Oliver Glasner war nach dem 3:0 Sieg über Hertha BSC Berlin sehr zufrieden, hat aber gerade in der zweiten Hälfte noch Verbesserungspotential gesehen. (Bild: Heiko Rhode)

Nach dem Remis gegen Bayern München wollte die Eintracht im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Hertha BSC Berlin unbedingt wieder drei Punkte einfahren, um im Kampf um den vierten Tabellenplatz weiter mitzumischen und den Anschluss zu halten. Insbesondere die erste Hälfte erinnerte wieder an den Flow aus der Hinserie und die Frankfurter gewannen am Ende völlig verdient mit 3:0. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Die zwei Neuen auf Außen

Nach dem Abgang von Filip Kostic auf Außen probierte SGE-Trainer Oliver Glasner viel aus. Luca Pellegrini, Ansgar Knauff, Christopher Lenz und doch fehlte auf der linken Seite weiterhin jemand, der in die alte Rolle des Serben hätte schlüpfen können. Pellegrini konnte nie wirklich überzeugen und die Leihe wurde folgerichtet auch wieder beendet. Knauff fühlt sich auf der anderen Seite deutlich wohler und Lenz hat immer wieder mit Verletzungen und Rückschlägen zu kämpfen, sodass auch er nie wirklich ein Ersatz für Kostic sein konnte. Lenz hat zudem seine Stärken in der Defensive und ist vor allem gegen starke Gegner wichtig, wenn es darum geht, erst einmal defensiv sicher zu stehen. Nun hat Glasner kurz vor Transferschluss Philipp Max in sein Team bekommen und den Ex-Augsburger gegen Hertha BSC Berlin direkt ins kalte Wasser geschmissen. Schon in der ersten Spielminute deutete Max im Zusammenspiel mit seinem Ex-Eindhoven-Mitspieler Mario Götze an, dass er die offensive Power und Geschwindigkeit mitbringt, um die linke Seite wieder mit Leben zu füllen. In der gesamten ersten Halbzeit bewies Max, dass er genau die Attribute mitbringt, die den Hessen nach dem Abgang von Kostic auf links fehlten: gefährliche Flankenläufe, gute Hereingaben und jemand, der mit seinem linken Fuß zudem auch starke Standards schießen kann. Max feierte ein Debüt, dass viel Hoffnung weckt, denn er könnte genau das fehlende Puzzlestück auf links sein. Auf der gegenüberliegenden Seite hat man mit Aurelio Buta zudem einen weiteren „Neuzugang“. Der Rechtsverteidiger konnte im neuen Jahr nach langer Verletzung endlich wieder mitwirken und spielt sich allmählich in der Startelf fest. Er agiert nicht nur defensiv sehr stabil, sondern traut sich auch offensiv immer mehr zu. Bereits gegen Schalke 04 konnte er das 3:0 für die Eintracht erzielen und auch dieses Mal war er es, der in der Nachspielzeit mit seinem Fernschuss zum 3:0 gegen Berlin traf. Aber es sind nicht nur die beiden Tore, sondern eben auch seine gefährlichen Aktionen im gesamten Spiel. Vor dem Elfmeter für Randal Kolo Muani, war er es, der den Franzosen anspielte und auch am zweiten Treffer war er beteiligt und leitete den Angriff mit ein. Hin und wieder fehlen in seinen Abspielen noch Präzision und Genauigkeit, aber das ist sicher ein Thema, dass sich mit zunehmender Spielpraxis löst. Die Frankfurter haben mit Max und Buta zwei starke Außenbahnspieler und auf der Bank noch den Luxus der Alternativen Ansgar Knauff, Christopher Lenz, Kristijan Jakic und Timothy Chandler.

Hasebe das Phänomen und Rekordmann Kolo Muani

In der Abwehr setzte Glasner wieder auf Makoto Hasebe, der einmal mehr dafür sorgte, dass die Defensive vor Kevin Trapp bestens geordnet und sehr zielstrebig agierte. Der Japaner hatte zudem viele schöne Spieleröffnungen in seinem Spiel und das alles bei einer unglaublichen Passquote von 95 Prozent. Hasebe macht nicht nur die Abwehr der Hessen besser, sondern ist ein enorm wichtiger Faktor für den Spielaufbau. Zudem hatten die Adlerträger gegen Berlin endlich wieder den Zugriff im Mittelfeld. Djibril Sow war gefühlt überall zu finden und sorgte mit seinen Ballgewinnen für viele gefährliche Umschaltsituationen. Auch Daichi Kamada, der zwar nicht seinen allerbesten Tag in der Offensive hatte, hat insbesondere in der ersten Hälfte sehr stark gegen den Ball gearbeitet, sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und gemeinsam mit Nebenmann Sow die Kontrolle im Mittelfeld übernommen. Diese Kontrolle war ausschlaggebend dafür, dass die Eintracht ihre wohl beste Halbzeit im Jahr 2023 spielen konnte. Plötzlich schien die Mannschaft wieder im Flow zu sein, die Abläufe funktionierten, die Angriffe wurden deutlich konsequenter ausgespielt. Die Mannschaft war von Beginn an bissig in den Zweikämpfen, nahm den Kampf an und signalisierte dem krisengebeutelten Club aus Berlin, dass es hier an diesem Tag nichts zu holen geben wird. Die 1:0 Führung erzielte Kolo Muani durch einen Elfmeter, den er selbst herausholte. Das eigentliche Highlight der ersten Halbzeit war jedoch der zweite Treffer des Franzosen, der wie aus dem Lehrbuch ausgespielt wurde, sodass selbst Glasner nur staunen konnte. Im Anschluss daran stimmte das Waldstadion einen eigenen Song für Kolo Muani an, der in dieser Saison Rekorde bricht. Mit 22 Scorerpunkten (9 Tore, 13 Torvorlagen) steht er an der Spitze der Scorer-Liste der Bundesliga. Besonders bemerkenswert seine Effektivität, denn die 9 Tore erzielte er bei gerade einmal 18 Torschüssen. Ein absoluter Top-Wert.

Die Sinne schärfen

So deutlich das 3:0 am Ende auch war, insbesondere die zweite Hälfte war bei weitem nicht mehr so stark wie die erste Hälfte. Glasner und auch Sportvorstand Markus Krösche legten daher nach der Partie direkt den Finger in die Wunde und schärften die Sinne. So übertrieben es auch klingen mag, wenn man den aktuellen Erfolg der Adlerträger betrachtet, so wichtig scheint diese regelmäßige Kritik aber zu sein, um dafür zu sorgen, dass die Mannschaft nicht nachlässt und sich von Ergebnissen nicht blenden lässt. Wenn in diesem Jahr über die Liga der ganz große Wurf und die direkte Qualifiktation für die Champions-League gelingen soll, dann muss für den Rest der Saison alles passen und das Team darf in keinem Spiel nachlassen oder in einen lockeren Modus umschalten. Das kann man sich in der engen Liga nicht erlauben, da die Konkurrenz inzwischen aus dem Schlaf erwacht ist und regelmäßig punktet. Der Kampf um den vierten Tabellenplatz wird daher bis zum Saisonende andauern und die Eintracht wird konstant punkten müssen, um das große Ziel zu erreichen. In diesem Jahr hätten die Hessen in jedem Fall eine Mannschaft, die das ernsthafte Potential dazu hätte, die Qualifikation zu schaffen. Eine wirklich starke Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, enorme spielerische Qualität und die passenden Charaktere, um große Ziele auszugeben und auch zu erreichen. Eines dieser Ziele ist das Erreichen des DFB-Pokal-Finales in Berlin. Dafür müssen die Frankfurter allerdings am Dienstag im Derby gegen Darmstadt überzeugen und alles geben. Darmstadt ist aktuell gut drauf und völlig zurecht Tabellenführer der zweiten Liga. Das Spiel wird daher trotz Liga-Unterschied alles andere als ein Selbstläufer.

 

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7 Kommentare

  1. Sehr gute Analyse wie fast immer, nur habe ich Max noch lange nicht so gut gesehen, wie er hier geredet, bzw. geschrieben wird.
    Das erwarte ich aber auch noch nicht im 1. Spiel für uns. Nichtsdestotrotz waren natürlich schon sehr guteAnsätze zu erkennen und ich glaube auch, dass das unser fehlendes Puzzlestück für die linken Seite werden kann.

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  2. Mich ärgern aktuell mehr denn je die fehlenden Punkte wegen den offensichtlichst falschen Schiedsrichter – VAR – Entscheidungen. In dieser Saison ist richtig viel möglich, auch wenn ich ob der fehlenden Konstanz gerade in der Abwehr nicht an den ganz grossen Wurf glaube. Ich sehe da leider nicht nur Union Berlin (noch) vor uns.

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  3. @wienhold67 [2] : Richtig, die VAR – Entscheidungen gegen uns aus der Vorrunde sind ein wenig aus dem Blick geraten. Bis zu 7 Punkte, je nachdem, wie man rechnet, fehlen auf unserem Konto. Nun denn, ist wohl auch der Zeit geschuldet, die seitdem vergangen ist, und zurück bekommen wir die Punkte sowieso nicht mehr hinterher.

    Ein wenig sollten optimistischer sollten wir aber schon sein. Ich lese immer wieder vom Kampf um Platz 4. Kampf um Platz 4? Soweit ich weiß, qualifizieren sich doch auch die Mannschaften auf Platz 1-3 direkt für die Champions League, oder? 😉

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  4. Grundsätzlich ist das Träumen erlaubt. Auch Platz 1-3 qualifiziert für die CL, aber neben Träumerei sollte auch ein wenig Realismus einziehen und dem Fußballgott vertrauen: Wenn die Meisterschaft reif ist, dann werden wir auch Meister.

    Ob das dieses Jahr so sein wird, steht noch nicht fest. Fakt ist, das wir derzeit auf Platz 5 stehen und damit in der EL. Der Kampf um die CL Plätze ist in vollem Gange, wir haben bei weitem nicht souverän gespielt, aber die Punkte geholt. Damit bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich grundsätzlich eine gewisse Souveränität in der Spielweise von Eintracht Frankfurt möchte und gleichzeitig die Ergebnisse holen. Gerade nach oben wird der Flaschenhals immer dünner und da werden wir nur hin kommen, wenn wir lernen unser Leistung einzuteilen und punktuell einzusetzen, aber immer wieder nach oben zu korrigieren. Da haben wir noch einen Entwicklungsschritt zu gehen. Daher sind wir auf Platz 5, weil die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
    Wir haben uns in den letzten Jahren über die Liga nur einmal für die EL qualifiziert, da finde ich die Meisterschaft an sich erstmal der dritte vor den ersten Schritt. Wir sollten Platz 4 angreifen und sichern, aber auch Platz 5 nicht als „Cup der Verlierer“ mitnehmen. Ich finde diesen Platz auch nicht unsexy.

    Wir haben uns statistisch entwickelt und stellenden zweitbesten Angriff und die fünftbeste Defensive. Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive die Platzierung. Da sind wir auf dem 5.Platz. Vielleicht muss man die viertbeste Defensive stellen, um Platz 4 zu haben? Ich weis es nicht, aber wir haben noch Entwicklungspotential und vor allem haben wir es noch selbst in der Hand, alle Teams müssen im Prinzip gegen Bayern München spielen und alle Teams spielen noch gegeneinander. Da wird es noch Punktverluste, aber eben auch erfreuliche Ereignisse geben, die am Ende die Platzierung am 34. Spieltag darstellt. Bis dahin ist sofern es rechnerisch möglich ist natürlich vollkommen okay, sich über die Meisterschaft noch Gedanken zu machen. Ich ziehe es vor, step by step die Dinge zu sehen und bin froh das der Abstand zu Platz 7 wächst und die Abstand zu Platz 4 nicht zu groß ist und wir diesen als ersten Step zur Etablierung im internationalen Geschäft erstmalig holen.

    Das wir Titel holen können, haben wir mehrfach bewiesen. Aber diese sind auch einer Entwicklung vorausgegangen, die wir angestoßen und konsequent gegangen sind. Im Moment haben Bayern, Dortmund und Leipzig noch den ein oder anderen Vorsprung, der aber deutlich verkürzt ist. Union hat eine eiserne Taktik und die Standards als Waffe und ist daher mit dabei. Freiburg ist mit dabei, hat zuletzt Boden verloren. Man darf nicht vergessen, das wir Wolfsburg, Leverkusen, Gladbach und Hoffenheim – allesamt Anwärter für das internationale Geschäft – hinter uns gelassen haben. Im Moment haben andere Vereine deutlich mehr Probleme, Ihre Leistung zu bringen oder ihre schwellenden internen Brände zu löschen. Da sind wir im Vorteil, vielleicht ist auch deshalb Union und Freiburg oben, weil es dort intern stimmt. Bayern, Dortmund und Leipzig kriseln oder kriselten. Aber Sie haben die individuelle Qualität und Erfahrung. Wir haben die individuelle Qualität, aber sind noch etwas zu unerfahren. Und genau hier ist der Unterschied, warum wir nur den Druck erhöhen und noch nicht komplett oben mit reinstoßen. Weil wir Erfahrungen machen müssen. Und diese machen wir gerade und das ist der Grund, warum wir dauerhaft ernstzunehmender CL-Kandidat werden können. Aber wie gesagt: Step by Step.

    Der nächste Schritt ist eben Darmstadt. Pokalspiel, Flutlicht. Derby. Andere Gesetzte, andere Spielweise. Andere Anforderungen. Da darf man sich die Leistung von der 46. bis 75. Spielminute nicht erlauben, da kommt man mit unter die Räder. Und daher ist es richtig, das MK und OG die Finger in die Wunde legen. Denn es geht nicht nur in der Liga um mögliche Titel, auch im DFB-Pokal und CL.

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  5. und am Dienstag gilt:

    90 Minuten für das Viertelfinale:

    Wenn ihr heimgeht müsst ihr durch den Wald, da ist es finster und auch bitterkalt…

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  6. Erinnert mich bitte nicht an VAR und dessen Folgen.

    Mir reicht´s schon, wenn ich Woche für Woche die Aktionen von Karim Adeyemi ertragen muss…

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