Nach der Niederlage in Leverkusen sollte die Eintracht bereits gestern im Europa-League-Heimspiel gegen Riga die Chance bekommen, zurück in die Erfolgsspur zu kehren. Mit Riga kam ein echter Underdog aus Lettland ins Waldstadion und die Frankfurter taten sich lange schwer ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Die Mannschaft von Dino Toppmöller tat sich gegen kompakt stehende Letten enorm schwer offensive Lösungen zu finden. Am Ende erlöste der eingewechselte Hugo Larsson die Hessen und man konnte mit 1:0 einen glanzlosen Pflichtsieg einfahren. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Rückfall in alte Muster?
Die SGE überzeugte in der bisherigen Saison mit ansehnlichem Offensivfußball, Geschwindigkeit und einer enormen Kampf- und Laufbereitschaft. Gegen Riga rotierte Toppmöller verständlicherweise und brachte mit Mo Dahoud, Can Uzun, Igor Matanovic und Aurele Amenda gleich vier frische Spieler in der Startelf. Die Eintracht fand trotz frischer Kräfte nur schwer in die Partie und kam auch gegen den vermeintlich kleinen Gegner nicht wirklich ins Tempo. Neben der fehlenden Geschwindigkeit schlichen sich auch immer wieder einfache Fehler im Passspiel und der Ballannahme ein. Gerade bei einem im 5-3-2 agierenden und tiefstehendem Gegner wäre das Spiel mit Geschwindigkeit über die Außen sicher eine gute Möglichkeit gewesen, um in gute Abschlusssituationen zu kommen. Gerade mit Matanovic hätte man zudem auch einen Abnehmer für mögliche Flanken gehabt, jedoch spielten die Hessen viel zu oft durch die Mitte und konnten dort leicht gedoppelt werden. Daraus resultierend hatten die Adlerträger viele leichte Ballverluste, die auch Riga immer wieder die Möglichkeit gaben in Umschaltmomente zu kommen. Keine Dominanz, fehlende Dynamik und Körpersprache, sowie mangelnde Bewegung im offensiven Drittel – all das erinnerte ein wenig an die vergangene Saison, in der man viel zu häufig ideen- und planlos wirkte. Grundsätzlich haben die Hessen ja bereits bewiesen, dass sie in ihrer Entwicklung inzwischen weiter sind und diese Zeiten der Vergangenheit angehören, aber gerade die erste Halbzeit war gestern so etwas wie ein kleiner Rückfall in alte Muster.
Larsson bringt die Wende
Schon gegen Pilsen verlor man zwei eigentlich sicher geglaubte Punkte im Kampf um das direkte Weiterkommen in der Europa-League. Toppmöller spürte, dass seine Mannschaft sich extrem schwer tat und brachte mit der Einwechslung von Hugo Larsson genau den richtigen Impuls. Der junge Schwede ist nicht nur wegen seines Treffers zum entscheidenden 1:0 aktuell in bestechender Form. Mit seiner Hereinnahme kam plötzlich all die fehlende Dynamik, die Körpersprache und das nötige Tempo in die Partie. Es wirkte so, als ob Larsson seine Mitspieler ein stückweit anstecken konnte und endlich waren da auch die Tiefenläufe, die es braucht, um das lettische Abwehrbollwerk zu überwinden. Larsson entwickelt sich in dieser Spielzeit zu einem echten Unterschiedsspieler und hat bereits drei Treffer und eine Vorlage zum starken Saisonstart beigesteuert. In dieser Form ist der junge Schwede aktuell kaum zu ersetzen. Nichtsdestotrotz war es auch Kevin Trapp zu verdanken, dass die Eintracht den Pflichtsieg schlussendlich tatsächlich eingefahren hat, denn auch nach der Führung kam die Frankfurter Defensive nochmal kräftig ins Straucheln. Trapp, der auch nach dem Leverkusen-Spiel in der Kritik stand, findet allmählich zurück zu seiner Stabilität und konnte mit seinen Paraden einen wichtigen Teil zum knappen Arbeitssieg beitragen.
Volle Konzentration auf Union Berlin
Die SGE wusste nach der Partie ihre eigene Leistung einzuschätzen und alle Beteiligten bestätigten, dass dieses Spiel das wohl schlechteste in der bisherigen Spielzeit war. Die Frankfurter konnten ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden, fanden nie in ihr eigentliches Spiel und ließen auch in der Defensive viel zu viele Möglichkeiten zu. Trotzdem war es enorm wichtig, dass dieses Spiel schlussendlich trotzdem gewonnen wurde. Die Fans im Waldstadion konnten dazu ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten, denn sie trugen ihre Mannschaft trotz schwacher Leistung am Ende zum wichtigen Sieg. Mit sieben Punkten nach drei Spielen und dem sechsten Tabellenplatz ist die Eintracht in der Europa-League voll im Soll und kann sich nun schnell wieder auf die Bundesliga konzentrieren. Mit Union Berlin erwartet die Hessen eine schwierige Auswärtspartie und es wird eine andere Körpersprache und Dynamik brauchen, um in Köpenick bestehen zu können. Für die Startelfdebütanten Amenda und Uzun wird es dann wohl zurück auf die Bank gehen, aber das Spiel gegen Riga zeigte auch deutlich, dass die beiden ein funktionierendes Gesamtkonstrukt benötigen, um glänzen zu können. Das Spiel war daher alles andere als ein dankbares Debütspiel, jedoch ist jede Spielminute wichtig für die weitere Entwicklung dieser jungen Spieler. Aufgrund der Dreifachbelastung wird auch sicher bald eine neue Gelegenheit kommen, um sich zu zeigen und zu entwickeln.
4 Kommentare
Matanovic war ein Totalausfall. Auch bei seinen Einwechslungen in den vergangenen Spielen konnte er nicht überzeugen. Zusammen mit Marmoush und Ekitike klappt das schon gar nicht. Und wenn er mal freie Schussbahn hatte, wurde ein Schüsschen daraus oder der Ball ging daneben. Bei Uzun habe ich wesentlich mehr Hoffnung.
Es ist irgendwie seltsam, dass man vermeintlich schwächere Gegner im Unterbewusstsein unterschätzt, obwohl man genau darauf eingestellt wurde.
Das geht schließlich nicht nur uns so.
Die Mannschaft hat in der ersten Halbzeit wieder abwartend und vor allem körperlos in den Zweikämpfen gespielt.
In der zweiten Halbzeit war zumindest die kämpferische Einstellung besser.
Die Rotation war für mich nicht so ausschlaggebend.
Stimmt schon, dass Matanovic in diesem Spiel nicht den Einsatz zeigte wie gegen Istanbul. Dort merkte man dann in der Schlussphase, wie wichtig sein rigoroses Pressing war.
Gestern hatte er m.E. ne andere Aufgabe als Zielspieler und bekam keine Bälle. Denke, es ist eher der Taktik zu verdanken, dass er nicht gut aussah.
Im Gegensatz zum Vorschreiber seh ich das daher relaxed, und hoffe, dass er gg Union (statt Marmoush: Pause!) wieder ne Chance von Beginn an bekommt. Marmoush würd ich gg Union später einwechseln.
Der Grund?
21.9. gg Gladbach 85 Min
26.9. gg Pilsen 90 Min
29.9. gg Kiel 90 Min
3.10. gg Besiktas 63 Min
6.10. gg Bayern 90 Min
11.10. gg Mauretanien 90 Min
15.10. gg Mauretanien 84 Min
19.10. gg Leverkusen 90 Min
24.10. gg Riga 90 Min
33 Tage, 9 Startelfeinsätze, also alle 3,66 Tage ein Spiel. Meist über 90 Min.
Ich hab echt kein Bock, dass sich unser Topstar verletzt. Denn irgendwann erhöht sich die Verletzungsgefahr..auch wenn er körperlich gut regeniert. Einmal kurz unkonzentriert und ne falsche Bewegung..und schon isses passiert. Von daher hoff ich, dass Dino Marmoush und Kristensen (das sind die Einzigen, die so viel durchspielten) am Sonntag ne Pause gibt.
Bei Kostic und Hinti forderte ich das früher auch. Der verletzte sich zwar dann nicht, doch war nicht mehr so spritzig und die Leistung ging dann, ähnlich bei Hinti, in den Keller.
Es wird immer gesagt, dass unser Kader so tief ist. Natürlich ist Marmoush für uns, ähnlich wie früher Kostic, unersetzbar...eh klar. Und trotzdem sollte man diesen Spielern bei solch einer Anreihung von Spielen (+ Reisen) auch Pausen gönnen. Ich hätts mir gg Riga schon gewünscht, doch anscheinend empfand Dino ihn in diesem Spiel unverzichtbar. Die entscheidende Vorlage, die er gab, gibt ihm in diesem Fall recht.
Gute Frage bei der letzten PK nach dem Riga-Spiel. Hier wurde die Belastung von Kristensen und Marmoush angesprochen.
Dino dazu: "Am Ende kannst du planen, was du willst. Natürlich hätten wir lieber in der 60. Minute bei 3:0 dem Ein oder Anderen zumindest mal ne kleinere Verschnaufpause gegeben. Doch in der EL ist kein Spiel einfach..das haben wir heut wieder gesehen. In den nächsten Wochen wirds auch so sein, dass die Jungs bis an ihre Grenzen gehen müssen. Wir haben einen Kader, bei dem die anderen Jungs auch zeigen müssen, dass sie bereit sind für die erste Elf. Das spüren wir schon. Doch am End geht's auch darum, dass du es auf den Platz bringst..und darum geht's." *Halskratz*
Ich fühl Dino. Der hätte gerne die volle Kapelle frisch(!) gegen Union gehabt. Die hat er zwar theoretisch..doch es fiel nicht nur mir auf, dass die Leistungen unserer Vielspieler nicht unbedingt besser werden.
Vor ein paar Wochen hätte sich Kristensen sicher mal den Ball vorgelegt und wär die rechte Seite durchgesprintet. Das ist grad nicht mehr im Tank, wenn er seine Seite noch dichthalten soll. Und auch Marmoush traf in diesem Spiel, auch wenn er den entscheidenden Assist gab, oftmals nicht die besten Entscheidungen. Das war gg Bayern, aber auch gg Leverkusen noch anders. Da waren es gerade seine guten Entscheidungen und Laufwege, die denen zu schaffen machten.
Es ist echt tricky, weil man einen Spieler in der Form ungern draußen lässt. Doch wenn er sich verletzt, hat Dino diese Wahl nicht mehr...und MUSS umdenken. Von daher hoffe ich, dass er in diesem Fall lieber vorsichtiger als mutiger agiert. Ohnehin wird es in Berlin auch darum gehen, die unbequemen Wege zu gehen. Und das kann ein Spieler mit so vielen Spielen in den Beinen irgendwann nicht mehr bringen.
Das Einzige, was ich mir bei Marmoush noch vorstellen kann, ist, dass er ganz vorne als Stoßstürmer agiert, so lang die Kräfte reichen. Und dann gg Gladbach auf der Bank sitzt. Als Stoßstürmer isses nicht ganz so anstrengend wie die hängende Position. Da müssen dann die Spieler hinter ihm doppelt arbeiten. Das trau ich Ekitiké so nicht zu, auch wenn er frisch ist. Der Typ Arbeiter ist er einfach nicht. Matanovic schon eher, leider ist der technisch nicht der Beste. Schaumermal.
Bei Kristensen isses noch komplizierter. Da bekam bisher ja gar kein Backup mal ne Chance, sich zu zeigen. Schon Leverkusen machte seine Seite als Schwachstelle aus und ließ Adli ständig an ihm vorbeiziehen. Das wird sich Bo Svensson auch angeschaut haben. Ich weiß jetzt nicht, ob Union solch starke linke Flügelspieler hat. Doch IRGENDWANN braucht Kristensen definitiv ne Pause. Bei ihm siehts bzgl Einsatzzeit noch krasser aus, als bei Marmoush..weil seine Länderspielgegner Serbien, Spanien und Schweiz hießen. Auch wenn er da als IV weniger laufen musste, zehrt das auf Dauer. Das ist schon klar ersichtlich, find ich.
Doch wer soll statt Kristensen spielen?
Collins? Chandler? Tuta?
Keine leichte Aufgabe für Dino, doch irgendwann kommt er nicht mehr drumherum und muss einen probieren. Ich würd auch ihn gg Union draußen lassen.
Wer solche Rotationsspielchen übrigens jahrelang rigoros durchzog: Ex-Union Trainer Urs Fischer. Dem wars egal, wie gut die Spieler der ersten Elf waren. Wenn einer nicht 100% topfit war, dann war der auf der Bank. Und sein Ersatz spielte dann (fast) ebenso gut.
Das war bei denen natürlich auch top für die Kaderchemie. Da fühlte sich dann so ziemlich jeder gebraucht und kam auf seine Minuten.
So ein Herangehen wünsch ich mir bei uns auch.
Bin bei vielen Punkte bei dir. Gerade bei Kristensen, der in den letzten zwei Jahren nicht international gespielt hat, sondern da immer seine Pausen bekommen hat, merkt man, dass er diese Belastung nicht mehr gewöhnt ist.
Lässt man ihn gegen Union draußen, würde ich auf Dreierkette umstellen, mit Theate, Koch und Tuta als IV, Nkounkou und Knauff auf den Außen, Dahoud + Larsson in der Zentrale, Götze auf der 10 und Ekitiké und Matanovic im Sturm.
Ich denke Matanovic als Strafraumspieler, mit Ekitiké, der um ihn herum spielt und ja schon öfter gezeigt hat, dass er auch gute Flanken schlagen kann, sowie Nkounkou, der wohl auch (trotz Streuung) danach die besten Flanken schlägt, könnte zusammen gut passen. Und Götze ist auf der Halbposition komplett vergeudet, kann aber auf der Zehn am ehesten seine Stärken ausspielen.
Aber ja, in den nächsten Wochen gibt es keine typischen Spiele, auf denen man der zweiten Garde eine Chance geben kann. Da muss Toppmöller eine gute Balance finden, immer mal einem Spieler eine Pause zu gönnen, ohne dass der Qualitätsverlust zu groß ist.
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