Die Vertragsverhältnisse von Mijat Gacinovic könnten der Eintracht teuer zu stehen kommen.
Die Vertragsverhältnisse von Mijat Gacinovic könnten der Eintracht teuer zu stehen kommen.

Mijat Gacinovic kam im Sommer 2015 für eine Summe von rund 1,2 Millionen Euro zu Eintracht Frankfurt. Doch welcher Verein transferierte den kleinen Serben tatsächlich zu den Hessen? Nach Informationen des „Spiegel“, der Daten der Enthüllungsplattform „Football Leaks“ zugespielt bekam, sicherte sich eine Firma mit Sitz in Kanada die Transferrechte an dem Offensivspieler. Die Dokumente belegen, dass mehr als eine Millionen Euro nach dem Wechsel von Gacinovic zu der Eintracht auf dem Konto einer Schweizer Privatbank landeten.

Es erschien von Beginn an sehr merkwürdig, dass die Eintracht den U20-Weltmeister am 11. August 2015 von Apollon Limassol verpflichtete. Gacinovic hatte für den zypriotischen Verein weder trainiert, noch überhaupt jemals gespielt. Limassol hatte ihn erst am 31. Juli 2015 unter Vertrag genommen – für vier Jahre, mit einem Gehalt von rund 10.000 Euro pro Monat. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins handelte es sich dabei um einen Scheinvertrag, der dazu diente, die von der Frankfurter Eintracht erhaltene Ablösesumme direkt auf ein Schweizer Firmenkonto überweisen zu können.

Der Heimatverein des Spielers war eigentlich der FK Vojvodina Novi Sad. Der Präsident dieses Vereins hatte Gacinovic‘ Zukunft bereits im Frühjahr 2015 verhökert. Er unterzeichnete eine Vereinbarung und verkaufte 75 Prozent der Transferrechte an die Firma European Sport Management (i.w.V. „EMS“). Dafür zahlte der Geldgeber aus Kanada 1,4 Millionen Euro. Da sie zuvor schon das erste Viertel erworben hatten, gehörte ihnen Gacinovic nun komplett. Es war der letzte Deal, bevor am 1. Mai 2015 das Verbot der FIFA eintrat, das untersagte, dass sich Investoren Anteile an Transferrechten der Profifußballer erwerben und dadurch am Weiterverkauf partizipieren dürfen.

Die Investoren setzten Novi Sad dann unter Druck und wollten Gacinovic so schnell wie möglich an einen ausländischen Verein verkauft wissen. Limassol ging dieses Spiel mit ein und bezahlte 1,25 Millionen Euro – offiziell an Novi Sad, die laut Vertrag noch immer alle Transferrechte in ihren Händen hielten. Dies war eine bewusste Täuschung: Die Zyprioten wurden von dem serbischen Verein aufgefordert, dass Geld auf ein EFG-Konto in der Schweiz zu überweisen. Der Empfänger: ESM.

Eintracht muss bei Gacinovic-Verkauf auf die Hälfte des Geldes verzichten

Und jetzt kommt die Eintracht ins Spiel, die damals 1,25 Millionen Euro an Limassol überwies – Limassol blieb somit schadlos. Apollon betonte im Vertrag mit der SGE, „unbeschränkter und einziger Inhaber“ der Transferrechte zu sein, die damit an die Frankfurter übergingen. Eine Irreführung, die noch richtig schmerzen kann. Denn: ESM wird wohl auch in Zukunft noch viel Geld an der Karriere von Gacinovic verdienen. Bei einem Weiterverkauf erhält Apollo Limassol die Hälfte der Transfersumme. Ferner ist festgelegt, dass bei einer Summe von unter 2,5 Millionen Euro ein schriftliches Einverständnis des zypriotischen Klubs gesichert werden muss. FK Novi Sad und Apollon Limassol schwiegen, die Eintracht antwortete abwehrend: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu vertraglichen Details ebenso wenig wie zu Vertragsverhältnissen, an denen wir entweder nicht als Partei beteiligt sind oder von denen wir keinerlei Kenntnis haben“. Der Bevollmächtigte von ESM war ebenfalls nicht zu erreichen.

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12 Kommentare

  1. Im vorherigen Beitrag gibts einen Link von Panizzi dazu. Danke dafür.
    Moderner Menschenhandel was da abläuft und im Hintergrund passiert.
    denke wenn wir „Normalos“ alles wüssten, würden wir Fußball anfangen zu hassen und uns was anderes suchen.
    Fragen die ich mir stelle:
    -inwieweit wussten Bruchhagen und Hellmann vor Vertragsunterzeichung davon?
    Irgendwo muss ja stehen, ob wir alle Rechte an Mijat haben oder keine.
    Carlos Vertrag lässt grüßen!
    – inwieweit weiß Mijat davon? Im Spiegel Artikel liest man nur von Präsidenten und Firmen die alles entschieden haben.
    – inwieweit ist solch ein Vertrag erlaubt?. Ist er anfechtbar?
    – ist es heute Gang und Gebe für Spieler solche Verträge zu schließen, um sportlich Fuß zu fassen?

    Fußball ist ein MilliardenGeschäft und es wollen viele etwas vom Kuchen abhaben. Das nicht alles koscha ist, ist wohl bei allen Dingen bei denen viel Geld/Werte bewegt werden, „normal“.

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  2. Kann mir vorstellen, dass es noch Strafzahlungen an alle Parteien gibt .. kann mir aber nicht vorstellen, dass wir ablatzen, wenn wir Gacinovic verkaufen .. darauf würde ich es zumindest anlegen an Eintrachts Stelle.
    Und wenn man gar kein Ärger will hält man den Spieler einfach. Denke für zukünftige Verträge mit MG ist die Eintracht in ner guten Position. ‚Du kannst auch wechseln, aber das bedeutet Ärger und kann sich ne Weile hinziehen‘ Oder man lässt den Vertrag, immerhin bis 2019, auslaufen. Dann war der Deal immer noch besser als bei einem Leihspieler. Ich sehe das Thema ziemlich relaxed..
    Die Position des Spielers könnte besser sein und höchstwahrscheinlich kann er da nicht mal viel für..weil sicher viele Transfers aus der Region zwielichtig ablaufen und solche Fälle mehr oder weniger Standard sind/waren

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  3. @1 ‚inwieweit weiß Mijat davon?‘
    Schätze, so gut wie nix .. wenn dann, sind seine Berater schlauer.
    LIAN Sports .. die betreuen alle möglichen Spieler mit ‚Balkangeschichte‘ s. Homepage http://www.liansports.com/
    Lustigerweise kümmern sie sich außer Balkanisten auch noch um Tawatha und Regäsel (und nur die, soweit ich das sehen kann. Sonst nur Spieler aus ‚Balkanien‘).
    Sie beraten aus unserem Team zudem noch Seferovic und Rebic.
    Nur mal so als Add-on zu dieser Geschichte

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  4. Werden Verträge eigentlich nicht rechtlich geprüft seitens Eintracht Frankfurt? Hat man nicht aus C.Z gelernt !

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  5. Natürlich werden Sie gepruft.
    Es gibt auch Grauzonen .
    Ich mache die SGE kein Vorwurf hier.
    Es ging wahrscheinlich nicht anderes.

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  6. GrabbiGrabbi
    Man nimmt den Sieler unter Vertrag oder man nimmt Ihn nicht. Wenn man ihn nimmt, fragt man nicht nach. Man will es nicht so genau wissen.
    Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Siehe FIFA und UEFA. Betrug allenthalben. Diese Machenschaften lassen sich nur unterbinden, wenn es keine Steuerschlupflöcher mehr gibt. Das ist aber Weltpolitik. Gewalt, Menschenhandel und Drogenhandel (im Sport Doping) lassen sich auch nur eindämmen. Es bleibt der öffentliche Druck, dass wenigstens in der Bundesliga mit solchen Firmen keine Geschäfte mehr gemacht werden. Die Vereinsführung muss sich hier in Ihrem Handeln hinterfragen.
    Das eigentlich arme Schwein ist der Spieler.

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  7. @1:
    Naja, in Verträge zu schreiben das der abgebende Verein bei Weiterverkauf mitverdient, ist ja erstmal nicht unüblich. Die Eintracht wird auf jeden Fall gewusst haben das sie an die Zyprioten die Hälfte der ablöse kriegen, was dann die Zyprioten weiter vereinbart haben ist ja erstmal nicht die Sache der SGE. Wenn sie davon gewusst haben ist das alles aber schon schmierig…

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  8. Laut Sachverhalt wurde die Eintracht getäuscht.
    Sie wusste beim Transfer nichts von dem „Eigentümerkonstrukt“ über Mijat. Sie dachte, sie erhalte beim Transfer alle Rechte an Mijat. Dem ist aber nicht so. Die Rechte sind bei dieser kandischen Firma.
    Anfechtung wäre ad hoc gesagt also möglich.
    Problem daran. Der Vertrag wäre nichtig und Mijat würde nicht mehr unter Vertrag mit der Eintracht stehen. Das wäre nicht im Sinne der Eintracht. Damit verlöre sie jegliche Rechte an ihm. Die Eintracht sollte hier juristisch alle Optionen prüfen.
    Wie es bei den Verträgen mit Rebic, Sefe, Tawatha und Regäsel aussieht, will ich gar nicht wissen. Kann mir jedoch vorstellen das hinter deren Verträge möglicherweise ein ängliches Konstrukt steckt.
    „Friss oder stirb.“

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  9. Ich gehe davon aus, dass die Eintracht auf jeden Fall wusste was sie tut –

    Mijat wurde ja nicht von seinem Heimatverein gekauft, sondern von Limassol – da hätte es schon auffallen können? 😉

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  10. Also für mein Verständnis muss auf so einem Vertrag stehen, dass alle Rechte an den Käufer (Eintracht) übergehen (sinngemäß), da alle Rechte bei uns (Limasol) liegen. Oder es stehen halt weitere Rechteinhaber drin. Wenn nicht, ist es Betrug von Limassol und deren Problem. Ein vermeintlich weiterer Rechteinhaber hätte sich längs reagieren müssen und kann sich nicht erst bei Verkauf melden, da würde sich jedes Gericht wundern. Denke es steht alles drin, denn so doof wird Limassol nicht sein, die Eintracht weiß Bescheid, und geht natürlich nicht damit hausieren.

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  11. Die Eintracht hat laut Bericht mit Limassol vereinbart, bei Weiterverkauf die Hälfte abzugeben. Und nicht unter 2.5 Mio ihn abzugeben. Im Rahmen dieser Vereinbarung kann sie unabhängig irgenwelcher dubiosen (früheren??? Illegalen???) Transferrechte völlig frei agieren. Was dann Limassol mit seinen 50% macht, interessiert die Eintracht nicht.

    Tragische Figur ist Gacinovic. Der ist durch den Rechtevertrag in seinen Möglichkeiten unfair beschnitten. Er kann nicht den Verein wechseln, wenn die Eintracht ihn nicht mehr berücksichtigt aber keiner mindestens 2.5 Mios bietet. Er wird 2019 arbeitslos, wenn die Eintracht den Vertrag auslaufen lässt. Oder er wird sofort arbeitslos, wenn die Eintracht den vertrag rückabwickelt, da ja die Angaben zu den Transferrechten nicht wahr sein sollen.

    Dann hoffen wir mal alle, dass der Junge für immer so gut ist wie heute und dann gluecklich und zufrieden bei der Eintracht in Spielerrente gehen wird.
    Oder er wird immer besser und die Engländer zahlen 25 Millionen …….

    Oder wir vertrauen der fifa und der Uefa, dass sie Limassol und NoviSad rausschmeißen und die Beteiligungsrechte aus Verkäufen dieser Spieler mit Hilfe ordentlicher Gerichte für nichtig erklärt.

    Gott sei Dank ist diese miese Form von Transferrechteverträgen heute verboten.

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  12. kommt sowas bei anderen vereinen auch so häufig vor wie bei den spielern die zu uns kommen?

    richtig übel dass es ausgerechnet bei nen spieler ist bei dem ziel ist mit ihm richtig geld zu machen bei verkauf..

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