochen in der Schlussviertelstunde die Rotationsmaschine anschmeißt. Aber zu oft verlor die SGE schon vollkommen den Faden, sobald einige Wechsel vollzogen wurden. Von der Bank kommen zu selten wirkliche Impulse, wirkliche Verstärkungen. Mehr denn je muss es jetzt darum gehen, in der Bundesliga Punkte einzufahren, denn sonst droht tatsächlich ein Szenario, in dem die Eintracht früh in der Saison die eigenen Ziele verspielt. Es kommen jetzt die „machbaren“ Gegner in der Liga und es ist alles noch schaffbar. Aber auch gegen diese Gegner muss von der ersten bis zur letzten Minute 100 Prozent gegeben werden, damit die Eintracht als Siegerin vom Platz gehen kann. Und als Siegerin sollte sie in den nächsten Spielen des Öfteren vom Platz gehen, so das internationale Geschäft im nächsten Jahr wieder Halt im Frankfurter Süden machen soll.
Belastungssteuerung ist immens wichtig. Gerade, wenn englische Wochen anstehen. Bei eigener Führung auf das nächste Tor zu gehen, kostet Körner. Es entlastet auf der anderen Seite aber auch die Verteidiger, die ansonsten unter Dauerbeschuss stehen. Es scheint, als wäre „nach vorne“ der einzig gangbare Weg für die Eintracht, denn das Verwalten gipfelt zu oft im Frust. Nicht nur bei den Fans, sondern sicherlich auch bei den Spielern und Verantwortlichen selbst.
7 Kommentare
Vielen Dank für den Bericht. Besser und klarer kann man das nicht beschreiben.
Offensive beginnt nicht beim letzten Pass, sondern mit dem Aufbau
aus Mittelfeld oder Abwehr.
Aber wie will man eine vernünftige Kombination aufziehen, wenn der
Gegner schneller, wacher, aufmerksamer ist.
Warum landen fast alle zweiten Bälle beim Gegner?
Wir laufen und laufen und schließen Räume so gut es geht, aber wenn
wir dann den Ball haben, bleibt alles passiv. Es gibt nur wenige Passwege.
So werden wir langsam aber sicher in die Defensive gedrängt.
Spätestens nach den Wechseln von Toppmöller ist dann alles vorbei - keine
Ordnung, kein System, nur noch Zufall.
Das Team wird nervös und ängstlich und dann passiert es.
Danke für den Bericht. Wenn ich an Sonntag denke, könnte ich immernoch ko....
Wir haben offensichtlich ein Team, das großes Offensivpotential hat. Und nach der ersten Halbzeit stellen wir völlig das Fußballspielen ein. Warum??
Und die Hinweise in den Interviews danach, dass man ja die Spielkontrolle gehabt habe und man auch nichts zugelassen habe zeigt, dass das genau so gewollt war. Rausgekommen ist ein erbärmlicher Kick in der zweiten Halbzeit, der zurecht bestraft wurde. Schrecklich. Ehrlich, das ist für mich schwer erträglich anzuschauen. Gruselgekicke! In manchem Kampfsport gibt es Punktabzug wegen Passivität/Inaktivität. Gab es bei uns am Sonntag auch. Zu Recht!
Robin Koch war noch nie überragend. Er war ein ordentlicher IV in Freiburg und mehr eben nicht. In Leeds ist er gescheitert, weil er zu schwach war. Er profitiert davon, dass es in Deutschland nur wenige gute Abwehrspieler gibt, deshalb ist er Nationalspieler (obwohl Ginter es mehr verdient hätte).
Das hat nichts mit den amateurhaften Fehlern zu tun, die er seit Wochen in JEDEM Spiel macht, sondern ist ganz grundsätzlich gemeint. Er ist ganz ok, nicht mehr und nicht weniger. Abraham, Hinteregger und Hasebe waren eine Klasse besser. Es war falsch ihn zum Topverdiener zu machen. Sein Berater hat gut gepokert mit dem angeblichen Leverkusen Interesse.
Ich sehe das VÖLLIG anders! Koch war für uns 2 Saisons die Zuverlässigkeit in Person. Hat die ersten 2 Saisons fast ausschließlich gute und solide Spiele gemacht, ist nur in ganz wenigen Spielen abgefallen und war offensichtlich ein leiser Leader im Team und ist meines Erachtens jetzt völlig zu Recht zum Kapitän gemacht worden. Seine Konstanz als Abwehrspieler ist selten und beeindruckend. Und ja, Hinti hatte auf dem Platz eine presentäre und emotionalere Art und war sicherlich auch ein Tick besser.
Dass Koch nach gutem Saisonbeginn und 2x Toren gegen Gladbach 4x richtig schlechte Spiele gemacht hat, kann man nicht wegdiskutieren. Aber vielleicht sollte man dem Spieler auch einfach in der Krise Mal den Rücken stärken. Hätte sich Koch mMn verdient!
In der Analyse spielt viel Wunschdenken mit und das Vergessen , dass uns die Überperformer Mamousch und Ekitike in vielen Spielen der letzten Saison durch grandiose " Einzelleistungen" Spiele und Punkte gerettet haben.
Wir waren nie diese spielstarke Mannschft wie es gern gesehen würde.
Aber natürlich haben wir aktuell nicht die defensive Stabilität über alle Mannschaftsteile hinweg, wie es sein könnte.
DOCH Freiburg war da schon ein Fortschritt und beide Gegentore haben wir nicht durch mannschaftliche Schwäche oder taktische Fehlleistungen bekommen, sondern diesmal wirklich durch 100% individuelle Fehler !!
Hier liegt für mich der Schlüssel. Wenn ich individuelle Fehler vermeiden stabilisiert sich permanent das Gesamtsystem, entwickelt sich Selbstvertrauen und Selbstverständnis.
Das Können haben wir.
Auch mit Marmoush oder Ekitiké bestand das Problem, dass bei eigener Führung offensiv wenig bis gar nichts mehr unternommen wurde. Ich gebe dir recht: Die beiden haben jeweils durch Einzelaktionen wichtige Punkte beschert. Da geh ich 100% mit. Man könnte auch sagen, dass deren Leistung über bestehende Probleme hinweggetäuscht hat hier und da. Aber eines dieser bestehenden Probleme ist das Verhalten bei eigener Führung. Wer offensiv nicht mehr für Entlastung sorgt, der bettelt um das Gegentor. Und ja: Individuelle Fehler haben jetzt gegen Freiburg zwei Gegentore beschert. Auch da gehe ich mit. Aber diese wären nicht so schwerwiegend gewesen, wenn man nach dem 2:1 intensiv versucht hätte, das 3:1 zu erzielen. So meine These.
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