Folgt Niko Kovac als Coach der Adler – Adi Hütter (Bild: imago/Geisser)

Die Trainersuche ist beendet, weißer Rauch stieg am Mittwochabend über dem Waldstadion auf. Die Eintracht verpflichtete, fernab aller Spekulationen, den österreicher Coach Adi Hütter von Young Boys Bern. Wer das ist und auf was sich Eintracht-Fans in der nächsten Saison freuen dürfen, erfahrt ihr hier.

Adolf „Adi“ Hütter, am 11. Februar 1970 in Österreich geboren, ist ehemaliger Nationalspieler Österreichs. Als aktiver Spieler gewann er mit Austria Salzburg dreimal die Meisterschaft und war für seine Freistoß- und Fernschusstore bekannt. Seine Trainerkarriere begann er 2007 bei den RB Salzburg Juniors. Nach Zwischenstationen beim SCR Altach und dem SV Grödig, kam er 2014 als Chefcoach zurück zu Red Bull Salzburg und beerbte dort Roger Schmidt, den es nach Leverkusen zog. Er blieb trotz Meisterschaft und Pokalsieg nur ein Jahr, denn Salzburg verkaufte mit Sadio Mané und Kevin Kampl zwei absolute Leistungsträger, später ließen sie noch weitere Spieler, unte randerem Peter Gulacsi, Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer zum Schwester-Klub aus Leipzig ziehen. Eine Strategie, die Adi Hütter nicht mittragen wollte. „Acht Topspieler in einem Jahr zu verlieren“ sei nicht mit seinen Zielen vereinbar. „Ich sehe mich nicht als Ausbildungstrainer“, sagte er damals.

Bei YB Bern, wo das Budget und die Ansprüche andere waren, hat er sich angepasst und gab an: „Das ist unsere Philosophie (und auch Teil unseres Budgets): Junge Spieler holen, entwickeln und gewinnbringend weiterverkaufen. Mittlerweile wollen junge Spieler gerne zu uns kommen.“ Das passt zur Philosophie der Eintracht unter Fredi Bobic.

Meister mit Young Boys Bern

Die Meisterschaft mit Bern ist nicht weniger als eine Sensation. Denn die Young Boys dominierten keineswegs die Schweizer Super-League. Im Gegenteil. Die Mannschaft aus der Schweizer Hauptstadt hat vor Hütter seit 32 Jahren keine Meisterschaft geholt. Seit acht Jahren regiert ununterbrochen der FC Basel, dessen Budget mit ca. 100 Millionen auch deutlich über dem von YB Bern mit ca. 40 Millionen liegt. Hütter begann die Saison mit den Worten: „Ich denke, wir sollten die Gelegenheit nutzen, allen mitzuteilen, dass wir überzeugt sind und auch daran glauben, Meister werden zu können“. Er sollte Recht behalten, die Young Boys holten die erste Meisterschaft seit 1986 und haben Ende Mai noch die Chance auf den Schweizer-Pokal. Es wäre das erste Double seit 1958.

Fußballphilosophie? Schnell und dynamisch

Das von Hütter in Bern präferierte 4-2-2-2 System

Bei RB Salzburg war die taktische Vielfalt des Österreichers weniger gefragt. Gespielt wurde das typisch-aggressive Red-Bull-Pressing. Auch bei YB Bern ließ Hütter zunächst hohes Pressing spielen, änderte aber im Laufe der Saison die taktische Ausrichtung seines Teams grundlegend. Er behielt das eingeübte Pressing bei, verschob allerdings Ort und Zeitpunkt, in dem die Spieler Druck ausübten, während eines Spiel ununterbrochen. Hinzu brachte er eine neue Dynamik ins Spiel der Berner: Positionen auf dem Feld wurden stets dem Spiel des Gegners angepasst, wodurch es dem Gegner schwer gemacht wurde, Zugriff zu finden.

Im der Vorsaison war das Spiel der Schweizer noch auf Torjäger Guillaume Hoarau angewiesen. Nach dessen Verletzung hat die Mannschaft viele Punkte liegen lassen. Hütter erkannte das Problem, setzte in der aktuellen Saison auf mehr Flexibilität im Offensivspiel. Das Ergebnis: Fünf Spieler kommen auf neun oder mehr Saisontore.

Eine interessante Personalie

Der 48-jährige Vorarlberger outete sich letztes Jahr als großer Fan der Spielweise des SSC Napoli. Auch das sagt viel über seine Philosophie aus. Napoli spielt Offensivfußball mit begeisternder Leichtigkeit. Im Training der Italiener sind nie mehr als zwei Ballkontakte erlaubt und die Mannschaft verliert sich nicht in langweiligem Ballgeschiebe im Mittelfeld. Es wird interessant zu sehen, ob Hütter in der so defensiven und Konter-verliebten Bundesliga sein Offensivspiel durchsetzen wird.

Man kann Fredi Bobic zu dem neuen Trainer nur beglückwünschen. Natürlich hat der Österreicher noch in keiner großen Liga trainiert, aber er hat definitiv das Zeug dazu. Laut Medienberichten war er als Österreichischer Nationaltrainer im Gespräch und neben Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach war auch Hütters früherer Chef, Ralf Rangnick, mit RB Leipzig interessiert.

Passt zum Eintracht-Kader

Der aktuelle Eintracht-Kader besteht aus vielen Nationalitäten, teils nicht ganz einfachen Persönlichkeiten und einer guten Mischung aus jung und alt. Mit all diesen Faktoren hat Adi Hütter bereits Erfahrung. Sowohl in Salzburg als auch in Bern hat er einen buntgemischten Kader aus vielen verschiedenen Ländern trainiert. In Bern schaffte er zudem eine erfolgreiche Mischung aus Talenten und Routiniers. Er bezeichnet den Bereich der „sozialen Kompetenz“ als einen Bereich, der ihn interessiert. Seine Devise als Führungsperson: „Du musst hart und gerecht sein“.

 

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25 Kommentare

  1. Na das dürfte jetzt sogar ball99 überzeugt haben 😉
    Endlich mal 8:7 gegen Bayern, Schalke oder Dortmund gewinnen. Denke, dass dann aber noch paar Leute ausgetauscht werden bei uns…Rebic und Jovic würde das aber sehr entgegenkommen… Bei Kovac war zuletzt wenig Mut mehr zu sehen, ich sag nur die Startelf von Schalke…

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  2. Das klingt nach Spektakel!:)
    Erinnert mich an die Zeit unter Schaaf. Langweilig wurde es nie un Meier wurde unter ihm zur Torkönig.
    Bin gespannt welchen personellen Umbruch es bei uns geben wird.
    Die 5er Kette mit 3 IV dürfte passe sein.

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  3. dieses offensivsystem, insofern er es denn auch bei uns praktiziert, dürfte wie gemacht sein für spieler wie fabian, barkok. hoffe diese blühen wieder auf.

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  4. Stand heute, habe ich mir fest vorgenommen, Bobic und Mitstreitern in der Transferzeit zu vertrauen egal welche Spieler kommen. Bei Abwanderung haben wir wohl nicht bei allen das Heft in der Hand, dass muss man dann halt hinnehmen. Richtig meckern werde ich nur, wenn es keine neuen Spieler für gewisse Positionen gibt. Ohne zu wissen wir uns verlässt, halte ich es schon jetzt für wichtig, dass wir einen weiteren Torwart bekommen, den man stärker als Zimmermann einschätzen würde, eigentlich ne echte Konkurrenz zu Rönnow. Mindestens ein Innenverteidiger der uns sofort weiterhilft, wenn man Falette los wird dann zwei. Ein LV und mindestens ein RV. Mittelfeld und Angriff bin ich noch gelassen, so lange es keine Abgänge gibt.

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  5. Super Bericht !!! Kompliment.

    Was mir mega gefällt hatte ich irgendwo in einem Interview von ihm gelesen oder gesehen… weiss nicht mehr wo es war, da war exakt das ausgesprochen was auch hier wieder zu finden ist:

    => Der 48-jährige Vorarlberger outete sich letztes Jahr als großer Fan der Spielweise des SSC Napoli. Auch das sagt viel über seine Philosophie aus. Napoli spielt Offensivfußball mit begeisternder Leichtigkeit. Im Training der Italiener sind nie mehr als zwei Ballkontakte erlaubt und die Mannschaft verliert sich nicht in langweiligem Ballgeschiebe im Mittelfeld. Es wird interessant zu sehen, ob Hütter in der so defensiven und Konter-verliebten Bundesliga sein Offensivspiel durchsetzen wird.

    Und da muss ich sagen KLASSE !!! Wer das erkennt, sich dafür begeistert und es auch noch umsetzen kann, muss ein ganz ganz feiner Fussballgeist sein.

    So langsam beginnt für mich ne gewisse Vorfreude. Nichts gegen den guten Niko, aber rein nur die Spielweise betrachtet schlägt mein Herz viel mehr für die des Adi´s. Mutig, auch von Fredi genau diese Risikobereitschaft mitzubringen.

    Mensch SGE, das kann was werden. Gutes gelingen. Ich drück fest die Daumen und jubel im Stadion mit wenn das hinhaut. FORZA FORZA SGE PER SEMPRE !!!

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  6. Wenn Adis Serie hält, werden wir nächste Saison mindestens Dritter und in drei Jahren Meister. 😉

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  7. Immer wieder interessant, der Blick nach etwas weiter oben: «Kovac-Nachfolger: Slaven Bilic kurz vor Unterschrift.»

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  8. Sehr interessante und ambitionierte Trainerwahl. Mal sehen, ob er das Team bekommt, das er für diese Spielidee braucht. Pressing können sie ja, aber one/two-touch-Fußball nach vorne wird dauern. Ich hoffe mal, alle Beteiligten – auch wir im Forum – haben Geduld und geben ihm nicht nur eine Saison Zeit. In diesem Sinne auf 120 min Pokalfight mit Elferschießen, AMFG mit dem letzten Treffen….

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  9. Um die im Titel gestellte Frage beantwortet zu bekommen, lege ich allen Interessierten ans Herz, das von einem lieben Kommentator auf der FR-Seite verlinkte Interview mit Adi Hütter zu lesen, in der Hoffnung es genauso wertschätzen und genießen zu können wie ich:
    https://www.aargauerzeitung.ch/sport/fussball/adi-huetter-sie-finden-mich-nicht-volksnah-ich-bin-nicht-als-clown-bei-yb-132029318


    Vielleicht lässt es ja auch eine kritische Anzahl der 99 Luftballons platzen 😉

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  10. @12
    Think big!? Das waeren wegen des schlechteren Torverhaeltnisses dann satte 58 Punkte. Gut, einverstanden – dann nehme ich das jetzt eben auch als Messlatte fuer die kommende Saison…

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  11. Ich freue mich erstmal auf den neuen Trainer, der eine Spielidee zu haben scheint. Ob und wie dann Spieler dazu passen, muss man sehen. Besonders in der Spieleröffnung und Kreativität im Mittelfeld fehlt es uns ja. Ohne Neuzugänge wird das schwierig.

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  12. Ich denke, das war eine gute Wahl.
    Sogar so gut, daß es mich wundert, warum die Bayern ihn nicht auf dem Schirm hatten?
    Deutschsprachig, Offensivfußball, Erfolgreich (mit Titeln).
    Bis auf den „Münchener Stallgeruch“ scheint er ja objektiv „besser“ zu sein als Kovac.

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  13. Adi wird sich unser Finale auch ansehen, also lasst uns nochmal eine Schippe draufpacken ( wenn verglichen zu 2017 ) das noch machbar ist und ihm die Besten Fans der Welt schon mal präsentieren, denn die wird er so schon mal kennenlernen können, die Manschaft wie sie am Samstag zusammengestellt sein wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Doch der Trumpf bei der SGE sind eben die Fans und wir können hier schon mal einen Vorgeschmack abgeben, so dass seine Vorfreude nur steigen kann. ( denke das wird er vorher so noch nicht erlebt haben, weder in Salzburg , noch in Bern )…Also auf eine Mega Party auf den Rängen! Ein Besseres Herzliches Willkommen gibt es doch nicht…

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  14. @4 Das war meines Erachtens nach ein großes Manko von NK, einen Spieler wie Barkok am Ende auf einem Level zu haben, welche 0 Selbstvertrauen ausstrahlt und völlig neben der Spur erscheint, verglichen zu dem Barkok wie er es oft bei den Junioren oder auch im Vorjahr gezeigt hat. Denke Adi wird den alten Barkok wieder rauskitzeln können….halte viel von dem Jungen, der eben ( auch wegen seinem jungen Alter ) einen Pusher braucht….

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  15. Herzlich willkommen!

    Was ich lesen konnte, macht Freude. Das kann prima werden.

    Jetzt freue ich mich aufs DFB-Finale! Und nächste Woche werd ich erstmalig dad schweizer Finale anschauen und dem Adi Hütter die Daumen drücken :-).

    Finalsieg!

    Forza SGE!

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  16. Hatte den Namen wohl schon gehört, aber nicht wirklich auf dem Schirm, also quasi unbekannt. Alles was ich bisher höre und lese, macht einen guten Eindruck. Ich teile die leichte Befürchtung, dass attraktiver Angriffsfußball in der Bundesliga nicht leicht ist (siehe Bosz), aber wir haben einen guten, breiten Kader, aus dem man was machen kann.

    Zumindest meine Neugierde ist geweckt und damit auch die Vorfreude auf die neue Saison.

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  17. Könnte ein Upgrade zu Thomas Schaaf werden, obwohl das in meinen Augen damals nicht wirklich gefruchtet hat.
    In Partyligen Europas kann man gerne offensiv auf die Kacke hauen, in der Bundesliga klingelt es oft bei der ersten Chance des Gegners.
    Wenn der Adi die Balance zwischen Defensive und Offensive packt, kann es interessant werden.

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  18. @9. ove schenkel:
    Du schreibst:
    „Pressing können sie ja, aber one/two-touch-Fußball nach vorne wird dauern.“

    Ich sage es mal so, Kovac & Kovac, sowie Reutershahn, haben versucht, der Mannschaft aggressives Pressing beizubringen, nur leider hat dies oft an der Umsetzung gescheitert.
    Wenn man im Abstand von 1,5 Metern dem Gegenspieler ab der Mittellinie himterher- bzw. nebenher rennt, sieht das zwar sportlich aus, hat aber mit Pressing und Giftigkeit nichts zu tun.
    Hier hoffe ich auf neue Signale und verbesserte Vorgaben seitens des neuen Trainerstabs.

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  19. @Jannis, 21
    YB hat letztes Jahr schon international gespielt, ua gegen Moskau und Kiew. Adolf sollte das also einsortieren können

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  20. Also was ich hier lese und auch das Interview hören sich sehr vielversprechend und interessant an.
    Mit dem offensiven Fussball könnte die nächste Saison interessant werden.

    Des Weiteren die Einstellung und Denkweise vom Adi macht ihn für mich sehr sympathisch.
    Also Ein dickes Willkommen und auf eine gute Saison.
    Mal schauen wie der neue Wind in Frankfurt gelingt

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  21. Mal abgesehen von den „Vorschusslorbeeren“, die hier wieder einmal der allgemeinen Gemengelage folgend, zum Besten gegeben werden, gefällt mir persönlich dieser kleine Satz am Besten:

    „Die Eintracht verpflichtete, fernab aller Spekulationen …“

    Die ganzen Zweifler, Nörgler und Vollä….. , die sich in diesem Forum insbesondere dadurch hervorgetan haben, der aktuellen Führung eine Handlungsunfähigkeit / Handlungsunwilligkeit vorzuwerfen, sollten sich einfach mal fragen, ob der ganze negative Sermon notwendig war. Scheißhausparolen und Stammtisch-ähnliches-Geschwafel werden durch die bedachte und – aus meiner Sicht – kluge Handlungsweise der SGE-Altvorderen as absurdum geführt.

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