„Es gibt nichts Besseres als die Chance für seine eigene Stadt zu spielen“, schwärmte Younes Ebnoutalib nach seiner Verpflichtung bei „Eintracht TV“. „Es ist einfach ein krasses Gefühl. Ein Kindheitstraum!“ Dem neuen SGE-Stürmer war die Aufregung und die Verbundenheit zum Verein Eintracht Frankfurt sowie der Stadt in jedem Satz anzumerken. In gerade einmal einem halben Jahr im Saarland hat sich der 22-Jährige zu einer der heißesten deutschen Stürmer-Aktie entwickelt. Umso spannender ist sein bisheriger Werdegang, der abseits einer klassischen Nachwuchsleistungszentrums-Ausbildung lag und schon einige Rückschläge beinhaltete.
Younes Ebnoutalib wurde 2003 in Frankfurt geboren. Besondere Bedeutung hat für ihn der Stadtteil Nordweststadt, wohin die Verbindung auch während seiner Stationen in anderen Städten nie abgebrochen ist. Sein Vater Faissal ist ein bekannter Taekwondo-Sportler. Der 55-Jährige wurde in Marokko geboren und trat nach seiner Einbürgerung 1997 für die deutsche Nationalmannschaft an. Sein größter internationaler Erfolg ist die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2000. Nach wie vor betreibt er ein Kampfsport-Center im Stadtteil Bockenheim. Auch Sohn Younes war im Kampfsport aktiv und legte seinen Fokus erst später auf den Fußball. Über den FC Kalbach und den SV Heddernheim landete der Stürmer 2016 bei Rot-Weiss Frankfurt. Von dort wechselte er 2019 zu Wehen Wiesbaden, wo er Erfahrung in der B-Junioren-Bundesliga sammelte. Dort gelangen ihm in elf Einsätzen drei Tore. Einen Treffer erzielte er damals auch gegen den Nachwuchs der SGE. Trotzdem ging es nach nur einem Jahr zurück zu Rot-Weiss.
Dort blieb Ebnoutalib bis Oktober 2022, wo er ein Spiel für die Herrenmannschaft in der Verbandsliga absolvierte, bevor es den damals 19-Jährigen nach Italien zum AC Perugia Calcio zog. Dort war der Angreifer in der U19-Mannschaft des Vereins aus der Region Umbrien zwar gesetzt, dennoch war es keine einfache Zeit. Die „Bild“ berichtete, dass er dort mit wenig Geld auskommen musste und sich mit rund acht anderen Jugendlichen zusammen ein Zimmer in einer Baracke teilte. Abseits des Feldes kümmerte sich niemand um die Nachwuchsspieler. Mit dabei war auch sein jüngerer Bruder Ilias, der mittlerweile bei der zweiten Mannschaft von Hannover 96 spielt. Für die Profis durfte Younes kaum spielen, weil er nicht fließend Italienisch sprechen konnte. Am Ende standen nur ein Einsatz in der Serie C und zwei Einsätze in der Coppa Italia Serie C für die erste Mannschaft zu Buche. Nach einem Mittelfußbruch wurde der Vertrag nach etwas mehr als einem Jahr aufgelöst.
Neuanfang in der Heimat
Ebnoutalib blieb in der Folge für ein halbes Jahr vereinslos. Der Traum vom Profifußball rückte erst einmal in weite Ferne. Im Juli 2024 verschlug es ihn zurück nach Hessen zum FC Gießen in der Regionalliga Südwest, mit dessen Verantwortlichen er bereits 2022 in Kontakt stand. In der Universitätsstadt wurde der gebürtige Frankfurter auf Anhieb Stammspieler. In 20 Spielen stand er 18 Mal in der Startelf und erzielte dabei sechs Tore und zwei Vorlagen. Auch wenn der FC Gießen am Ende der Saison absteigen sollte, führte der Weg des großgewachsenen Stürmers schon nach einem halben Jahr in der vierten Liga weiter nach oben. Der SV Elversberg aus der zweiten Liga klopfte im Winter an. „Wir sind schon bei seinen ersten Spielen für den FC Gießen auf Younes aufmerksam geworden, haben sofort großes Potenzial in ihm gesehen und waren sehr früh angetan“, erzählte SV-Sportvorstand Ole Book der „Frankfurter Rundschau“. Der Wechsel ging für etwa 15.000 Euro Ablöse über die Bühne. Im ersten halben Jahr kam Ebnoutalib nur auf wenig Einsatzzeit. Insgesamt lief er in 44 Spielminuten in der zweiten Liga und der Aufstiegsrelegation auf.
Schließlich sollte sein Stern nach der Sommerpause endgültig aufgehen. „Wir waren vor der Saison alle überzeugt, dass er richtig gut wird, dass er Tore schießt. Aber dass es so schnell geht? Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich das vorausgesehen habe“, so Book. Nachdem er in den ersten drei Spielen nur von der Bank kam, war die Leistungsexplosion spätestens nach seinem Doppelpack gegen Hertha BSC Berlin nicht mehr aufzuhalten. Der 22-Jährige kam in der Hinrunde in jedem Spiel zum Einsatz und erzielte dabei zwölf Tore und eine Vorlage. Damit führt er die Torschützenliste in der zweiten Bundesliga an. Kein Wunder also, dass zahlreiche Vereine im In- und Ausland nun Schlange standen, um den Senkrechtstarter in ihr Team zu lotsen. Ebnoutalib hatte sich in gerade einmal eineinhalb Jahren vom vereinslosen Spieler zu einem der begehrtesten Nachwuchsstürmer Deutschlands gemausert.
Physis und eiskalter Abschluss
Die Frankfurter Eintracht hat schließlich zugeschlagen und zahlt laut der „Bild“ acht Millionen Euro plus Boni für ein sehr spannendes Stürmer-Profil. Der Rechtsfuß ist ein Strafraumstürmer mit einem präzisen Abschluss. Alle seine zwölf Treffer erzielte er von innerhalb des Sechzehners. Er hat ein hervorragendes Gefühl für Timing und macht oft den richtigen Lauf zum richtigen Zeitpunkt. Sicherlich auch durch seine Kampfsport-Vergangenheit, weiß der Torjäger bestens, wie er seinen Körper einsetzen muss. Seine enorme Physis und sein Durchsetzungsvermögen stechen im Spiel des Angreifers besonders heraus. Dazu hat er die nötige Technik und vor allem den Hunger aufs Toreschießen. Sein Abschlusseffizienz-Wert von +1,5 zeigt, dass er über eine sehr gute Chancenverwertung verfügt und oft viel aus seinen Situationen herausholt. Mit einer gemessenen Höchstgeschwindigkeit von 34,8 km/h verfügt die neue Nummer elf der SGE zudem über ein starkes Tempo. Natürlich hat er aber auch noch Verbesserungspotenzial. Beispielsweise hat sein Kopfballspiel mit der Körpergröße von 1,91 Metern noch etwas Luft nach oben. Auch die Torgefahr mit seinem schwächeren linken Fuß ist durchaus ausbaufähig. Dazu hat er in der zweiten Liga von Räumen und Fehlern der gegnerischen Hintermannschaften profitiert, die es vermutlich so in der ersten Bundesliga seltener geben wird.
Die Herausforderung für ihn und die Eintracht wird nun sein, sein Spiel in die oberste deutsche Spielklasse zu adaptieren. Seine bisherige Karriere macht aber große Hoffnung, dass der 22-Jährige über das nötige Mindset und den Arbeitswillen verfügt, um sich durchzusetzen. Die SGE hat mit Johnny Burkardt einen Stürmer, der über ein ähnliches Profil verfügt. Auch das bietet großes Lernpotenzial für den Frankfurter Neuzugang. Seine Verbundenheit zur SGE und zur Stadt Frankfurt könnten ihn bei entsprechender Leistung schnell zum Fanliebling machen. Die nötige Eingewöhnungszeit muss ihm aber trotzdem zugestanden werden. Fakt ist, dass Ebnoutalibs bisherige Karriere eine echte Cinderella-Story ist, die nun in seiner Heimatstadt das nächste Kapitel aufschlagen soll.






5 Kommentare
"In gerade einmal einem halben Jahr im Saarland hat sich der 22-Jährige zu einer der heißesten deutschen Stürmer-Aktie entwickelt."
Sollte das stimmen, ist der Aktienmarkt schlicht überhitzt. Überfrachtet den Burschen bloß nicht mit Erwartungen, das ist ein ganz Lieber. Ich drücke ihm die Daumen, dass er sich "zuhause" behaupten kann
Ich hoffe auch auf ein Märchen, der Junge aus der Nordi nimmt viele beschwerliche Umwege und landet dann doch bei "seinem" Verein. Aber ich bin da auch vorsichtig bei dem, was man erwarten kann. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er ein Klose wird. Ich freue mich auf ihn und hoffe auf's Beste.
Ich hatte bei Wahi von Anfang an ein schlechtes Gefühl und es hat mich nicht getäuscht.
Bei unserem Neuzugang habe ich ein gutes Gefühl und es wird mich im Stich lassen.
Ich hoffe, du hast ein „nicht“ in deinem letzten Satz vergessen, PeKa!
Danke, Du hast natürlich recht. Vielleicht kann das von der Redaktion geändert werden.
Reicht ja, wenn meine Frau mich für einen Schussel hält.
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