Nach zwei sehr intensiven Wochen hat die Frankfurter Eintracht ihr Trainingslager in den USA beendet. Mit zwei Unentschieden, einem Sieg und vielen heißen Einheiten im Gepäck geht es für die SGE zurück in die Mainmetropole. Wie schon im letzten Jahr durften auch bei dieser Amerika-Reise wieder einige Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum erste Profi-Erfahrungen sammeln. Dabei hat der ein oder andere einen bleibenden Eindruck bei den Fans und Cheftrainer Dino Toppmöller hinterlassen. Bemerkenswert: Alle vier Nachwuchsspieler sind in Frankfurt geboren.
Angefangen im Tor trat mit Amil Siljevic ein junger Torhüter die Reise mit in die Staaten an. Der 18-Jährige spielt seit 2016 für die Eintracht und durchlief seitdem alle Jugendmannschaften. Im letzten Jahr zählte er bereits acht Mal zum Spieltagskader in der Europa League und einmal nahm er in der Bundesliga auf der Bank Platz. Neben Kevin Trapp, Jens Grahl und Kaua Santos war er im Camp Torwart Nummer vier. Zu einem Einsatz in den Testspielen kam er nicht. Der gebürtige Frankfurter darf schon seit einigen Jahren regelmäßig mit den Profis trainieren. Das spricht für sein internes Standing bei den Verantwortlichen. Dass der junge Torhüter mit serbischen Wurzeln allerdings in naher Zukunft eine größere Rolle spielen könnte, scheint unwahrscheinlich. An Santos, als wahrscheinlicher Trapp-Nachfolger, wird in den nächsten Jahren vermutlich wenig vorbei führen. In der kommenden Saison soll Siljevic den nach England gewechselten Nils Ramming als Stammtorhüter der U21 ersetzen. Dazu kann er sich durch die „Homegrown Player Rule“ zudem berechtigte Hoffnungen auf einen Kaderplatz in der Champions League machen. Bei der Eintracht ist man froh einen talentierten Torhüter in der Hinterhand zu haben, der sich allerdings in seiner ersten Saison im Herrenbereich erst noch beweisen muss.
Leihe oder Hessenliga?
Noah Fenyő gehört bereits seit längerer Zeit dem erweiterten Profi-Umfeld an. Der Defensivspieler war schon im letzten Sommer in der USA mit dabei und konnte dort durchaus überzeugen. Spielpraxis erhielt er in der Regionalliga, wo er zum Stammpersonal gehörte und einer der Lichtblicke in der abgelaufenen Saison war. Daher stellt sich die Frage, ob eine Saison in der Hessenliga der richtige Entwicklungsschritt für den Deutsch-Ungar wäre. Die Vorbereitung hat aber auch gezeigt, dass Fenyő wohl noch zu weit von seinen Konkurrenten im Bundesliga-Team entfernt ist. Gegen Aston Villa kam er als letzter Auswechselspieler erst wenige Minuten vor dem Ende in die Partie, gegen Louisville reichte es immerhin für eine knappe halbe Stunde und gegen Philadelphia musste das Eigengewächs 90 Minuten von der Bank aus zusehen. Gerade im Vergleich zu den anderen Nachwuchskräften, hätte sich der 19-Jährige sicher mehr Einsatzzeit gewünscht. Wie wir vor einigen Tagen bereits berichteten, steht daher eine Leihe für den gebürtigen Frankfurter im Raum. Eine finale Entscheidung soll erst in den kommenden Tagen getroffen werden, jedoch scheint es auf den ersten Blick nur wenige Argumente zu geben, die dagegen sprechen würden.
Auch Ebu Bekir İş dürfte den meisten Fans schon ein Begriff sein. Im Gegensatz zu seinen jungen Mitstreitern hat er aber als einziger Spieler schon sein Pflichtspieldebüt für die erste Mannschaft feiern dürfen. In der vergangenen Europa League-Saison wurde der Mittelfeldspieler mit gerade einmal 16 Jahren gegen die AS Rom eingewechselt. Schon davor hatte es für einige Kadernominierungen gereicht. Am Ende wäre es vielleicht sogar noch zu mehr Einsätzen gekommen, ehe eine Knieverletzung Februar die Saison des Talents ausbremste. Dennoch ist man bei der SGE intern vom Potenzial des 16-Jährigen überzeugt. Das bestätigte İş mit tollen Leistungen, während des Trainingslagers: Der deutsche U17-Nationalspieler überzeugt mit einer für sein Alter bemerkenswerten Ruhe am Ball, ist zudem aber auch mutig und traut sich viele Dinge auf dem Fußballplatz zu. Sinnbildlich dafür steht sein hervorragender Treffer zum 2:2-Endstand gegen Aston Villa. İş scheint zudem auch sozial in der Bundesliga-Mannschaft voll integriert zu sein. Spielpraxis wird er wohl vorerst in der U21 sammeln und sich weiterhin im Profi-Training entwickeln. Bei guten Leistungen scheint es aber auch nicht ausgeschlossen, dass er in der kommenden Saison mit dem ein oder anderen Einsatz auf größerer Bühne belohnt wird. Der gebürtige Frankfurter wird erst im Oktober 17 Jahre alt und hat daher noch alle Zeit der Welt für die nächsten Schritte in seiner Entwicklung.
18-Jähriger kommt aus dem Nichts
Die größte Überraschung ist aber wohl Marvin Dills. Vor drei Monaten dürften die allerwenigsten diesen Namen im SGE-Kosmos schon gekannt haben. Dabei liegt hinter dem 18-Jährigen in der Tat eine sehr bewegte Zeit: Nach einer starken Saison in der U19 mit jeweils sieben Toren und Vorlagen durfte der offensive Mittelfeldspieler sein Debüt für die deutsche U18-Nationalmannschaft feiern. Anschließend ging es mit demselben Jahrgang der USA, für die er ebenfalls spielberechtigt ist, zum UEFA Friendship Cup. Neben dem Titelgewinn gewann Dills zudem auch die Auszeichnung zum Spieler des Turniers. Es folgte die Belohnung in Form eines Profivertrags und nach anschließenden starken Einheiten unter Dino Toppmöller durfte das Talent sogar mit ins Trainingslager fliegen. Schon im Test gegen den FSV hinterließ der gebürtige Frankfurter einen bleibenden Eindruck, den er auch in den Staaten bestätigte. Die Nummer 45 der SGE spielte unbekümmert und zeigte sich als ballsicherer und technisch gut ausgebildeter Dribbler. Highlight war dann sein sehenswerter Treffer gegen Louisville, als der 18-Jährige nach Zuspiel schnell aufdrehte und den Ball zielgenau im rechten Knick unterbrachte. In der kommenden Runde ist Dills fest für die U21 eingeplant und soll sich dort mit sicherlich reichlich Selbstvertrauen weiter entwickeln. Aber wer weiß: Vielleicht ist nach den jüngsten Leistungen ja sogar noch mehr drin. So oder so, war das Trainingslager für Eintracht Frankfurt, auch mit Blick auf die Nachwuchskräfte, ein Erfolg.






3 Kommentare
Man stelle sich vor, man hätte die U21 nicht absteigen lassen… Hessenliga als Teil der Entwicklung zum Profifußball ist m.M.n. nicht der richtige Schritt… Warum nicht lieber eine Leihe zu einem regionalen, höher spielenden Verein um professionelle Gegner zu bekommen. FSV oder Wiesbaden
Ich halte die Hessenliga auch für zu niedrig.
Hier übrigens noch Mal ein Link zu einem Film über unser NLZ, unter anderem mit Marvin Dills:
https://www.youtube.com/watch?v=UN9uiR-pFBI
Ja die Doku hab ich auch gesehen, zumindest die Teamkollegen von Marvin Dills haben wohl gar keinen Zweifel, dass er es zu den Profis schafft, die haben ihn gleich in den Mittelpunkt gestellt.
Ich sehe den Abstieg gar nicht als so dramatisch an, sie haben vielleicht ein bisschen zu sehr nur auf junge Spieler gesetzt, diese 16/17/18-jährigen haben jetzt aber bereits wichtige Erfahrungen auf hohem Niveau gesammelt, die ihnen für ihre weitere Karriere gut tun werden. Die U21 hatte aber auch einige wichtige Spieler verloren. Unter anderem Nacho Ferri, Noel Futkeu und Elias Baum haben in der Regionalliga sicherlich gefehlt, die haben es ja auch aus der Hessenliga in den Profifußball geschafft. Das ist also nicht unbedingt ein Emtwicklungshemmnis. Klar hätte man ja auch für diese Verluste Leute dazu kaufen können, aber Alex Richter & Co. wollten eben hauptsächlich den 15/16/17-Jährigen Spielzeit geben, die gerade die Süddeutsche U17-Meisterschaft gewonnen hatten. Einer derartigen "goldenen Generation" setzt man doch keine 20-30jährigen Zugekauften vor die Nase, nur um um jeden Preis die Liga zu halten. Das würde den Sinn der U21 völlig konterkarieren. Schließlich will man eigene Talente ausbilden und plötzlich sind sie da. Das ist eine gewaltige Chance, eventuell schon in ein paar Jahren 3-4 eigens ausgebildete Spieler im Kader zu haben. Das wäre ja ein Traum, den man als Eintracht-Fan schon lange als unrealistisch abgetan und in der untersten Schublade verstaut hatte.
Dills ist wirklich ein herausragendes Talent. Bekir Is hat auch riesiges Potential. Ich freue mich auf die auf Spieler aus der eigenen Jugend, die wegen ihrer bereits großen Wettbewerbshärte und Erfahrung bald in den Herren Kader drängen.
Vielleicht wäre der Sprung in die Regionalliga auch zu groß. Den Traditionsvereinen in der Dritten Liga und darunter sind die Jugendmannschaften eher ein Dorn im Auge. Für die sind die Jugendmannschaften der Bundesligisten eher Emporkömmlinge, die alles in den Arsch geblasen kriegen und niemals was Anständiges arbeiten mussten. Sie bringen kaum Zuschauer mit, auf die die klammen Regionalligisten dringend angewiesen sind. Die zweiten Mannschaften sind da ungefähr so beliebt wie in der Bundesliga RB Leipzig und VW Wolfsburg. Daher würde ich auch mehr Support von Eintracht-Fans für die "kleine" Eintracht wünschen. Wenn man mal wieder keine Karte gekriegt hat, warum nicht mal die Jung-Adler von morgen unterstützen und vielleicht das nächste Juwel entdecken? :)
Die Spieler der anderen Regionalligisten sind dagegen oft richtige Malocher, die größtenteils einen Nebenberuf haben, weil das sonst nicht reicht, um eine Familie zu ernähren. Die machen es den "Adlerküken" sicherlich nicht leicht, die lassen die nicht ins Spiel kommen, das ist kein netter Kick wie gegen St.Louis, die grätschen die lieber um und brechen denen die Haxen, wenn es sein muss, denen geht es noch um was. Der durschnittliche Regionalliga-Kicker macht 1000€/Monat, mit wenigen Ausbrüchen nach oben, falls die Spieler schon Vollprofis sind und aus der 3.Liga kommen. Die 200€ Siegprämie ist für die noch richtig viel Holz. Da kicken ein paar Eintracht-Azubis von 16 Jahren gegen richtig erfahrene Haudegen mit Augenklappe und Messern zwischen den Zähnen.
Gegen Regionalligisten spielen heißt auch viel Qual, rennen bis zum Umfallen und viel das Ergebnis halten etc., vielleicht können sie sich spielerisch in der Hessenliga sogar besser entfalten, mehr ausprobieren, viele Tore schießen, zusammenwachsen und lernen, das Spiel auch gegen erwachsene Männer zu kontrollieren. Dann sind sie nächste Saison hoffentlich aufgestiegen und bereit für die nächste Herausforderung.
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