Die Eintracht gastierte am Samstagabend zum Top-Spiel in Köln-Müngersdorf. Beim 4:3-Auswärtserfolg der SGE schwiegen die aktiven Fanszenen beider Seiten in den ersten zwölf Minuten aus Protest. Die Kölner präsentierten ab der zwölften Spielminute eine große Pyroshow. Auch im Frankfurter Block brannten über das Spiel verteilt immer wieder Fackeln ab. Seinen Höhepunkt fand das Geschehen, als im Gästebereich kurz nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte eine größere Menge Pyrotechnik abgefeuert wurde. Zudem flogen mehrere Raketen aus dem Block in Richtung der Tribünen und des Spielfelds. Das Spiel musste mehrere Minuten unterbrochen werden. Nach Abpfiff ging es weiter, als TV-Kameras dokumentierten, wie mehrere Banner am unteren Zaun des Gästeblocks abbrannten. Einsatzkräfte ließen diese danach kontrolliert abbrennen. Wie die Kölner Zeitung „Express“ zudem berichtete, hinterließen die Auswärtsfahrer der SGE eine Schneise der Verwüstung auf den Toilettenanlagen des Gästeblocks. Fotos des Blattes zeigen Schmierereien auf Wänden und zerstörte Handtuchspender.
Den Stimmungsboykott in der Anfangsphase kündigten die Fanszenen Deutschlands im Vorhinein an. Er galt als Protest gegen die möglichen Beschlüsse der Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Bremen, denn Politik und Polizei wünschen künftig rund um Stadien härter vorzugehen. Das soll für mehr Sicherheit sorgen. Ultra- und organisierte Fangruppen befürchten im Zuge dessen stärkere Personalisierung der Tickets, Stadionverbote auf bloßer Verdachtsbasis sowie den Einsatz KI-gestützter Gesichtserkennung rund um die Stadien. Die freie Fankultur sei so in Gefahr. Auch in weiteren Stadien deutschlandweit schwiegen die Fans in der Anfangsphase. Bereits während der Länderspielpause waren zahlreiche Fanszenen in Leipzig auf die Straßen gegangen, um unter dem Motto „Der Fußball ist sicher! Schluss mit Populismus – Ja zur Fankultur!“ friedlich gegen die befürchteten Repressalien zu demonstrieren.
Pyro-Einsatz dürfte für die Eintracht teuer werden
Auf die neuerlichen Ausschreitungen in der Domstadt angesprochen, verurteilte Vorstandsmitglied Philipp Reschke (Leiter Fanangelegenheiten) diese gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Alle, auch die Ultras, sind sich einig, dass nichts die Hand verlässt, erst recht nicht Richtung Spielfeld oder Tribüne und vor allem keine Böller oder Leuchtspur. Einige wollen sich daran offenbar trotzdem nicht halten und sabotieren damit die fankulturellen Interessen aller anderen. Das schadet Eintracht Frankfurt ungemein.“ Denn klar dürfte sein: Auf die SGE wird im Falle der Pyrotechnik mit Sicherheit eine saftige Geldstrafe von Seiten der Verbände zukommen. Die Kosten der Schäden an den Toiletten dürften vorerst beim 1. FC Köln als Stadionmieter hängenbleiben. Zudem könnten die Ausschreitungen den Innenministern neuen Anlass für härtere Repressalien gegen alle Fußballfans geben. Im Netz entfachten in Fankreisen bereits Diskussionen, welche Konsequenzen das Verhalten des Frankfurter Anhangs haben könnte. Einige argumentierten, dass am vergangenen Wochenende in vielen Stadien, nicht nur bei den Eintracht-Fans, Pyrotechnik gezündet wurde und niemand zu Schaden gekommen sei. Andere kritisierten, dass durch die Hessen alle Fanszenen in ein schlechtes Licht gerückt würden. Sie hätten dem Vorhaben des friedlichen Protests anderer Szenen einen Bärendienst erwiesen.
Frankfurter sollen Stuttgarter Fanbus überfallen haben
Doch nicht nur im Rhein-Energie-Stadion kam es zu Fan-Ärger, sondern auch nach der Partie auf einer Autobahn. Der VfB Stuttgart gastierte am Samstagnachmittag in Dortmund (3:3). Offenbar kreuzten sich wegen der beiden Partien in Nordrhein-Westfalen die Wege von Anhängern aus Frankfurt und Stuttgart am Autobahn-Rasthof Siegburg West auf der A3. Dabei soll es nach Informationen der „Bild“-Zeitung zu einem Überfall eines hessischen Mobs auf einen Fanbus der Schwaben gekommen sein. Eine Polizeisprecherin aus Köln bestätigte den Vorfall gegenüber der Boulevardzeitung: „Gegen 21.12 Uhr bekamen wir den Hinweis, dass es auf dem Rasthof zu einer Schlägerei zwischen Anhängern aus Frankfurt und Stuttgart gekommen war.“ Demnach hätten laut Zeugenaussagen mehrere Großraumtaxis und Privatwägen den Bus der Stuttgarter umzingelt. Danach hätten rund 40 Frankfurter-Hooligans den Bus mit Flaschen und Pyrotechnik attackiert.
Die Angreifer hätten in der Folge Anhänger des VfB aus dem Bus gezogen und unter anderem auf einen bereits am Boden liegenden Mann eingetreten, bis er bewusstlos geworden sei. Nachdem der Mann von Freunden wieder in den Bus gezogen worden sei, habe der Busfahrer die Türen verriegelt und sei losgefahren. Danach habe sich eine Verfolgungsjagd zwischen beiden Seiten über die Autobahn entwickelt, die erst am Rastplatz Logebachtal West ein Ende gefunden habe. Dort habe der Rettungsdienst den Verletzten übernommen und in eine Klinik gebracht. Als die Ordnungskräfte am Geschehen eintrafen, war von den Angreifern keine Spur mehr. Unklar blieb, ob es sich bei den Schwaben ebenfalls um Mitglieder einer Ultra- oder Hooligangruppierung gehandelt hat.



4 Kommentare
Ja zur Fankultur, nein zu solchen Scheißaktionen!
Da können sich unsere Verantwortlichen noch so entrüstet in Interviews zeigen, sie haben ja doch nicht den Arsch in der Hose, etwas dagegen zu unternehmen. Wir sind ein Rechtsstaat, der solche Kriminelle zur Verantwortung ziehen muss.
Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
Dass die Vereine für solche Vergehen zur Kasse gebeten werden, ist für mich eine Bankrotterklärung des DFB, der den einfachsten Weg geht und die Vereine in die Pflicht nimmt. Wenn die, wie bei uns, nichts tun, wird das die Gewalt nicht stoppen.
Moin moin.
Die Untätigkeit und die Unfähigkeit in Sachen immer wiederkehrender Randale und vor allem Gefährdung unbeteiligter, gar Kindern in Familienblöcken die mit Raketen beschossen werden, lässt eigentlich nur noch einen Weg zu.
Der offenbar mit der Aufgabe überforderte Reschke muss!! seinen Hut nehmen um endlich Platz zu machen für einen der da mal aufräumt und diesen Schwachmaten mal das Handwerk legt.
Sollen wir warten bis ein Kind dadurch stirbt? Wacht auf.
Das muss sich ändern.
Als diese Selbstdarstellung auf Kosten Unbeteiligter.
Nicht auszudenken, dass du in Bus sitzt nach eine Fußballspiel, dann von einer Horde assozialer rausgetreten wirst und am Ende noch totgetreten wirst von diesen elenden Feiglingen die nur in der Gruppe die fresse aufreißen .
Kein Verständnis dafür und schon gar nicht für die Sessel Sympathisanten hier die das auch noch lustig finden und unter Fankultur absegnen.
Wie kann man nur so wenig Hirn haben wie dieser Mob.
Da reichen auch keine Stadionverbote, das sind Straftäter und die gehören hinter Gitter.
Da kann man nur hoffen das die Beschlüsse der Innenministerkonferenz getätigt werden.
An ein paar Bengalos hat man sich ja schon gewöhnt, aber Böller, Raketen etc. geht nicht. Und als Krönung dann ....
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