Im Meisterschaftsrennen der Frauen-Bundesliga mussten die Damen der Frankfurter Eintracht im Top-Spiel gegen den VfL Wolfsburg am 15. Spieltag eine herbe Klatsche hinnehmen. Vor ungefähr 8.900 Zuschauern in der Wolfsburger Volkswagen-Arena gingen die Hessinnen mit 6:1 (5:0) unter. Nach zuletzt sechs gewonnenen Bundesliga-Spielen in Folge, hatten die Adlerträgerinnen 35 Punkte gesammelt. Aufgrund der besseren Tordifferenz thronten sie daher vor den punktgleichen Bayern-Frauen. Nur knapp dahinter befanden sich die Frauen aus der Autostadt, die 32 Punkte auf dem Konto hatten.
Für das Spitzenspiel vertraute Cheftrainer Niko Arnautis der gleichen Elf, die bereits am vergangenen Mittwoch gegen die Münchnerinnen startete. Eigentlich wollte das Team von Arnautis nach dem Pokalaus ein Zeichen setzen. Davon war allerdings vor allem in der ersten Hälfte wenig zu sehen.
Frankfurterinnen erwischten einen Start zum Vergessen
Bereits in der dritten Minute konnte Nationalspielerin Alexandra Popp zur 1:0-Führung für die Wölfe treffen. Nach einer Flanke ohne Gegnerinnendruck von Caitlin Dijkstra tauchte Niedersachsens Sportlerin des Jahres 2024 frei zwischen der Frankfurter Innenverteidigung auf und konnte unbedrängt in die linke obere Torecke einköpfen.
Nur fünf Minuten später klingelte es schon wieder im Kasten von Eintracht-Keeperin Stina Johannes. Sarai Linder schickte Wölfe-Stürmerin Lineth Beerensteyn aus der eigenen Hälfte mit einem Pass in die Tiefe ins Laufduell. Die Frankfurter Verteidigerin Sara Doorsoun kam nicht mehr entscheidend hinterher, weshalb die bärenstarke Beerensteyn an Johannes vorbei zum 2:0 einnetzen konnte.
In der 10. Minute konnte Doorsoun in einem Zweikampf mit Popp noch gerade so per Grätsche klären, sonst hätte die Wolfsburgerin von der Strafraumkante zentral frei auf das Tor der Frankfurterinnen schießen können. Dabei verletzte sich Doorsoun allerdings und musste vorzeitig das Spielfeld verlassen. Für sie kam die 19-jährige Jella Veit ins Spiel.
Umstrittener Strafstoß ebnete Weg zur Auswärtsniederlage
In der 23. Minute kam das Team von Wölfe-Trainer Tommy Stroot erneut zu einem gefährlichen Torschuss, als Eintracht-Spielerin Veit bedrängt von zwei Gegenspielerinnen das Spielgerät vor dem eigenen Strafraum im Aufbau verlor. Stina Johannes konnte den darauffolgenden Schuss aus 20 Metern allerdings parieren.
Der nächste Aufreger lies allerdings nicht lange auf sich warten. Nach einer Flanke auf die umtriebige Wolfsburgerin Popp in den Strafraum, setzte diese ihren Kopfball an Pia-Sophie Wolters Arm. Schiedsrichterin Riem Hussein überlegte kurz und zeigte dann auf den Punkt. Unumstritten war diese Entscheidung nicht, denn Wolter hatte ihren Arm zwar weit von ihrem Körper weggestreckt, aber Gegenspielerin und Ball im Sprung nicht gesehen. Dennoch blieb es bei der Entscheidung der Unparteiischen. Den Strafstoß verwandelte Janina Minge souverän zum 3:0.
Deutliche Vorentscheidung vor der Pause
Die fünfminütige Nachspielzeit sollte es auch in sich haben für Arnautis´ Team. Erst konnte Wolfsburg in der ersten Minute der Nachspielzeit erneut einen Foulelfmeter provozieren. Popp steckte in den Strafraum auf Vivien Endemann durch, woraufhin Frankfurt-Akteurin Nina Lührßen die Wölfin von hinten zu Fall brachte. Diesmal ein klarer Elfmeter! Den verwandelte Lena Lattwein, indem sie die SGE-Keeperin Johannes verlud und in die rechte Ecke einschob. Doch die Wolfsburgerinnen hatten vor der Pause noch nicht genug: in der siebten Minute der Nachspielzeit zog Wölfe-Spielerin Lynn Wilms einen Freistoß scharf vor das Frankfurter Gehäuse. Dort konnte Stina Johannes zuerst den Ball noch nach oben wegfausten, doch beim anschließenden Klärungsversuch köpfte Eintracht-Verteidigerin Wolter die Kugel unter Bedrängnis in die eigenen Maschen. So war das Spiel schon vor der Halbzeitpause mit 5:0 deutlich entschieden.
Wolfsburg auch nach der Pause gnadenlos
Direkt nach der Pause schnupperte die SGE in der 47. Minute am Anschlusstreffer. Nach einer halbhohen Flanke von Nadine Riesen konnte Wölfe-Keeperin Anneke Borbe eine Direktabnahme aus fünf Metern von Lara Prasnikar nur knapp am Tor vorbeilenken. Doch es handelte sich nur um ein kurzes Aufbäumen der Hessinnen. In der 54. Minute legte die pfeilschnelle Wolfsburger-Stürmerin Beerensteyn per Hacke innerhalb des Strafraums auf Vivien Endemann ab, deren Schuss aus zehn Metern gegen den linken Pfosten prallte.
Nur fünf Minuten später führte eine ähnliche Kombination zum Torerfolg für die Niedersachsen. Beerensteyn konnte eine unsortierte Frankfurter Defensive ausnutzen und in den Rückraum des Strafraums auf Endemann ablegen, die unbedrängt zum 6:0 verwandeln konnte.
SGE betrieb Ergebniskosmetik und Freigang vergab Strafstoß
In der 72. Minute konnte die Frankfurter Nationalspielerin Laura Freigang dann mal auf den gegnerischen Strafraum andribbeln, doch ihr Schuss aus 15 Metern Entfernung verfehlte das Tor knapp. Immerhin gab es noch einen Ehrentreffer für die Adlerträgerinnen. In der 84. Minute flankte Prasnikar von der linken Seite auf den langen Pfosten, wo die reinstartende Carlotta Wamser den Ball von der Grundlinie aus spitzem Winkel durch die Beine von Wolfsburg-Torhüterin Borbe einschieben konnte.
Und dann sollte es auch noch einen dritten Strafstoß geben. Diesmal allerdings auf der anderen Seite. Die hessische Torschützin Wamser startete dynamisch in den Strafraum, wo sie Sveindis Jonsdottir der Wölfe überholte. Jonsdottir wusste sich nur noch mit einem Schuppser zu helfen, woraufhin Wamser zu Boden ging und Hussein folgerichtig erneut auf den Punkt zeigte. Doch Freigang schoss einen schwachen Elfmeter. Mit dem mittig platzierten Schuss hatte die gegnerische Torhüterin keine Mühen.
So endete das Spiel auch in der Höhe verdient mit 6:1 für die Frauen des VfL Wolfsburg. Für die Eintracht geht es nun am 07.03.2025 mit einem Heimspiel in der Frauen-Bundesliga gegen die SGS Essen weiter. Gegen das auf dem neunten Platz rangierende Team sollten die Frauen um Laura Freigang wieder drei Punkte klar machen, um die neuen Spitzenreiterinnen aus München nicht aus den Augen zu verloren. Denn die konnten ihr Heimspiel gegen Werder Bremen mit 1:0 gewinnen und grüßen mit drei Punkten Abstand nun vom ersten Platz der Liga. Wolfsburg liegt durch den Sieg im direkten Duell nun punktgleich mit der SGE auf Rang 3.
13 Kommentare
Ich denke, man kann sagen, dass die Eintracht heute einen vollkommen gebrauchten Tag erwischte und die erste Halbzeit wahrscheinlich die schlechteste Halbzeit seit der Fusion mit dem FFC gewesen ist (ergebnistechnisch war sie es jedenfalls). Dennoch gibt es zwei strukturelle Probleme, die heute ganz deutlich geworden sind. Zum einen hat man es
versäumt, einen Ersatz für Virginia Kirchberger als Backup für die Innenverteidigung zu verpflichten. Anna Ähling und Jella Veit kann man im Grunde keinen großen Vorwurf machen. Die Lücke zu Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne ist einfach riesengroß, aber das weiß man nicht erst seit heute. Mir ist aber auch nicht klar, warum Tanja Pawollek nicht in
die Innenverteidigung zurückgezogen wurde, ihre Zweikampfstärke und Erfahrung wären hier dringend benötigt worden. Das ist dann auch mein zweiter Kritikpunkt: Das Trainerteam kann einfach nicht auf Schwierigkeiten reagieren. Die Umstellung auf eine Doppel-Sechs kam viel zu spät, nämlich beim Stand von 0:5. Ebenso der Doppel-Wechsel. Die Reaktionszeit bei Arnautis ist hier einfach viel zu hoch, er hat seine Mannschaft in der ersten Halbzeit komplett im Stich gelassen. In die Kategorie "Keine Bereitschaft für Veränderungen" fällt auch die Tatsache, dass Laura Freigang mal wieder einen Elfmeter geschossen und verschossen hat - den 6. in Serie. Mit dieser mangelnden Bereitschaft, Dinge, die nicht funktionieren zu ändern, wird es auch in dieser Saison schwierig mit mehr als dem dritten Platz.
Sehr bitter, die sehr gute Saison mit einer beeindruckenden Abwehr wurde innerhalb einer Woche zerstört. Man kann nur hoffen, dass Sara nicht schwerer verletzt ist.
Gruß SCOPE
Sehr, sehr schade, erst das unglückliche Pokalaus und jetzt das.
Es gilt jetzt dran zu bleiben und weiter Punkte zu holen. Von Platz 1 bis 3 ist alles drinnen und Leverkusen auf Platz 4 hofft auch noch....
Ein gebrauchter Tag der die bisher sehr gute Saison aber nicht trübt
@sge85
Vielen Dank für deine kluge Analyse, eigentlich schade, dass die von einem User kommen muss und nicht von der Redaktion - allerdings findet man auch sonst nirgendwo klarere Berichte und Hintergründe (sge4ever wie fr, hessenschau, alles oberflächliche Pflichterfüllung, wenn es um die Spiele der Frauen geht).
Inhaltlich stimme ich zu und ärgerlich, wie Arnautis das nach dem Spiel schön geredet hat - die zweite Halbzeit sei ja sehr gut gewesen - nachdem Wolfsburg nach einem 5-0 deutlich zurückgefahren hatte (und trotzdem noch 2-3 Dinger hätte machen müssen).
Als Laura Freigang zum Elfer antrat, dachte ich auch, dass das jetzt nicht wahr sein kann. Sie hat super Qualitäten, aber das kann sie einfach nicht (mehr).
Insgesamt spielen die Frauen eine sehr gute Saison, klare Leistungssteigerung gegenüber vorher, aber die Big Points holen sie eben noch nicht ab (CL-Quali, DFB-Pokal und eben gestern).
Ach, das tut mir so leid für die Frauen. Haben sie echt nicht verdient.
Aber es ist noch nichts verloren, Kopf hoch.
Ich denke das die ersten 5 Teams so eng zusammen sind das auch die Bayern mal ausrutschen können. Und das die Wölfinnen diese Saison nicht so konstant spielen ist auch kein Nachteil. Auf geht's SGE.👍
Ich bin mir sicher, dass die Redaktion sich freuen würde, wenn jemand sie mit seiner Expertise unterstützt und tiefgründige Spielanalysen im Bereich Frauenteam schreiben würde.
Gruß SCOPE
@transzendierer: bin verwundert dass du schreibst das Niko Arnautis "nach dem Spiel schön geredet hat".
Ich lese dass er gesagt haben soll:
"Wir hatten null Energie, wir waren immer zu spät, wir waren überhaupt nicht wach, wir hatten keinen Zugriff, haben im eigenen Ballbesitz sehr schnell Fehlpässe gespielt. Also eigentlich haben wir alles falsch gemacht, was wir eigentlich richtig machen. Wir haben in der ersten Halbzeit alles vermissen lassen, was uns ausmacht. Heute war in der ersten Halbzeit einfach alles schlecht".
Ich lese hier kein "schön reden". Wie kommst Du denn darauf?
Meine Quelle: https://www.90min.de/wir-haben-alles-schlecht-gemacht-die-eintracht-stimmen-nach-dem-disaster-in-wolfsburg
Ich war gestern live im Stadion. Und ich bin nach 10 Minuten ganz tief in meinem Sitz versunken, wissend, dass es an diesem Tag nix wird. Warum? Weil die Wölfe nach dem Ausscheiden gegen Hoffenheim eine brutale Reaktion ab Minute 1 auf den Platz gebracht haben. Man hat gesehen, dass sie alle angezündet waren, und die Adler auffressen wollten. Und unsere Mädels liefen wie im Koma herum. Null Körperspannung, null Aggressivität, null Dagegenhalten, langsam - auch im Kopf. Und die zuvor genannte Pawollek - sorry - da ist nix mit Abwehrverhalten und Erfahrung!!! Sie ist ein Hochrisiko für das eigene Spiel. Wie gegen Bayern - da ging der Ausgleich auf ihre passive Kappe - war sie gestern auch mit ihrer Unlust am Zweikampf, für das frühe 1:0 verantwortlich. Sie irrt orientierungslos zwischen 6er und 8er Position herum, ist im Spielaufbau unsicher und fahrig - kaum ein tiefer Pass von ihr, der ankam. Gestern war es aber die gesamte Mannschaft, die komplett daneben war. Da kann man keine rausnehmen. Und Laura: Wann lernt sie endlich, dass sie keine Elfer kann? Warum gibt es nicht eine Hierarchie bei Elfern, die klar vorgegeben ist? Doorsoun, Reuteler, Senss - egal...hauptsache nicht Freigang! Man hat gestern nicht nur ein desaströses Spiel abgeliefert, sondern sich die sehr gute Tordifferenz gegen einen direkten Konkurrenten versaut. Es ist aber noch vieles drin - und man darf die Topsaison jetzt nicht schlechtreden. Das bedeutet aber auch: Schonungslose Analyse, hart trainieren, und diese Fehler auszumerzen und jetzt eine echte Trotzreaktion zeigen!
@SGE - SCOPE
da hast du recht, das hat auch mit Ressourcen zu tun - aber das weiß natürlich nur die Redaktion. Ja, ich würde mich darum kümmern, wenn die Redaktion das will.
Man kann aber auch sagen, dass wenigstens für solche Spiele der Frauen gestern etwas mehr Aufmerksamkeit von der Redaktion sein dürfte und ggf. einen Erlebnisbericht aus dem Männerkosmos weniger, deren Berichtswert ja nicht immer so hoch ist.
@zueri-adler
das stimmt schon, dass er die erste Halbzeit nicht beschönigt hat - ich bezog mich auf das Interview nach dem Spiel bei Magenta - da war mir etwas zu viel Bezug auf die zweite Halbzeit - genau, wie er gesagt hat, man habe es angesprochen und dann sei es besser gewesen.
Insofern war ich vielleicht etwas zu hart, aber wie ihr und @grossadler schreibt: Da waren gestern große Erwartungen und dann war das Spiel eine Art "Schock", denn die Mannschaft war vom ersten Augenblick an nicht auf dem Platz, ein kompletter Systemausfall. Dazu hätte ich gerne mehr gehört, aber vielleicht war Arnautis selbst so geschockt, dass er auch sich mal sammeln musste - Verständnis dafür.
Die Kritik an Tanja Pawollek kann ich nachvollziehen und ich teile sie auch zum Großteil. Sie ist für mich alles andere als eine Idealbesetzung für die Sechs, weil sie weder Ball- und Passsicherheit noch Organisationstalent mitbringt, die für diese Position entscheidend sind. Sie ist eine ausschließlich defensiv denkende Spielerin und das ist für diese Position inzwischen deutlich zu wenig. Der Unterschied zu Lisanne Gräwe ist für mich in etwa so groß wie derjenige von Anna Ähling zu Sophia Kleinherne. Dennoch hatte ich gestern das Gefühl, dass es bei ihrer grundsätzlichen Zweikampf- und Kopfballstärke besser gewesen wäre, sie in die Innenverteidigung anstelle von Jella Veit zurückzuziehen. Am besten wäre es natürlich, wenn man noch einen anderen Backup auf der Bank gehabt hätte, aber das hat man in der Winterpause ja leider versäumt.
Ich bin aber auch gespannt, was und wie man in Zukunft Tanja Pawollek einsetzt. Sie ist am längsten im Verein und seit einigen Jahren Kapitänin - ich kann mir nicht vorstellen, dass Arnautis sie absetzt. Andererseits passt sie auch nicht mehr in die Mannschaft, da sie mit dem Tempo und den Anforderungen an die Position nicht mehr Schritt halten kann. Ich würde gerne wissen, wie sie ihre Situation selbst sieht, ihr Vertrag läuft ja im Sommer glaube ich aus.
100% einverstanden. Sehr gut die Situation um Tanja analysiert!
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