Bekanntlich verkaufte die Frankfurter Eintracht ihren Topstürmer Hugo Ekitiké an den FC Liverpool. Bis zu 95 Millionen Euro werden von der Anfield Road an den Main fließen, sollten alle möglichen Boni erreicht werden. Steinreich macht diese Mega-Summe den hessischen Bundesligisten aber nicht, wie Eintracht-Geschäftsführer Axel Hellmann in einem „kicker“-Interview verriet: „Die Einnahmen werden aufgrund vergangener, aktueller und zukünftiger Transferverpflichtungen mehr oder weniger komplett reinvestiert. Das Geld ist und wird für die sportliche Entwicklung benötigt.“ Zudem war bereits im Vorhinein klar, dass nicht die gesamte Ablösesumme im Geldbeutel der Hessen landen wird. Die SGE verpflichtete den Franzosen 2024 fest aus Paris, damals für rund 16,5 Millionen Euro.
Möglich waren diese günstigen Konditionen nur, weil man dem französischen Hauptstadtverein eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von 20 Prozent des folgenden Transferüberschusses zusicherte. Ein Modell, das die Bosse eigentlich gerne vermeiden wollen. „In dem Segment der Top-Talente, in dem wir unterwegs sind, wird der Markt insgesamt immer schwieriger. Der Markt beobachtet genau, wie wir das bei Eintracht Frankfurt in den letzten Jahren gemacht haben“, erklärte Hellmann, warum man damals und eventuell auch in Zukunft Kompromisse eingehen muss. Freilich ist der 23-jährige Stürmer nicht der erste Spieler, den die Frankfurter entwickeln und dann gewinnbringend verkaufen. Der Philosophie des Klubs liegt genau diese Strategie zugrunde. Der Verein wolle dauerhaft um die internationalen Plätze mitspielen. Die ärgsten Konkurrenten sind dabei der FC Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Leipzig. „Ich schaue darauf, wie viel die Klubs in den Sport investieren können. Da sind uns die vier weit voraus. Wir wollen aber da sein, wenn einer seine Leistung nicht dauerhaft auf den Platz bringt, dafür müssen wir immer an unser Limit gehen“, zeigte sich der Manager motiviert, die großen Vereine anzugreifen. Dafür sollen Spieler geholt werden, die dieses Ziel ermöglichen und zusätzlich Entwicklungspotenzial besitzen, bestätigte das Eintracht-Vorstandsmitglied.
„Können Verluste machen, wenn in Folge Gewinne gegenüberstehen“
Die ausgegliederte Fußball Aktiengesellschaft muss konstant Transfergewinne erwirtschaften. Der 53-Jährige erklärte, warum: „Der Sport ist ein mehr oder weniger in sich abgeschlossener unternehmerischer Teil innerhalb von Eintracht Frankfurt. Was wir in den Fußball zusätzlich investieren können, hängt davon ab, was der Sport über den Erfolg in den europäischen Wettbewerben und Transferüberschüssen erwirtschaftet. Wir können auch Verluste machen, wenn dem in der Folgezeit Gewinne gegenüberstehen.“ Auf absehbare Zeit wird das wohl auch so bleiben. Im internationalen Fußball ist immer mehr Geld im Umlauf, meist zugeführt durch externe Geldquellen. So steigen Gehälter und Transfersummen. Ein Sog entsteht, wie der Jurist erläuterte. Die SGE wolle nicht bedingungslos bei diesem Prozess mitmachen.
Nicht nur mit Transfers macht der Europa League-Sieger von 2022 Gewinne. Auch mit Sponsoringverträgen. Seit 2017 prangt die Jobseite Indeed als Hauptsponsor auf dem Trikot der Adler. Vertraglich aneinander gebunden sind der Traditionsverein und das Unternehmen aus den USA bis 2026. Offenbar besteht die Möglichkeit, dass diese Partnerschaft auch darüber hinaus fortgesetzt wird, wie Hellmann verriet: „Dieses Sponsoring ist eine absolute Erfolgsgeschichte, weil eine hier in Deutschland weitestgehend unbekannte Marke heute beim Thema Jobs und Jobsuchende allgegenwärtig ist. Indeed ist ein sehr guter Partner, und natürlich sprechen wir über eine Verlängerung.“ Laut Medienberichten soll die Zusammenarbeit dem Fußballklub aktuell jährlich zehn Millionen Euro einbringen. Erfolgsbedingt sollen weitere sechs Millionen Euro möglich sein.
Hellmann fordert Reformen im Lizenzierungsverfahren
Im Zuge des Lizenzierungsverfahrens müssen die Bundesligisten der DFL ihre Liquidität nachweisen. Hellmann beleuchtete: „Je stärker wir in Kaderwerte investieren, desto größer muss zum einen die Eigenkapitalgrundlage sein, um zum anderen die Fremdkapitalabsicherung kostenoptimiert abfedern zu können. Weil die DFL im Lizenzierungsverfahren die Kaderwerte nicht akzeptiert. Ich halte das nicht mehr für zeitgemäß.“ Daher müsse es seiner Meinung nach Reformen geben: ein deutsches Financial-Fair-Play und die Geltendmachung von Kaderwerten. „Personalaufwand, Kaderkosten und Umsatz müssen in Relation stehen. Ich empfehle zu prüfen, welcher Klub in den vergangenen drei bis fünf Jahren auch die Ergebnisse zu geplanten Transfererlösen gemacht und damit verlässlich geliefert hat. Diese Klubs sollten einen Vertrauensvorschuss erhalten und im nächsten Lizenzierungsverfahren einen deutlich geringeren Liquiditätsnachweis liefern müssen. Wir zahlen Kapitalkosten für Fremdkapital in Millionenhöhe, obwohl wir Kaderwerte im fast mittleren dreistelligen Millionenbereich zeigen können mit Spielern, die wir jederzeit am Markt platzieren könnten“, so die Vorschläge des Frankfurter Vorstandssprechers.
Einen zahlungskräftigen Investor, wie die TSG 1899 Hoffenheim oder einen großen Konzern im Rücken, wie andere deutsche Vereine, hat der Traditionsverein aus dem Herzen von Europa nicht. Dennoch müssen sich alle Bundesligavereine nach Einnahmequellen, mit der 50+1-Regel konform, umschauen. Dabei kommt es darauf an, wie das Kapital in einem Verein eingesetzt wird. „Die Bundesliga ist nicht investorenfeindlich. Dort, wo das Kapital weiß, dass es dem Klub dient, gibt es in der Regel keine Probleme. Wenn Investoren verstehen, dass diejenigen, die den Verein seit Jahren und Jahrzehnten tragen, den Wettbewerb und die Kultur am besten kennen, kann es funktionieren“, stellte der gebürtige Würzburger fest.
DFL sichert Erlöse durch „Dyn“-Beteiligung ab
Weiteres Kapital erwirtschaftet der Fußball durch Medienrechte. Im vergangenen Monat wurde die Beteiligung der DFL (Deutsche Fußball Liga) am Streamingdienst „Dyn“ öffentlich. Demnach hält die DFL Anteile von 6,5 Prozent an dem Sportstreamer, den Ex-DFL-Geschäftsführer Christian Seifert 2022 gründete. Das Frankfurter Vorstandsmitglied ist selbst Teil des Präsidiums der DFL und wird voraussichtlich wieder dafür kandidieren. Er sieht Vorteile durch die Beteiligung: „Damit gehen wir die richtigen Schritte, um die Erlösperspektive nicht nur abzusichern, sondern auch zum Wachstum zu bringen. Es wäre fahrlässig, wenn wir uns nicht so aufstellen würden, dass wir eigene Angebote direkt an den Fan adressieren könnten. Wir müssen zu den Märkten gehören, in denen das Erlösniveau langfristig auch über eine eigene Medienausspielung immer gewährleistet ist.“ Damit reagiert der deutsche Fußball auf Unwägbarkeiten innerhalb der Medienbranche, denn die Vereine sind auf Erlöse aus TV-Geldern angewiesen. Sollten die Rechte an den deutschen Ligen in Zukunft (nächste Ausschreibung der Rechte im Jahr 2028) weniger Einnahmen als erhofft und benötigt abwerfen, könnte ein mit der Hilfe von „Dyn“ aufgebautes Bundesliga-Streamingangebot Abhilfe schaffen.






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