Von Transferphase zu Transferphase reihen sich im Kosmos der Frankfurter Eintracht teils unseriöse Transfergerüchte, sogenannte Zeitungsenten, aber auch Veritable, Ernstzunehmende an. Dass ein Wechsel nicht immer klappt, ist das Normalste und Teil des Fußballgeschäfts. Ein Scheitern kann dabei mehrere Gründe haben: zu hohe Ablöse, der Spieler ändert seine Meinung, ein anderer Verein grätscht dazwischen und so weiter. In jüngster Vergangenheit bemühten sich die Hessen um den einen oder anderen spannenden Namen, wobei ein Transfer wegen den oben genannten Faktoren nicht zustande kam. Das gibt uns den Anlass, zu beleuchten, ob sich die SGE im Nachhinein ärgern muss oder vielleicht froh sein kann, dass es zu keiner Zusammenarbeit kam. Wir schauen, wie die Spieler in ihren aktuellen Clubs performen.
Jobe Bellingham (Borussia Dortmund)
„Er war schon gedanklich in Frankfurt“, gab BVB-Chef Hans Joachim Watzke in einem Interview mit „schwatzgelb.de“ zu Protokoll, der mit seinem Club im letzten Moment dazwischenfunkte und Jobe Bellingham von einem Engagement an der Strobelallee überzeugte. In Bellingham sah Eintracht Frankfurt die perfekte Verstärkung für die jetzt anbrennende Problematik auf der Sechserposition. Der junge Engländer besuchte sogar die Mainmetropole, um sich ein Bild zu verschaffen. Schlussendlich entschied sich Bellingham jedoch, den gleichen Weg wie sein größerer Bruder, Jude, zu gehen. Anfang der Saison schien sich die Entscheidung pro Borussia Dortmund und contra Eintracht als Fehler herauszukristallisieren. Bereits sein Bundesligadebüt am ersten Spieltag gegen den FC St. Pauli war von einem Skandal überschattet, als Bellinghams Vater nach Schlusspfiff in die Katakomben gelangte und Sebastian Kehl zur Rede stellen wollte. Grund für diesen Streit war die Auswechslung nach einem unauffälligen Auftritt in den ersten 45 Minuten, sowie die vom Vater kritisierte ideenlose Spielweise. Doch die Wogen beider Parteien konnten schnell geglättet werden und die BVB-Führung zog Konsequenzen daraus. Seitdem kam der 20-Jährige zwar immer zum Einsatz, pendelt allerdings zwischen Startelf und Bank. Erst drei Startelfeinsätze stehen in der Liga zu Buche. Zuletzt spielte Bellingham beim enttäuschenden 1:1 in Hamburg über die volle Distanz. Immerhin konnte der U21-Nationalspieler Englands in der Champions League mit zwei Vorlagen seine ersten Scorerpunkte sammeln. Jobe Bellingham hätte der SGE mit seinem Talent sicherlich in der aktuellen Situation auf der Sechs gutgetan. Bellingam kann sowohl defensiv, zentral als auch vorne auf der Zehn agieren. Nach dem knappen 1:0 beim FC Augsburg gab es beispielsweise Lobeshymnen von Niko Kovac. Bellingham kam in der 62. Minute für Felix Nmecha rein und legte vor allem defensiv einen guten Auftritt hin. „Man hat schon im letzten Spiel in Frankfurt (DFB-Pokal, Bellingham spielte 120 Minuten durch, Anm. d. Red.) gesehen, welche Qualitäten er hat. Er ist präsent, hat eine gute Physis und eine spielerische Qualität, die er auch hier in Augsburg in seinen 30 Minuten aufs Feld gebracht hat“, sagte der ehemalige SGE-Coach bei „Sky“.
James McAtee (Nottingham Forest)
Ein weiterer Engländer, der fast bei der Eintracht gelandet wäre, ist James McAtee. Auch hier bildete sich ein Zweikampf um den jungen Offensivspieler von Manchester City, wobei BVB und SGE bei dieser Personalie letztlich in die Röhre guckten. Wie Bellingham besuchte auch sein U-Nationalmannschaftskollege Frankfurt, um erste Eindrücke zu gewinnen. Der Spieler lehnte aber schlussendlich einen Wechsel ins Ausland ab. Auch die hohe Ablöseforderung von 25 bis 30 Millionen Euro machte der Eintracht einen Strich durch die Rechnung. McAtee, der mit der U21 Englands Europameister wurde und seine Mannschaft als Kapitän führte, zog es zu Nottingham Forest. Bei den Tricky Trees muss sich der 22-Jährige aber noch gedulden, denn bisher stehen in der Premier League nur 127 Minuten Einsatzzeit, verteilt auf vier Spiele, zu Buche. In der Europa League durfte McAtee zumindest am vierten Ligaspieltag gegen Sturm Graz etwas mehr als eine Stunde auf dem Platz als rechter Flügelstürmer agieren. In den 66 Minuten konnte er jedoch nicht zu drei Punkten verhelfen. Es reichte immerhin zu einem torlosen Remis. Zu einem Match zwischen Forest und McAtee ist es also noch nicht gekommen. Aktuell pendelt der zentrale Offensivspieler zwischen Bank und Nicht-Berücksichtigung im Kader. Auch unter dem neuen Trainer, Sean Dyche, der auf den entlassenen Ange Postecoglu folgte, verbesserte sich die Situation bisher nicht. McAtee wartet nun seit fünf Ligaspielen auf einen Einsatz. Ob er in Frankfurt zu deutlich mehr Spielzeit gekommen wäre, ist fraglich. Denn auch bei den Hessen ist auf seinen beiden Positionen die Konkurrenz mit Can Uzun, Mario Götze, Ansgar Knauff und Ritsu Doan hoch. Zumindest hätte der U21-Europameister aber eine Alternative bieten können und von der langwierigen Uzun-Verletzung profitieren können, auch weil Götze hin und wieder mal kürzer treten muss.
Victor Froholdt (FC Porto)
Die Eintracht bedient sich gerne am skandinavischen Markt. Man denke da an Lukas Hradecky, Frederick Rönnow, Hugo Larsson, Oscar Höjlund oder Love Arrhov. Auch Victor Froholdt sollte sich in dieser Kategorie einreihen. Die Eintracht sah in ihm das Potenzial und wollte Froholdt unter Vertrag nehmen, aber eben nicht um jeden Preis. 25 bis 30 Millionen Euro sind einer Preisklasse zuzuordnen, die den Frankfurter Rahmen sprengen würde. Verständlich, dass die Führungsriege um Markus Krösche Abstand von der Personalie nahm, zumal keine Garantie bestanden hätte, dass der Spieler einschlägt. Doch im Nachhinein ist man immer schlauer und Dino Toppmöller wäre wohl froh gewesen, mit Froholdt einen jungen, qualitativ gut veranlagten Spieler zur Verfügung zu haben. Mit seiner Laufstärke als Box-to-Box-Spieler hätte er perfekt in Toppmöllers Spielphilosophie gepasst und die fehlende Balance zwischen Abwehr und Angriff wiederherstellen können. Wie bereits bei Jobe Bellingham beschrieben, droht der Eintracht mit den Ausfällen von Oscar Höjlund und Hugo Larsson, sowie Ellyes Skhiri und Fares Chaibi (beide beim Afrika Cup) Personalnot im zentralen (defensiven) Mittelfeld. Genau auf dieser Position ist Froholdt beheimatet, der sich für 20 Millionen Euro dem FC Porto anschloss. Mit gerade mal 19 Jahren gehört der dänische Youngster unangefochten zum Stammpersonal der Portugiesen und macht mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. In wettbewerbsübergreifend 17 Pflichtspielen stand Froholdt in der Startelf, in denen er fast immer bis zum Schlusspfiff auf dem Platz blieb. Nur im Hinspiel der zweiten Runde der Champions League-Qualifikation, ausgerechnet gegen Ex-Club FC Kopenhagen, blieb Froholdt eine Kadernominierung verwehrt. Ansonsten ist der gebürtige Kopenhagener nicht mehr aus der ersten Elf von Porto wegzudenken. In elf Spielen in der Primeira Liga steuerte der dänische A-Nationalspieler zwei Tore und zwei Vorlagen bei. 15 Torschussvorlagen, 427 Ballkontakte und 85 Prozent angekommene Pässe in der portugiesischen Liga sind Zahlen, die Froholdts enorme Entwicklung untermauern.
Ko Itakura (Ajax Amsterdam)
Ko Itakura stand bei der Frankfurter Eintracht hoch im Kurs. Er wurde als idealer Nachfolger für den abgewanderten Tuta gesehen. Doch statt der Bundesliga erhalten zu bleiben, entschied sich der Innenverteidiger für einen Wechsel zu Ajax Amsterdam. Beim niederländischen Rekordmeister hatte sich Itakura sicher eine ruhigere Saison erhofft, denn bisher hinkt Ajax seinen Erwartungen komplett hinterher. In der Eredivisie belegt der Hauptstadtclub nur den vierten Platz und in der Champions League ist man mit null Punkten aktuell das Tabellenschlusslicht. Die Zeiten, in denen man die heimische Liga dominierte und auch international für Furore sorgte, sind fürs Erste futsch. Schuld daran ist Itakura wohl nicht, der mit 62 Prozent gewonnen Zweikämpfen, 445 Ballkontakten und 92 Prozent angekommenen Pässen in sieben Ligaspielen zu überzeugen weiß. Im letzten Ligaspiel saß Itakura die kompletten 90 Minuten auf der Bank, zudem setzte eine nicht bekannte Verletzung ihn für zwei Partien außer Gefecht. In der Champions League stand er bei drei von vier Duellen auf dem Platz. Bei der 0:3-Pleite gegen Galatasaray, die die Entlassung von Cheftrainer John Heitinga zur Folge hatte, durfte der Japaner nur zuschauen. Insgesamt stehen zehn Pflichtspieleinsätze zu Buche, in denen ihm ein Tor gelang. In Frankfurt hätte der 1,88-Meter-große Defensivakteur wohl eine ruhigere Saison erlebt, hätte vermutlich das ein oder andere Gegentor mit seinen Fähigkeiten verhindert und alternativ auch auf der Sechserposition aushelfen können.
Tom Bischof (FC Bayern München)
Der Aspekt Spielzeit kann ein ganz entscheidendes Argument sein, ob man als junger Spieler direkt den Sprung zu einem Spitzenverein, wie dem FC Bayern München, wagt. Oder zu einem mittlerweile gut geführten Verein wie Eintracht Frankfurt geht, der für seine Talentförderung bekannt ist und eher Einsatzzeiten garantieren kann. Siehe Nene Brown, Nnamdi Collins oder Can Uzun. Tom Bischof hätte perfekt in dieses Erfolgsmodell gepasst. Das Interesse des Rekordmeisters reizte den jungen, talentierten Deutschen aber mehr. Dass der Neuzugang aus Hoffenheim sich aber zunächst hintenanstellen und Geduld aufbringen muss, dürfte ihm im Vorhinein klar gewesen sein. Eine Blinddarmentzündung bremste den gebürtigen Aschaffenburger zunächst für die ersten beiden Bundesligaspieltage, sowie die erste Runde im DFB-Pokal, aus. Dann folgten meist Kurzeinsätze, sowohl in der Liga, als auch in der Champions League, wobei der 20-Jährige zuletzt beim knappen 2:1-Sieg bei PSG zur zweiten Halbzeit ran durfte. In der Bundesliga schaffte es Bischof zu drei Startelfeinsätzen, unter anderem im Topspiel gegen Bayer Leverkusen (3:0). In zwei seiner Startelfeinsätze spielte der deutsche U21-Nationalspieler sogar über die volle Distanz. Bischof ist hauptsächlich im zentralen Mittelfeld beheimatet, wo er auch von Vincent Kompany häufig eingesetzt wurde, kann aber auch auf beide Außenverteidigerpositionen ausweichen. Mit seiner Spielintelligenz, seiner Technik und seiner Passsicherheit (94 Prozent angekommene Pässe) kann er so das Spiel aufbauen. In vier Pflichtspielen durfte sich der Linksfuß bereits als Außenverteidiger beweisen. Drei Vorlagen in der Bundesliga stehen schon zu Buche. Seinen Marktwert konnte Bischof in die Höhe treiben: Inzwischen taxiert „transfermarkt.de“ diesen auf stolze 30 Millionen Euro. Hier dürfen sich die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt ärgern, wieso sie das Rennen um Bischof nicht gemacht haben.
Arnaud Kalimuendo (Nottingham Forest)
Für Arnaud Kalimuendo läuft es, ähnlich wie für James McAtee, bei Nottingham Forest suboptimal. Sicherlich sinnbildlich für die aktuell schwierige Saison des zweifachen Europapokal-der-Landesmeister-Sieger. Kalimuendo war immer mal wieder ein Thema bei der Frankfurter Eintracht und kam vor allem als Nachfolger für Omar Marmoush infrage, doch nie wurde die Spur wirklich heiß. Zu der Zeit ging der Franzose für Stade Rennes auf Torejagd. Seit Beginn dieser Saison streift sich der Mittelstürmer, der auch linksaußen agieren kann, das Trikot von Nottingham Forest über. Warum die Eintracht ihr Interesse an Kalimuendo nie wirklich konkretisierte, wird nun deutlich. In England scheint der 23-Jährige bisher noch nicht sein Glück gefunden zu haben. Nottingham befindet sich mitten im Abstiegskampf und Kalimuendo war bisher keine große Hilfe. Nicht nur steht der U21-Nationalspieler Frankreichs bei null Scorerpunkten, sondern stand bis dato nur 66 Minuten verteilt auf sechs Spielen auf dem Rasen. Zuletzt war der Angreifer zweimal nicht im Kader oder musste in zwei Partien von der Bank zuschauen. Immerhin durfte der 156-fache Ligue 1-Stürmer im letzten Spiel der Europa League gegen Sturm Graz 80 Minuten spielen, konnte sich bei der Nullnummer aber nicht hervortun. 30 Millionen Euro blätterte der englische Meister von 1978 für Kalimuendo hin. Eine Investition, die sich Stand jetzt nicht auszahlt.






7 Kommentare
Natürlich alles im
Konjunktiv, aber Frohold heule
Ich echt hinterher… der ist bock stark und hätte uns wirklich gut getan…
Wie ist denn die Leistung von Koulierakis einzuschätzen? Ich schaue mir freiwillig keine Spiele von Wolfsburg an und habe ihn daher auch noch nie bewußt in der Bundesliga spielen sehen. Aber besonders auffällig gut scheint er jetzt auch nicht zu sein, oder? Oder ist er der Einäugige unter den Blinden? Kann das jemand beurteilen?
Die Aufstellung ist sehr interessant und zeigt mir, dass die Einschätzungen unserer Kaderplanung meist richtig sind.
Dass andere Vereine dann mit mehr Geld locken, ist halt ärgerlich, aber mittelfristig wohl auch nicht zu ändern.
Wobei ich daran glaube, dass die Eintracht in ein paar Jahren Dortmund einholen wird.
Frohold hötten wir mit 20m stemmen können - schade - aber hätte hätte Fahrradkette
Der Koulierakis ist schon gut, einer der besseren, trifft auch ab und zu per Kopf. Da wir dafür Theate gekriegt haben, gibt's nix zu meckern. Der ist einfach ein Mentalitätsmonster und liefert mehr Vorlagen.
@Emre Erdem, ihr habt auch noch Said El Mala von Köln für die LA Position vergessen, an dem die Eintracht dran war, der sich aber erstmal konstant entwickeln und seinem Jugendclub etwas zurück geben wollte, was ihn ja besonders ehrt, dafür habe ich Respekt. 6 Scorer in 10 Spielen, nach der Saison werden die für den min. 40 Mio. haben wollen, dann ist die Eintracht raus.
@ 2 Fozzi
Ich sage mal solide tritt er auf linke Abwehrseite ganz gut im Griff...mal besser mal schlechter und ich schließe mich der Meinung an, dass Theate der viel bessere Transfer war...
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