Die Frauen der Frankfurter Eintracht spielen seit der Fusion ihre bis dato beste Saison und befinden sich auf bestem Wege, die deutsche Meisterschaft für sich zu entschieden. Mit dem DFB-Pokal besteht zudem die große Chance, das Double zu erringen. Im Viertelfinale bekommen es die Hessinnen mit dem Vorjahresfinalisten, FC Bayern München, zu tun. Eine wichtige Rolle könnte bei diesem Spiel Frankfurt-Urgestein Tanja Pawollek spielen, die im Interview mit „DFB.de“ über das anstehende Giganten-Duell und über das Ende ihrer großen Verletzungszeit sprach.
„Es macht Spaß, Teil des Teams zu sein“
Pawollek verspürt große Vorfreude auf das Spiel am heutigen Abend, „weil es natürlich auch eine wichtige Begegnung ist. Es geht um den Einzug ins Halbfinale. Entweder man schafft es, oder man schafft es nicht. Wir wollen dieses K.o.-Spiel unbedingt für uns entscheiden.“ Die defensive Mittelfeldspielerin weiß, wie schwer diese Aufgabe wird und glaubt an die Stärken ihrer Mitspielerinnen: „Es wird natürlich nicht einfach, weil wir auf eine absolute Topmannschaft treffen. Wir glauben jedoch an unsere Chance. Wir haben im Moment einen Lauf – und den wollen wir fortsetzen. Wir sind davon überzeugt, dass für uns auch in München etwas möglich ist.“ Auch im neuen Jahr läuft es beim Team von Cheftrainer Niko Arnautis derzeit wie geschmiert, aus den letzten acht Partien konnten sieben gewonnen werden, eine endete unentschieden. Besonders die Höhe des Sieges gegen den Tabellenletzten, Turbine Potsdam, unterstrich den großen Hunger nach der Meisterschaft. Aus Pawolleks Sicht kann es gerne so weiterlaufen: „Wenn man so einen Lauf hat, dann fühlt man sich gut, und es klappt vieles. Es macht einfach Spaß, ein Teil dieses Teams zu sein und Woche für Woche die Partien zu gewinnen.“ Ebenfalls imponierend war der knappe, überzeugende 3:2-Erfolg über Mitkonkurrent Bayer 04 Leverkusen, der ebenfalls in der aktuellen Runde stark aufspielt. „Aber wir haben unser Spiel durchgezogen und die drei Punkte mitgenommen. Nach der Winterpause weiß man nie so richtig, wo man genau steht. Man stellt sich zwangsläufig Fragen. Ist man wirklich so gut wie vor Weihnachten? Kommt man so stark ins neue Jahr, wie man das alte beendet hat? Dieser Sieg hat viele Antworten gegeben. Wir sind sehr froh, dass uns dieser gute Start gelungen ist“, schwärmte die Eintracht-Kapitänin.
„Champions-League-Aus war Wachrüttler“
Seit 2016 steht die gebürtige Obertshausenerin in der Mainmetropole unter Vertrag und schwärmt von ihrer besten Zeit als Adlerträgerin. „Es ist vor allem toll, dass ich diesen Weg mit einigen Spielerinnen gehen konnte, die ebenfalls schon länger hier sind. Wir wissen, dass wir große Qualitäten haben. Wenn wir die weiter so konstant auf den Rasen bringen, ist viel möglich.“ Im Vergleich zur letzten Saison ist die SGE einen Schritt weitergegangen und spielt eine Saison ohne Fehl und Tadel. „Wir sind älter und noch einmal reifer geworden“, preiste Pawollek. „Aber perfekt war die Saison bisher auch nicht, weil wir leider direkt zu Beginn der Saison in der Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase, dem Miniturnier, gescheitert sind. Das war noch einmal ein Wachrüttler für uns. Wir haben aus den Niederlagen und den Rückschlägen gelernt. Derzeit läuft es einfach super. Hinzu kommt, dass es uns aktuell gelingt, die knappen Spiele auf unsere Seite zu ziehen“, so die 26-Jährige.
Großer Titelhunger
Fußball wird gespielt, um Titel zu gewinnen. Für Pawollek ist das eine klare Sache. „Wir trainieren nicht jeden Tag, um um die goldene Ananas zu spielen. Wir alle wollen gerne mit der Eintracht erfolgreich sein und am liebsten Titel gewinnen. Für mich wäre das eine echte Herzensangelegenheit. Aber allen anderen würde das ebenfalls total viel bedeuten. Vorher hatten uns viele nicht auf dem Radar, dass es so gut laufen könnte. Aber wir sind ganz oben mit dabei“, zeigt sie sich titelhungrig und erklärte weiter: „Wir stehen in der Bundesliga auf dem ersten Platz und wollen diesen möglichst bis zum Ende verteidigen. Klar wird das hart, weil die Konkurrenz stark ist. Es wird nicht von selbst funktionieren. Aber wir haben – wie gesagt – das Selbstvertrauen, dass wir es schaffen können. Das Schöne ist: Wir haben keinen Druck, wir gehen mit dem Flow. Wir schauen von Spiel zu Spiel und backen weiterhin kleine Brötchen. Das klingt nach Floskeln, ist aber wirklich so.“ Am liebsten würde die polnische Nationalspielerin beide Titel, sowohl Pokal als auch Meisterschaft, gewinnen: „Der DFB-Pokal hat für mich einen extrem hohen Stellenwert. Der Weg zu einem Pokal-Titel ist kürzer als in der Bundesliga. Wir waren schon einmal kurz davor, haben aber dann das Finale 2021 gegen den VfL Wolfsburg verloren. In der vergangenen Saison sind wir leider im Halbfinale im Elfmeterschießen an den Bayern gescheitert. Das war sehr bitter, weil wir ein richtig gutes Spiel gemacht hatten.“ Es ist also Zeit, sich zu revanchieren. „Wir haben richtig Bock auf die Partie und wollen als Siegerinnen vom Platz gehen“, beteuerte die Polin.
Pawollek erwartet Spiel auf Augenhöhe
Der Respekt vor dem FC Bayern ist dennoch groß. „Die haben durchweg Weltklassespielerinnen im Kader. In München zu spielen, ist nicht einfach. Wir wollen denen einen großen Fight liefern. Denn auch wir haben die Qualität im Kader, um fußballerisch dagegen halten zu können.“ Pawollek erwartet deshalb ein ausgeglichenes Spiel: „Mittlerweile können wir guten Gewissens sagen, dass wir mit den Bayern auf Augenhöhe sind und dass Details vermutlich über Weiterkommen und Ausscheiden entscheiden werden. Wir brauchen eine gute Tagesform und das nötige Quäntchen Glück.“ Vor nicht allzu langer Zeit sahen die Voraussetzungen noch anders aus. Ein klarer Nachweis für die positive stetige Entwicklung der Eintracht-Frauen. Pawollek sieht es genau so: „Früher waren wir sehr weit davon entfernt, dass wir gegen München oder auch Wolfsburg einen Stich setzen können. Mittlerweile gab es schon mehrere Duelle, in denen wir mit diesen Konkurrenten gleichwertig oder ihnen sogar überlegen waren. Das macht uns alle richtig stolz, und wir wollen diesen Weg weitergehen. Das ist auch die Devise für das Viertelfinale.“
„Verletzung hat mich zu einer besseren Spielerin gemacht“
Die dienstälteste Spielerin der Frankfurt-Frauen musste mit zwei Kreuzbandrissen sehr schwere Zeiten durchmachen, doch beides hat die erfahrene Adlerträgerin erfolgreich hinter sich und steht inzwischen wieder auf dem Platz. „Ich bin einfach nur froh, wieder auf dem Rasen stehen zu können und immer mehr Spielminuten zu sammeln. Es war keine leichte Zeit, das ist klar. Ich war zweimal lange raus, insgesamt fast zwei Jahre. Ich bin froh und stolz, dass ich mich noch mal zurückgekämpft habe.“ Der Umgang mit dieser schwerwiegenden Verletzung war für sie eine ernorme Herausforderung: „Für den Kopf ist das natürlich nicht einfach, so lange nicht mit der Mannschaft auf dem Platz stehen zu können. Ich habe viel Zeit in der Reha verbracht und intensiv körperlich gearbeitet. Auch im mentalen Bereich habe ich viel gemacht. Heute fühle ich mich in jeder Hinsicht stärker, als vor den Verletzungen. Mich haben diese Rückschläge und Erfahrungen zu einer besseren Spielerin gemacht. Klar, es war bitter, aber ich möchte diese Zeiten auch nicht missen. Ich habe sehr viel für mich persönlich daraus ziehen können.“ Die bisherigen Erfolge ihrer Mannschaft sieht Pawollek als Lohn für die harte Arbeit, die noch längst nicht zu Ende ist: „Ich war vor kurzem noch verletzt, und jetzt bin ich plötzlich Teil des Teams, das mittendrin im Meisterschaftsrennen ist. Das ist für mich persönlich eine richtig schöne Story, die ich gerne weiterschreiben möchte“, lautete ihr Schlusswort.
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