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Ereleta Memeti fühlt sich in Frankfurt schon sehr wohl. Foto: IMAGO / STEINSIEK.CH

Memeti: „Habe das Gefühl, dass Eintracht Frankfurt ohne die Fans nur die halbe Eintracht wäre“

In einer bisher vor allem in der Bundesliga durchwachsenen Saison der Eintracht Frankfurt-Frauen ist Ereleta Memeti sicherlich eine der Gewinnerinnen. Die 26-Jährige kam im Sommer im Zuge eines großen Umbruchs der Mannschaft nach Frankfurt, sie verließ dafür die TSG 1899 Hoffenheim. In den bisherigen sechs Ligaspielen, von denen die SGE drei gewann und drei verlor, kam sie vier Mal zum Einsatz und erzielte hier zwei Tore und bereitete ein weiteres vor. Bei der jüngsten 2:3-Niederlage gegen den SC Freiburg wurde sie eingewechselt und traf hier zum zwischenzeitlichen 2:1 für die SGE.

Im Interview mit dem Vereinsmagazin „Eintracht vom Main“ betonte sie, dass sie sich sehr wohl in Frankfurt fühle: „Ich bin sehr gut angekommen hier. Ich fühle mich sehr wohl – in der Mannschaft und in der Stadt. Es ist für mich mal etwas anderes, in einer Großstadt zu wohnen, das macht mir schon Spaß.“ Die Großstadt sei ein großer Kontrast zu ihrem bisherigen Wohnort: „Ich habe in Wiesloch  gewohnt. Da hatte ich Glück, dass ein Supermarkt bei mir um die Ecke bis 0 Uhr offen hatte. Im Vergleich dazu ist Frankfurt ein anderes Level.“ Sie glaube, dass sie „gut reinpasse“ – auch in die Mannschaft von Cheftrainer Niko Arnautis: „Ich habe mich superschnell eingefunden, ich mag alle Mädels und sie haben mich auch super aufgenommen. Deswegen kann ich mich nicht beklagen.“

Während sie heute in Frankfurt spielt und damit regelmäßig vor mehreren tausend Zuschauern, erinnerte sie sich auch an die ersten Tage ihres Lebens als Fußballerin – als kleines Kind auf dem Bolzplatz und mit einem selbstgemachten Trikot. „Wir hatten früher nicht so viel Geld. Aber immer, wenn ich bolzen gegangen bin, hatten die Kids alle Trikots an. Viele mit Bayern-Trikot, aber auch die Trikots vom VfB Stuttgart waren bei uns in der Region um Schwäbisch Hall stark vertreten. Irgendwann habe ich dann zu meinem Vater gesagt, dass ich auch gerne ein Trikot haben wollte. Er hat dann mir und meinen Brüdern jedem ein weißes T-Shirt gekauft – und hat dann gefragt, welche Nummer wir haben wollen. Ich kann nicht sagen, warum, aber ich wollte unbedingt die Fünf haben. Dann habe ich mit Filzstift die Nummer Fünf draufgemalt und „Erëleta“ darübergeschrieben – das war mein erstes Trikot“, so die Mittelfeldspielerin, die sich heute oft zwicken müsse, wenn Leute mit ihrem Namen auf dem Trikot rumlaufen: „Ich komme mir vor wie in einem Traum, weil ich noch genau weiß, wie es war, nicht so viel zu haben. Ich versuche mir dann, vor allem vor großen Spielen, klarzumachen, dass ich genau das mache, was ich mir als Kind gewünscht habe. Dieses kleine Mädchen hat sich einfach nur gewünscht, Fußball in der Bundesliga zu spielen. Das war damals Welten entfernt. Jetzt stehst du auf dem Bundesliga-Rasen, spielst Champions-League-Qualifikation gegen Real Madrid und Nationalmannschaft – das ist krass.“

Über Umwege zum Profifußball

Sie selbst habe dabei erst spät gemerkt, dass es etwas bei ihr und dem Profifußball werden könne. Sie habe lange Zeit nicht daran geglaubt, dass es bei ihr klappen könnte. „Irgendwann kam dann die Mail, dass ich zur deutschen U16-Nationalmannschaft eingeladen wurde. Da hat es angefangen, dass ich gemerkt habe, dass ich Fußballerin werden will“, erinnert sie sich. So richtig los ging es dann 2017 mit ihrem Wechsel nach Wolfsburg, auch wenn es immer wieder Verletzungen waren, die sie ausbremsten. „Dort konnte ich im ersten Jahr gute Leistungen zeigen und habe auch bei der Ersten mittrainiert. Dann habe ich einen Meniskusriss erlitten und es war offen, ob ich es überhaupt in die Bundesliga schaffen würde. Aber das Feedback der Trainer war immer, dass sie mich in der Bundesliga sehen. Da war für mich auch die Erkenntnis da, dass ich das schaffen kann.“ Über die Stationen SC Freiburg und TSG 1899 Hoffenheim ging es dann nach Frankfurt, wo sie sich nicht nur in der Stadt sehr wohlfühle: „Die Trainingsbedingungen sind super. Ich habe noch keinen schlechten Trainingsplatz hier gesehen, wir werden hier super betreut und haben einen hohen Standard. Den Verein an sich und die Fans muss ich noch besser kennenlernen. Ich konnte noch kein Spiel der Männer verfolgen, weil wir im Moment so einen engen Rhythmus haben. Eintracht Frankfurt steht für Selbstbewussten, intensiven Fußball und ist immer schwer zu schlagen.“ Besonders die Fans haben es ihr angetan: „Die Fans hier sind wirklich unglaublich. Ich wurde in der Stadt schon sehr häufig erkannt und es kommen so viele Menschen immer zu uns ins Stadion am Brentanobad. Ich habe das Gefühl, dass Eintracht Frankfurt ohne die Fans nur die halbe Eintracht wäre. Die Fans machen unglaublich viel aus. Das hat man bei uns in der Champions-League-Qualifikation gegen Real Madrid am Brentanobad genauso gemerkt wie bei den Männern gegen Galatasaray. Wenn man weiß, dass die Leute im Stadion alle für dich sind – das gibt schon nochmal viel Energie.“

Obwohl sie in den U-Nationalmannschaften für Deutschland spielte, ist sie mittlerweile Nationalspielerin des Kosovo. Hier hat sie eine „völlig andere Rolle“ als bei der SGE und gehe als Führungsspielerin voran: „Ich versuche, häufig die Spielerinnen zu überzeugen, die sich vielleicht noch nicht so sicher sind, ob sie in der Nationalmannschaft des Kosovo spielen wollen oder nicht. Außerdem kann ich die Erfahrungen aus der deutschen Bundesliga mit den anderen teilen und versuche weiterzuhelfen, auch in Bezug auf die Professionalisierung. Immer, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin, habe ich unglaublich viel Spaß mit allen. Manchmal komme ich aus der Länderspielpause zurück und spiele viel befreiter auf, weil ich Selbstbewusstsein getankt habe. Die Nationalmannschaft gibt mir deutlich mehr, als dass sie mir Druck macht.“

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Ein Kommentar

Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. rob 15. Oktober 25, 09:40 Uhr

Danke für den Artikel! Es sind ja auch dieses kleinen Dinge, die zur Professionalisierung beitragen.

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