Was für ein Kampf in Süditalien! Die Frankfurter Eintracht hat sich beim amtierenden italienischen Meister SSC Neapel ein 0:0 erkämpft – und das vor allem mit einer beeindruckenden Defensivleistung. Gegen den Tabellenführer der Serie A zeigte die Mannschaft von Dino Toppmöller eine kämpferisch herausragende Vorstellung, war taktisch diszipliniert, leidenschaftlich und mit klarer Struktur – eine echte Abwehrschlacht. Hier kommt die SGE4EVER.de-Analyse.
System gefunden: Eintracht stabil in der Fünferkette
Cheftrainer Dino Toppmöller ließ seine Mannschaft erneut mit einer Dreier- bzw. Fünferkette agieren – ein System, das der Eintracht in den letzten Wochen zunehmend Stabilität verliehen hat. Und auch in Neapel war das Fundament klar zu erkennen: defensive Ordnung, Kompaktheit und kompromissloses Zweikampfverhalten. Im Zentrum der Dreierkette zeigte Kapitän Robin Koch seine wohl beste Leistung der vergangenen Wochen. Der Abwehrchef war überall, gewann fast jeden Zweikampf und nahm den gefährlichen Napoli-Stürmer Rasmus Højlund komplett aus dem Spiel. Links und Rechts neben ihm verteidigten Arthur Theate und Nnamdi Collins aufmerksam und vor allem mutig nach vorn. Beide zeigten eine enorme Präsenz, antizipierten früh und verhinderten viele gefährliche Situationen schon im Ansatz. Das Herausrücken der beiden zweikampfstarken Spieler nahm oft den Schwung aus den Neapel-Angriffen und verhinderte so, dass die torgefährlichen zentralen Mittelfeldspieler der Italiener, Scott McTominay und Andre-Frank Zambo Anguissa, in die Spitze stoßen konnten.
Brown und Kristensen gefordert – Götze und Chaibi helfen defensiv stark mit
Auf den Außenbahnen mussten Nathaniel Brown und Rasmus Kristensen Schwerstarbeit verrichten. Die schnellen und technisch starken Flügelspieler der Neapolitaner stellten die beiden Außenverteidiger immer wieder vor schwierige Aufgaben, da sie sehr flexibel agierten und sowohl mit Hilfe der eigenen Außenverteidiger die Linie entlang spielten, aber auch oft nach innen zogen, um dann mit ihrem stärkeren Fuß abzuschließen. Doch die SGE verteidigte diese Zonen mit beeindruckender Disziplin. Besonders hervorzuheben: das mannschaftliche Verschieben und das kluge Doppeln. Immer wieder rückten Farés Chaibi und Mario Götze mit nach hinten und nach draußen, unterstützten so ihre Außen und stellten Neapels Flügelpaare dadurch konsequent zu. So blieben die Süditaliener über weite Strecken ohne Durchschlagskraft.
Im Mittelfeld zog Hugo Larsson unermüdlich seine Kreise, ebenfalls vor allem defensiv. Der junge Schwede war der unermüdliche Läufer im Zentrum, stopfte Lücken, gewann wichtige Zweikämpfe und versuchte für Entlastung zu sorgen. Mit seiner Dynamik und seinem taktischen Verständnis trug er entscheidend dazu bei, dass das Zentrum dicht blieb. Die Eintracht verteidigte kollektiv leidenschaftlich und mit viel Mentalität. Jeder lief für den Anderen, jeder kämpfte um jeden Meter – es war ein echter Teamfight. Und der Lohn: ein Auswärtspunkt, den man sich gegen diesen Gegner hart erarbeiten musste.
Zu schnelle Ballverluste im Angriff
So stark die Eintracht defensiv agierte, so deutlich zeigte sich auf der anderen Seite die noch vorhandene Limitierung im Offensivspiel. Vor allem in der ersten Halbzeit verlor die Eintracht die Bälle zu früh. Die Ballbesitzphasen waren zu kurz, die Passgenauigkeit zu niedrig und so lud man das Team aus Kampanien immer wieder zu neuen Angriffen ein. Gerade im Umschaltspiel fehlte oft die Ruhe, um das eigene Spiel zu beruhigen oder für Entlastung zu sorgen. Die Folge: Die Defensive war über weite Strecken des ersten Durchgangs dauerhaft gefordert. Nach dem Seitenwechsel kam die SGE offensiv besser in die Partie. Jonathan Burkardt wurde nun häufiger ins Spiel eingebunden, hielt Bälle besser und sorgte so für Entlastung. Auch die Zweite-Ball-Situationen funktionierten nun besser: Die Mannschaft stand höher, reagierte aggressiver auf Abpraller und suchte so schneller den Weg nach vorn. Dadurch entstanden einige gute Umschaltsituationen, die zwar nicht zum Erfolg führten, aber Neapel zunehmend beschäftigten. Die Eintracht blieb dabei diszipliniert, verteidigte weiter konzentriert – und zeigte, dass sie auch international gewachsen ist.
Fazit: Punktgewinn mit Signalwirkung
Das 0:0 von Neapel ist mehr als nur ein Punkt. Es ist ein Statement. Eintracht Frankfurt hat beim italienischen Meister gezeigt, dass sie wieder Stabilität, Mentalität und Geschlossenheit besitzt. Toppmöllers Mannschaft scheint ihr System gefunden zu haben – die Fünferkette steht, das Team verteidigt als Einheit, und die zuletzt wacklige Defensive wirkt gefestigt. Auch wenn offensiv noch Luft nach oben bleibt, war dieser Auftritt ein Schritt in die richtige Richtung. Neapel war der klare Favorit, Frankfurt durch den Punktgewinn aber so etwas wie der Sieger der Herzen: kämpferisch, taktisch diszipliniert und mit einer Leidenschaft, die an Frankfurter Europapokalnächte erinnerte. Mit diesem Selbstvertrauen kann die Eintracht optimistisch in die kommenden Spiele gehen.







9 Kommentare
Viele haben sicherlich eher mit einem 5:1 für Neapel gerechnet, auch ich als mit einem 0:0. Für mich eindeutig ein unverhoffter Punkt. Ich finde diese Spielweise gegen Favoriten in der CL als förderlich. In einem Heimspiel kann man mehr versuchen, muss es aber nicht. In der Bundesliga gibt es wenig Gegner, wo ich diese Spielweise akzeptieren würde, e sei denn wir stecken in einer Ergebniskrise.
Wenn Knauff das Ding in eine der Ecken haut, war es das perfekte Spiel. Ansonsten fehlt uns bei dieser Spielweise natürlich ein Ekitike oder Marmoush vorne. Herr Krösche, Sie sind dran.
Forza SGE
Na da lag ich doch mit meinem Unentschieden-Tipp goldrichtig. Lediglich die zwei Tore von Wahi haben gefehlt.
Mit diesem Defensiv-Plan inkl. ähnlicher Hochform der maßgeblichen Spieler, hätten wir gg. die Reds und Atletico deutlich höhere Chancen für Punkte gehabt... und in der BL mindestens 5 Punkte mehr.
Wenn ich nicht irre, kommen wir so der Spielweise ziemlich nahe, mit der wir unter Adi und Olli Europa aufgemischt und euphorisiert haben. Warum nicht aus genau dieser Stabilität heraus Tore machen [wenn auch ein paar weniger] und letztlich Siege einfahren?
@abundzu
Genau, MK hat jetzt die Schlüsselrolle. Je mehr die Truppe sich nun offenkundig strukturell findet, desto dringlicher braucht es (erfahrene) Spielertypen, die da nahtlos reinpassen und sofort helfen können.
Mit der Auf- und Einstellung könnte man gegen Mainz eventuell zu Null spielen. Ob jemand den Ball ins Mainzer Tor bringt, weiß man nicht so genau. Jedenfalls dürfte es ein "hässliches" Spiel werden.
Hätte ich nicht gedacht. Echt Top. Die Analyse beschreibt es sehr genau. Der nächste Schritt ist gute Abweherleistung mit Spektakel im Angriff in einem Spiel zu kombinieren. Da ist Mainz vielleicht ein guter Gegner um damit anzufangen.
Danke dir. Ich habe die Analysen ja von der Laura übernommen, die das jahrelang meiner Meinung Weltklasse gemacht hat. Ich arbeite mich rein, mir macht es Spaß, trotzdem sehe ich noch viel Verbesserungspotential bei mir selbst. Daher ist hier Kritik immer gerne gesehen. Danke dir!
Mit sowas ist Griechenland Europameister geworden also blockt schon mal den Römer für Mai 26!
Ich fand die Spielweise auch sehr erwachsen. Große Parallelen zu Hütter/Glasner sehe ich aber nicht. Denn da waren schnelle Umschaltmomente mit
(Unter Glasner) nur vertikalen Bällen und idealerweise nur 1-2 Berührungen zentral. Gestern gabs die kaum, im Gegenteil nach Ballgewinn wurde Tempo aus dem Spiel genommen. Gegen Napoli vielleicht das richtige, aber eben nicht das, was Glasner spielen lässt, wie man derzeit auch bei Crystal Palace sieht.
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