Am kommenden Donnerstag findet eine Mitgliederversammlung aller 36 Proficlubs der ersten und zweiten Bundesliga statt. Auf der Agenda steht die Diskussionsfrage, wie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Medieneinnahmen von 4,48 Milliarden Euro auf alle Vereine verteilen soll. Im Interview mit der „Sport Bild“ zeigte sich der Vorstandssprecher der Frankfurter Eintracht, Axel Hellmann, über diese Vorgehensweise skeptisch.
„Sehe den Mehrwert nicht“
Bei dieser Versammlung werden sich die 36 Clubs in erster Linie für ihre Interessen einsetzen. Hellmann selbst kann diese Haltung als Vertreter von Eintracht Frankfurt nachempfinden: „Ich stelle fest, dass der Ton, auch der öffentliche, rauer und härter geworden ist. Ich kann verstehen, dass alle Klubs sich für ihre Interessen stark machen und im Hinblick auf die Verteilung für ihre Interessen kämpfen. Das machen wir so, das macht der FC Bayern so, das macht der FC St. Pauli so“ erklärte der 53-Jährige, der mit dem Vorgehen der DFL an den Erfolgsaussichten zweifelt: „Aber ich hätte eine außerordentliche Mitgliederversammlung dafür nicht gebraucht, weil ich gar nicht sehe, wo der Mehrwert liegt. Jetzt schicken 36 Klubs zwei oder drei Vertreter, und jeder hat seinen Blick auf die Verteilung. Was soll da rauskommen?“ Für den gelernten Juristen wäre es besser, „wenn wir uns ausführlich in mehreren Regionalkonferenzen mit den verschiedenen Ansätzen, die auf den Tisch kommen, konzeptionell beschäftigt hätten.“ Hellmann begründete seine Sichtweise mit einer Herausforderung, die es aus seiner Sicht gibt: „Am Donnerstag ist die außerordentliche Mitgliederversammlung. Alle Klubs sind in der heißen Phase ihrer Finanzplanung und müssen sechs Wochen später ihre Lizenzunterlagen bei der DFL einreichen. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, dass wir in der Zwischenzeit wegweisende Veränderungen am Verteilersystem durchspielen, die praktischen Konsequenzen besprechen und die Klubs dann vor vollendete Tatsachen stellen, was mögliche Verschiebungen auf der Verteilerachse anbelangt.“
Daraus schlussfolgert Hellmann, dass er nicht daran glaube, dass alle Parteien zu einem gemeinsamen Nenner kommen würden: „Ich höre das eine oder andere, was da vorgetragen werden soll. Und es positionieren sich ja auch viele über die Medien. Das ist auch legitim. Aber wenn ich die Vielstimmigkeit dieser Vorschläge höre, fehlt mir jegliche Fantasie, wie es zum Konsens kommt zwischen 36 Klubs mit einer Bandbreite von Bayern München bis Jahn Regensburg.“
Eintracht hat „die Rolle der Schweiz“
Einer der 36 Interessenten ist logischerweise auch die Eintracht. Der Vorstandssprecher der Hessen sieht seinen Verein in einer neutralen Position: „Wir haben bei der Frage quasi die Rolle der Schweiz. Denn wir sind, wenn man so will, überall unter den ersten sechs. Da geht es um Nuancen. Wir können deswegen etwas neutraler auf die Dinge blicken. Eine Verteilung, die stärker die Medienleistung der Klubs berücksichtigt, liegt uns als Klub, der das Team Marktwert vor neun Jahren mit gegründet hat, erst einmal näher“, erläuterte Hellmann und kritisierte die opportunistische Einstellung einiger Klubs. „Damals wollte zum Beispiel Schalke nicht beitreten, weil ihnen Reichweite nicht so wichtig war. Es hat natürlich eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet Schalke jetzt eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragt und sich genau für dieses Thema einsetzt, gegen das sie seinerzeit so vehement gearbeitet haben. Nichts macht deutlicher, dass es hier bei allen Klubs vor allem um ihre eigenen, mitunter sehr kurzfristigen Interessen geht.“
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