Werden seit Monaten beim Online-Ticketverkauf auf die Probe gestellt: Die Fans der Eintracht. (Bild: Heiko Rhode)

Wenn es um die Digitalisierung geht, dann sieht sich die Eintracht seit Jahren ganz weit vorne. Erst kürzlich bezeichnete sich die SGE selbst wieder als „Vorreiter der Fußball-Bundesliga hinsichtlich Digitalisierung und Innovation“. Und durchaus: In die Unternehmenstochter „EintrachtTech GmbH“ hat die SGE in den vergangenen Jahren einiges investiert. Manche Projekte davon mögen für das Gros der Anhänger abstrakte Spielereien sein, andere sind praktisch erlebbar: Selbst wenn einige Fans aus grundsätzlichen Erwägungen die „mainaqila“-App mit ihrem digitalen Zugangssystem ablehnen, sind die Funktionen aus reiner Digitalisierungssicht durchaus ein großer Fortschritt.

Die Begegnung mit der gefürchteten Warteschlange

Doch das hilft alles nichts, wenn es dafür an anderer Stelle an Grundlegendem mangelt. Worauf ich hinaus will: Schon seit vielen Monaten ist der onlinebasierte Ticket-Verkauf der Eintracht ein, man muss es leider inzwischen so sagen, großes Ärgernis gepaart mit regelmäßigem Drama. Während der heißen Europa-League-Phase im Frühjahr diesen Jahres konnten zigtausende Fans hautnah erleben, wie digitale Prozesse einen zum Verzweifeln bringen können: Einem stundenlangen Verharren in der virtuellen Warteschlange, die nach intransparenten Maßstäben startete, folgte nicht selten die Botschaft, dass die Karten längst vergriffen sind. Und selbst wer Erfolg hatte und zeitnah durch die Warteschlange kam, hatte nicht immer Glück. Entweder der Stadionplan erschien nicht, oder wenn es doch möglich war, Plätze auszuwählen, folgte Fehlermeldung auf Fehlermeldung. Grrr!

Glück im Unglück

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor dem Barcelona-Heimspiel zwar einen Sitzplan auswählen konnte, aber es einfach nicht möglich war, den selektierten Sitzplatz auch im Warenkorb zu speichern. Immer und immer wieder versuchte ich es. Und nach wenigen Minuten schmiss mich das System wieder raus. Meine Hoffnung – sie schien davon zu fliegen. Doch ich fasste neuen Mut, startete einen verzweifelten weiteren Versuch in der Warteschlange und hatte gut eine gute Stunde nach offiziellem Online-Verkauf zwei Karten in meiner „mainaqila-App“! Offenbar hatten viele vor mir ebenfalls mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, flogen allesamt genauso wie ich aus dem Verkauf, sodass ich letztendlich Glück im Unglück hatte.

Weniger positiv lief es für meinen Redaktionskollegen Folke Müller. Zwar hatte er es nach einigen Schweißtropfen geschafft, Tickets im Warenkorb zu speichern. Doch da das System schlicht überfordert war, wurden ihm die reservierten Karten lange Zeit nicht zum Kauf angezeigt. Er hatte einfach keine Möglichkeit, die ausgewählten Karten zu kaufen. Irgendwann erschien ihm dann zwar der Warenkorb, doch die 15-minütige Reservierungspflicht war inzwischen abgelaufen. Die Tickets waren längst weg. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Spiel vor dem TV zu verfolgen. Ähnliche Schicksale teilten wir dann gemeinsam vor dem Heimspiel gegen West Ham United. Wir beide waren bedient.

Der Online-Ticketverkauf überrascht immer wieder aufs Neue

Viele Mitglieder hatten am Dienstag große Probleme, Tickets für das Marseille-Spiel zu bestellen. (Screenshot: Frederic Schneider/SGE4EVER.de)

Auch am Dienstag zeigte sich wieder der Online-Kartenverkauf von seiner – Achtung: Ironie – besten Seite. Einige, darunter auch ich, hatten die Möglichkeit, an Restkarten für das Marseille-Spiel zu kommen. Zwar ging es zu Beginn gänzlich ohne nervige Warteschlange, dafür kamen die altbekannten Fehlermeldungen zurück. Nach ein paar Minuten klappte es dann aber doch noch: Mein Sitzplatz war im Warenkorb. Doch der Ticketshop der SGE wäre nicht der Ticketshop der SGE, wenn er nicht neue Überraschungen parat hätte. Nachdem ich brav die 60 Euro über PayPal bezahlt hatte, leitete mich der US-Dienst wieder zurück auf Eintracht.de. Dort bat mich die Seite um etwas Geduld und zeigte fett geschrieben: „Deine Bestellung wird verarbeitet …“ Ich wartete und wartete – aber nichts passierte. Twitter verriet mir schnell, dass ich nicht der einzige mit diesem Problem war, sondern dieses Problem offenbar alle betraf. Stundenlang war ich im Unklaren, ob ich nun eine Karte ergattert habe oder nicht…

Appell an die SGE

Bevor sich die Eintracht weiterhin und regelmäßig als digitaler Vorreiter in der Bundesliga feiert, wünsche ich mir, dass der Klub endlich die Probleme mit dem Online-Ticketverkauf in den Griff bekommt. Ich verzeihe, wenn bei der Einführung eines neuen Systems beim ersten Mal Probleme auftauchen. Ich verzeihe es vielleicht auch noch, wenn mehrere Zehntausend Fans vor dem Jahrhundertspiel gegen Barcelona die Website an den Rand der Belastung bringen. Aber das Problem mit dem Online-Ticketing scheint seit längerer Zeit ein grundsätzliches zu sein. Statt weiterhin in (vermeintlich) coole Digitalprodukte zu investieren, wünsche ich mir von der SGE stattdessen, dass sie endlich das nötige Geld in die Hand nimmt und den Online-Shop so ausstattet, dass er beim Mitgliederverkauf von Spieltagtickets nicht mehr tausende Fans zum Verzweifeln bringt. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Bevor die Eintracht weltweit den Klubs helfen möchte, ihre digitalen Prozesse zu optimieren, sollte die Eintracht zunächst einmal ihre Hausaufgaben erledigen und zuhause die „Basics“ in Ordnung bringen.

Autor Frederic Schneider

Frederic Schneider schreibt seit Herbst 2021 für SGE4EVER.de. Bereits als Kind besuchte er das Stadion und schwärmt noch heute vom legendären 5:1 gegen Kaiserslautern. Er kümmert sich schwerpunktmäßig vor allem (mit anderen) um das Format „SGE kompakt" und die tagesaktuelle Berichterstattung, außerdem hat er einen Blick auf die Nachwuchsteams. Wenn es sich ergibt, ist er zudem für SGE4EVER.de als Fotograf unterwegs.

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23 Kommentare

  1. Kurze Info zum DFB-Pokal gegen Darmstadt: Wir können uns freuen

    „Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Achtelfinalpaarungen des DFB-Pokals 2022/23 terminiert. Demnach empfängt Eintracht Frankfurt den SV Darmstadt 98 am Dienstag, 7. Februar 2023, um 20.45 Uhr im Deutsche Bank Park.

    Das Hessenduell ist dabei eine von drei Begegnungen, welche im Free-TV zu sehen sein wird. Die ARD überträgt das Flutlichtspiel live aus dem Stadtwald. Ebenso wird Sky dieses wie alle anderen Achtelfinalspiele live übertragen.

    Für Eintracht Frankfurt wird es im neuen Jahr das fünfte Pflichtspiel sein nach den Bundesligaaufgaben gegen den FC Schalke 04 am Samstag, 21. Januar, 15.30 Uhr, und den noch zu terminierenden Partien beim SC Freiburg und FC Bayern München sowie zu Hause gegen Hertha BSC.“

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  2. Wahre Worte. Ebenso sind Ticketverkaufsstartphasen um 10 Uhr unter der Woche alles andere als fair. Die meisten müssen zu dieser Zeit arbeiten. Und wenn man nach Wartelitenplatz 2600 über eine Stunde warten muss, sind die guten Tickets schon weg.

    Gruß SCOPE

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  3. Kurz nach 10 Tickets im Warenkorb und dann stürzt wieder alles ab. Neu eingewählt und dann wird nach wenigen Minuten 8 Stunden die Warteschlange angehalten und läuft weiter, wenn man von der Arbeit nach Hause fährt, um dann zu realisieren, dass man die 10 Minuten fürs Buchen verpasst hat.
    Aber abends um 23 Uhr tauchen wieder Tickets auf.
    Diejenigen, die bei der Eintracht für das Ticketing verantwortlich sind, sollten sich in Grund und Boden schämen für diesen Dilettantísmus.

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  4. Frage, die indirekt zum Artikel passt. Habe mich als Mitglied für 2 Karten gegen Sporting beworben, aber bis heute weder Zusage noch Absage erhalten.

    Hat irgendjemand von euch hier bereits ne Antwort auf eine Ticket Bewerbung erhalten?

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  5. Digitalisierung fängt für mich auch beim vernünftigen Handyempfang im Stadion an. Der lässt auch mehr als zu wünschen…

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  6. Bobic hatte bzgl. Digitalisierung einiges auf den Weg gebracht, aber mittlerweile ist es doch recht holprig geworden.
    An den Ticketschaltern vorm Stadion kämpfen Angestellte und frustrierte Fans gemeinsam, um noch das Spiel sehen zu können.
    Bestellte, aber noch nicht erhaltene Karten, kleine Dramen.

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  7. @Redaktion/Frederic: habt ihr die Möglichkeit, dass an die Eintracht weiterzuleiten, am besten direkt zu Axel Hellmann, denn dann könnte ich mir schon vorstellen, dass den Problemen auch wirklich nachgegangen wird.

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  8. Als Dauerkarteninhaber und Mitglied kenne ich diese Dramen nur von Freunden. Und da gebe ich Frederic zu 100% recht. Da muss die Eintracht mal dringend was unternehmen.
    Und ich wünsche mir auch eine Wahlmöglichkeit zu digitalen Eintrittskarten / Dauerkarte für den Stehblock. Warum das nicht geht versteh ich auch nicht.
    Ansonsten ist die app und auch die Anmeldung bzw. Nutzung der virtuellen Karte einfach und die app läuft wirklich gut.
    Aber man könnte festhalten wenn die Eintracht die Vorreiterrolle hat will ich nicht wissen wie es anderswo läuft.
    So und jetzt zu was völlig anderem: Matchday! FORZA SGE!

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  9. @9
    Dank Diaspora mal wieder die Erfahrung mit dem Fohlenstall bei Kothausen gemacht und die war erneut ausnehmend gut. Allerdings dürfte der Run auf die Tickets mangels Hype nicht vergleichbar mit dem in Frankfurt sein.

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  10. War seit Dezember nicht mehr im Waldstadion, ist der QR-Code in der App immer noch zu klein? So daß man ihn per Screenshot vergrößern muß an den Ticketscannern.

    Bei der Mainaquila App werde ich auch ständig ausgeloggt. Und für „freie“ Funktionen wie Liveticker/Radio will die ständig meinen Login (Pro-Tip: schafft euch einen Passwort-Manager an! Hilft nicht nur hier.). Das UI könnte besser sein, zB kann ich vom Liveticker nicht direkt das Radio zuschalten. News zu den Frauen und weiteren Mannschaften wären super.

    Fazit: Gibt noch viel zu tun…

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  11. @11: der ist nach wie vor so klein, dass man entweder einen Screenshot machen muss, oder 10 Sekunden Geduld braucht.

    @5: Ich habe tatsächlich eine Mail bekommen in der für alle 3 Spiele dabei stand, ob ich über die Auslosung eine Karte bekommen habe, oder nicht. Da hatte ich vergangene Saison öfters Probleme.

    Ich hatte im Stadion oft gehört, dass mehrere Leute Probleme mit den Tickets hatten, ich war bis gestern verschont. Da es dann bei mir das erste Mal mit den Problemen war, auch irgendwie erträglich und ca 18 Uhr kam dann die Bestätigung, dass ich ein Ticket habe… kann aber den Frust vieler nur zu gut verstehen, der sich da aufgebaut haben muss.

    Mit der App habe ich im Stadion dann gerne mal meine Probleme, wenn ich während des Spiels nochmal auf mein Ticket zugreifen will ist meine Wallet fast immer leer. Daher mache ich grundsätzlich vor dem Spiel einen Screenshot.

    Wenn so viele ein Problem damit haben, sollte man vielleicht nicht nur hier darüber sprechen, sondern einfach mal der Eintracht schreiben. Wenn da 5000 Mails ankommen, freundlich und sachlich die Probleme geschildert werden, sollte irgendjemand auf die Idee kommen, dass da wirklich etwas nicht passt.

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  12. Drobbe der war noch nie zu klein, nur die Helligkeit sollte auf maximal stehen. Meine Erfahrung dazu

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  13. Dass keiner bisher die viel krasseren Dinge da öffentlich gemacht hat?

    Am Telefon entschuldigen sich die Mitarbeiter, dass jeder gegen WHU die Tickets für die Berechtigten kaufen konnte, er wäre halt ein Fehler passiert.

    Dass gegen BARCA jeder bestellen konnte, dass alle Dauerkarteninhaber gegenüber den normalen Mitgliedern benachteiligt werden und für EC-Spiele kein zweites Ticket bestellen können, ein Witz ist das

    Wenigstens an diesen Dingen könnte man etwas tun, wenn man es schon nicht auf die Reihe bekommt eine normale Software fehlerfrei zum Laufen zu bekommen. Es wird immer auf den Dienstleister geschoben, aber man bekommt es nicht einmal hin die richtigen Links in der ersten Stunde zu schalten, sogar die Warteschlange wird ab und an um 9:30 Uhr geschaltet, dann wieder erst um 10:10 Uhr.

    Ein Schelm schon fast der Böses dabei denkt, dass hier einzelne Gruppen bevorzugt werden.

    Und das Desaster mit den CL-Rückläufer-Tickets gestern um 10 und noch einmal um 22:00 Uhr?

    merken die eigentlich noch was?

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  14. Apropos, was macht eigentlich der 503 hierzulande ?

    Wobei ich bei euch, SGE4ever, einfach froh bin, daß es euch gibt! Von einem Vereins-Unternehmen, daß sich Vorreiter der Digitalisierung schimpft erwarte ich auch etwas.

    @hammer Probier ich mal aus, danke.

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  15. @5: nein nicht mal die Fanclubs
    @15 Das wiederholen die Lautsprecherdurchsagen seit dem ersten Spiel, die Jungs am Eingang sind echt fit

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  16. Die App an sich ist schon okay, aber das ganze Prozedere mit der Kartenvergabe finde ich absolut ausbaufähig. Erstmal wechselt es je nach angebotenen Karten dauernd zwischen normaler Bewerbungsfrist und “ first comes first serve. Dann wird man eher am Rande über Karten informiert oder muss sich selbst informieren. Ein Newsletter dazu oder eine separate Benachrichtigung in der App dazu ist mir nicht bekannt, wann es neue Karten gibt. Dann hatte ich oft Probleme,dass die Karten im Warenkorb festhingen oder nicht bezahlbar waren. Der Wechsel zwischen App und Webanwendung passiert bei mir fast schon aus Gewohnheit, da so oft schon was hing. Dazu finde ich auf dem Handy die Darstellung nicht unbedingt benutzerfreundlich wenn man unter Zeitdruck kleine Punkte suchen muss und dauernd zoomen und zurückzoomen muss.

    Lieber einfacher und klarer – von mir aus nur als Webanwendung und ein klares in der Regel gleichbleibendes Vergabeverfahren mit vor allem mehr Transparenz. Dies gilt auch, dass vorher feststeht wann man bei Auswärtskarten informiert wird. Warum ist das ein Geheimnis wann die Zu- oder Absage erfolgt- kann man das nicht vorher terminieren? Momentan muss man dauernd schauen, andere fragen und vor allem blind hoffen.

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  17. Sich um ein Ticket zu bewerben,einfach unmöglich.
    In letzter Zeit war’s ein Geduldsspiel, bzw. , es waren überhaupt keine Tickets vorhanden. So das ich bei den letzten Heimspielen leer ausgegangen bin.
    Für das heutige Abendspiel habe ich von unterwegs übers Smartphone dann noch ,nach Minimum 2.Stunden doch noch ,,ein Ticket “ erobern.
    Nicht nur die Digitalisierung der App bringt die Probleme, ich denke, das dies an den Vergabekriterien liegt.
    Das die Dauerkarten Besitzer zwar Vortritt haben, ist ok. Als Mitglied habe dann bei 110000 Mitglieder wenig Chancen einen für mich guten Platz zu bekommen.
    Hoffe das die Zuständigen bald ne gute Lösung finden.
    Freue mich auf einen 3.-er heute Abend. Auf geht’s SGE

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  18. Bzgl. Strichcode beim Einlass mit der App:
    Als ich im September das erste Mal seit x Jahren wieder bei einem Spiel war und dann beim Einlass stand. Meine Güte… ich kam ins Schwitzen, bis das Gerät endlich die Karten meines Sohnes und meine Wenigkeit gescannt hatte, verging gefühlt eine Ewigkeit.

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  19. jetzt der Offenbarungseid, Youth-League-Stream ging genau 15 Minuten, da sitz wohl jemand auf der alten Postleitung …

    Sicherheitsvorkehrungen hin oder her, fürs Achtelfinale bewerbe ich mich mit meinem Sohn für ein Ticket in Dreieich

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  20. @15
    Ein Forum vs eine AG ist schon ein Unterschied.

    Dass die normalen Server hier mal aussetzen tut keinem weh und mehr Verfügbarkeit kostet überproportional Geld.

    Aber die Kartenverkäufe sind echt eine Beleidigung für „Digitalisierung“

    Stimme dem Autor da also zu

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  21. Willkommen in Deutschland im Jahr 2022.Man bezahlt horrende Preise für eine Digitalisierung aus der Steinzeit.Sei es die Geschwindigkeit am PC oder die Abbrüche auf dem Smartphone dazu noch die schlechten Streams z.B bei Dazn.Die Schuld ist gar nicht bei der Eintracht zu suchen sondern bei der Politik die auch hier nichts gebacken kriegt.

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