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Chaibi ist zu wünschen, dass der Knoten endlich wieder platzt. Foto: IMAGO / Jan Huebner

Tief in der Formkrise: Für Chaibi läuft’s nicht

Die Frankfurter Eintracht ist derzeit (mal wieder) auf einem echten Höhenflug unterwegs. Nach sechs Spieltagen kann man ein erstes Zwischenfazit für die neue Saison ziehen und das fällt überaus positiv aus! Mit 13 Punkten aus sechs Spielen steht die Eintracht verdientermaßen auf Platz 3 der Bundesligatabelle. Gegen Dortmund verlor man unglücklich am ersten Spieltag, obwohl man über weite Strecken der Begegnung mindestens auf Augenhöhe war und gegen den Rekordmeister aus München konnte man furios einen Punkt in Frankfurt behalten. Auch in der Europa League ist man im Soll. Gegen Viktoria Pilsen gab es zwar nur ein ärgerliches 3:3-Remis, aber in Istanbul gegen Besiktas bewies die Mannschaft Charakter und gewann relativ souverän mit 3:1.

Der Kader der Eintracht ist breit und viele Spieler konnten sich schon zeigen. Hugo Larsson, Hugo Ekitiké, Kaua Santos und nicht zuletzt Omar Marmoush sind in aller Munde und lassen die Frankfurt-Fans wieder träumen. Auch Cheftrainer Dino Toppmöller scheint in Frankfurt nun vollständig angekommen zu sein. Seine Spielidee greift, die Spieler scheinen ihn zu schätzen und seine Spielerwechsel während der Partien tragen meistens reife, saftige Früchte. Es läuft in Frankfurt. Doch nicht bei allen.

Seit dem Winter im Formtief

Farès Chaibi, der in der letzten Saison für stolze zehn Millionen Euro vom FC Toulouse zur SGE wechselte, kann nicht an die Leistungen seiner Kollegen anknüpfen. Zu Beginn seiner Debütsaison bei den Adlerträgern sammelte er noch stolze 16 Scorerpunkte in 37 Spielen für die Hessen. Doch diese Scorer stammten fast alle aus der ersten Saisonhälfte. Seit dem letzten Winter läuft Chaibi seiner Form hinterher und derzeit, scheint sie zu schnell zu sein für ihn. In neun Spielen der aktuellen Saison sammelte er einen einzigen Scorerpunkt: Ein Tor im DFB-Pokal gegen Eintracht Braunschweig. Das ist zu wenig für den zweifellos hochveranlagten Offensivspezialisten. In der Liga stand er in vier der sechs Spiele in der Startelf, kam jedoch in jedem Spiel zum Einsatz. Zwei Drittel der möglichen Spielzeit hat er bekommen und wirklich wenig daraus gemacht bislang.

Standardschwäche

Chaibi ist in Frankfurt eingetragener Standard-Schütze. Wieso das so ist, lässt sich nur mutmaßen. Er verfügt über gute Technik – keine Frage. Aber Gefahr kommt bei seinen Ecken oder Freistößen tatsächlich nie auf. Bezeichnend war, dass Marmoush gegen Holstein Kiel eine Ecke trat und prompt Igor Matanovic zum Tor einnetzte. Frankfurt hat viele kopfballstarke Spieler in den eigenen Reihen. Robin Koch, Arthur Theate oder eben Matanovic sind nur drei davon. Dennoch schafft es Chaibi einfach nicht, gefährliche Situationen zu kreieren nach ruhendem Ball. Das ist frustrierend und tatsächlich auch wenig nachvollziehbar.

Chaibi ist kein sonderlich schneller Spieler. Er verfügt über eine solide Grundgeschwindigkeit. Mit einer aktuellen Höchstgeschwindigkeit von 33,2 km/h ist er aber sehr weit von den Topspielern der Liga entfernt. Über die Flügel zu kommen ist daher keine wirkliche Option für ihn. Er ist ein kreativer Zentrumsspieler. Immer wieder gelingen ihm lichte Momente, gegen Bayern gab er auch wieder einen sogenannten „Second Assist“ (die „Vorlage zur Vorlage“). Aber zu häufig wählt er den Sicherheitspass zurück oder aber verliert den Ball. 79% seiner Zuspiele kommen an. Der Wert ist in Ordnung, aber eben nicht überragend. Zum Vergleich: Mario Götze, der bei der Eintracht auf einer sehr ähnlichen Position zum Einsatz kommt bringt 84% seiner Pässe an den Mann. Selbst Marmoush kommt als Sturmspitze auf 84% Passquote. Sein direkter Konkurrent Can Uzun weist sogar 89% Passquote auf.

Konkurrenz drängt sich auf

Häufig spielt Chaibi derzeit uninspiriert und kann einfach seine Spielweise nicht durchbringen. Im ersten Saisonspiel gegen Dortmund zeigte der 20-Jährige eine gute Vorstellung, vergab aber kläglich aus wenigen Metern aufs freie Tor. Seitdem wirkt er gehemmt. Das kann bei einem so jungen Spieler definitiv passieren. Dennoch ist vielleicht eine schöpferische Pause eine Maßnahme. Vor allem deswegen weil auf gleicher Position auch Uzun spielen könnte, der ebenfalls dringend Spielzeit braucht und unheimliches Talent mitbringt. Bislang kann Chaibi das Vertrauen des Trainers (noch) nicht zurückzahlen. Es ist ihm zu wünschen, dass der Knoten bald platzt. Er sollte allerdings nicht um jeden Preis spielen – erst recht nicht dann, wenn die Bankspieler sich Einsätze durch gute Leistungen ebenfalls verdient hätten.

7 Kommentare

Der User hat SGE4EVER.de finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. Folke Müller 10. Oktober 24, 15:31 Uhr

Wie seht ihr die Leistungen von Chaibi derzeit? Teilt ihr meine Meinung?

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Avatar 2. la bestia blanca 10. Oktober 24, 16:15 Uhr

Ich denke Farès hat großes Potential, das steht außer Frage. Jedoch lässt er es dieses Jahr nur bedingt aufblitzen. Natürlich ist der Junge erst 21 Jahre jung, dennoch muss er auch in diesem Alter eine Konstanz bringen, um den Anschluss nicht komplett zu verlieren. Und wie du auch schreibst, steht Uzun bereits in der Warteschleife und könnte es Farès noch schwerer machen, sodass seine Spielzeiten immer weniger werden könnten. Wenn du ein ganz großer werden willst, musst du auch in den jungen Jahren konstant auf hohem Level performen, wie es ein Musiala oder Wirtz bereits machen. Dennoch glaube ich weiterhin an ihn, denn wie man am Beispiel von Omar sehen kann, ist es auch möglich mit Mitte 20 durchzustarten, wenn man das richtige Umfeld dafür hat.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 3. Adlersieg 10. Oktober 24, 16:37 Uhr

Mir ist ein paar Mal aufgefallen, dass er unbedingt abschließen wollte und aufs Tor geschossen hat, obwohl ein Abspiel besser gewesen wäre. Er will glaube ich unbedingt performen und trifft falsche Entscheidungen.
Er brauch Erfolgserlebnisse, sonst bekommt er den Kopf nicht frei.

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Fallback Avatar 4. EintrachtDortmund 10. Oktober 24, 16:54 Uhr

Sein Kopfball in den freien Raum vor Marmoush hat den Konter vor dem 2:1 ermöglicht. Das war blitzgescheit. Andere hätten den Ball erst angenommen und so die Situation gekillt. Toppmöller weiß schon warum er ihn aufstellt. Klar war das Ding in Dortmund unglücklich aber der Boi ist noch jung. Geben wir ihm Zeit.

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Fallback Avatar 5. braumerganedruebberedde 10. Oktober 24, 18:01 Uhr

Chaïbis Konkurrenz ist Götze, so wie ich das sehe. Götze ist, ähnlich wie Kaua Santos, durch seine Erfahrung, und nicht durch seine Leistung, gesetzt. Und ich kann das inzwischen auch nachvollziehen. Doch wenn Götze nicht liefert, dann ist Chaïbi da.

Wenn Götze Chaïbis Konkurrenz ist, dann lohnt es sich vielleicht, die Statistiken miteinander zu vergleichen und zwar nach gespielten Minuten. Detailliert und stressfrei liegt so etwas beim kicker für die BL vor.

Gespielte Minuten
Chaïbi 363
Götze 237

Tore
Keiner

Torschüsse
Chaïbi 10 (2,5/90Min)
Götze 1 (0,38/90 Min)

Torvorlagen
Chaïbi 0
Götze 1

Torschussvorlagen
Chaïbi 9 (2,23/90 Min)
Götze 3 (1,14/90 Min)

Laufleistung
Chaïbi 47,55km (131m/Min)
Götze 31,38km (132m/Min)

Sprints
Chaïbi 107 (26,5/90 Min)
Götze 69 (26,2/90 Min)

Topspeed
Chaïbi 33,2km/h
Götze 29km/h

Ballkontakte
Chaïbi 206 (51/90 Min)
Götze 131 (55/90 Min)

Pässe
Chaïbi 102 (28/90 Min)
Götze 101 (38/90 Min)

Passquote
Chaïbi 79%
Götze 84%

Flanken
Chaïbi 13 (3,22/90 Min)
Götze 1 (0,38/90 Min)

% angek. Flanken
Chaïbi 23% (3 von 13)
Götze 0%

Dribblings
Chaïbi 6 (1,5/90 Min)
Götze 1 (0,38/90 Min)

% erfolgr. Dribblings
Chaïbi 67%
Götze 0%

Zweikämpfe
Chaïbi 30 (7,4/90 Min)
Götze 17 (6,5/90 Min)

ZK-Quote
Chaïbi 53%
Götze 41%

Luftzweikämpfe
Chaïbi 11 (2,7/90 Min) 45% gew.
Götze 0 (!)

Foul/Hand gespielt
Chaïbi 2 (0,5/90 Min)
Götze 3 (1,1/90 Min)

Foul gezogen
Chaïbi 1 (0,25/90 Min)
Götze 2 (0,76/90 Min)

Wenn ich das jetzt in ein paar Sätzen interpretieren sollte, dann isses wohl ein:
Chaïbi sollte weniger passen und flanken, dafür mehr dribbeln.
Ich denke, diese 67% an gewonnenen Dribblings sind auch ein Anzeichen dafür, dass er auf seiner Position Geschwindigkeitsvorteile hat. Denn oft mangelt es guten defensiven MF-Spielern an Speed und dann hat er nen Vorteil. Also einfach öfters mal den Ball am Gegner vorbeilegen, anstatt den Pass oder die Flanke zu suchen, würde seinem Spiel gut tun. Das erfordert mehr Mut und der kommt, wenn er Vorlagen gibt und Tore schießt.

Chaïbi hat schon richtig gefährliche Ecken und Freistöße reingeschlagen. Tatsächlich haperte es in der letzten Saison m.E. eher am Abschluss.
Ich finde es im Gegenteil nicht so gut, Marmoush die Ecken schießen zu lassen, wenn Fares auf dem Platz steht. Marmoush ist inzwischen so gefährlich vor dem Tor, dass ich ihn im Strafraum platzieren würde. Marmoushs Ecken find ich nicht besser, auch wenn er mit Matanovic einmal nen Abnehmer fand.
Ich bin überzeugt davon, dass sich Chaïbis Quote bei Ecken/Freistößen noch steigern wird. Denn jetzt haben wir auch Abnehmer
dafür.

Chaïbi hat eine gute 'workrate'. Also er läuft viel, führt viele Zweikämpfe und gewinnt davon auch die meisten (53%). Dazu führt er im Vergleich zu Götze auch Luftzweikämpfe und gewinnt davon erstaunliche 45%.
Wichtig ist m.E., dass er diese Workrate noch konstanter abruft. Gegen Istanbul war das gar nix. Da trabte er nur so nebenher.
Und dann ist er ein Risiko, weil er durch seine gewöhnlich hohe Workrate vom Trainer auch mehr defensive Aufgaben bekommt. Wenn er die dann nicht erfüllt, wirds gefährlich.
Er sollte sich beim defensiven Spiel ohne Ball dem Gegner häufiger entgegenstellen, und nicht nur nebenher traben.

Wahrscheinlich ist das leichter gesagt als getan. Denn er ist noch sehr jung und einer unserer unerfahrenen Spieler im Kader.
Mit 34 BL-Spielen weist er ungefähr soviel vor, wie Larsson und Nkounkou.

Bei Larsson stehen vor seinem Engagement bei der SGE 39 1.Liga-Spiele, 5 EL-, 4 EL-Quali-, und 4 CL-Quali-Spiele in der Vita. Dazu spielte der 13 Mal in (Schwedens) U-Nationalmannschaften und feierte sein Debüt in der Nationalelf, bevor er zu uns kam. Dann sind da noch ein paar (UEFA) Youth League Einsätze.

Nkounkou spielte
43 Spiele in der 4. franz. Liga
21 Spiele in der 2. franz. Liga
23 Spiele in der 1. belg. Liga
18 Spiele in der 2. engl. Liga
2 Spiele in der 1. engl. Liga
Dazu ein paar Pokalspiele, 9 Spiele für Frankreichs U-Nationalmannschaften und 1 Spiel für die franz. Nationalelf.

So, und jetzt Chaïbi:
20 Einsätze in Frankreichs 5. Liga,
38 Einsätze in Frankreichs 1. Liga,
ein paar Pokaleinsätze und 4-5 Länderspiele (inzwischen 13), bevor er zu uns kam.
Das ist echt nix, also ~ eine Saison im franz. Profifußball.
Der kam, ähnlich wie Klose bspw, wie Phoenix aus der Asche...war vor 2,5 Jahren noch komplett unbekannt.
Chaïbi ist ein richtig geiler Kicker. Gebt dem noch ein bißchen Erfahrung, dann startet er durch. Der Afrika-Cup im letzten Jahr hinterließ Spuren. Ähnlich wie hierzulande werden die Spieler dann richtig rund gemacht. Daran hatte er lang zu knabbern, das sagte er auch mal.
Zudem war die letzte Saison hart für ihn (sehr viele Einsätze) und wir kennen es von da Costa, dass man nach ner langen harten Saison mit vielen Spielen erstmal ne Weile braucht, um wieder richtig reinzukommen.
Doch der wird uns noch richtig viel Spaß machen, glaub ich.

Er ist praktisch immer verfügbar, selten verletzt und hat damit ne gute Grundlage. Bei Chaïbi mach ich mir daher keine großen Sorgen.

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Avatar 6. grossadler 10. Oktober 24, 22:05 Uhr

Ja, man muss es so sehen. Chaibi ist mit sehr viel mehr Erwartung zu uns gekommen. Und gerade die Standard-Schwäche der Eintracht, sollte er wieder ausbügeln. Davon ist bislang nichts zu sehen. Es ist geradezu hoffnungslos, wenn er zur Ecke oder zum Freistoss antritt. Bezeichnend, wie neulich Koch Chaibi wegschickte und den Freistoss selbst ausführte, nachdem Chaibi den vorangegangenen Freistoss wieder verhühnerte. Dass Chaibi seine Qualitäten hat, ist ohne Zweifel. Diese lässt er teilweise bei Vorlagen oder den Pass zur Vorlage aufblitzen. Das passiert allerdings viel zu selten, womit Chaibi keine Konstante im Eintracht-Spiel darstellen kann. Ersatz kann ein Ebimbe oder Knauff sein - das hat DT schon ausprobiert - und mittelfristig wird das ein Can Uzun machen können, wenn er sich in die 1. Bundesliga eingespielt hat. Da muss man noch Geduld haben. Wer mich aber im Moment noch mehr aufregt, als Chaibi, ist Ellyes Skhiri! Unfassbar was er für einen Leistungsabfall erfahren hat! Er ist der langsamste Mann auf dem Platz - sowohl physisch, als auch im Kopf - und stellt mit seiner pomadigen Spielweise sogar eine Gefahr für die eigene Mannschaft dar. Da müssen wir dringend Dahoud in diese Position einarbeiten oder sogar einen Ersatz suchen.

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Fallback Avatar 7. ffm71 11. Oktober 24, 14:15 Uhr

Ich sehe ihm sehr gerne zu wegen seiner feinen Ballbehandlung. Jeder hat auch schon gesehen, was er -eigentlich- kann. Das steckt da also in ihm drin, und es gibt da Leute deren Job es ist, das wieder aus ihm rauszuholen. Mit denen muss man halt reden und etwaige Kritik äußern, wenn überhaupt. Chaibi war eine größere Investition und er braucht Hilfe, wieder auf Leistung zu kommen. Es kann ja kaum im Interesse der AG sein, ihn mit hohem Verlust wieder weiterzureichen. Das ist die Antwort für alle die sich fragen, warum er trotz Formtief noch immer Spielzeit hat. Nimmt man ihn jetzt raus, ist das Geld wohl ohne ROI versenkt.

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