fischerEs war ein Satz, der wie eine kleine Randnotiz wirkte und doch so großes Konfliktpotential birgt. Sascha Lewandwoski, Jugendchefcoach bei Bayer 04 Leverkusen und angeblich lange Zeit der Topkandidat auf den Posten des Trainers bei der Eintracht, sei nicht vom Konzept des Vereins überzeugt. Diese Aussage sollte den Verantwortlichen des Traditionsvereins zu denken geben. Denn die kritische Frage muss durchaus erlaubt sein: Wofür steht Eintracht Frankfurt im Sommer 2015? Was verbindet man mit dem 1899 gegründeten Club, der die letzte Spielzeit auf einem ordentlichen neunten Rang abgeschlossen hat? Bruno Hübner, der im Mai 2011 nach der „Rückrunde der Schande“ Sportdirektor wurde, hatte bereits häufiger mit dem Vorwurf zu kämpfen, dass er konzept- und planlos handele. Schon im vergangenen Jahr, als die Trainer- und Spielersuche lange dauerte und vor allem in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, stand der gebürtige Hesse gehörig unter Druck. Und auch diesen Sommer weht ihm wieder ein scharfer Wind ins Gesicht.

Die Frankfurter und der FC Schalke 04 sind in der Bundesliga die einzigen beiden Vereine, die noch ohne Coach für die nächste Spielzeit dastehen. Und auch das Team braucht, wenngleich das Grundgerüst schon steht, noch dringend Verstärkungen. Vieles von dem, was in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren umgesetzt werden kann, hängt von der Neubesetzung des Aufsichtsrats am morgigen Montag ab. Der 8. Juni, der wie ein Damoklesschwert über dem Verein hängt und diesen aktuell etwas zu lähmen scheint, steht endlich vor der Tür. Der Aufsichtsrat bildet nämlich das wichtigste Gremium im Profifußball der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Und dieses Gremium möchte dafür sorgen, dass die Weichen gestellt werden: Weg vom konservativen Konzept hin zu einer riskanteren Vorangehensweise. Dr. Wilhelm Bender, ein großer Vertrauter von Heribert Bruchhagen, wird den Vorsitz abgeben. Der ehemalige Fraport-Chef, der auch zu den konservativen Vertretern im Verein gerechnet wird, hat den Club vor allem in der Wirtschaft verankert und gut repräsentiert. Peter Fischer, der nicht unbedingt als Freund Benders gilt, lobte daher in der FAZ, dass er „mit Geschick und hohem Zeiteinsatz wesentlich dazu beigetragen, dass die Eintracht in Gesellschaft und Wirtschaft großes Ansehen genießt.“ Mit seinem Rücktritt allerdings ist der 70jährige einer Schlammschlacht um den Vorsitz aus dem Weg gegangen. Denn der Rückhalt bei den Aktionären sei, so die FAZ weiter, gesunken. Ob Bender also ein Mandat bekommen hätte, sei nicht mehr sicher gewesen. Die Aktionäre, die diese Entscheidung treffen und morgen den neuen Aufsichtsrat bestimmen werden, setzen sich aus diesen vier Anteilseignern zusammen: dem eingetragenen Verein (62,9 Prozent) als Hauptgesellschafter mit Präsident Peter Fischer vorneweg, die sogenannten Freunde der Eintracht (28,5) – zu diesem Kreis gehören das Bankhaus Metzler, die Landesbank Hessen-Thüringen, die BHF-Bank und DZ Bank –, sowie (noch einmal alleine) die BHF-Bank (5) und schließlich die „Wolfgang Steubing AG“ (3,6). Sie wollen, dass der Verein einen neuen Weg geht.

SteubingDas Stichwort Genussscheine macht dabei schon lange die Runde. Steubing, der mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zum neuen Vorsitzenden bestimmt wird und der Wunschkandidat von Präsident Fischer ist, möchte mit diesem Modell bis zu 10 Millionen Euro frisches Geld generieren. Geduld ist dabei allerdings nötig. Frühstens im Sommer 2016 nämlich kann dieses Finanzieunrgsmodell tatsächlich umgesetzt werden, weil die steuerliche Bewertung des Finanzamts noch aussteht. Sollte diese Idee allerdings von der Behörde abgenickt werden, wäre der erste Schritt in Richtung Risikomanagement (und neues Konzept?) getan. Um diesen Plan noch weiter umzusetzen, soll Aufsichtsratsmitglied Philip Holzer mehr Einfluss erhalten. Der Investmantbanker und ehemalige Vizechef von Goldman Sachs Deutschland steht auf der Liste mit sechs Namen, die Fischer erstellt hat. Neben Bender, den Steubing, der bereits im alten Aufsichtsrat dabei war, ersetzt, werden sich, wie schon von SGE4EVER.de berichtet wurde, Achim Vandreike, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Frankfurt, und höchstwahrscheinlich auch Dietmar Schmid, Verwaltungsratvorsitzender der BHF-Bank, aus dem Germium zurückziehen. Kandidaten für die frei gewordenen Posten sind Frank Behrends (ebenfalls Vorstandsmitglied der BHF-Bank) und Hans-Dieter Brenner (Vorstandsvorsitzender der Landesbank Hessen Thüringen), wobei sich Fischer dazu nicht öffentlich äußern wird. Der Präsident, Schatzmeister Thomas Förster und Dieter Burkert, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, sind bereits öffentlich als Mitglieder des neuen Aufsichtsrats benannt worden. Sie sind gesetzt und müssen gemäß der Statuten des Vereins einen Posten im Verein einnehmen. Große Überraschungen erwartet Fischer bei der Zusammensetzung aber nicht mehr: „Ich habe es mit ihnen (den Aktionären, d. Red.) abgesprochen und gehe davon aus, dass die sechs Kandidaten gewählt werden.“

Neben der Neubesetzung des Aufsichtsrats ist auch noch entscheidend, wer denn nun der Nachfolger von Heribert Bruchhagen ab Sommer 2016 wird. Was anfangs noch unrealistisch erschien, wird inzwischen immer greifbarer: Armin Veh scheint tatsächlich der Favorit zu sein. Somit müsste der Ex-Trainer der Hessen auch jetzt schon in die Trainerfrage mit einbezogen werden. Veh sammelte bereits in Wolfsburg als Geschäftsführer und Augsburg als Manager Erfahrungen in wirtschaftlichen Dingen. Für ihn könnte die Aufgabe bei der Eintracht eine durchaus reizvolle sein. Er steht, so die FAZ, weiterhin regelmäßig mit den Verantwortlichen in Kontakt und wird deshalb auch ein gewichtiges Wörtchen mitreden, wenn es um die Besetzung des Trainerpostens geht. Kann Veh dann den neuen Mann vom Konzept des Vereins überzeugen? Mit mehr Risiko in eine glorreiche Zukunft? Der 8. Juni: Der Tag, an dem die Eintracht vor einem großen Umbruch steht.

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15 Kommentare

  1. „Die Frankfurter sind bislang nämlich der einzige Verein in der Bundesliga, der noch ohne Coach dasteht“

    Habe ich was verpasst? Wer ist den Nachfolger von di Matteo bei Schalke geworden?

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  2. Ich weiß ja nicht, aber bei mir nistet sich immer mehr der Gedanke ein, das der 8. Juni 2015 die Weichen für eine Zukunft stellen könnte, die uns irgendwann böse aufstoßen wird. Wenn ich lese, wieviele „Banker“ da am rum turnen sind, wird mir Angst und Bange. Ich meine, Banken fahren ganze Nationen an die Wand, warum sollen die das bei einem Bundesligaverein besser machen ?

    Aber ok, ich lasse mich gerne von neuen Wegen überzeugen, aber Euphorie löst das bei mir iregndwie nicht aus, ganz im Gegenteil.

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  3. P.Fischer auf Hr Online.
    „Es ist ganz wichtig, einen Trainer zu haben, der mit jungen Spielern umgehen kann“, betonte Fischer. „Wir wollen das Leistungszentrum und den Nachwuchs viel stärker an die Profimannschaft binden. Er sollte Erfahrungen in diesem Gebiet mitbringen.“ Eine andere wichtige Eigenschaft sei eine „gewisse Emotion. Das heißt: Wie stark emotional kann ich wirken – in und um die Mannschaft. Das hat etwas mit Begeisterung, mit Leidenschaft zu tun.“

    Da fallen einige gehandelten direkt raus.Allen voran Veh.

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  4. @2 Eintracht_Adler
    Du warst einfach schneller als ich. Aber mir ging es genauso, als ich den Artikel gelesen habe.
    Wie kann kann meinen, einen Verein wie die Eintracht von soviel Bänkern führen zu lassen. Vollkommen richtig, wenn Du schreibst: ‚Wenn ich lese, wieviele “Banker” da am rum turnen sind, wird mir Angst und Bange.‘
    Das ist doch der helle Wahnsinn !!! Wo ist ein Aufsichtsratmitglied aus einer Verwaltung, wo ist eines aus einem Unternehmen (einen Gewerkschaftler erwarte ich ja noch nicht einmal)?
    Verdammt noch mal, wo bleibt da die Ausgewogenheit? Ich habe den Verdacht, dass nur noch nach den schlauesten Finanzierungsmodellen geschaut wird. Und weil diese Bänker ja solche Experten sind, können sie auch alle anderen mit Ihren Excel-sheets und was sie sonst noch an tollen Dingen haben totschlagen. Bloß, wenn der Karren dann im Dreck steckt, kratzen sie die Kurve und waschen ihre Hände in Unschuld. Es fehlt nur noch, dass sich ein renommierter Anwalt in den Vorstand wählen lässt, dann ist nach Meinung der Untergang definitiv vorprogrammiert.
    Es tut mir leid. Für diese geplante Zusammensetzung habe ich kein Verständnis mehr.

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  5. Hoffentlich wird dann die kommende Woche auch der neue Trainer vorgestellt. Wenn ich heute z.B. lese, dass Hannover an Sam dran ist, dann denke ich, dass wir schleunigstens auch mal unsere Transferaktivitäten forcieren sollten. Zambrano wird ja mit höchster Wahrscheinlichkeit gehen, so dass 1-2 IV Pflicht sind. Dazu noch 1-2 MF (links oder zentral) und vielleicht noch ein RV und 1 Stürmer.

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  6. Ihr habt recht, nur Banker, nur sogenannte Männer die mit fremden Geld umgehen sollten!
    Wo ist im AR ein Mann der Ahnung vom Fussbal hat ??
    Ein Mann wir Grabi, Stein oder Berthold wäre evtl. die richtige Ergänzung, ich denke, da hat
    unser Peter nicht richtig vorgearbeitet.
    Irgendwie habe ich vor Morgen bammel……………………

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  7. Es ist halt so, dass die Anteilseigner ihre Repräsentaten in den Aufsichtsrat entsenden. Arbeitnehmer sitzen nur im Aufsichtsrat soweit die Mitbestimmung greift. Dazu hat die Eintracht AG zu wenige Arbeitnehmer. Die können allenfalls über den Betriebsrat Einfluss nehmen – soweit vorhanden. Da es sich bei den Anteilseignern um Banken handelt, sitzen auch Banker im Aufsichtrat. In der Bankenstadt auch nicht ungewöhnlich. Ob das nun immer gut ist, das ist dann die andere Frage. Beim Vorstand von der Helaba hätte ich jetzt keine große Vorbehalte. Die sind ja nicht für ein sehr riskantes Geschäftsmodell oder ähnliches berüchtigt. Die Heleba ist auch recht ordentlich durch die Finanzkrise, weil sie sich hat keine toxischen Papiere hat andrehen lassen.
    Ich hoffe nur, dass es nach der Wahl mal wieder vorwärts geht. Im Moment ist die SGE gelähmt. Ohne neuen Aufsichtsrat keinen neuen Trainer, ohne neuen Trainer, keine neuen Verpflichtungen…

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  8. Libero

    Du kennst dich aber gut aus!
    Die Helaba ist tatsaechlich eine der wenigen Landesbanken gewesen, die nicht mitgezockt haben

    Die Bhf Bank scheint mir eigentlich auch recht serioes rueberzukommen.

    Nur was der Goldman Holzer im Aufsichtsrat soll bleibt mir schleierhaft.
    Ich hoffe er traegt den Adler in der Brust und Hellman laesst sich von ihm nicht abzocken!
    Aber als Goldman kennt er wohl alle Finanztricks!

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  9. Das ganze erinnert mich schwer an die Deals Anfang der 90er, Octagon und co.
    Kohle generieren und in Spieler stecken die dann nach schwachen Leistungen ablösefrei wechseln, nein Danke.
    Damit das Stadion kaufen, wäre langfristig sicher cool.

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  10. @ valopaul: Das ist eine Aufsichtsratssitzung! Die wird nicht live übertragen, das ist etwas internes.
    Außer, du hast die Handynummer vom Hellmann. Dann kannst den Live-Ticker abonnieren. ^^

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