Die im Vorfeld viel diskutierte Erhöhung des Eigenkapitals der Eintracht Frankfurt Fußball AG ist beschlossene Sache. Die deutliche Mehrheit der Mitglieder des Vereins sprach sich für die Maßnahme aus. Des Weiteren steigt die Eintracht zum deutschlandweit viertgrößten Sportverein auf.
Die Mitgliederversammlung am Montagabend warf bereits im Vorhinein seine Schatten voraus. Viele Medien sprachen im Vorfeld von einer für die Zukunft des Vereins richtungsweisenden Entscheidung, die die Mitglieder treffen müssten. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die jährlich stattfindende Veranstaltung in der Frankfurter Jahrhunderthalle fast bis Mitternacht zog.
Präsidiumsmitglied Theimann verkündete neue Mitgliederzahl
In der Veranstaltungshalle im Frankfurter Stadtteil Höchst fanden sich am Abend rund 1.500 Mitglieder und Gäste von Eintracht Frankfurt ein. Darunter unter anderem Ehrenpräsident Peter Fischer. Das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Moritz Theimann leitete die Versammlung in Abwesenheit des erkrankten Präsidenten Mathias Beck.
Theimann lobte die Profimannschaft um Chefcoach Dino Toppmöller: „Wir sind stolz auf das, was ihr [die Mannschaft, Anm. d. Red.] in Bundesliga und Europa League leistet. Wir sind Tabellendritter und stehen im Achtelfinale. Trotz aller Abgänge und Transfers, packt ihr es immer wieder, euch neu zu erfinden und die neuen Spieler zu integrieren. Das ist aller Ehren wert. Wir werden sehen, wo euch der Weg bis Mai hinführt. Eines ist sicher: Die Mitglieder stehen hinter euch!“
In seiner Rede verkündete das Präsidiumsmitglied, dass der Verein die Schallmauer von 150.000 Mitgliedern durchbrochen hat. Damit setzt sich das ungezügelte Wachstum der letzten Jahre fort. Die Eintracht ist somit, nach Borussia Dortmund und dem FC Bayern München, der drittgrößte Sportverein der ersten Bundesliga. Deutschlandweit ist sie der viertgrößte Verein, nach dem FC Schalke 04. Dabei sei das Wachstum nicht auf die Fan- und Förderabteilung begrenzt, sondern mittlerweile zähle der Verein auch mehr als 15.000 aktive Sportler.
„Eintracht steht auf wirtschaftlich gesunden Beinen“
Anschließend berichtete Schatzmeister Dominik Berker von der positiven finanziellen Entwicklung des Klubs: „Der Verein steht auf wirtschaftlich gesunden Beinen. Die abermals gestiegenen Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen stellen die finanzielle Basis unseres Vereins dar. In gewöhnlichen Geschäftsjahren erwirtschaftet der Verein einen Gewinn von rund einer Millionen Euro, der zum Teil für die Bildung von Rücklagen in Krisenzeiten, für die Tilgung der bestehenden Bankdarlehen sowie für den Ausbau neuer Sportstätten verwendet wird.“
Deutliche Mehrheit für die geplante Kapitalmaßnahme
Nach vielen Redebeiträgen und Rückfragen durch die Mitglieder, kam es zu der viel zitierten richtungsweisenden Abstimmung zur geplanten Kapitalerhöhung der Fußball AG. Diese wurde schlussendlich von einer deutlichen Mehrheit der Fans getragen. Rund 78,48 Prozent (824 Personen) der Anwesenden stimmten dem Antrag zu, 21,52 Prozent lehnten ab und 57 Personen enthielten sich. Demnach wird die Eintracht ihr Eigenkapital in einem ersten Schritt um etwa 25 Millionen Euro steigern können. Wir berichteten bereits ausführlich.
Vorstandssprecher Axel Hellmann betonte im Zuge dessen, der Verein habe das Ziel sich unter der Top-5 der Liga festzusetzen. Dies sei durch die beschlossene Maßnahme deutlich leichter und werde helfen die positive Entwicklung der letzten Jahre langfristig zu gestalten. In seiner Rede motivierte Hellmann auch die Eintracht-Frauen, die am letzten Sonntag deutlich im Wolfsburg unterlagen und so einen Dämpfer im Titelrennen hinnehmen mussten: „Ihr habt die volle Unterstützung auf der Zielgeraden. Vergesst mal gestern. Es geht immer weiter bei der Eintracht!“ Passend verkündete er, das Top-Spiel gegen den FC Bayern München wird am 12. April im Deutsche Bank Park stattfinden.
Ein weiterer Antrag forderte, dass der Anteil des Eintracht Frankfurt e.V. an der Fußball AG nicht unter 67 Prozent fallen dürfe. Dem stimmten 94,93 Prozent der anwesenden Mitglieder zu. Somit darf die Beteiligung des e.V. an der AG in Zukunft niemals unter diese Prozentzahl liegen.
Vereinszweck und Mitgliedsbeitrag werden angepasst
Schließlich beschlossen die anwesenden Mitglieder die Änderung des Vereinszwecks in der Satzung. „Der Verein handelt frei von parteipolitischen, weltanschaulichen und religiösen Bindungen und bekennt sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung. Er tritt verfassungs-, fremdenfeindlichen, antisemitischen Bestrebungen und Einstellungen sowie jeder Diskriminierung, insbesondere aufgrund der Nationalität, der ethnischen Zugehörigkeit, der Religionszugehörigkeit, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung aktiv entgegen“, wird es zukünftig in der Satzung heißen. So möchte der Verein seiner Verantwortung an der Gesellschaft nachkommen und seine Werte noch mehr vertreten.
Zu guter Letzt stimmten die noch anwesenden Mitglieder einer Anpassung des Mitgliedsbeitrags zu. Dieser soll um rund 20 Prozent ansteigen. Laut „Hessenschau“ wird er also von aktuell jährlich 76 Euro auf 90 Euro ansteigen.
Die letztendlich deutliche Zustimmung der Mitglieder zeigt, dass es der Vereinsführung gelungen ist, die Fans zu überzeugen. Die Meisten haben verstanden, warum die Erhöhung des Eigenkapitals wichtig ist, um sich in der oberen Tabellenregion festzusetzen. Der Verein scheint geschlossen einen Zukunftsweg eingeschlagen zu haben.
17 Kommentare
Die jährliche Mitgliederversammlung ist für mich ein absoluter Pflichttermin.
Das wir als aktive Fans und Vereinsmitglieder ein Mitbestimmungsrecht haben, wohin die Reise unserer Eintracht geht, ist unser höchstes Gut.
Die Debatte war ein super interessanter, wenn auch teilweise sehr anstrengender Austausch. Jedoch immer fair und auf Augenhöhe. So muss das sein.
Danke an alle die dort waren und von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht haben.
Ich habe es noch in keinem Veren erlebt, dass eine Mitgliederversammlung gegen eine Beitragserhöhung stimmt. Stoisch wird alles wie be den Lemmingen abgenuckt. "Juhu, wir geben ja gerne unser Geld." Ich denke, vielen tut das weh und an die wird nicht gedacht. Dabei benötigt die Abteilung überhaupt kein zusätzliches Geld. Sie kann sich ja bei einer fast Null-Leistung/ Null-Angebot vor Geld kaum retten. Reine Abzocke! Da ist nichts mehr von dem allseits beschworenem Eintrachtgeist. Auf zum BVB-/FCB-Kundentum! Wir machen unsere SGE selbst kaputt!
Ja, ein Euro im Monat mehr tut bestimmt sehr vielen Leuten seeehr weh ...
@2
14 Euro im Jahr. 1,17€ im Monat.
Erstens wird niemand gezwungen Mitglied zu sein.
Zweitens, wenn es daran scheitert, der sollte vielleicht grundsätzlich über seinen Lebenswandel nachdenken ob es nicht andere Prioritäten in seinem Leben geben sollte als die Mitgliedschaft in einem Fußballverein.
Oft fehlt der 1,17 EUR bei Leuten, die 150 EUR für ein neues Tattoo, Vapes oder Silvesterböller ausgeben. Aber es muss jeder selbst entscheiden, was gut und teuer ist.
Gruß SCOPE
@1: Einfach mal interessehalber nachgefragt: Was waren denn Deine Eindrücke aus der Versammlung und was gab es aus Deiner Sicht besonders Berichtenswertes? Würde mich über Antwort freuen!
Gerne, ich reiße es hier jedoch nur Stichpunktartig an.
Bereits zu Beginn gab es Anträge, die eine Änderung der Tagesordnungspunkte betrafen, dem seitens des Präsidiums auch entsprochen wurde.
Danach ein Antrag dem ebenfalls entsprochen wurde, dass bei Satzungsänderungen eine 2/3 Mehrheit der Mitglieder und keine einfache Mehrheit benötigt wird. Etwa 94% der anwesenden Mitglieder waren dafür.
Es folgten verschiedenste interessante Berichte und Ehrungen aus allen Abteilungen.
Das wichtigste in meinen Augen, die EK Erhöhung. Jeder Redeantrag wurde gehört und ernst genommen. Das Zeigte sich darin, dass sich für jeden einzelnen Beitrag die nötige Zeit genommen wurde, bis alle Fragen geklärt waren. Insgesamt zogen sich die Wortmeldungen ca. eine Stunde lang, bis entschieden werden konnte.
Die ganzen restlichen abzustimmenden Punkte, liefen dann recht schnell durch da sie in meinen Augen auch sehr plausibel waren und keiner großen Erklärung bedurften.
Ein Mitglied stellte noch zwei Anträge, wovon er einen zurückzog und einen Aufrecht erhielt. Der aufrecht erhaltene Antrag, das Präsidium solle Bericht zu Strafen etc. ablegen müssen, wurde mit ca. 95% von den Mitgliedern abgelehnt
Die einzelnen Punkte sind auf der Tischvorlage auf eintracht.de nochmal nachzulesen und ich meine es gab auch einen liveticker.
Hast Du einen besseren Vorschlag? Zum Beispiel eine soziale Staffelung? Dann kannst Du ihn ja nächstes Jahr einbringen.
Und wenn Du meinst, Geld wäre bereits und in Zukunft im Überfluß vorhanden, belege das doch bitte.
Waren eigentlich mehr Mitglieder als die letzten Jahre anwesend? Ich fand ca. 1% recht beeindruckend, immerhin sind die meisten der 150000 Mitglied geworden wegen Eintritt ins Waldstadion.
Jedenfalls finde ich es stark, daß die Mitglieder zur Kapitalerhöhung zugestimmt haben. Wenn der Weg funktioniert, wäre Wachstum auch ohne Seelenverkauf an windige Investoren möglich. Und das bei unserer aktiven, kritischen Fanszene.
Randbemerkung: der Deutsche Alpenverein ist auch ein Sportverein mit ca. 1,6 Mio. Mitgliedern. Wobei die technisch auf die einzelnen Sektionen aufgeteilt sind.
@7 naja so ganz fair fand ich es teilweise nicht.
Das Mitglied, was den einen Antrag zurückzog, wurde wieder mal schön ausgebuht und auch die Verantwortlichen haben dieses Mitglied im Vorfeld bereits abgeschmettert, sodass die Abstimmung danach eigentlich klar war. Der zweite Antrag war in meinen Augen nämlich gar nicht so unsinnig.
Vorweg: ich war gestern nicht anwesend.
Ich habe aber von den Anträgen gelesen und fand den zweiten Antrag gut. Ich hätte diesem Antrag meine Ja-Stimme gegeben. Da ich nicht vor Ort war, kann ich den gesamten Umgang mit diesem Antrag nicht beurteilen. Anhand des Live-Tickers und deiner Schilderung entsteht bei mir jedoch der Eindruck, dass das Präsidium die Wählerschaft zu einem Nein beeinflusssen wollte, was ich nicht gut finde. Es gibt sicherlich Gründe für und gegen diesen Antrag, aber das soll doch dann bitte objektiv behandelt werden und jeder unvoreingenommen für sich entscheiden. So hat man das Gefühl, dass hier wirklich nicht fair vorgegangen wurde, wie @10 es schreibt.
Herzlichen Dank!!
Die Abteilung heißt Fan- und FÖRDERabteilung. Mit der Mitgliedschaft in dieser Abteilung drückt man seine Verbundenheit mit Eintracht Frankfurt aus und ist Teil der großen Eintrachtfamilie. Mit den Beiträgen der Fan- und Fördermitglieder wird der gesamte Verein EINTRACHT Frankfurt gestützt und gestärkt. Der Großteil der Mitgliederbeiträge fließt in die Tilgung von Altlasten, den Ausbau und Unterhalt der Sportstätten und den aktiven Sportbetrieb.
Da die Fan- und Fördermitglieder 90% des Gesamtvereins stellen, finanzieren diese die aktiven Sportabteilungen quer. Genau das ist der Zweck dieser Abteilung.
Bei der Mitglieder-Rekordjagd der letzten Jahre ist der zentrale Zweck einer Mitgliedschaft leider deutlich in den Hintergrund gerückt. Ausdrücklich betont wird dieser eigentlich nur auf den MGVs.
Ich befürworte die Kapitalmaßnahme, aber ich würde mir Transparenz wünschen, wofür wir diese benötigen! Wir hatten das Glück, dass wir bei Verkäufen wie Kolo Muani und Marmoush wahnsinnig große Verkaufserlöse erzielt haben. Nichtsdestotrotz sind wir finanziell auf diese Kapitalmaßnahme angewiesen. Diese ist zwar vom Volumen überschaubar, aber es bleibt nach wie vor unklar, warum wir auf diese angewiesen sind. Die Begründung, dass wir hiernach unsere Leistungsträger länger halten können und nicht sofort verkaufen müssen, ist wirklich Unfug. Bitte verzeiht, wir sind mit unserem Kader sehr gut aufgestellt, und bei den Werten von Spielern wie Larsson, Uzun, Brown, etc. mache ich mir keine Sorgen. Was mir aber Sorgen macht sind die Ausgaben, die nicht in den Kader fließen! Dazu zählen insbesondere die Investitionen in die Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Daneben habe ich aus internen Kreisen vernommen, dass unser NLZ pro Jahr 20 Mio. € verschlingt, was einfach zu hoch ist (das genügt als Budget für einen Bundesligakader wie Kiel). Hier würde ich mir von der Vereinsführung mehr Transparenz wünschen, anstelle auf das Argument hierdurch Topspieler besser halten zu können, denn dies macht keinen Sinn! Bei den Werten der Mannschaft mache ich mir keine Sorgen, aber was ist, wenn wi r die hohen Ausgaben mal nicht über wahnsinnige Verkaufserlöse wie Kolo Muani oder Marmoush decken können…
@10, @11
Nur ein Zustandsbericht und keine Wertung zu dem Mitglied welches ihr hier ansprecht:
Vielleicht ist es nicht richtig, dass die Person ausgebuht wird, nur bleibt festzuhalten, dass diese Person seit Jahren auf den MGVs teilweise abstruse Anträge stellt und dafür bereits bekannt ist.
Zudem spricht sie öffentlich teilweise despektierlich über Vorstand und andere Mitglieder.
Soll heißen, den Ruf den diese Person hat, hat sie sich leider selbst zuzuschreiben.
Kommt dann jedoch tatsächlich mal ein Antrag der wirklich Sinnvoll erscheint, passieren eben solche Dinge wie dieses Jahr, dass sie einfach abgeschmettert werden.
@9
Vergangenes Jahr ist die JHH aus allen Nähten geplatzt, was mit Sicherheit an der Amtsübergabe von Fischer an Beck lag.
Dieses Jahr war sie ebenfalls sehr gut gefüllt.
Die Jahre davor hat die MGV immer im Riederwald in der Steubing Halle stattgefunden, daher sind Vergleiche, auch Aufgrund des massiven Mitgliederzuwachses in den vergangenen beiden Jahren aktuell noch schwierig. Gut besucht waren die Versammlungen jedoch immer.
@15
Richtig. Der ein oder andere würde dieses Mitglied als "Querulanten" betiteln. Und doch lebt der Verein doch von seinen unterschiedliche Mitgliedern und seinen ganzen Strömungen.
Zumindest dieses Jahr kann ich nichts negatives erkennen. Und dass dann der Vize Präsident und früheres Ultra Mitglied völlig entgleist applaudiert, nachdem der Antrag im Vorfeld schon durch den Kakao gezogen wird, zeigt leider, dass der Verein hier nicht neutral ist.
Das beschriebene Mitglied fragte nicht umsonst "wo da die Demokratie ist".
Ansonsten hatte ja wie immer jeder die Möglichkeit zu kommen und abzustimmen. Daher alles in Ordnung.
Also ich als traditioneller Vereinsmeier kenne das seit Jahrzehnten anders. Beitragserhöhungen werden oft im Vorfeld lange diskutiert und "verhandelt", dann aufwendig moderiert. Aus Gründen der Vernunft gehen die Anträge in der Regel in der Tat durch, aber nur weil vorher massiv Aufklärung in den Abteilungen betrieben wird und die Stimmung geprüft wird. In kleineren Sportvereinen gibt es in der Tat bei Erhöhungen um 10, also weniger als 50 Cent pro Monat, teilweise regen Widerstand. Das ist alles andere als einfach und schon gar nicht mal eben leichtfertig durch einen Vorstand eingeleitet. Das ist wirklich Arbeit im Ehrenamt.
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