15.09.2015, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtNicht wenige Beobachter waren überrascht, als sie die Aufstellung vor dem Heimspiel gegen den 1.FC Köln vor Augen hatten. Viele Fachleute hatten damit gerechnet, dass Alexander Meier zunächst auf der Bank Platz nehmen würde und Trainer Armin Veh auf die gegen den VfB Stuttgart so erfolgreiche Aufstellung zurückgreifen würde. Doch der Eintracht-Coach entschied sich für einen Einsatz des „Fußballgottes“ von Anfang an und änderte dafür sogar seine taktische Ausrichtung. Das Ergebnis ist bekannt: Die Rheinländer wurden phasenweise an die Wand gespielt und kamen mit dem Frankfurter Powerfußball vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nicht zurecht. Aber taugt diese offensive Spielweise auch im Auswärtsspiel gegen den Hamburger SV am kommenden Samstag? Betrachten wir uns Vehs Raute doch einmal genauer.

Der Auftritt bei den Hanseaten ist das dritte Auswärtsspiel in dieser Saison. Blicken wir kurz zurück auf die bisherigen Aufstellungen: Am ersten Spieltag wurde die SGE für eine mutige Spielweise beim VfL Wolfsburg nicht belohnt. Veh hatte seine Jungs im Mittelfeld mit zwei Sechsern (Reinartz und Russ) und zwei Flügelspielern (Inui und Aigner) auflaufen lassen, Hasebe spielte auf der Rechtsverteidigerposition. Nach der Pause kam Ignjovski für Inui, Hasebe rückte ins Mittelfeld. Gegen Augsburg nahm Veh keine großen Veränderungen vor, ersetzte nur Inui durch Gerezgiher. Nach dem Wechsel musste der unglücklich agierende Youngster für Chandler weichen und Hasebe platzierte sich erneut neben Reinartz. Beim VfB Stuttgart setzte Veh erstmals von Beginn an auf Reinartz und Hasebe im zentralen Mittelfeld, die Außen besetzten Stendera und Aigner, während Chandler hinten rechts verteidigte. Abgesehen von dem positionsgetreuen Wechsel auf der Rechtsverteidigerposition hat es im Köln-Spiel nur eine Änderung geben: Aigner musste Meier Platz machen.

Wir sehen: Das Trainerteam hat sehr sensibel auf bestehende Schwachstellen reagiert und immer nur an bestimmten Stellschrauben gedreht. Entscheidend für den spielerischen Aufwärtstrend ist mit Sicherheit die Hereinnahme von Marc Stendera ab dem 3. Spieltag gewesen, für dessen Berücksichtigung gegen Stuttgart Veh auch auf einen klassischen linken Flügelspieler verzichtete. Mit dem Duo Hasebe/Stendera besetzte Veh gegen Köln die beiden Außenseiten der Raute mit technisch starken, aber eben nicht auf den Außen beheimateten Spielern, die dem Offensivspiel der SGE spürbare Impulse verliehen. Eine solche Ausrichtung stellt hohe Anforderungen an die beiden Akteure auf den Außenpositionen (Oczipka/Ignjovski), die ihre Aufgabe zumindest gegen Köln vorbildlich lösten.

Luc Castaignos und Haris Seferovic
Luc Castaignos und Haris Seferovic

Nach dem 6:2-Sieg am Samstag ging in der Euphorie über Meier und die neue Offensivstärke der Eintracht ein Aspekt etwas unter: die wiedergewonnene Laufstärke und die Flexibilität der Spieler auf dem Platz. Während die Mannschaft sich in der Vorsaison in der vorgegebenen Marschrichtung sichtlich unwohl fühlte und sich nur mit Mühe und unter Inkaufnahme interner Friktionen den auferlegten taktischen Korsettstangen entledigte, hat es nun den Anschein, als wolle das Team die Vorgaben des Trainers unbedingt umsetzen.

Dabei sollte die Raute nur als Groborientierung verstanden werden. Bei Ballbesitz rotieren Castaignos und vor allem Seferovic ständig, wechseln häufig auf die Flügel, während es Meier dann in die Mitte zieht. Da Oczipka und Ignjovski sehr hoch stehen, können sich Stendera und Hasebe neben Reinartz um den Spielaufbau kümmern. Bei Ballbesitz des Gegners zeigt sich die „Vehsche Raute“ durchaus flexibel und mutiert gerne auch einmal zu einer Dreierkette im Mittelfeld, die die Räume dicht macht und das Aufbauspiel des Gegners unterbinden möchte. Da die beiden Spitzen ihren Mitspielern mit aggressivem Pressing den Rücken freihalten und auch Alex Meier ständig nach hinten arbeitet, ist die Raute defensiv nicht so anfällig, wie es auf dem Papier den Anschein hat.

Auf den ersten Blick gibt es deshalb keinen Grund, etwas an der erfolgreichen Ausrichtung gegen Köln zu ändern. Eine defensivere Variante mit einer Rückkehr zu zwei Sechsern würde das gesamte Gefüge durcheinanderbringen. Veh wird seinen Spielern mit Sicherheit auf den Weg geben, wie sie Konter der bei eigenem Ballbesitz nicht unbedingt kreativen Hanseaten verhindern, aber es ist unwahrscheinlich, dass er von dem nun gefundenen Spielsystem abweicht. Auch Bruno Hübner sieht das so: „Wir sollten an dieser Ausrichtung festhalten„, wird er in der FR zitiert. „Das hat dieses Spiel gezeigt.“ Dabei geht es Hübner nicht in erster Linie um den Erfolg. „Die Attraktivität ist total wichtig„, sagte der Sportdirektor. „Das ist die Spielweise, die gewünscht ist. Das geht in die richtige Richtung.“

Opfer der Umstellung ist Stefan Aigner, für den in der Raute definitiv kein Platz ist und der verständlicherweise seinem Frust Ausdruck verleiht: „Wir haben 4:1 gegen Stuttgart gewonnen und ich bin raus. So was muss man halt auch mal durchmachen„, sagte er gegenüber der FR. Armin Veh wird sich möglicherweise denken: „Wir haben 6:2 gegen Köln gewonnen. Warum soll ich etwas ändern?“

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22 Kommentare

  1. Auch wenn der Aigner jetzt zu Hause kotzt .
    Aber never Change a running System .
    gegen den HSV spricht einiges für die Raute –
    die haben auch eine unsolide Abwehr und dazu noch
    keine starke Offensive .
    Da kann Offensivschlagkraft eine gutes Mittel sein .
    In der ersten halben Stunde überrennen und dann
    Konter setzen ….

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  2. Aigner ist ja schon giftig im Zweikampf und laufstark….vllt. sollte man ihn mal hinten rechts probieren wenns bei Iggy nicht läuft.

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  3. Wir sollten Iggy jetzt da spielen lassen, auch wenn er mal Fehler macht. Nur dann kann er sich da einspielen. Wenn wir da immer mal wieder einen anderen hinstellen, fehlt sonst die Kontinuität. Aber er wird seine Spielzeit bekommen. Und noch ist nicht gesagt, das wir mit der Raute spielen. Mal schauen, was Veh so einfällt

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  4. Gibt’s die Berichte auch ohne ständig gegen Schaaf nachzutreten? G-Block hatte mit dem Kommentar im vorherigen Artikel recht. Ist ja ekelhaft…

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  5. Wiesbadenadler: Wer tritt denn gegen Schaaf nach? Es geht in dem Beitrag um die Frage, wie die Eintracht gegen den HSV taktisch antreten wird. Dabei spielt es natürlich auch eine Rolle, ob die Mannschaft das vorgesehene Konzept akzeptiert, ob es zu ihr passt und ob die richtigen Spieler vorhanden sind. Dabei sind Vergleiche zum vergangenen Saison nicht nur sinnvoll, sondern geradezu notwendig. Unabhängig davon, wie man zu Schaaf steht, ist es doch unstreitig, dass die Mannschaft Probleme mit dem Trainer hatte und seine Vorstellungen nicht umsetzen wollte. Aber die Ära Schaaf ist Geschichte – es geht um die heutige Mannschaft und ihr augenblickliches Auftreten. Wenn gelegentlich die vergangene Saison zitiert wird, dann nur um zu verdeutlichen, dass wir auf einem guten Weg sind.

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  6. Ich finde den Artikel sehr sachlich und nahezu wissenschaftlich. Da drängt sich mir die Frage auf, ob unser Ralf mit Nachnamen vielleicht Rangnick heißt. 🙂
    Von Nachtreten kann ich hier nichts erkennen.
    Ein Rückblick auf die Vorsaison sollte erlaubt sein; solange wir uns nicht mit Reinhold Fanz oder Michael Skibbe beschäftigen müssen, ist das vollkommen okay.

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  7. “ Während die Mannschaft sich in der Vorsaison in der vorgegebenen Marschrichtung sichtlich unwohl fühlte und sich nur mit Mühe und unter Inkaufnahme interner Friktionen den auferlegten taktischen Korsettstangen entledigte, hat es nun den Anschein, als wolle das Team die Vorgaben des Trainers unbedingt umsetzen.“ Das klingt verklausuliert schon nach „Schaaf hats nicht hinbekommen“. Egal, war so sicher nicht gemeint. Wir leben auch in der Gegenwar und die sieht so oder so besser aus .

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  8. … ohne zu wissen, dass ich es ständig tue … 🙂

    Hätte wohl erst meine Ansicht hierzu kundgeben sollen, nachdem ich gegoogelt hatte, was Friktion bedeutet.
    Auf meine alten Tage habe ich heute wieder was hinzu gelernt. Danke!
    An meiner Bewertung ändert das allerdings nichts.

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  9. …………………………Hradecky
    ………..Zambrano…Reinartz……Abraham
    Aigner………………..Hasebe……………Waldschmidt
    …………………………Stendera
    Seferovic……………..Meier………….Castaignos

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  10. Hradecky
    Iggy – Zambrano – Abraham – Bastian
    Reinartz
    Aigner Meier Stendera
    Luc – Harris

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  11. Hasebe raus macht aus meiner Sicht wenig Sinn. Der war richtig gut drauf. Wenn Schon nur mit einem 6er, dann wie gegen Köln.

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  12. Im Moment gibt es überhaupt keinen Grund umzustellen. Eventuell Zambrano wieder in die IV, wobei ich selbst das zurzeit nicht machen würde. Zambrano ist nunmal verletzt und selbst mit Panzer wird er schmerzen haben und nicht ganz bei 100% sein. Außerdem tut Abraham trotz zwei, drei Stellungsfehlern gegen Köln der Verteidgung richtig gut und Russ gleicht seine fehlende spielerische Klasse durch Willen und Dynamik aus. Es ist kein Zufall, dass er als defensiver Spieler schon ein Tor geschossen hat und gegen Köln als IV (!) die direkter Vorlage für Castaignos gegeben hat.

    Für Aigner ist es natürlich hart, weil er definitiv stark ist, aber wir haben mit Alex, Luc und Haris eben in vorderster Front zurzeit drei Spieler, die man jetzt nicht auf die Bank setzen kann. Das Problem für Aigner ist, dass die Mannschaft gegen Köln sehr offensiv aufgestellt war. Da man unser Trio nicht zerreißen sollte, würde eine Hereinnahme von Aigner die Ausrichtung noch offensiver machen und das wäre zu risikoreich.
    Mit der Mannschaft vom Samstag steht man hoch und macht das Spiel. Dafür brauchen wir aber auch ein Mittelfeld, dass ein Spiel aufziehen kann. Und dafür ist die Dreierkette Stendera -Reinartz – Hasebe ideal.

    Aigner muss sich erstmal hinten anstellen. Einer der drei wird mal Schwächephasen haben oder sich verletzen und dann kommt seine Chance. Genauso wie er am Anfang der Saison eine Schwächephase hatte und dafür seinen Platz verloren hat. Und man darf nicht vergessen, dass wir ja auch noch Waldschmidt und Kadlec haben, die Ansprüche haben und sich trotz guter Leistungen (Waldsschmidt) hinten anstellen müssen.

    Eigentlich ist es doch herrlich vorne so eine große Auswahl zu haben und jeder zeit von der Bank noch richtig Qualität bringen zu können. Es liegt an Veh, das auch zu nutzen. Wir müssen die erste Elf nicht mehr bis zum Saisonende durchspielen lassen, sondern können Spielern, die erschöpft oder überspielt sind auch mal eine Auszeit geben. Und wir können durch taktische Umstellungen auf den Gegner reagieren und überraschen. Das konnten wir nach dem Aufstieg nicht.

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  13. Wenn man die HSV Artikel liest und auch die Kommentare gewinnt man den Eindruck, dass sie denken unsere 11 besteht nur aus Meier.
    „Meier decken und wir gewinnen das Spiel.“Denke wir haben unter diesen Voraussetzungen gute Möglichkeiten zu gewinnen. Klar Meier ist aktuell medial sehr gehypt.
    Aber er ist einer der wenigen Spieler bei denen ich weiß, dass er auf dem Teppich bleibt und dort weiter macht wo er aufgehört hat.
    Luc und Sefe scheinen sie gänzlich auszublenden.

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  14. Und zu Ralfs Satz über Schaaf. Beim letzten Artikel hat mich das gar nicht gestört. Hier hätte man das aber auch anders formulieren können. Vergleiche sind erlaubt und wichtig. Dafür kann man auch gerne die vergangene Saison heranziehen und den früheren Trainer. Ich habe es aber über weite Strecken nicht so empfunden, dass sie Mannschaft versucht gegen den Trainer zu arbeiten. Wäre das so gewesen, hätten sie auch nicht „Mühe“ gehabt, die „Korsettstangen“ abzulegen. Ich glaube, die Mannschaft hat versucht, die Vorgaben von Schaaf umzusetzen und hat sich dabei nicht so wohl gefühlt, weil ihr das auch nicht gelegen hat. Die Marschrichtung von Veh passt einfach derzeit super zur Mannschaft. So hätte man das auch schreiben können ohne mit Wertung die Marschrichtung von Schaaf und ein vermeintliches Aufbäumen der Mannschaft gegen die Vorgaben des Trainers zu thematisieren.

    Aber das war jetzt auch kein böses Nachtreten. Ralf hat eben seine Meinung und genug fachliche Qualität um die auch offen kund zu tun. Mich stört es nicht und wenn ich was anders sehe, kann ich ja auch meinen Senf dazugeben 😀

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  15. Da wir mit Hradecky einen sehr guten mitspielenden Torhüter haben wäre eine dreier Abwehrkette möglich..
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    Es wäre eine Option während dem Spiel von 4 3 3 auf 3 4 3 umzustellen um den Druck zu erhöhen falls das Spiel verflacht und wir keinen Zugriff mehr haben auf das Spiel.
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    Das System würde ich aber nur mit Abraham und Zambrano spielen .

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  16. Schaaf. Kenn ich nicht . Wer soll das gewesen sein.
    War das der Trainer der immer Madlung eingewechselt hat um noch ein Spiel zu drehen. 😆 😉

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  17. Meines Erachtens hat das überhaupt nichts mit nachtreten zu tun. Es wurden die beiden Systeme verglichen, falls das ein Gebilde überhaupt so genannt werden kann. es ist sicher auch nicht so, dass TS hier mitliest und gerade eine Träne verdrückt.

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  18. Eine 3er-Kette muss eingespielt werden. Da haben selbst Klubs wie Bayern ihre Probleme gehabt. Das ist mir zu offensiv. Mit den magischen drei und Stendera haben wir schon 4 offensive Leute

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