Trapp und Glasner schätzen sich gegenseitig sehr. (Foto: IMAGO / Revierfoto)

Eintracht Frankfurt hat eine furiose Entwicklung genommen. Auch wenn das Champions-League-Debut ordentlich vergeigt wurde, so ist die alleinige Tatsache über ein Champions-League-Debut von Eintracht Frankfurt reden zu können schon herausragend. Dass ein Verein wie die SGE die Europa League gewinnen konnte, sorgte für Aufsehen. Nicht umsonst hat das Team den „Bild“-Award für die „Mannschaft des Jahres“ gewonnen. Am Rande der Preisverleihung äußerten sich Chefcoach Oliver Glasner und Torhüter Kevin Trapp über die Entwicklung, die der Verein genommen hat.

Auf die Frage, was die Eintracht von anderen Klubs unterscheide, hat Trapp eine Antwort: „Unser Teamspirit! Ich habe in meiner Kar­riere einige Teams erlebt, aber so einen Zusammenhalt habe ich selten mitbekommen. Natürlich hatten auch wir Spieler, die auch mal enttäuscht oder weniger zufrieden waren. Aber das hat sich nie auf das Team übertragen. Deswegen waren wir als Mannschaft wahrscheinlich oftmals gesehen besser als viele unserer Gegner. Das war der entscheidende Faktor dafür, dass wir erfolgreich waren.“ Jeder habe sich jederzeit in den Dienst der Mannschaft gestellt, pflichtete Glasner seinem Torhüter bei.

Auch wenn das Debut in der „Königklasse“ in die Hose ging, so ist klare Zielsetzung, die Gruppenphase zu überstehen. Das geht aber nur auf eine Art und Weise, weiß Glasner: „Dafür müssen wir an unserem Leistungszenit spielen, das wollen wir auch zeigen.“ Gegen Sporting Lissabon hat das noch nicht geklappt, gegen Olympique Marseille sollte das anders aussehen.

Die Europa-League-Saison 

Glasner, der vorher den VfL Wolfsburg trainierte, merkte schnell einen größeren Unterschied zu den „Wölfen“: „Noch als ich Wolfsburg-Trainer war, habe ich in den Spielen gegen Eintracht gemerkt, dass in dieser Mannschaft viel Energie steckt. Als wir am Saisonanfang bis September kein Spiel gewonnen hatten, haben trotzdem alle mitgezogen und das Vertrauen in uns Trainer nicht verloren. Da ist Tuta, der nach dem Pokal-Aus in Mannheim sieben Spiele nicht eingesetzt wird und dann gegen den FC Bayern in der Abwehr den ersten Sieg in München seit fast 22 Jahren sichert. Gonçalo Paciência kommt in der Gruppenphase gegen Antwerpen rein und übernimmt die Verantwortung, in der letzten Minute einen Elfmeter zum Sieg zu verwandeln. Dabei hat er nicht vor Selbstvertrauen gestrotzt, weil er zuvor nur wenig Spielzeit erhalten hat. Das waren die Momente, die uns weit nach vorne gebracht haben.“ 

Wenn die beiden Akteure über den großen Sieg in der Europa League nachdenken, geraten sie immer noch ins Schwärmen. Auch wenn dieses Erlebnis schon etwas weiter in der Vergangenheit liegt. “ Es ist ehrlicherweise nicht mehr so präsent, aber in Momenten wie auf dem Flug zur Preisverleihung kommen die Bilder wieder.“ So wurde Glasner in einem ruhigen Moment nach der 0:2-Niederlage gegen Real Madrid im Supercup so richtig bewusst, dass dies die erste Niederlage auf internationalem Parkett war, die er mit der Eintracht erlebte. „Wenn ich mir vor Augen führe, dass wir den Titel mit 13 ungeschlagenen Spielen geholt haben, denke ich: Das ist Wahnsinn, das ist verrückt! Was haben wir da geleistet? Und je häufiger ich damit konfrontiert werde, desto unglaublicher ist es.“ 

Sowohl Glasner als auch Trapp können den gleichen Moment in der vergangenen Europa-League-Saison nennen, an dem ihnen klar wurde, dass man den Wettbewerb gewinnen könnte. „Unsere Leistung im Achtelfinal-Hinspiel bei Betis Sevilla“ so Glasner. „Das war bis zu dem Zeitpunkt eines unserer besten Spiele!“ pflichtete der Nationaltorhüter seinem Trainer bei. „Wir haben 2:1 gewonnen, aber das hätte auch 4:1 oder 5:1 ausgehen können. Betis war zuvor gerade ins spanische Pokalfinale eingezogen und hatte einen Lauf. Das hat uns bewusst gemacht, dass wir viele Mannschaften vor Probleme stellen können.“

Heute weiß man, dass die Eintracht genau das tat. Denn der nächste Gegner war niemand geringeres als der FC Barcelona. „Ich habe noch ein Video von der Auslosung auf dem Handy, die Stimmung im Team war gewaltig. Wir haben uns gefreut, weil wir wussten: das wohl attraktivste und schönste Spiel, das man bekommen konnte, auch wenn wir krasser Außenseiter waren. Aber man hat direkt gemerkt, wir können das schaffen, wir können sie schlagen.“ Auch der österreichische Cheftrainer lässt das Los noch einmal Revue passieren: „Drei Tage nach der Auslosung hat Barcelona 4:0 gegen Real Madrid gewonnen. Da dachte ich kurz: Ach du Scheiße! Aber wir haben uns intensiv auf die Aufgabe vorbereitet, und die Jungs haben den Glauben entwickelt, dass alles möglich ist. Glaube versetzt Berge, und die haben wir versetzt.“ 

Nachdem auch West Ham besiegt wurde, kam dann das große Finale in Sevilla. Das Spiel, indem die Eintracht in Rückstand geriet und dann durch eine Co-Produktion von Filip Kostic und Rafael Borré ausglich, und Trapp in der 118. Minute mit einer Monsterparade das 1:1 ins Elfmeterschießen rettete. „Ich habe das (Die Parade von Trapp, d. Red.) ehrlicherweise gar nicht genau mitbekommen. Ich hatte gedacht, dass der Schuss an den Pfosten ging. Danach habe ich nur gesehen, dass Kristijan Jakic den Nachschuss mit dem Kopf noch über das Lattenkreuz gelenkt hat. Erst beim Essen in Frankfurt, als die Szene auf einem Bildschirm lief, habe ich gesehen, was das für eine unglaubliche Parade war!“ Der Torhüter selbst möchte diesen Sieg aber nicht nur auf diese Parade reduzieren: „Es geht auch weniger um die Parade als um das, was wir geleistet haben. Rafael Borré hatte vorher den Ausgleich geschossen, Filip Kostic mit einer eigentlich unmöglichen Flanke die Vorlage gegeben. In dieser Saison hat jeder seinen Teil dazu beigetragen, dass wir erfolgreich waren.“ 

Die Guten Dinge am jeweils anderen

Was Oliver Glasner als Coach auszeichnet, konnte Trapp gut auf den Punkt bringen: Er ist ein Trainer, der überall, wo er war, Erfolg hatte. Er achtet sehr auf Details, hat immer einen Plan und weiß genau, wie er die Mannschaft einstellen muss. Ich muss wirklich sagen, dass es zurzeit viel Spaß macht, weil wir einen Trainer haben, der die Mannschaft und einen selbst besser macht.“

Aber auch Glasner weiß, was er an Trapp hat: „Neben seiner Qualität im Tor ist Kevin ein Musterprofi. Er ist einer der Ersten, die morgens da sind, und auch er legt Wert auf alle Details, auf das Aufwärmen, auf die richtige Ernährung. Er ist dazu sehr ehrgeizig – und sehr modebewusst.“ 

Der Transfersommer

Es gab zwar die Gerüchte, dass Trapp vor einem Wechsel nach England zu Manchester United stünde, aber auch dazu äußerte sich der Torwart noch einmal in aller Kürze: Ich habe bei der Eintracht Unvergessliches erlebt und fühle mich hier sehr wohl. Wir sind ambitioniert, und ich habe das Gefühl, dass die erfolgreiche Reise weitergehen wird.“

Tatsächlich war Trapp jedoch auch nicht der einzige Leistungsträger, der mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wurde. Auch Daichi Kamada und Djibril Sow waren laut Medienberichten schon fast weg. Glasner setzte sich aber vehement dafür ein, dass sie blieben. „Ich erachte es als enorm wichtig, dass die Eintracht ihre Leistungsträger auch halten kann, dazu gehören Kevin und Daichi zweifelsohne. Nachdem wir mit Martin Hinteregger und Filip Kostic bereits zwei Identifikationsfiguren und Leistungsträger verloren haben, wäre es meiner Meinung nach für die Eintracht nicht möglich gewesen, den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortzusetzen, da wäre der Aderlass einfach zu groß gewesen.“ 

Aber die SGE verstärkte sich auch ordentlich. Der Transfer, der wohl für das meiste Aufsehen sorgte, war der von Mario Götze. „Dass so ein guter Spieler kommt, weil wir so etwas Großes erreicht haben, zeigt die Entwicklung des Vereins“ weiß Trapp.

Trapp will zur WM

Die WM-Teilnahme im Winter ist das große Ziel Trapps. „Ja, es ist definitiv ein großes Ziel, bei der WM dabei zu sein. So oft hat man nicht die Möglichkeit, eine WM zu spielen, von daher ist es natürlich etwas Besonderes. Wir wollen bei dem Turnier zurück in die Weltspitze. Das kann ein Wahnsinns-Abschluss eines verrückten Jahres werden.“  Seine Situation in der Nationalmannschaft schätzt Trapp derweil aber realistisch ein: „Es ist etwas Schönes, mit Manu (Manuel Neuer, d. Red.) zusammen trainieren zu dürfen, ihn auch bei der täglichen Arbeit zu erleben, sich mit ihm zu messen, wie wir uns gegenseitig unterstützen, genauso wie die anderen Torhüter auch. Manu spielt seit Jahren auf Weltklasse-Niveau und ist nicht umsonst der Kapitän der Nationalmannschaft.“

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1 Kommentar

  1. Und irgendwann zwickt mich einer und dann wird aus dem Ansgar Knauf wieder der Ansgar Brinkmann, Stepi und Ramon sagen seid pünktlich am Bus am Sonntag spielen wir um 14 Uhr in Gütersloh.

    In Sevilla das war unglaublich für slle die dabei waren, obwohl West Ham auswärts war auch sehr schön
    und für den Winter gilt:

    Neuer auf die Bank !!!

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