Unmittelbar nach Schlusspfiff überwog die Enttäuschung über den verpassten Pokalsieg. Cara Bösl (gelbes Trikot) musste Tanja Pawollek zur Ehrung der Zweitplatzierten tragen. (Bild: IMAGO / Moritz Müller)

Ein Tag nach der Final-Niederlage im DFB-Pokal überwiegt mittlerweile der Stolz. Kurz nach Abpfiff war die Stimmung bei den Adlerträgerinnen noch gemischt: „Obwohl man so eine tolle Leistung abliefert, wird man nicht belohnt“, „Jeder hat das Maximum reingebracht, es hat leider nicht gereicht“, oder „Wir können alle stolz sein, aber gerade überwiegt die Enttäuschung“, lauteten die Aussagen. Es gab aber auch motivierende Stimmen, die den Blick nach vorne richteten: „Wir müssen uns vor niemandem verstecken“ und „Wir werden aufstehen und wiederkommen!“ Diese junge Mannschaft hat gezeigt, was bereits möglich ist und welches Potenzial in ihr steckt. Dass es dieses Jahr noch nicht gereicht hat, beweist vor allem, dass nach oben noch mehr möglich ist. „Die Mädels haben mit dem ersten Pokaleinzug als Eintracht Frankfurt ihre erste Geschichte geschrieben und ich glaube, dass, wenn sie morgen nach Hause fahren, sie von ihren Freunden und Familien sehr stolz empfangen werden“, lobte Niko Arnautis seine Schützlinge.

SGE auf der großen Bühne meist überfordert

Die Mannschaft des 41-Jährigen muss sich allerdings auch ein paar Vorwürfe gefallen lassen. Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu ängstlich und mit mehr Spaß in das Endspiel zu gehen. Doch bereits in der ersten Viertelstunde schnürte der VfL Wolfsburg die Eintracht in die eigene Hälfte ein. Nur mit langen Bällen befreite sich die SGE das ein oder andere Mal. Wolfsburg hatte nicht nur gefühlt 75 Prozent Ballbesitz, sondern auch die besseren Torchancen. Ewa Pajor (9.) und Fridolina Rolfö (13.) forderten Merle Frohms bereits früh in der Partie. Nur wenn der VfL mal etwas höher aufrückte und beim Umschaltspiel zu Fehlern neigte, ergaben sich Räume für die Hessinnen. Die Nervosität und Unentschlossenheit war den Frankfurterinnen anzusehen. Man wollte zu perfekt spielen, aber verwickelte sich selbst zu oft in einen hektischen Spielaufbau.

Johannsdottir bringt neuen Schwung

In der Defensive stand die Arnautis-Elf dagegen meist stabil und erwies sich als äußerst giftig und konsequent in den Zweikämpfen. Tanja Pawollek riss sich Mitte des ersten Durchgangs das vordere Kreuzband im linken Knie und wurde bereits in Köln operiert. Das teilte die SGE am Montag mit. Wie lange sie ausfallen wird, sei noch unklar. Die Kapitänin spielte noch ein paar Minuten weiter, aber Alexandra Johannsdottir musste sie ab der 40. Minute ersetzen. Der Winter-Neuzugang brachte neuen Schwung in das Spiel der Eintracht und hatte nach Wiederanpfiff die beste Torchance, scheiterte aber an Wolfsburgs Almuth Schult (59.). Trotzdem waren die Wolfsburgerinnen das bessere Team und es war eine Frage der Zeit, wann sie einen ihrer vielen Angriffe sauber zu Ende spielten und das Tor erzielten. In der Schlussphase ließen auf beiden Seiten die Kräfte nach und auch der VfL tendierte zu mehr Fehlern. Das Finale entwickelte sich zu einem Schlagabtausch auf Augenhöhe.

Gegentor in Ãœberzahl, aber: „Wir werden wiederkommen!“

Mit einer unerwarteten Wendung begann die Verlängerung! VfL-Torhüterin Schult musste nach einer Notbremse gegen Lara Prasnikar mit glatt Rot vom Platz. Aber die Ãœberzahl wurde der Eintracht zum Verhängnis: Die Adler ließen sich mit über 25 Minuten einer Frau mehr auf dem Feld zwei Minuten vor Schluss doch noch ein Gegentor einschenken. Frohms, die ein fast fehlerfreies Pokalfinale spielte, war chancenlos. Die Viererkette um Sophia Kleinherne und Laura Störzel warf sich in jeden Zweikampf. Auch Sjoeke Nüsken muss man hervorheben, die vermutlich mit Johannsdottir die beste Adlerträgerin am Sonntag war. In der Offensive blieben Laura Freigang und Prasnikar zu blass und verloren zu viele Bälle. Wolfsburg krönte sich auch dank dem deutlichen Alters- und Erfahrungsunterschied zum siebten Mal in Folge zum Pokalsieger. „Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die seit sieben Jahren kein Pokalspiel verloren hat und haben sie an den Rand einer Niederlage gebracht. Wenn man verlieren darf, dann mit so einer Leistung“, meinte Arnautis. Eintracht Frankfurt will in naher Zukunft wieder zurück nach Köln und die Mission beenden, die sie in dieser Saison begonnen haben. Oder um es mit den Worten von Nüsken zu sagen: „Wir werden weitermachen, aufstehen und wiederkommen!“

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9 Kommentare

  1. Sie wusste sofort, dass es eine gravierende Verletzung ist. Gute Besserung,

    Wir werden wiederkommen. Damit ist alles gesagt. SIe sind jung und sie haben Herz. Mit etwas mehr Erfahrung können Sie noch weit kommen. Gegen eine Mannschaft die ihren siebten Pokalsieg feiert kann man auch verlieren

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  2. Gute Besserung Tanja Pawollek!
    Und Kopf hoch Mädels, die Männers ham’s ja auch erst im 2.Versuch gepackt 😉

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  3. Das war doch wirklich gestern Werbung für den Frauenfußball , von beiden Mannschaften.
    Unsere Mädels haben einen tollen Kampf abgeliefert. Der Stolz darf absolut Überwiegen und Kraft für die neue Saison geben.
    Wir haben eine junge Truppe mit noch viel Entwicklungspotential, das macht Vorfreude auf die Zukunft
    Schade für und nur das Beste für Tanja Pawollek
    Forza SGE !

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  4. Das Finale hat so viel Spaß gemacht!

    Kein Lamentieren, keine Schauspielerei, harter Fight (Pressschläge ohne Ende) und dann auch im Anschluss ehrliche Emotionen und kein Gehabe. Die Silbermedaillen wurden vollkommen zu Recht auch getragen und nicht dämlich weggesteckt.

    Da merkt man mal deutlich, was einem bei den Herren auf den Sack geht!

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  5. War trotzdem geil.

    Freue mich auf die Frauenmannschaft in einem hoffentlich solidarisch ausverkauften Waldstadion in 2022 🙂

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  6. Ich habe meine Meinung schon einmal beschrieben.
    Mich nerven einfach nur noch die „sterbenden Schwäne“ und die „Wundergeheilten“ im Fußball der Ligen für Männer.
    Ist es nicht ironisch? Die Frauen spielen Fußball als Kontaktsport und lamentieren nicht und die Männer spielen „Mädchen-Fußball“!
    Dieses Finale hat mich begeistert und ich werde bestimmt sehr oft reinschauen.
    Und ebenfalls wünsche ich Frau Pawollek eine schnelle Genesung – hat beim Zuschauen schon weh getan…:-(

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