Im ersten Teil des großen Mathias Beck Interviews zum Jahreswechsel ging es vor allem um die sportlichen Themen rund um Eintracht Frankfurt. Im zweiten Teil der „Bild“ rücken vor allem zwei weitere Themen besonders in den Fokus: Seine erneute Kandidatur als Präsident für das Jahr 2027 und die klare Kritik an Teilen der Ultraszene. Der Präsident und zeitgleiche Aufsichtsratsvorsitzende möchte weiter Verantwortung übernehmen, angestoßene Themen im Verein voranbringen, und zwar auch in schwierigen Themen abseits des Sports und vor allem bekannter werden.
Erneute Kandidatur: Beck will Verantwortung fortsetzen
Beck bestätigte ausdrücklich, dass er sich zur Wiederwahl im Jahr als Präsident der Eintracht stellen wird: „Alle meine Präsidiumskollegen haben meine Kandidatur befürwortet. Wir haben zusammen einiges bewegt in den letzten zwei Jahren, und gerade die 15000 aktiven Sportler haben erlebt, was alles Positives passiert ist.“ 2024 ist Beck mit 99,8 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden. Diesem Vertrauensvorschuss möchte er in Zukunft weiter gerecht werden. „Es ist eine riesige Aufgabe, die aber auch riesige Freude macht. Ich kenne inzwischen die Strukturen, weiß, wo wir ansetzen müssen und wie es mit Eintracht weitergehen kann“, erläutert er weiter. Bei seiner täglichen Arbeit fühle er sich wertgeschätzt und genieße das volle Vertrauen.
Zwischen Rückhalt und klarer Haltung: Becks Blick auf die Ultras
Trotz seiner klaren Worte weiß Beck, dass die Unterstützung aus der aktiven Fanszene für jeden Präsidenten von großer Bedeutung ist. Gerade bei Eintracht Frankfurt, wo die Ultras seit Jahren ein prägendes Element der Vereinskultur darstellen, sei ein funktionierender Dialog unverzichtbar: „Ich bin mit allen Gruppierungen im Verein in Kontakt.“ Beck betonte, dass er auch weiterhin auf Unterstützung aus der Kurve setze – allerdings auf Basis gemeinsamer Werte und klarer Grenzen. Vor einer möglichen Kandidatur von Vizepräsident Benjamin von Loefen zeigt sich Beck unbeeindruckt. Von Loefen gilt als enger Ansprechpartner der Ultras und könnte aus Sicht mancher Beobachter, als deren Interessenvertreter wahrgenommen werden. Angst vor einer internen Machtverschiebung habe Beck jedoch nicht. Wie er ausführt, habe er von allen Präsidiumsmitgliedern seine erneute Kandidatur befürwortet bekommen. Dafür will er in der Zukunft auch eine größere öffentliche Präsenz zeigen. „Ich bin der Überzeugung, dass zunächst die Arbeit kommen muss und dann die öffentliche Bekanntheit. Ich sehe das als eines meiner Ziele“, führt er aus.
Auftrag des Aufsichtsratsvorsitzenden: „Konsequenzen in der Fankultur“
Ein weiterer Schwerpunkt des Interviews war Becks äußerst deutliche Haltung zur Causa Ultras. Beck kritisierte bestimmte Szenen innerhalb der Frankfurter Fankultur und forderte Konsequenzen für die Vorkommnisse zuletzt in Köln und Barcelona, ohne dabei pauschal die gesamte Ultraszene zu verurteilen: „Diese Dinge machen nicht nur mich wütend. Die Vorkommnisse in Köln und Barcelona schaden uns massiv. Wir haben immer gesagt: Nichts darf die Hand verlassen!“ Wie der Verantwortliche diese Entwicklung stoppen will, ließ er derweil noch offen, aber: „Ich bin natürlich mit Philipp Reschke im Austausch und habe ihn in meiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender aufgefordert, Konsequenzen aufzuzeigen und er wird mit uns festlegen, wie wir hier weiterkommen können.“ Grundsätzlich, und das führte er dann aus, habe Frankfurt aber kein Fanproblem, sondern eine Fanszene, die komplett hinter dem Verein stehe. Das zeige beispielsweise die Verabschiedung der Spieler von den Fans nach der 0:6-Pleite in Leipzig.
Generationenwechsel in der Kurve verantwortlich für Probleme
Zumindest Ansätze konnte er liefern, warum es zuletzt immer wieder zu Eskalationen kam: „Wir erleben einen Generationswechsel in der Kurve. In solchen Phasen – und das kennen wir aus der Vergangenheit – tanzen immer wieder einige aus den Reihen zum Schaden aller anderen. Und genau deshalb können wir auch nicht ganze Gruppen bestrafen oder unsere Fan-Szene pauschal verurteilen. Wir müssen im Dialog bleiben und das tun wir. Wir dürfen uns nicht zu weit voneinander entfernen, denn dann, glaube ich, bekommen wir echte Probleme.“ Es bleibt deutlich, dass es aktuell auch bei den Verantwortlichen keine direkten einfachen und sofort greifenden Lösungen für die wiederkehrenden Probleme gibt. Weder Vereine noch Verbände haben bislang Patentrezepte, um Eskalationen nachhaltig zu verhindern. Dennoch machte der Präsident klar, dass die Verantwortung nicht allein bei den Vereinsgremien liegen könne. Die organisierte Fanszene müsse sich ihrer Rolle bewusst sein und aktiv dazu beitragen, Grenzen einzuhalten. Sein Appell könnte zusammengefasst lauten: Leidenschaft ja, aber Verantwortung ebenso.






3 Kommentare
Höchste Zeit für digitale Abstimmungen. Im Zeitalter von online Banking, Home-Office etc. längst überfällig. Clubs mit Zehntausenden, Hunderttausenden Mitgliedern können sich nicht von dem Votum einer geringen Mitgliederanzahl in den Jahresmitglieder-Versammlungen abhängig machen lassen.
@1 bin ich auch dafür.
Gerade wenn man sich die Örtlichkeit Jahrhunderthalle so anschaut. Die Ultras, alle in schwarz, und direkt hinter der Chefriege um Krösche und Co in mehreren Sitzblöcken.
Stören teilweise Redebeiträge, man hat dann auch wenig Lust, gegen deren Meinung abzustimmen.
Für mich auch ein wenig irritierend, dass man jetzt erst vor der Wahl ein paar Sätze von Beck zu diesem Problem hört.
Danke für deine ehrlichen und offenen Worte.
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