Im Umfeld der SGE kam langsam Unruhe auf, zog sich sein Transfer doch immer weiter in die Länge. Erst wöchentlich, dann täglich gab es Updates über den Stand der Verhandlungen. Seit dem gestrigen Donnerstagmorgen ist Ritsu Doan auch offiziell ein Adlerträger. Dann ging es rasant: Nach der Verkündung tauchte der wuselige Dribbler direkt beim Mannschaftstraining auf und absolvierte die Einheit mit den neuen Kollegen. Bei den Hessen wird der Japaner die Nummer 20 auf dem Rücken tragen. Genau wie Landsmann Makoto Hasebe. Die Frankfurter Vereinslegende begrüßte den Neu-Adler direkt vor der ersten Trainingseinheit mit einem Handschlag. Mit dem Transfer des ehemaligen Freiburgers unterstreicht der hessische Champions League-Teilnehmer seine Ambitionen für die kommende Saison. Er wird helfen, die Saisonziele zu erreichen.
„Ich will etwas Besonderes mit dem Team erreichen. Die letzte Frankfurt-Saison war sehr gut. Ich denke, die Fans sind glücklich in der Champions League zu stehen. Ich bin hier, um diese Reise fortzusetzen und den Klub weiter aufzubauen. Ich werde mein Bestes geben, um zu treffen und das Team zu unterstützen. Das ist mein Job hier“, betonte Doan gegenüber „EintrachtTV“ selbst seine ambitionierten Ziele mit dem Adler auf der Brust und zeigte sich motiviert. Er möchte Teil der Erfolgsgeschichte am Main werden.
Bringt Qualitäten für tiefstehende Gegner mit
Zu den größten Stärken des Rechtsaußen gehört zweifellos das Dribbling, denn hier gehört er zu den Besten der Bundesliga. Der 27-Jährige vereint diese Fähigkeiten mit seinem Zug zum Tor (letzte Saison zehn Treffer). Sein starker linker Fuß ermöglicht es ihm, immer wieder ins Eins-gegen-eins zu gehen und nach innen zu ziehen. Hier kommt seine Kreativität ins Spiel, mit der er Lösungen auf engem Raum findet, Räume reißt und so die Mitspieler in Szene setzt (neun Torvorlagen). Doch auch in der Defensive ist sich Doan nicht zu schade und arbeitet gegen den Ball. Mit im Schnitt 1,7 geblockten Pässen und rund einem Tackling im defensiven Drittel pro 90 Minuten, gehört der Linksfuß zu den aktivsten Spielern auf seiner Position.
Durch den Transfer stärken die Hessen ihre Variabilität in der Offensive. Mit Jean-Mattéo Bahoya und Ansgar Knauff hat man bereits zwei pfeilschnelle Sprinter auf den Außen. Doan als Rechtsaußen und der in der Vorbereitung stark aufspielende Can Uzun auf der anderen Seite wären die technisch stärkeren Alternativen. Sie kombinieren Ballsicherheit, Kreativität und Lösungen auf engem Raum mit einem guten Abschluss. Dazu ist zu sagen, dass Doan in der letzten Liga-Saison mit 34,25 km/h gemessen wurde. Langsam ist er nicht. So kann Trainer Dino Toppmöller je nach Gegner auf dem Flügel variieren. Gegen tiefstehende Opponenten Doan und Uzun, gegen mitspielende Mannschaften die schnellen Knauff und Bahoya, um Nadelstiche per Konter zu setzen.
Neuer Japaner im Adlerdress mit Startelfanspruch
Der hessische Bundesligist hat nach Hasebe nun wieder einen Japaner (57-facher Nationalspieler) in den eigenen Reihen. Zudem einen, der mit 131 Bundesligapartien (27 Tore und 21 Assists) auf dem Buckel bereits einiges an Erfahrung mitbringt. Er wird nicht viel Anlauf brauchen und mit seinen beschriebenen Stärken dem Team helfen. In einer der jüngsten Mannschaften der Liga könnte Doan Teil einer Achse erfahrener Akteure werden und in der Offensive mit Mario Götze und Jonathan Burkardt vorangehen. Wo wird die SGE in der neuen Spielzeit landen? Freilich noch nicht absehbar. Immerhin verließ mit Hugo Ekitiké, nach Omar Marmoush, in diesem Sommer der nächste Unterschiedsspieler die Hessen. In Zukunft könnte es weniger auf einzelne herausragende Akteure in der Offensive ankommen, sondern Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt werden.
Klar, die Zugänge kosten für Frankfurter Verhältnisse viel Geld. Nach Burkardt (kam für rund 23 Millionen Euro aus Mainz) ist der Ex-SCF-Spieler (mit Boni 22 Millionen Euro Ablöse) der nächste herausragende Spieler, den man von der direkten Konkurrenz loseisen kann. Die beiden abgebenden Vereine belegten letzte Saison die Plätze 5 und 6. Erst vor wenigen Tagen bekräftigte Geschäftsführer Axel Hellmann im „Kicker“-Interview mit Blick auf Bayern München, Dortmund, Leverkusen und Leipzig die eigenen Ziele: „Wir wollen da sein, wenn einer seine Leistung nicht dauerhaft auf den Platz bringt, dafür müssen wir immer an unser Limit gehen.“ Durch die Transfers holt die Eintracht Spieler mit direktem Startelfanspruch, schwächt die Konkurrenz und zeigt nach Außen diesen Anspruch. Man will sich dauerhaft international qualifizieren und die Königsklassen-Plätze angreifen, wenn einer der vier Großen schwächelt.
3 Kommentare
Ich hab den Doan-Transfer auch voller Spannung verfolgt – gefühlt habe ich alle paar Stunden aufs Handy geschaut, ob’s endlich durch ist.
Jetzt ist er da, direkt in die Trainingseinheit rein und schon gleich die Nummer 20 wie Hasebe – das hat irgendwie was Besonderes. (Mein Trikot ist Hasebe 20) Das zeigt halt, wie wichtig Verbundenheit im Verein ist.
Sportlich bin ich mega gespannt: Dribblings, Tempo und so eine Kreativität auf dem Flügel, das haben wir letzte Saison oft gebraucht, gerade wenn der Gegner sich hinten reinstellt. Seine Zahlen sprechen für sich, aber am meisten beeindruckt mich, dass er auch defensiv mitarbeitet. Das war in der Vergangenheit bei anderen Offensiven nicht immer so selbstverständlich.
Was mich zum Nachdenken bringt: Die Transfers kosten schon ordentlich Geld. Aber so Spieler wie Doan oder Burkardt kannst du eben nur holen, wenn du Ambitionen hast und zeigen willst, dass Frankfurt nicht mehr nur Sprungbrett ist.
Mal ehrlich, findet ihr die Offensive jetzt theoretisch stärker aufgestellt, grade weil wir jetzt verschiedene Typen auf den Außen haben? (Selbst mit Hugo und Omar hatten wir Probleme bei mauernden Teams.)
Ich hoffe, dass Doan schnell ankommt – vielleicht wächst ja zwischen ihm und Götze oder Burkardt eine neue Achse.
Mein Wunsch: Dass wir als Fans dem Team und grad den Neuen die nötige Zeit geben. Selbst wenn Doan/Burkhard paar Spiele länger brauchen sollte!
Beim Betrachten seiner Tore ist mir vor allem seine Schlitzohrigkeit aufgefallen. Er ist gefühlt überall im 16er zu erwarten und schließt plötzlich mit einem Flachschuss ab, oder er rennt an den langen Pfosten und verwandelt mit Fuß oder Kopf. Seine Beweglichkeit und dadurch seine Unberechenbarkeit ist wirklich beeindruckend.
Klar kosten diese Spieler ordentlich. Aber ehrlich, auf diesem Niveau in denen sich beide bewegen, ist das heutzutage schon gerechtfertigt. Doan und Burkhardt sind beides Nationalspieler und das beste ist, dass sie ihre Bundesliga-Tauglichkeit mehrfach bewiesen haben. Wir haben ja auch gewisse Ablösesummen auf der Abgangsseite generiert. MK hat in allen Belangen wie immer muss man sagen glänzend verhandelt.
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