Eintracht-Trainer Adi Hütter musste gegen Leipzig umstellen und versuchte es mit Daichi Kamada auf der rechten Abwehrseite. Der Cheftrainer der SGE hatte während des Spiels einiges zu tun, um seine Mannschaft in die neue Formation zu coachen. (Bild: imago images / Picture Point LE)

Nach dem Unentschieden gegen den VfB Stuttgart stand für die Eintracht das Spitzenspiel gegen Leipzig an. Nachdem sich die letzten Gegner vermehrt kompakt in der Defensive formiert hatten, war gegen die Mannschaft von Julian Nagelsmann hohes Pressing und viel Offensivpower zu erwarten. Die kurzfristigen Ausfälle von Martin Hinteregger und Erik Durm zwangen SGE-Trainer Adi Hütter zu einer ungewollten Umstellung in der Defensive, die insbesondere in den Anfangsminuten zu großem Chaos führte. Am Ende kämpften sich die Hessen jedoch zurück in die Partie und konnten mit dem 1:1 Unentschieden einen wertvollen Punkt im Kampf um die Champions-League-Plätze gewinnen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Große Not auf der rechten Seite

Almamy Touré fällt für den Rest der Saison aus und vor dem Spiel gegen Leipzig musste dann auch noch ausgerechnet Durm passen. Die rechte Abwehrseite, die zu Beginn der Saison noch ein Überangebot an Spielern zu bieten hatte, ist inzwischen die Achillesferse der Frankfurter. Touré und Durm verletzt, Danny da Costa inzwischen in Mainz erfolgreich auf dem rechten Flügel unterwegs und somit mit Timothy Chandler nur noch eine verbliebene Alternative. Adi Hütter hatte gegen die pfeilschnellen Leipziger auf der Außenbahn wohl Bedenken und entschied sich für eine außergewöhnliche Lösung und bot Daichi Kamada hinten rechts als Pendant zu Filip Kostic auf der linken Seite auf. Der Japaner war gerade in den Anfangsminuten orientierungslos und hatte große Probleme mit dem Stellungsspiel auf der ungewohnten Position. Das Experiment schien bereits frühzeitig gescheitert, aber Adi Hütter hielt an Kamada fest und der spätere Ausgleichstreffer durch den Japaner sollte ihm Recht geben. Stefan Ilsanker ersetzte Hinteregger in der zentralen Abwehrposition und zeigte wie schon in der vergangenen Woche gegen Stuttgart, dass er in der Abwehr eine echte Alternative ist. Starke Zweikämpfe, spektakuläre Grätschen, viele gewonnene Kopfballduelle und dazu noch schnellster Spieler auf dem Platz. Der Österreicher war mit Schlussmann Kevin Trapp der beste Mann in den Reihen der Frankfurter und wuchs regelrecht über sich hinaus. Auch wenn sein Aufbauspiel Schwächen hat, ist er in der Abwehr sehr wertvoll. Gerade in Anbetracht der Offensivpower des Gegners ist seine Leistung unglaublich stark gewesen. Hütter sollte Ilsanker zukünftig nur noch in der Abwehr einsetzen, da er hier all seine Stärken einbringen kann und die Schwächen im Vergleich zur Mittelfeldposition deutlich weniger zum Tragen kommen.

Ins Spiel gekämpft

Die Eintracht fand zu Beginn des Spiels aufgrund der Umstellungen kaum in die Partie. Ein Angriff nach dem Angriff rollte auf die zum Teil noch unsortierte Abwehrformation der Hessen zu und es war insbesondere Trapp, der die Eintracht im Spiel hielt. Mit zunehmender Spieldauer schaffte es die SGE mehr und mehr sich in die Partie zu beißen. Immer wieder ging man hart in die Zweikämpfe und die vielen Unterbrechungen kamen den Frankfurtern gelegen, da man so den Spielfluss der starken Leipziger unterbinden konnte. Auch wenn man spielerisch nie wirklich ins Spiel fand, war es doch der Kampf, die Leidenschaft und hin und wieder gefährliche Umschaltmomente, die die Adlerträger das Spiel ausgeglichener gestalten ließen. Mit etwas Glück ging man dann auch mit einem 0:0 in die Pause und hatte Gelegenheit sich neu zu sortieren. Kurz nach Wiederanpfiff schlief die Defensive der Eintracht allerdings im Kollektiv und man geriet in Rückstand. Nicht das erste Mal, dass man die Anfangsminuten unsortiert war. Hier müssen die Adlerträger unbedingt an ihrer Konzentration arbeiten. Leipzig drängte nun auf den zweiten Treffer und genau im richtigen Moment war Kamada zur Stelle und erzielte den etwas schmeichelhaften Ausgleich. Die Mentalität der SGE war jedoch einmal mehr bemerkenswert. Trotz Rückständen schafft es die Mannschaft von Adi Hütter immer wieder schnell zurückzukommen und lässt sich von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch und mit etwas Glück hätte Luka Jovic die Frankfurter noch zum Sieg schießen können, obwohl das vermutlich etwas zu viel des Guten gewesen wäre.

Ein Punkt, der noch wertvoll werden kann

Die Eintracht hat die erste wichtige Hürde im Kampf um die Champions-League-Plätze genommen und bewiesen, dass sie auch in den Spielen gegen die Top-Mannschaften voll da ist. Die Hessen werden den sensationellen vierten Tabellenplatz nicht kampflos herschenken und auch wenn es mal spielerisch nicht läuft, wehrt sich das Team mit Leidenschaft und aufopferungsvollem Kampf. Der Punkt beim Tabellenzweiten könnte in der Nachbetrachtung noch Gold wert sein, denn zumindest auf die patzenden Leverkusener konnte man einen weiteren Punkt gut machen und auch Dortmund konnte so nun zwei statt drei Punkte auf die Hessen aufholen. Da die Mannschaften im oberen Tabellendrittel alle eng beieinander sind, ist jeder Punkt für den großen Traum der Champions-League-Qualifikation von enormer Bedeutung. Leider erreicht die Adlerträger nun zur Unzeit ein Problem mit gehäuften Verletzungen und Sperren. Im kommenden Spiel gegen Union Berlin werden Tuta und Amin Younes aufgrund von Gelbsperre fehlen und Adi Hütter wird erneut umstellen müssen. Der Ausfall von Younes sollte dabei noch das kleinste Problem sein, denn mit Jovic, Ragnar Ache und Aymen Barkok hat der Österreicher in der Offensive noch einige Alternativen. In der Abwehr wird vieles auf Hinteregger ankommen. Sollte der Abwehrchef rechtzeitig fit sein, könnte er an der Seite von Ilsanker und N´Dicka das Abwehrzentrum bilden. Das Spiel gegen Union Berlin wird ein echtes Schlüsselspiel. Vor den schweren Wochen mit Spielen gegen unter anderem Dortmund und Wolfsburg, somit der direkten Konkurrenz, wird es wichtig sein, den Abstand halten zu können und sich ein gewisses Polster zu erarbeiten. Wenn neben der kämpferischen Komponente gegen Berlin auch die spielerische Komponente wieder zurückkehrt, sollte ein Sieg in jedem Fall möglich sein. Die Eintracht hat den Einzug in die Champions-League noch in der eigenen Hand und das ist ein großer Vorteil im Schlussspurt der Saison.

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4 Kommentare

  1. An diesem Tag war nicht mehr drin als dieser Punkt. Dadurch dass wir in der Abwehr zwei Stammspieler ersetzen mussten, musste sich die Mannschaft erst mal finden. Ilse war defensiv gut, wenn’s nach vorne geht natürlich kein Ersatz für Martin. Daher hat es mich nicht gewundert, dass das Spiel nach vorne schlechter. Dazu kommt, dass Leipzig eine Spitzenmannschaft ist. Gegen die müssen wir in Bestbesetzung antreten, damit wir besser aussehen. Aber man konnte wieder sehen, dass die Jungs kämpfen können und laufen. Dadurch haben sie viel ausgeglichen, die Mentalität ist ungebrochen. Die eventuell fünf Ausfälle gegen Berlin sind natürlich ein Problem.Ich bin gespannt , Wie der Trainer das kompensieren wird.

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  2. Annahme: Hinti und Kamada werden nicht rechtzeitig fit, hier meine Basteleien:
    Geringe Systemumstellung:
    Trapp
    Jlo – Ilse – N’dicka
    Barkok – Hase B. – Sow – Kostic
    Hrustic
    Silva – Jovic

    Schwenk auf 4er Kette:
    Trapp
    Jlo – Ilse – Hase B. – N’dicka
    Rode – Sow
    Barkok (Ache) – Hrustic (Barkok) – Kostic
    Silva

    4er-Kette und zwei Stürmer:
    Trapp
    Jlo – Ilse – Hase B. – N’dicka
    Rode – Sow
    Barkok – Kostic
    Silva – Jovic

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  3. @exilhesse:
    Interessante Gedanken. Ich würde aber versuchen, so wenig wie möglich zu ändern. Wenn man nicht nur wichtige Spieler ersetzen muss, sondern auch noch das System umstellt, wird es sehr schwer.
    Ilse kann Tuta zumindest defensiv recht gut ersetzen. Falls Hinti wirklich ausfällt, würde ich Hase wieder nach hinten ziehen. Der hat dort jahrelang hervorrangende Leistungen gezeigt. Für Younes würde ich Barkok oder Hrustic bringen und falls Kamada auch noch ausfällt, kann man überlegen, auf zwei Stürmer umzustellen. Rode rückt für Hase auf die 6.

    Klar haben wir dann auf einigen Positionen einen Downgrade, aber das kann man nicht verhindern, wenn mehrere Personen auf der gleichen Position ausfallen.

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  4. System- und Personaländerungen sind problematisch – weiß ich 😉
    Habe immer das „aus der Not eine Tugend Machen“ im Hinterkopf.
    Wenn ich konservativ an die Sache gehe, würde das unter den o.g. Voraussetzungen so aussehen:
    Trapp
    Ilse – Hase B. – N’dicka
    Jlo – Rode – Sow – Kostic
    Barkok – Hrustic
    Silva

    … oder ganz unkonventionell im 3 – 3(o) -3(ic) -1:
    Trapp
    Ilse – Hase B. – N’dicka
    Jlo – Rode – Sow
    Hrustic – Jovic – Kostic
    Silva

    Naja, Hauptsache es endet nicht so:
    https://www.dailymotion.com/video/x2hwqlw

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