Thomas Zampach genießt bis heute hohes Ansehen bei den SGE-Fans.
Thomas Zampach genießt bis heute hohes Ansehen bei den SGE-Fans.

Publikumsliebling, Kämpfer, Fanbetreuer und jetzt auch American-Footballer: Thomas Zampach ist ein Tausendsassa, den die Frankfurter Fans bis heute verehren. Auch er hängt noch sehr an „seiner SGE“, wie er in einem Interview mit dem Magazin 11Freunde verraten hat.

Thomas Zampach hatte schon zu Kindheitstagen diesen einen großen Traum: Eines Tages wollte er einmal für Eintracht Frankfurt in der Bundesliga auflaufen. Bereits mit 10 Jahren spielte er in dem Verein, um den sich seine Träume drehten. „Ich bin im Problembezirk Frankfurter Berg aufgewachsen, inmitten einer kunterbunten Multi-Kulti-Gesellschaft, in der man früh lernen musste, seine Ellenbogen einzusetzen. Mit zehn Jahren spielte ich bei meinem Lieblingsklub Eintracht Frankfurt. Für jede Fahrt zum Training brauchte ich 90 Minuten mit Bus und Bahn. Trotzdem versuchte ich immer etwas früher als die anderen da zu sein, damit ich im Klubhaus mit Bruno Pezzey oder Norbert Nachtweih flippern konnte. Dann diagnostizierten die Ärzte bei mir Lymphdrüsenkrebs. Mit dem Fußball und der Eintracht war es erstmal vorbei“, blickt er beim Interview zurück. Doch Zampach wäre nicht der Zampach, den die Eintracht-Fans später lieben sollten, hätte er sich nicht durch diese schwere Zeit durchgekämpft. „Bald wurde ich wieder gesund und kehrte auf den Fußballplatz zurück. Mit noch mehr Entschlossenheit als bereits zuvor. Ich begann, neben meinen eigentlichen Trainingseinheiten, eigene Übungen durchzuziehen. Als Teenager schaffte ich 120 Liegestütze und 350 Sit-ups. Ich kniete mich voll rein“, erinnert er sich.

Sein großes Ziel trieb ihn dabei stetig an. Um dieses zu erreichen, musste er auch Entscheidungen treffen, die vielen SGE-Anhängern wahrscheinlich schon beim Lesen wehtun: „In der A-Jugend spielte ich für Kickers Offenbach, als eingefleischter Eintracht-Fan natürlich eine schwere Entscheidung“, gibt auch „Zampe“ zu. Von 1991 bis 1996 spielte er außerdem für den FSV Mainz 05. „Gleichzeitig bekam ich ein Angebot von Darmstadt 98. Ich lehnte ab, obwohl ich dort mehr Geld verdient hätte. Aber mein Gefühl sagte mir, dass Mainz die bessere Wahl sei, um meinen Traum zu verwirklichen: Irgendwann einmal für meine SGE in der ersten Bundesliga zu spielen“, sagt er gegenüber dem Magazin 11Freunde. Der Traum musste aber noch einen Moment warten. Nachdem er vom damaligen Mainzer Trainer Wolfgang Frank signalisiert bekam, keine Zukunft mehr bei den 05ern zu haben, entschied er sich, zum SV Wehen in die Oberliga zu wechseln. Nicht gerade ein Karrieresprung. Doch er verfolgte mit diesem Schritt einen Plan – er wollte sich für einen Vertrag bei Eintracht Frankfurt bewerben. Sein Plan ging voll auf und sein großer Traum schließlich in Erfüllung. „Wir wurden Oberligameister und stiegen auf, Frankfurts Trainer Horst Ehrmanntraut wurde auf mich aufmerksam und holte mich schließlich endlich zur SGE“, erzählt Zampach. Da war es ihm auch egal, dass die Eintracht zu dieser Zeit – in der Saison 1997/98 – nur in der zweiten Liga spielte. „Ich war endlich da, wo ich hingehörte. Am 25. Juli 1997 gab ich mein Debüt im Waldstadion. Gegen Fortuna Düsseldorf. Ich hatte Jahre auf diesen Tag hingearbeitet. Mein Gegenspieler war Igor Dobrovolski. Der schoss zwar ein Tor, hatte ansonsten aber einen sehr schmerzhaften Tag. Nach 68 Minuten musste mich Ehrmanntraut vom Platz nehmen – ich war akut rotgefährdet. Wir gewannen mit 3:2, das war alles, was zählte“, beschreibt er das Gefühl nach seinem Debüt im SGE-Trikot.

Bis heute sind Autogramme von Thomas Zampach bei den Eintrachtfans begehrt.
Bis heute sind Autogramme von Thomas Zampach bei den Eintrachtfans begehrt.

Er war kaum richtig in der Mannschaft angekommen, avancierte „Zampe“ direkt zum absoluten Publikumsliebling. Seine unkomplizierte, witzige Art kam an. Manchmal rätselt er auch heute noch, wie das passieren konnte. „Eine wirkliche Erklärung habe ich da nicht. In der 1. Runde des DFB-Pokals spielten wir Mitte August 1997 beim VfL Halle. Da hörte ich während des Spiels das erste Mal diesen Gesang: ‚Thomas Zampach, Fußballgott!‘ Ich war selber ganz perplex. Vermutlich war es die Mischung aus meiner Herkunft und meinem Spielstil, der den Fans gefallen hat: Ein Frankfurter Jung, der für seine Eintracht alles gibt und 90 Minuten marschiert – das kam gut an“, vermutet Zampach.

Er war wahrscheinlich auch deshalb so beliebt, weil er stets den direkten Kontakt zu den Fans suchte – schließlich war er schon immer einer von ihnen. „Nach dem wichtigen 2:1 gegen Unterhaching in der Aufstiegssaison stieg ich auf die Auswechselbank, um mit den Fans zu jubeln. Das Teil brach beinahe in sich zusammen. Und kurz zuvor, beim 1:0 gegen Uerdingen, griff ich mir eine der großen Blockfahnen – seitdem habe ich Hochachtung vor den Jungs, die so ein Ungetüm das ganze Spiel über schwenken!“, erinnert sich der einstige Mittelfeldspieler. Den Höhepunkt erreichte seine Fannähe nach dem letzten Spieltag der Aufstiegssaison 1997/98 beim Spiel gegen Fortuna Köln: „Als das Spiel abgepfiffen wurde, brachen alle Dämme. Erst flog mein Trikot, dann meine Stutzen, schließlich meine Schienbeinschoner in die Menge. Die hätten an diesem Tag auch mein Kaugummi genommen. ‚Wollt ihr auch noch meine Hose?‘, fragte ich die Fans. ‚Klar, her damit‘, kam es als Antwort. Also verabschiedete ich mich auch von meiner Buchse. Da stand ich nun, wie Gott mich schuf. Ein Fotograf gab mir sein Leibchen und ich rannte in die Kabine.“
Nur ein Jahr später gab es bei der Eintracht und damit auch für Spaßvogel Zampach wieder etwas zu feiern. Mit dem legendären 5:1 gegen Kaiserslautern sicherte sich die Mannschaft in letzter Minute den Klassenerhalt. Zampach war sich aber schon vor dem Spiel sicher, dass die Eintracht nicht absteigen wird. „Am Tag vor dem Spiel bat mich Eintracht-Präsident Rolf Heller in sein Büro. Mein Vertrag galt nicht für die 2. Liga, das wollte er mit mir ändern. Da sagte ich: ‚Herr Präsident, wir müssen uns darüber nicht unterhalten. Wir werden nicht absteigen, das verspreche ich ihnen!‘ Und ich glaube, so hat auch der Rest der Mannschaft gedacht.“

Zur Jahrtausendwende änderte sich aber schlagartig alles für Thomas Zampach. Zu privaten Problemen (sein Sohn kam viel zu früh auf die Welt) paarten sich zahlreiche Verletzungen und Krankheiten. Und dann kam Felix Magath als neuer Trainer. „Während der Saisonvorbereitung auf die Spielzeit 2000/01 saßen wir (Zampach und Magath; Anm. d. Redaktion) irgendwann ganz alleine in dem Entmüdungsbecken. Bei der Gelegenheit eröffnete er mir, dass er fortan mit mir als Stand-by-Profi plane und ich mich bei den Amateuren fit halten solle. Selbstverständlich war das keine wirklich schöne Situation für mich, aber gleichzeitig kann ich Magath keinen Vorwurf machen. Er tat das, wofür er geholt worden war und rettete die Eintracht vor dem Abstieg“, blickt er reflektiert auf die Entscheidung des damaligen Trainers zurück. Zampach rückte ohne Murren ins zweite Glied, trainierte fortan bei den Amateuren und agierte zwischen 2001 und 2004 als Fanbetreuer für die SGE. „Dass wir ausgerechnet in meiner ersten Saison als Fanbetreuer abstiegen, hat die Sache nicht gerade erleichtert. Gleich meine erste Auswärtsfahrt im Sonderzug endete damit, dass irgendeiner kurz vor München die Notbremse betätigte und wir schließlich von bewaffneten Polizisten mit Schäferhunden zum Stadion von 1860 begleitet wurden. Nach einer Niederlage wollten die Jungs sogar die Kabinen stürmen, gemeinsam mit den Ordnern versuchte ich, sie daran zu hindern. Was gerade so funktionierte. Sagen wir es so: Es war eine aufregende Zeit“, erinnert er sich lachend zurück.

Und trotz der neuen Aufgabe als Fanbetreuer war für Zampach die Zeit nach seiner Karriere keine leichte. „Das Ende meiner Karriere hat mir im Nachhinein einen ziemlichen Schlag versetzt. Für mich begann eine sehr schwere Zeit in meinem Leben. Ich fiel in eine Art Loch. Ein Jahr lang machte ich kein Sport – vorher stand ich an sieben Tagen neunmal auf dem Trainingsplatz. Ich verließ quasi fluchtartig meine geliebte Heimatstadt Frankfurt. Ich war einem Burnout ziemlich nahe. Erst meine heutige Freundin Susanne hat mir da wieder raushelfen können“, sagt er heute über eine schwere Phase seines Lebens. Doch „Zampe“ überstand auch dies und kämpfte sich aus diesem Loch heraus. Heute ist er als Footballer bei der Frankfurt Galaxy aktiv.

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