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Hat die Eintracht nicht aus den Augen verloren: Bakary Diakité. Foto: Imago / Picture Point

Aufstiegsheld Bakary Diakité: „Wäre damals gerne bei der Eintracht geblieben“

25. Mai, 2003 – Das Wunder gegen Reutlingen. Die Frankfurter Eintracht und Mainz 05 lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga. Am aller letzten Spieltag zuhause benötigte die Eintracht nicht nur einen Sieg für die Rückkehr ins deutsche Oberhaus, sondern gleichzeitig auch die bessere Tordifferenz als Kontrahent Mainz, der bereits früh im Parallelspiel gegen Eintracht Braunschweig für klare Verhältnisse sorgte. Obwohl die Hoffnung zwischenzeitlich verloren schien, schafften die Hessen mit einem klaren 6:3-Sieg im Last-Minute-Drama doch noch das Happy End. Mittendrin: Bakary Diakité, der mit einem Doppelpack einen maßgeblichen Anteil am großen Erfolg hatte. In einer neuen Podcastfolge „Eintracht vom Main“ erinnert sich der Ex-Profi gerne an diesen besonderen Tag, der für viele unvergessen bleibt: „Was mir in Erinnerung blieb, ist, dass ich kurz vorm Ende reinkam. Ich glaube, da sind einige Leute von der Tribüne gegangen und haben natürlich geschimpft, weil Mainz gewonnen hat. Aber dann fiel ein Tor und ich erinnere mich, wie ich zu meinen Mitspielern gesagt habe: ‚Komm, wir können noch aufsteigen'“, erzählte Diakité, der als Einziger noch an das Wunder glaubte. „Die Moral war eigentlich schon tot auf dem Platz, weil man mitkriegt, dass Mainz 4:1 führt und man merkt, dass man selber drei Tore braucht.“ Doch sein Treffer durch Vorarbeit von Ervin Skela entfachte wieder neue Hoffnung, wie Diakité berichtet: „Die Leute, die aufgestanden sind, haben sich wieder hingesetzt. Dann fiel das 5:3 und dann fiel so ein richtiger Funken auf dem Platz. Durch meine Einwechslung kam ein neuer Spirit und durch die zwei Tore auch nochmal die Hoffnung, dass man aufsteigen kann.“ Das letzte Tor, das 6:3, war letztlich die Krönung für Auferstehung der damaligen Mannschaft der Hessen: „Schur köpft den Ball rein, 6:3, und dann sind natürlich alle Dämme gebrochen. Das war natürlich auch schon ein Highlight in meiner Karriere, aufzusteigen in so einem packenden Finale, der eigentlich fasst allen Frankfurtern im Gedächtnis blieb.“ 

Gesicht des Aufstiegs

Mit seinen beiden Toren sorgte er nicht für das eigentlich in die Ferne gerückte Happy End, sondern avancierte damit zum absoluten Aufstiegshelden. Der Deutsch-Malier ist heute einer der vielen Gesichter dieser spektakulären Errungenschaft, auf die der ehemalige Adlerträger bis heute angesprochen wird. „Das ist eigentlich ganz cool. Ich werde nicht nur in Frankfurt, sondern mittlerweile auch in Singapur darauf angesprochen.“ Das liegt daran, dass sich in Singapur, wo der in Frankfurt geborene Ex-Profi inzwischen lebt, eine kleine Eintracht-Fan-Base entwickelt hat. An die Assoziation habe sich der 44-Jährige gewöhnt, auch wenn er zunächst mit Unverständnis reagierte: „Am Anfang denkt man sich natürlich: ‚Ich habe so viele Spiele gemacht, wieso gerade dieses Spiel und diese zwei Tore? Aber dann ist natürlich klar, das waren natürlich die zwei Tore meines Lebens oder die zwei Tore, die auch sehr wichtig waren und auch für mich waren das meine zwei wichtigsten Tore in meiner Karriere. Und deswegen ist es eigentlich auch schön, darauf angesprochen zu werden, weil man ja so ein bisschen Historie dann auch mit der Eintracht hat“, blickt Diakité fröhlich zurück.

„Freue mich über den Weg, den die Eintracht geht“

Diakité verzeichnet in seiner gesamten Karriere als Profifußballer 16 Spiele für die Frankfurter Eintracht und zwölf für die zweite Mannschaft. Vor seinem Wechsel an den Main als Profi durchlief der gebürtige Frankfurter die Jugend der SGE. Die Eintracht trägt der ehemalige Nationalspieler Malis bis heute in seinem Herzen, zu der er sich weiterhin verbunden fühlt. Auf Einladung von Dino Toppmöller, mit dem Diakité gemeinsam spielte, durfte sich der ehemalige Stürmer im Training ein Bild von der Mannschaft machen. Als aktiver Spieler im Trikot der Adler erlebte Diakité ganz andere Zeiten, die für jeden heutigen Fan kaum vorstellbar sind. Während heute die größte „Sorge“ sein dürfte, ob Hugo Ekitiké tatsächlich für die festgeschriebene Preissumme in Höhe von 100 Millionen Euro transferiert wird oder Markus Krösche den Preis etwas senken muss, stand die „Diva vom Main“ vor Beginn der Aufstiegssaison 2002/03 vor dem Linzenzentzug, der im letzten Moment abgewendet werden konnte. Heute messen sich die Jungs von Dino Toppmöller mit europäischen Schwergewichten auf der größten europäischen Fußballbühne. „Champions League-Platz, Riesentohuwabohu um die Mannschaft, das gab es natürlich damals auch, aber alles natürlich viel kleiner, also es ist viel professioneller, als es noch zu meiner Zeit war“, zog Diakité einen Vergleich, der von der beachtlichen Entwicklung seines ehemaligen Vereins regelrecht schwärmt: „Das Stadion ist geiler, du hast besseren Rasen, alles ist einfach größer geworden, alles ist gewachsen, alles ist viel professioneller, als es in meiner Zeit hier noch war und ich glaube, das ist schon der richtige Weg und ich freue mich auch, dass die Eintracht den Weg gegangen ist. Es gab ja immer wieder ein paar Höhen, ein paar Tiefen und jetzt so mit dem Champions League-Platz und mit dem Erfolg, den der Verein hier genießt.“

Weltenbummler Diakité

Zeit zum Feiern nach dem Aufstieg blieb dem Ex-Adler verwehrt, da bereits ein Abgang gen Frankreich feststand. Ein Schritt, der sich für Diakité als unausweichlich herausstellte, wobei er gerne der Eintracht treu geblieben wäre, wenn es nach dem Ex-Profi gegangen wäre. „Ich wäre gerne bei der Eintracht geblieben. Aber die Zeichen standen für mich auf Abschied. Willi Reimann, der damalige Trainer, hat neue Spieler verpflichtet. Da hat man mir signalisiert, dass man nicht weiter mit mir plant“, begründete Diakité. Nach Ende der Saison 2002/03 freute sich OGC Nizza über die Dienste des ehemaligen Angreifers. Ein Wechsel, den er keineswegs bedauerte, zumal Diakité mit Spielern malischer Herkunft in Kontakt trat und so gleichzeitig der Kontakt zur malischen Nationalmannschaft, für die er aufgrund seines malischen Vaters, spielberechtigt war, hergestellt wurde. „Es gab ein paar malische Fußballspieler, die in der Nationalmannschaft von Mali gespielt haben und die haben mich dann so langsam an die Nationalmannschaft von Mali herangebracht“, erklärte der Aufstiegsheld von 2003 und somit fing dann auch so langsam aber sicher das Kapitel ‚Nationalmannschaft Mali‘ an“, erklärte er. Als Weltenbummler ist Diakité sowieso offen für neue Länder und Kulturen. In seiner aktiven Zeit als Fußballer war der Lebemann nicht nur in Europa wie beispielweise in den Niederlanden tätig, sondern ging sogar in Ländern wie dem Iran und Thailand auf Torejagd. Besonders die Zeit im Iran bleibt für ihn in positiver Erinnerung. „Das Niveau im Iran war von meinen Stationen, die ich gemacht habe, relativ gut und auch die Fußballbegeisterung war oder ist immer noch sehr hoch und es hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.“ Da er am asiatischen Raum offensichtlich Gefallen gefunden hat, lebt der Deutsche mit malischen Wurzeln heute mit seiner Familie in Singapur, wo er als Trainer arbeitet. „Ich bin mittlerweile Trainer bei der Borussia Academy in Singapur, das ist eine Fußballschule von Borussia Mönchengladbach ansässig in Singapur. Ich mache ein bisschen Internationalisierung für Bundesliga-Vereine auch und tagtäglich bin ich aber tatsächlich Trainer im Nachwuchsbereich und probiere die Talente so in Singapur ein bisschen zu fördern und nach vorne zu bringen“, erzählte er. 

Aufstiegsheld schließt Rückkehr in die Heimat nicht aus

Diakité, der seinen Weg erfolgreich in seiner derzeitigen Wahlheimat Singapur geht, bleibt weiterhin seiner Heimatstadt verbunden. Eine Rückkehr nach Frankfurt am Main schließt er deswegen nicht aus. Auch hier hat er viel Familie. Klar, ich meine wir sind ja aus Frankfurt, meine Eltern wohnen in Frankfurt, die Eltern meiner Frau wohnen in Frankfurt, ihre Schwester wohnen in Frankfurt, also meine Schwager wohnen in Frankfurt, meine Schwester und ihre Familie wohnen in Frankfurt, also uns zieht es immer irgendwie hier nach Frankfurt und ich glaube früher oder später werden wir auch wieder hier sein“, beteuerte Diakité, der aber das Wohl seiner Kinder priorisiert. „Wir probieren natürlich das Wohl unserer Kinder irgendwie im Auge zu behalten und wenn man dann permanent den Standort wechselt, wird das natürlich auch schwieriger, je älter die Kinder werden, aber momentan sind sie noch relativ jung, da geht es noch ein bisschen einfacher, aber mal schauen ob nach Singapur jetzt so erstmal wieder Frankfurt angesagt ist oder ob es da vielleicht noch irgendwie einen anderen Standort gibt, wo dann meine Frau was macht oder ob wir dann erst wieder hierher kommen.“ Diakité wieder im Herzen von Europa begrüßen zu dürfen, wäre eine Freude.

 

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10 Kommentare

Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. speedygonzales 18. Juli 25, 16:21 Uhr

Damals war ich live im Stadion, das zur Hälfte eine Baustelle war. Ein trüber Sommertag und dann dieses Ergebnis/ Zwischenstand. Reimann an der Seitenlinie mit der obligatorischen kapuze seiner Regenjacke auf dem Kopf hat alles was er geben konnte gegeben :D ein netter alter Mann, aber man hat die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben.. bis zu den besagten Toren ein wirklich unglaubliches Spiel und der Anfang meiner fanzeit. Wer das mitgemacht hat kann einfach keinen anderen Verein mehr wollen in seinem Leben.

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Fallback Avatar 2. Doc 18. Juli 25, 16:44 Uhr

Ich weiss es noch wie heute... leider nicht im Stadion sondern nur in einer Kneipe (mit einem Mainz Fan am Tisch) geschaut: als Mainz das 1:4 kassiert hat, war die Hoffnung wieder da. Und als Diakité dann auch noch die Führung gelang, schien auf einmal wieder alles möglich. So ein unfassbar geiles Spiel. In den Erinnerungen daran, kommt mir Diakité immer viel zu schlecht weg. Alle reden von Schur als Aufstiegsheld, dabei waren die 2 Tore von D der Wegbereiter. Danke für den Artikel und die Erinnerung!

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Fallback Avatar 3. Ostwestfalen-Adler 18. Juli 25, 16:54 Uhr

"Billy Reimann, der damalige Trainer," :-P :-P

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 4. SGE74 18. Juli 25, 17:04 Uhr Zitat - speedygonzales Damals war ich live im Stadion, das zur Hälfte eine Baustelle war. Ein trüber Sommertag und dann dieses Ergebnis/ Zwischenstand. Reimann an der Seitenlinie mit der obligatorischen kapuze seiner Regenjacke auf dem Kopf hat alles was er geben konnte gegeben :D ein netter alter Mann, aber man hat die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben.. bis zu den besagten Toren ein wirklich unglaubliches Spiel und der Anfang meiner fanzeit. Wer das mitgemacht hat kann einfach keinen anderen Verein mehr wollen in seinem Leben. Path

War damals auch im Stadion, stand sogar direkt neben dem Tor wo Alex das 6. Tor einnickte (hatte damals einen Presseausweis). Es war natürlich ein Mega Erlebnis mit dem Aufstieg und Willy "Billy" (steht oben im Text 😉) Reimann kam anschließend mit dem Riesen Bierpokal direkt in die Kurve gelaufen 😃

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5. Emre Erdem 18. Juli 25, 17:04 Uhr Zitat - Ostwestfalen-Adler "Billy Reimann, der damalige Trainer," :-P :-P Path

Hallo Ostwestfalen-Adler,
danke für den Hinweis, ist korrigiert. :)

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Fallback Avatar 6. yoda 18. Juli 25, 17:51 Uhr

Und ich war vor ner Leinwand bei der Konstablerwache.
Nach Spielende ist sogar die Polizei den Zuschauern um die Arme geflogen.
War ne mega Stimmug nach Abpfiff!

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 7. derpottisschwatzweissrot 18. Juli 25, 18:16 Uhr

Schöner Artikel.

Habe sogar die Eintrittskarte vom Spiel noch - Kurve West Block 115 unüberdacht.

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 8. nedflanders 19. Juli 25, 03:37 Uhr
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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 9. rob 19. Juli 25, 08:25 Uhr

Auch solche Artikel finde ich hier. Starke Zeitreise!

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Fallback Avatar 10. Bewahli 19. Juli 25, 08:26 Uhr Zitat - nedflanders https://m.youtube.com/watch?v=anWIktznppM&pp=ygUXZWludHJhY2h0IGZyYW5rZnVydCA2IDM%3D für alle, die es nochmal sehen wollen ;) Path

War damals mit meinem 6jährigem Sohn im Stadion. Nach dem Spiel mussten wir nochmal duschen , hatten eine Menge Äppler überm Kopf. Da hab ich zu ihm gesagt , mit leichten Tränen in den Augen. An diesen Tag muss er sich immer erinnern , so was erlebt er nie wieder
Schee war's

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