Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. So oder so ähnlich muss sich Thomas Schaaf im Mai diesen Jahres gefühlt haben. Es war eine schwierige Zeit, die der langjährige Bremer Trainer bei Eintracht Frankfurt miterleben musste. Obwohl sich die Hessen neu aufgestellt hatten und letztendlich sogar 9. in der Abschlusstabelle wurden, brodelte es im Hintergrund monatelang. Medien, die obere Führungsriege, Spieler – ein glückliches Bild gab in diesem Zeitraum wohl kaum einer bei den Frankfurtern ab. Die Folge war, dass Schaaf fast genau ein Jahr nach seiner Vertragsunterzeichnung den Club auch schon wieder verließ. Damit ist der Coach nach Christoph Daum (3 Monate) derjenige mit der kürzesten Amtszeit bei der Eintracht während der Ära Heribert Bruchhagen. Ein “Weiter-so” sei unter diesen Umständen einfach nicht mehr möglich gewesen.
Während der neue Aufsichtsratvorsitzende Wolfgang Steubing (“Was ist denn groß passiert? Ein Spieler sagt, das gefällt mir nicht, das Umfeld sagt, das passt mir nicht. Das muss ein Trainer aushalten können. Dafür gibt es Millionen im Jahr.”) und Teile der Spieler, die immer wieder betonen, wie gut die Stimmung unter Rückkehrer Armin Veh sei, nachtraten, hielt sich Schaaf bislang in der Öffentlichkeit völlig zurück. Im Interview mit dem Kicker sprach er nun erstmals etwas konkreter über sein unglückliches Ende bei der Eintracht. Der 54jährige wusste, dass ihn etwas anderes wie in Bremen erwarten würde. Er habe sich daher voll auf Frankfurt einlassen wollen, sei deshalb auch mit seiner Familie an den Main gezogen. Zu seinem abrupten Ende sagt der gebürtige Mannheimer: “Natürlich ich mir Gedanken gemacht, ob ich schon nach einem Jahr aufhören soll. Doch die Entscheidung war vonnöten, weil Dinge in den Raum gestellt worden sind, die nicht zutrafen. Unglaubliche Anschuldigungen, die nicht haltbar waren.”
Es war definitiv zu viel, was auf den Ex-Coach der Hessen in diesen Tagen und Wochen einprasselte. Die Giftpfeile flogen von allen Seiten und einen Mann, der ihm den Rücken stärkt, war weit und breit nicht zu sehen. Deshalb gab es auch keinen Grund mehr, so betont Schaaf, die Arbeit fortzusetzen. Obwohl es “eine erfolgreiche Saison in der Zusammenarbeit mit der Mannschaft” war. Sein langjähriger Sportdirektor Klaus Allofs, mit dem er von Oktober 1999 bis November 2012 bei den Bremern zusammenarbeitete, sei zwar nicht geschockt gewesen über die Entwicklung in Frankfurt. Aus der Ferne betrachtet aber habe sich der Manager des VfL Wolfsburg schon gewundert über diese Wendung Main: “Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass es eine gute Aufgabe für Thomas war und alles recht positiv lief. Und die Ergebnisse waren auch gut.” Inzwischen aber beoachtet Schaaf die Szenerie wieder von außen: “Die Spieler, die ich hatte, die Klubs, wie sie sich präsentieren und aufstellen.”
In Frankfurt sind alle gespannt, ob man sich mit Veh noch besser aufgestellt hat, als es im Jahr zuvor war der Fall war. Der Kader stand schon frühzeitig zusammen und die Vorbereitung verlief, die Verletzung von Luc Castaignos einmal abgesehen, reibungslos. Oliver Kahn, langjähriger Profi beim FC Bayern München und dreifacher Welttorhüter, warnt allerdings: “Dass er in der Vergangenheit bei Frankfurt erfolgreich gearbeitet hat, ist keine Garantie für weitere Erfolge.” Und verlangt zugleich von Veh: “Nachdem er in Stuttgart resignativ hingeworfen hat, muss sich Armin Veh bei der Eintracht neu beweisen.” Nach dem relativ enspannten Sieg in der 1. Pokalrunde beim Bremer SV (3:0) blicken alle gespannt in Richtung Saisonstart gegen den VfL Wolfsburg. Kann die Euphorie, die aktuell am Main vorherrscht, weiter mittransportiert werden? Auf die Eintracht wartet ein durchaus unangenehmes Auftaktprogramm. Beim Vizemeister und Pokalsieger Wolfsburg ist schon so manches Team unter die Räder gekommen. Der FC Augsburg, zu Gast im Waldstadion am 2. Spieltag, ist so etwas wie ein kleiner Angstgegner für die Hessen. Und die Partie beim VfB Stuttgart ist traditionell eine schwierige – und für Veh in diesem Falle auch eine besondere – Aufgabe. Durch die vielen positiven Interviews und die Äußerung, die Europa League-Plätze in Angriff nehmen zu wollen, sind die Erwartungen extrem hoch. Wie schnell diese enttäuscht werden können weiß nicht nur der zurückgekehrte Coach allzu gut.
13 Kommentare
Sagen wir mal so: Dank guter Männerfreundschaften zwischen AV und diversen Entscheidungsträgern (i.d.F. wohl nicht HB) flutschte es geradezu mit der Wiedereinstellung.
In meinen Augen hat TS die Zeichen der Zeit erkannt und den richtigen Schritt gemacht. Obwohl er ein respektables Ergebnis abgeliefert hat, wäre er bei der kleinsten Krise zum Abschuss freigegeben worden. Wie das ausgesehen hätte war ja vornehmlich in der FR nachzulesen.
Wenn die Entwicklung diese Saison der momentan fast schon euphorischen Stimmung folgt, war Vehs Engagement richtig, wenn nicht, bleibt der Eindruck, dass Seilschaften am Werk waren, die ihre Interessen über die des Vereins und dessen Ansehen stellten.
Da unser Bruno aber offenbar sehr gut eingekauft hat und für eventuell später notwendige Verstärkungen noch genügend Kapital vorhanden ist, glaube ich aber, dass Armin eine gute Saison hinlegen wird.
Dieses Thema TS ist abgehakt, obwohl es in meinen Augen einen deutlichen schwarzen Fleck hinterlassen hat. Aber da es nunmal hier wieder angesprochen wird, will ich auch meinen Senf dazuschreiben.
Ich denke TS hat hier insgesamt einen guten Job gemacht. Nach dem Abgang diversere Leistungsträger hat er hier den 9. Platz erreicht, wir sind niemals auf einem Abstiegsplatz gewesen und haben obendrein noch den Torschützenkönig in unseren Reihen. Er hat sich gut um die Einbindung von Jugendspielern gekümmert und sich für die Jugend insgesamt interessiert.
Auf der Negativseite stehen dagegen die teilweise desolate Abwehrleistung, der Auswärtsfluch und die viel zu vielen Gegentore.
Die Abwehrleistung, welche in unmittelbarem Zusammenhang mit den Gegentoren steht, hatte natürlich auch mit den Verletzungen der Abwehrspieler zu tun, die dadurch zwangsläufig fast wöchentlich in ihrer Zusammensetzung wechselten.
Die durch die Medien und teilweise dann auch hier verbreitete miese Stimmung war niemals gerechtfertigt. Quasi jede Aussage wurde auf die Golwaage gelegt und jeder Kritikpunkt aufgegriffen um die Gazetten zu füllen. Hierbei herausragend die Redakteure der FR.
Man schaue sich nur die letzten Videos der FR-Redaktion an. Von den Schwarzmalereien, wie: "Wir holen keinen Punkt mehr, wir würden nichtmal in der Relgation gegen irgendeinen 2.Ligist gewinnen, wir schießen nichtmal mehr ein Tor, die Mannschaft ist tot." ist keine Aussage wahr geworden. Nichtmal nah dran war man. Dennoch vertreten die Herren ihre Meinung mit einer Selbstherrlichkeit, dass es mir sauer aufstößt. An eigene Fehler wird nichtmal gedacht. Alle anderen reden/schreiben die Unwahrheit und die Einzigen mit der wahren Erkenntnis sind sie.
TS hat hier das einzig richtige gemacht und ist gegangen. Denn an eine normale konstruktive Zusammenarbeit war nach all dem Hickhack nicht mehr zu denken.
Nungut, Haken dran. Veh ist wieder da, die Stimmung gut und ich freue mich auf die ersten Ligaspiele.
Alles wird gut und es ist ja mittlerweile schon wieder ruhiger geworden, Gott sei Dank.
Alledings hat die FR-Sportredaktion bei mir deutlich Reputationspunkte verspielt und ich kann die Informationen dieses Blattes nicht mehr ernst nehmen, ähnlich der BILD.
Nachfrage: Vor knapp 2 Wochen erschien der letzte Online-Artikel über die Eintracht von Ingo Durstewitz. Bei täglich mind. einem Bericht ist das relativ lange her. Ist der im Urlaub oder haben die da jetzt andere Redakteure für den Eintracht-Teil? Vielleicht weiß da ja jemand mehr als ich...
Einträchtliche Grüße
Atoron
@Atoron: Ich möchte nur deine letzte Frage aufgreifen: Am Freitag war Frank Hellmann bei der Pressekonferenz, in der Woche zuvor berichtete ein mir noch völlig unbekannter Name für die FR über die SGE. Ich gehe davon aus, dass Ingo Durstewitz noch bis Freitag Urlaub hat und kann mir nicht vorstellen, dass er ersetzt wurde. Aber es ist nur eine Vermutung...
LG
Christopher
Ich denke auch, dass TS trotz schwieriger Situation eine ordentliche Arbeit bei uns gemacht hat. Auch wenn er nicht die Nr. 1 auf meiner Trainer-Wunschliste war, war ich doch zufrieden, als sein Name plötzlich auftauchte. Das er lieber offenisv spielt war eigentlich angekündigt und relativ klar. Wir haben mehr Tore bekommen aber auch mehr geschossen was die Spiele der SGE zumindest immer interessant machte und mir deutlich lieber ist als ein gemauere wie andere Bundesligisten es zeigen.
Natürlich weiß keiner was genau vorgefallen ist. Zumindest öffentlich stand der Vorstand hinter ihm - ob das im Hinterzimmer auch so war ist Spekulation. Letztendlich wirkte der Abschied und das Verhalten von so einem erfahrenen Trainer etwas dünnhäutig was mich überrascht hatte. Klar ist bei der SGE auch in den Medien immer viel los aber es gibt Vereine die weitaus mehr im Fokus stehen. Da bekommt man als Trainer des HSV oder beim FCB wohl mehr Gegenwind zu spüren. Was jetzt ausschlaggebend war, wird auch aus diesem Interview nicht ersichtlich. Ich denke TS hätte in der neuen Saison mit diesen Verpflichtungen auch das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive besser in den Griff bekommen und wieder ähnlich abgeschlossen. Veh ist aber deutlich offener, mir symphatischer - aber die Platzierung vom vergagnenen Jahr zu erreichen oder besser zu werden wird kein Selbstläufer - ich bin gespannt.
Hab eher das Gefühl , dass Ingo die Treppe hochgefallen ist.
Schaaf hat uns in einer schwierigen Saison (Abgang diverser Leistungsträger) gut durch die Runde gebracht und ich war im ersten Moment über seinen Rücktritt traurig - geschockt. Nun bin ich froh, dass Veh unser neuer alter Trainer ist und denke, dass es für alle Seiten das Beste gewesen ist, dass Schaaf von sich aus gegangen ist. Wir haben eine fast schon unheimlich positive Stimmung rund um die ganze SGE. Veh ist eben ein Typ der gut zur Eintracht passt.
@2 Vollkommen richtig. Die Videos der FR kann man sich kaum anschauen so hochnäsig und herablassend waren die. Ich weiß nicht was die zwei Herren da zum Ende der Saison geritten hat, aber meiner Meinung nach war das schon nicht mehr professionell es da abgeliefert wurde.
Insgesamt habe ich noch immer Probleme mir ein Urteil über die Schaaf-Geschichte zu bilden. Zu unterschiedlich sind da die Aussagen, jeder schiebt es dem anderen in die Schuhe. Auf der einen Seite gab es wie oben erwähnt ganz klar ich von Seiten der Presse da einiges an Aktionen, die FR vorne dabei, man kann es gar schon eine Kampgne nennen. Auf der anderen Seite scheint Schaaf wirklich ziemlich dünnhäutig gewesen zu sein und mit der Mannschaft muss was gelaufen sein, die Aussagen sind ja da, auch wenn es nur Andeutungen gibt. Wer ist Schuld? Mn weiß es nicht, die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte liegen...
Thomas Schaaf war nie so mein Über- Wunschtrainer.
Im Nachhinein muss ich sagen das er einen wirklich guten Job gemacht hat, mit dem letztjährigen Kader einen 9. Platz zu erreichen war große Klasse.
Ich glaube er hat erkannt wo der Zug hinfährt und hat so wie es aussieht ein Angebot zur Vertragsauflösung erhalten + angenommen.( Stillschweigen bez. Vertragsbedingungen wie üblich natürlich inclusive)
Hätte mir als Nachfolger schon eine andere Lösung gewünscht als den Rhetoriker(Schwätzer) Veh.
Hoffe natürlich nicht , das der jetzt bei uns genauso scheitert wie in seiner letztjährigen 2. Mission in Stuttgart.
Ich hätte sehr gerne auch in dieser Saison Schaff als Trainer unserer SGE gesehen- Eine solche Leistung wie in der letzten Spielzeit - bei dem Umbruch des Kaders - kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Er hätte m.E. eine faire Chance verdient gehabt.
ALLERDINGS: Ich habe gerade den Roman "Damned United" über die Zeit von Brian Clough bei Leeds United gelesen (Hammer_Buch übrigens). Da gibt es schon ein paar Parallelen. Und wenn man einmal hinter die Fassade schaut und nachvollzieht, wie viel Gegenwind - durch Spieler, Vorstand und Presse - Schaaf ggf. entgegen wehte, dann musste es zwangsläufig so kommen, denn solch einen Psychodruck hält wohl niemand auf Dauer aus.
Trotzdem danke für die tolle Zeit und alles Gute für die Zukunft, TS!
@Atoron:
danke für deinen beitrag, auch wenn ich mich da ganz off topic eher auf die presse als auf schaaf beziehe!
für mich ist das thema schaaf gegessen. ich freu mich auf die neue saison!
was mich allerdings heute wie gestern umtreibt sind die hassprediger der rundschau!
mittelmäßige prognosen, immer negative statements während der laufenden saison etc.
eintracht fans sind das für mich nicht!
@Dannick: Was soll der Unsinn mit „die Hassprediger der Rundschau“!
Noch gilt bei uns Meinungsfreiheit! Journalist sollten keine Fans sein sondern
versuchen objektiv zu berichten. Zweifellos ist das bei der Rundschau nicht immer passiert. Tipp: Ganz einfach das Medium wechseln und sich die Artikel oder die Videos nicht anschauen. Aber lasst das Lügenpresse-Geschwafel und seit froh das hier jeder seine Meinung frei äußern kann.
@indiesalat: Das mit dem Psychodruck und Parallelen zu "The Damned United – Der ewige Gegner" halte ich für maßlos übertrieben.
Da geht es im normalen Berufsleben härter zu und das Schmerzensgeld als Trainer ist auch nicht so schlecht.
Hassprediger ist der falsche Begriff. Und ja wir haben Meinungsfreiheit. Was aber vielen von uns gegen den Strich geht ist die Tatsache, das da oft versucht wurde Unruhe zu erzeugen. Oft wurde auch etwas behauptet, ohne einen Beweis zu präsentieren. Für mich ist dieses Blatt raus, kritisch ja aber so geht es nicht.
@tramp: sorry nein!
das war eben mein beitrag zur meinungsfreiheit! für das unqualifizierte wort "hassprediger" entschuldige ich mich gerne!!! für alles andere nicht! das ist meine subjektive meinung, wie die der rundschau!
ganz sicher lasse ich mich aber nicht von dir in die "lügenpresse" ecke stellen, da dieser nazijargon halt auch nicht wirklich zu mir und meiner hautfarbe passt ;-)
ganz nebenbei: die rundschau les ich immer noch, auch den sportteil!
meinugsfreiheit, andere meinungen und so... ;-)
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