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In seinen 60 Jahren hat Manni Binz auf und neben dem Platz mit der Eintracht einiges erlebt. Foto: IMAGO / Jan Huebner

Manni Binz über junge SGE-Truppe: „Werden aus Niederlagen lernen“

411 Pflichtspiele, 38 Tore, 20 Vorlagen und DFB-Pokalsieger: Manni Binz kennt die Frankfurter Eintracht so gut wie kaum ein anderer. Nach der aktiven Laufbahn ist er mittlerweile auch neben dem Platz in vielen Funktionen für die SGE tätig. Im Interview auf der vereinseigenen Homepage der Eintracht spricht er über seine ungebrochene Leidenschaft für den Fußball, wichtige Erfahrungen für eine junge Frankfurter Mannschaft und das bevorstehende Duell in Mönchengladbach.

„Eigentlich war es ein recht ruhiger, normaler Tag“, beschreibt Manfred „Manni“ Binz seinen 60. Geburtstag Anfang der Woche. „Ich habe den Kleinen in die Schule gebracht, mittags waren meine Frau und ich gemeinsam essen und am Nachmittag war ich wieder mit dem Kleinen unterwegs. Wir haben es etwas verteilt, es zieht sich über die ganze Woche und darüber hinaus, im Oktober treffe ich mich mit meinen drei Brüdern. Das geht das Jahr so weiter, bis der 60. vorbei ist.“ 1979 trug Binz das erste Mal den Adler auf der Brust. Zuvor war er aus Bockenheim zur SGE gewechselt. Während der vielen Jahre auf und neben dem Platz gab es zahlreiche Weggefährten bei der Eintracht: „Ich habe so viele Nachrichten bekommen, unglaublich. Ich habe aber auch alle direkt beantwortet, andernfalls kommt man nicht mehr hinterher. Das war sehr cool, viele alte Mitspieler und Weggefährten aus den Mannschaften, in denen ich gespielt habe, haben sich gemeldet.“

Mittlerweile ist der gebürtige Frankfurter Markenbotschafter, Mitglied der Traditionsmannschaft und Trainer der Eintracht-Fußballschule. Aktuell bremst ihn eine Hüfte-OP aus. Die Leidenschaft zum Fußball ist allerdings ungebrochen. „Prinzipiell macht mir alles einen Riesenspaß. Bei der Fußballschule bin ich seit 2014 dabei und ich glaube, ich habe seither noch nicht ein schlechtes Camp erlebt. Man lernt neue Trainer und neue Menschen kennen und sieht immer mal wieder tolle Fußballer – das macht großen Spaß. Darüber hinaus haben wir eine tolle Gruppe, ob nun in der Fußballschule oder der Tradi.“ Seinerzeit war der viermalige Familienvater einer der stärksten Liberos in der Bundesliga. Eine Position, die im klassischen Sinne im modernen Fußball nur noch selten zu sehen ist. Trotzdem ist Binzs Spielweise immer noch Vorbild für heutige Verteidiger. „Manche, die unsere Zeit begleitet haben, sagen mir, dass ich schon so etwas wie ein Vorreiter war – manchmal hat sich schon damals eine kleine Viererkette gebildet“, lacht der 60-Jährige. „Ich zeige den Kindern eine Dreierkette und erzähle dann von Makoto Hasebe, den viele noch kennen. Dann können sie sich vorstellen, was ein Libero war.“

Ein Kapitän zum Aufrichten

Zum bisherigen Saisonstart seiner SGE zieht der 14-fache deutsche Nationalspieler ein gutes Fazit. „So wie im vergangenen Jahr auch. Das Spiel am Sonntag gegen Union, in dem sie zwar gekämpft, es spielerisch aber nicht ordentlich gemacht haben, mal ausgenommen, spielen es die Jungs bis hier hin gut. Es ist eine junge Mannschaft mit tollen Fußballern.“ Besonders angetan ist Binz von Rasmus Kristensen, dessen Ausfall man definitiv spüre: „Wie er sich auf dem Platz gibt, wie er mit seinen Teamkollegen umgeht und wie fair er nach Spielen – egal ob Sieg oder Niederlage – auf den Gegnern zugeht: Das zeigt, was für ein Typ er ist. Natürlich ist er auch ein echt starker Fußballer.“ Aber auch der Verbleib von Kapitän Robin Koch ist für ihn ein entscheidender Punkt. „Er ist der Kopf dieser Mannschaft und gibt den jungen Spielern auch einen Halt. Das brauchen die Jungs, für sie ist es enorm wichtig, dass sie jemanden haben, an dem sie sich aufrichten können. Allgemein gefällt mir die gesamte Mannschaft, wie sie zusammengestellt ist, sehr gut. Ansgar Knauff, Can Uzun, Nnamdi Collins, Hugo Larsson oder Nene Brown sind tolle Spieler, aber auch noch jung. Sie müssen ihre Erfahrungen sammeln.“ Der Vize-Europameister von 1992 war selbst mal Kapitän und weiß, wie wichtig es ist jüngere Mitspieler an die Hand zu nehmen. „Später fallen mir Adi Dworschak, Oliver Bunzenthal oder Matthias Hagner ein, die damals aus der Jugend kamen. Als ich damals aus der Jugend kam, waren es Ronny Borchers oder Charly Körbel, die ich mir als Vorbild genommen und mir gesagt haben: ‚Stark, so würde ich auch gerne mal spielen, oder so ein Profi will auch mal werden'“, erinnert sich Binz. „Früher haben die erfahrenen Spieler nach Fehlern oder Gegentoren dann auch mal zu einem gesagt: ‚Komm, jetzt halt‘ die Klappe und gib Gas, wach‘ mal auf‘. So oder so ähnlich wie es Robin im Spiel gegen Galatasaray gemacht hat. Wenn man dann das Ding dreht, spüren die Jungs, dass der Kapitän der Anführer ist.“

Die Eintracht stellt eine der jüngsten Mannschaften der Liga. Leistungsschwankungen und Lernkurven sind da ganz normal. Trotzdem bringt jeder Sieg und auch Niederlage mehr Erfahrung. „Nehmen wir mal Collins in der Nationalmannschaft: So, wie Deutschland gespielt hat, auch mit Blick auf das System, war es für ihn nicht einfach. Aber entscheidend war doch dabei, dass er reingeworfen wurde. Es sind Erfahrungen, die die Jungs sammeln, auch in einem harten Spiel wie zuletzt gegen Union Berlin. Natürlich ist es blöd, 3:4 zu verlieren, aber aus einer Niederlage lernt man.“ Jeder könne hier etwas für sich mitnehmen, wie der ehemalige Libero aus eigener Erfahrung weiß. „Als ich 23 Jahre alt war, hat unser Doc damals mal zu mir gesagt: ‚Mensch Manni, du spielst immer nur noch diese Fünf-Meter-Bälle, schlag doch mal wieder einen lang und diagonal!‘. Als ich es gemacht habe und der Ball ankam, meinte er: ‚Siehst du, hab‘ ich dir doch gesagt!‘. Das braucht man, um sich Sicherheit zurückholen. Inzwischen ist der Staff deutlich größer, es gibt viele Leute, die mit den Spielern sprechen und sie fördern – auch das braucht es.“

„Trainerwechsel kann immer etwas bewirken“

Am morgigen Samstagabend trifft die Eintracht auswärts auf Borussia Mönchengladbach. In seiner Karriere traf der 60-Jährige insgesamt 22 Mal auf die Fohlen-Elf. Zwei Spiele sind ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben: „Unter Stepi haben wir mal 3:1 geführt und dann hinten raus am Bökelberg mit Ach und Krach noch 3:3 gespielt. Am nächsten Tag hat mich Stepi zu sich ins Büro geholt und mich zur Sau gemacht: ‚Du kommst hier ja kaum durch die Tür durch‘, hat er zu mir gesagt: ‚Du bist so breit geworden, genauso hast du gestern auch gespielt!‘, blickt Binz lachend zurück. Das zweite Spiel war am ersten Spieltag der Saison 1993/94 unter Klaus Toppmöller, dem Vater des heutigen Cheftrainers Dino. „In der Mannschaftssitzung hat Toppmöller damals die Meisterschale mitgebracht und auf den Tisch gestellt. Getreu dem Motto: das ist das Ziel. Wir haben auswärts 4:0 gewonnen und ein überragendes Spiel gemacht. Anthony Yeboah hat einen Kopfball gemacht, der war so fest wie ein Schuss.“

Die Hausherren warten in der aktuellen Spielzeit noch auf ihren ersten Sieg. Mit Eugen Polanski sitzt Interimsweise ein neuer Cheftrainer auf der Bank, für den dieses Spiel über seine Zukunft entscheiden könnte. Dass der Effekt eines Trainerwechsels einiges bewirken kann, haben die Adlerträger schon in Leverkusen zu spüren bekommen. „Der neue Trainer war gerade einmal zwei Tage da, konnte die Spieler aber in eine Richtung à la ‚Spielt so wie vergangenes Jahr‘ führen. Eugen Polanski ist etwas länger da, er verlangt etwas von seinen Spielern. Wichtig ist, dass die Mannschaft das Vertrauen spürt. Ich denke, dass wir ein anderes Team erleben werden als noch beim Heimspiel gegen Bremen.“ Damals setzte es eine 4:0-Klatsche für die Borussia. „Ein Trainerwechsel kann immer etwas bewirken. Als Stepi damals zu uns kam, hat er gesagt: ‚Macht mal das, was ihr könnt.‘ Wir haben viel befreiter gespielt, er hat uns spielen lassen. Klar, ein System gehört dazu, aber wir konnten einfach machen. Dann machst du das 1:0 und plötzlich läuft der Ball.“ Beim Top-Spiel steht also für beide Mannschaften einiges auf dem Spiel. Gladbach brauch einen Dreier. Die Eintracht will zurück in die Erfolgsspur, bevor mit Atlético Madrid und Bayern München eine schwere Woche ansteht. Manni Binz glaubt an seine SGE. Sein Tipp: „Die Eintracht gewinnt 3:2.“

2 Kommentare

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Manni...der Libero...eleganter Kicker, den habe ich gerne spielen sehen und bin noch stolzer Besitzer von einem 93er Tetra Pak Trikot mit der Nummer 5 drauf. Er ist heute noch oft donnerstags auf'n Bockenheimer Markt beim Espresso Stand anzutreffen und immer für ein Schwätzchen offen, guder Typ!

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Fallback Avatar 2. sylfloyd 26. September 25, 20:48 Uhr

Hach … das weckt Erinnerungen. Tut gut, wie und was er sagt. Grundsolide..

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