Große Enttäuschung bei der Eintracht nach der 1:3 Niederlage in Leverkusen. Dortmund rückt immer näher und die Hessen drohen ihren großen Traum der Champions League zu verspielen. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Die Eintracht stand im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen bereits unter Druck, da die Konkurrenz aus Dortmund am Nachmittag gegen den VfL Wolfsburg gewinnen konnte. Die Hessen, die ohnehin traditionell aus Leverkusen ohne Punkte heimreisen, mussten also ausgerechnet gegen einen ihrer Angstgegner nachlegen, um den Vorsprung auf den BVB halten zu können. Leider sollten die Adlerträger auch dieses Mal wieder ohne Punkte nach Hause fahren und haben nun drei echte Endspiele vor der Brust. Die 1:3 Niederlage hat den Vorsprung auf den BVB auf einen Punkt verkürzt und nun ist jedes der verbleibenden Spiele der SGE ein echtes Finale. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Fehlende Durchschlagskraft gegen zweikampfstarke Leverkusener

Adi Hütter entschied sich aufgrund der Englischen Woche für einige Wechsel in der Startformation seiner Mannschaft. Stefan Ilsanker rückte für den zuletzt etwas formschwachen Tuta in die Innenverteidigung und Erik Durm kehrte für Timothy Chandler zurück auf die Position des rechten Verteidigers. Makoto Hasebe ersetzte den gelbgesperrten Sebastian Rode und vorne stellte Hütter wieder auf das System mit zwei Zehnern um. Überraschend lief aber nicht Amin Younes neben Daichi Kamada auf, sondern Aymen Barkok. Younes und Luka Jovic saßen zunächst auf der Bank. Leverkusen war von Beginn an spielbestimmend und vor allem in den Zweikämpfen deutlich überlegen. Die Viererkette der Werkself hatte zur Halbzeit bis auf Aleksandar Dragovic (80 Prozent) eine Zweikampfquote von 100 Prozent. Filip Kostic, der in den letzten Wochen oftmals der Schlüsselspieler für die Hessen war, wurde von den starken Leverkusenern fast komplett abgemeldet. Und immer dann, wenn er sich doch einmal freispielen konnte, kamen seine Flanken ungewohnt unpräzise. Insgesamt fehlte den Frankfurtern in der Offensive Durchschlagskraft und Barkok, der defensiv zwar oft erfolgreich aushalf, konnte in der Offensive jedoch nicht die benötigte Unterstützung für Kamada sein. Trotzdem hielten die Frankfurter lange dagegen und auch Kevin Trapp hielt die Eintracht mit mancher Parade im Spiel, sodass es am Ende mit 0:0 in die Pause ging.

Fehlende Leichtigkeit und schwach in den Zweikämpfen

In der zweiten Halbzeit kamen die Frankfurter zunächst besser in die Partie und hätten mit etwas Glück durch Kamada auch in Führung gehen können. Als sich das Spiel etwas beruhigte und äußerst ausgeglichen gestaltete, fiel dann das folgenschwere 1:0 für Leverkusen. Die Hintermannschaft der Adlerträger sah dabei nicht gut aus und auch Trapp hätte den Führungstreffer wohl verhindern können. Die Reaktion Hütters und die Einwechslungen von Jovic, Younes und Chandler sollten am Ende deutlich zu spät kommen. Leverkusen nutzte die sich bietenden Räume geschickt und erhöhte verdient auf 2:0. Der Anschlusstreffer von André Silva kurz vor Schluss sollte nichts mehr ändern, insbesondere weil Bayer im direkten Gegenzug wieder auf 3:1 erhöhte. Es schien am Ende so, als hätten die Leverkusener die Frankfurter mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Bissig und aggressiv in den Zweikämpfen und mit dem großen Willen das Spiel zu gewinnen. Die Eintracht hingegen wirkte über weite Strecken gehemmt und war in den Zweikämpfen meistens unterlegen. In der ersten Halbzeit hatte Durm eine Zweikampfquote von null Prozent und Hinteregger gewann auch nur 25 Prozent seiner Duelle. Am Ende gewannen die Adlerträger nur 42 Prozent ihrer Zweikämpfe, was ein wichtiger Faktor für die Niederlage war. Durchaus möglich, dass die Abstimmung in der neu formierten Abwehr und mit Barkok im Mittelfeld dafür gesorgt hat, dass die Abstände zu groß wurden. Vielleicht wollte die SGE nach den vielen heftigen Niederlagen in Leverkusen dieses Mal einfach kompakt stehen, abwartender spielen und kein allzu großes Risiko eingehen, da man für eine offensive Herangehensweise oftmals eiskalt bestraft wurde. Die Hessen sind jedoch selten gut damit gefahren das Spiel abwartend und defensiv zu gestalten, da man sich dann immer um die eigenen Stärken beraubt hat.

Hat Hütter sich vercoacht?

Nicht nur die Aufstellung war diskussionswürdig, sondern einmal mehr auch das zu lange Warten mit Wechseln. Wenn die Frankfurter eins nicht vermissen werden an Adi Hütter, dann ist es sicherlich, dass der Österreicher häufig viel zu spät ins Spiel eingreift und meistens immer erst dann, wenn die Hessen bereits einem Rückstand hinterherlaufen. Auch dieses Mal nutzte der Trainer trotz Englischer Woche sein Wechselkontingent erst spät und reagierte nicht, als seine Mannschaft mehrfach um das Gegentor bettelte. Die SGE musste in Leverkusen erst die fünfte Saisonniederlage hinnehmen, allerdings bereits die zweite nachdem Hütter seinen Abgang verkündet hat. Es ist trotz des Sieges gegen schwache Augsburger weiterhin nicht zu verkennen, dass die Mannschaft ihre Leichtigkeit verloren hat. Und dieses Sand im Getriebe, dass der Wirbel der Abgänge der sportlichen Verantwortlichen letztendlich ausgelöst hat, kommt im Saisonendspurt zur Unzeit. Ist Hütter der richtige Trainer für die drei bevorstehenden Endspiele? Selbst wenn er es nicht wäre, die Führung der Eintracht ist nicht gerade dafür bekannt, schnell und panisch zu handeln. Und aufgrund des Machtvakuums im Verein gäbe es aktuell auch niemanden, der eine solche sportliche Entscheidung treffen könnte. Hinzu kommt, dass die Frankfurter in der Corona-Pandemie die Ablöse für Hütter brauchen und diese nicht mit einer Freistellung gefährden können. Die Mannschaft wird es nun richten müssen, die Führungsspieler sind gefragt und das Team muss noch einmal alle Kräfte für das Erreichen des großen Ziels mobilisieren. Das Schlüsselspiel wird vermutlich das Spiel gegen Mainz 05. Die Mainzer spielen eine bärenstarke Rückrunde und wenn die SGE in die Champions League einziehen möchte, wird sie diese Hürde nehmen müssen, egal wie. Noch hat die Eintracht alles in der eigenen Hand und sollte sich durch Störfeuer im Umfeld nicht die historische Chance nehmen lassen. Eigentlich unglaublich, dass eine so sensationelle Saison auf den letzten Metern womöglich durch denn bevorstehenden Abgang der sportlichen Führung überschattet wird.

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