Karl Heinz „Charly“ Körbel und Siegtorschütze Lajos Detari mit dem DFB-Pokal 1988. (Foto: imago/Kicker/Liedel)

Heute ist es soweit, die Eintracht bestreitet wieder einmal ein Pokalfinale, genauer gesagt das siebte in der Vereinshistorie. Nach 1964, 1974, 1975, 1981, 1988 und 2006 folgt nun am heutigen 27. Mai Finale Nummer sieben. Viermal ging Eintracht Frankfurt bereits als DFB-Pokalsieger vom Platz. Doch lang ist’s her …

Warum ein kurioser Termin, ein Wasserspiel, ein Sahnetag und ein Detari-Streich die Frankfurter Pokalsiege zu etwas ganz Besonderem machten? Schauen wir doch noch einmal darauf zurück:

1974: Ein Kurioser Termin 

Eintracht Frankfurt – Hamburger SV  3:1 (1:0, 1:1)

Am 17. August 1974 standen sich im DFB-Pokalfinale Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV gegenüber. Ja genau, am 17. AUGUST, nur eine Woche vor dem Start der neuen Saison. Die in Deutschland stattfindende WM brachte den Terminplan für das Pokalendspiel etwas durcheinander. Um eine Kollision mit dem WM-Spielplan zu vermeiden, entschied man sich das Pokalfinale nach hinten zu verlegen. Doch als wäre das nicht kurios genug, spielten beide Mannschaften nicht mit den Kadern, die 1973/74 die Bundesligasaison absolviert hatten, sondern gingen mit dem Personal der neuen Saison ins Spiel. So trafen Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV im Rheinstadion in Düsseldorf aufeinander. Vor rund 53.000 anwesenden Zuschauern, von denen rund 30.000 Anhänger der Eintracht waren, agierte die Mannschaft von Dietrich Weise von Anfang an konsequent in Richtung des HSV-Tores. In der 40. Minute wagte Gert Trinklein, entgegen der Anweisung von Trainer Weise, schließlich einen Alleingang von der Mittellinie und verwandelte souverän zum 1:0. Der HSV drängte nun auf den Ausgleich, der nach dem Seitenwechsel auch durch Ole Björnmose markiert wurde. Das Ergebnis blieb in der regulären Spielzeit bestehen, aber diese wurde zur Nervenprobe.

Die Verlängerung stand bereits nach fünf Minuten im Zeichen der Eintracht, denn Bernd Hölzenbein, der zuvor schon mit Mannschaftskollege Jürgen Grabowski den WM-Sieg zu verzeichnen hatte, verwertete einen Freistoß von Bernd Nickel zum 2:1. Die endgültige Entscheidung fiel jedoch erst fünf Minuten vor Schluss, als der eingewechselte Wolfgang Kraus eine Flanke von Hölzenbein über die Linie drückte.

Die Eintracht war zum ERSTEN MAL Pokalsieger!

Tore: 1:0 Gert Trinklein (40.), 1:1 Ole Björnmose (75.), 2:1 Bernd Hölzenbein (95.), 3:1 Wolfgang Kraus (115.)

Eintracht Frankfurt: Peter Kunter – Peter Reichel (106. Helmut Müller), Gert Trinklein, Karl-Heinz Körbel, Jürgen Kalb, Bernd Nickel, Jürgen Grabowski, Roland Weidle (74. Wolfgang Kraus), Klaus Beverungen, Bernd Hölzenbein, Thomas Rohrbach.

Hamburger SV: Rudolf Kargus – Manfred Kaltz, Peter Nogly, Klaus Winkler, Hans-Jürgen Ripp, Ole Björnmose, Klaus Zaczyk, Peter Krobbach (68. Kurt Eigl), Hans-Jürgen Sperlich, Horst Bertl (68. Willi Reimann), Georg Volkert.

1975: Schützenhilfe vom Wettergott  

Eintracht Frankfurt – MSV Duisburg  1:0 (0:0)

Rund zehn Monate nach dem Pokalsieg gegen den HSV, am 21. Juni 1975, bestritt Eintracht Frankfurt sein drittes Pokalfinale. Nachdem man in der Vorrunde nur Klubs aus NRW geschlagen hatte, folgte nun auch im Finale mit dem MSV Duisburg wieder ein Team aus Nordrhein-Westfalen. Austragungsort war das Niedersachsenstadion in Hannover und die Eintracht als Titelverteidiger natürlich Favorit. Das Stadion war mit 43.000 Zuschauern gut gefüllt und durch viele angereiste Eintracht-Fans herrschte wieder einmal Heimspielatmosphäre in einem auswärtigen Stadion. Die Eintracht wurde ihrer Favoritenrolle gerecht, jedoch setzen die Zebras im Laufe des Spiels gute Konter entgegen.

Doch dann kam der Wettergott ins Spiel. Die anfänglichen 35 Grad, mit denen nicht nur Zuschauer, sondern auch Spieler zu kämpfen hatten, entwickelten sich zu einem Gewitter, das den Spielverlauf noch erheblich beeinflussen sollte, genauer gesagt in der 57. Minute. Duisburgs Torhüter Dietmar Linders rutscht beim Versuch eine Ecke von Jürgen Grabowski abzufangen aus, der Ball landete bei Charly Körbel, der aus kurzer Distanz zum 1:0 einschob und die Eintracht in Führung brachte. Das knappe Ergebnis blieb bis zum Ende bestehen und die Eintracht wurde, mit ein bisschen Hilfe vom Wettergott, zum ZWEITEN MAL DFB-Pokalsieger und schaffte somit sogar die Titelverteidigung.

Tore: 1:0 Karl-Heinz Körbel (57.)

Eintracht Frankfurt: Günter Wienhold – Peter Reichel, Karl-Heinz Körbel, Gert Trinklein, Willi Neuberger, Roland Weidle, Klaus Beverungen, Bernd Nickel, Bernd Hölzenbein, Jürgen Grabowski, Bernd Lorenz.

MSV Duisburg: Dietmar Linders – Werner Schneider, Ronald Worm, Detlef Pirsig, Bernard Dietz, Michael Bella, Klaus Bruckmann (77. Kees Bregman), Bernd Lehmann (69. Walter Krause), Theo Bücker, Rudolf Seliger, Klaus Thies.

1981: Der „Sahnetag“ 

Eintracht Frankfurt – 1. FC Kaiserslautern  3:1 (2:0)

Eintracht Frankfurt musste sechs Jahre warten, ehe das nächste Pokalfinale vor der Tür stand. Am 2. Mai 1981 ging es ins Neckarstadion nach Stuttgart. Gegner diesmal der 1. FC Kaiserslautern. Nachdem die Eintracht knappe zwei Wochen vor dem DFB-Pokalendspiel ihr Bundesligaspiel gegen Kaiserslautern mit 0:2 verloren hatte, ging die Eintracht nicht als Favorit in die Partie, dies sollte aber kein Nachteil sein.

Die Eintracht spielte von Anfang an gemeinschaftlich mutig und offensiv, doch ein spezieller Eintracht-Akteur machte am 2. Mai vielleicht sogar das Spiel seines Lebens. Ronald Borchers. Borchers, der mit dem damaligen Coach Lother Buchmann aufgrund seiner Einstellung die ein oder andere Disparität zu verzeichnen hatte, erwischte einen persönlichen „Sahnetag“ und schaffte es, sich samt Mannschaftskollegen in einen regelrechten Rausch zu spielen, der belohnt werden sollte.

Die Frankfurter Spielstärke wurde vor einer Kulisse von rund 71.000 Zuschauern in der 38. Minute schließlich belohnt. Willi Neuberger verwandelte einen satten Dropkick zum 1:0. Nur zwei Minuten später, setzte Borchers zu einem Heber an und verwandelte zum 2:0-Pausenstand. Auch in der zweiten Hälfte war Eintracht Frankfurt spielerisch überlegen und Borchers markierte mit einer butterweichen Flanke, die Bum-Kun Cha zum 3:0 verwertete, seine zweite Torbeteiligung. Das Spiel, das auch gleichzeitig das letzte Spiel von Bernd „Holz“ Hölzenbein war, ging also nicht, wie die vorangegangene Bundeligapartie verloren. So musste sich der 1. FC Kaiserslautern samt Friedhelm Funkel (2004-2009 Trainer bei Eintracht Frankfurt), der einen rabenschwarzen Tag erwischt, der starken Frankfurter Mannschaft – auch wegen des „Sahnetags“ von Borchers – mit 1:3 geschlagen geben. Dies bedeutete Pokalsieg NUMMER DREI.

Tore: 1:0 Willi Neuberger (38.), 2:0 Ronald Borchers (40.), 3:0 Bum-Kun Cha (64.), 3:1 Reiner Geye (90.).

Eintracht Frankfurt: Jürgen Pahl – Bruno Pezzey, Michael Sziedat, Karl-Heinz Körbel, Willi Neuberger, Werner Lorant, Ronald Borchers, Norbert Nachtweih, Bernd Nickel,  Bernd Hölzenbein, Bum-Kun Cha.

1.FC Kaiserslautern: Ronnie Hellström – Wolfgang Wolf, Michael Dusek, Werner Melzer, Hans-Peter Briegel, Hans-Günter Neues, Reiner Geye, Friedhelm Funkel, Benny Wendt, Hannes Bongartz, Erhard Hofeditz.

1988: Detaris Streich

Eintracht Frankfurt – Vfl Bochum 1:0 (0:0)

Nachdem seit 1985 der Austragungsort des DFB-Pokalendspiels fest nach Berlin verlegt worden war, trat Eintracht Frankfurt zum ersten Mal im Olympiastadion in Berlin zu einem Pokalendspiel an. Gegner am 28. Mai 1988 war der VfL Bochum, das Olympiastadion mit 76.000 Zuschauern ausverkauft. Für die Eintracht war es bereits die fünfte Finalteilnahme, der VfL Bochum hatte erst zwei Teilnahmen vorzuweisen. Die Eintracht schaffte es in der ersten Halbzeit, trotz leichter Favoritenrolle, nicht die Kontrolle des Spiels zu übernehmen. Bochum hatte mehr vom Spiel, bekam sogar ein Tor aberkannt, was sich im Nachhinein als Fehlentscheidung herausstellen sollte. Der wachsende Druck lag bei den Hessen, die es jedoch nach dem Pausenpfiff schafften, das Heft in die Hand zu nehmen. Es war Ralf Zumdick, der den VfL durch seine Paraden im Spiel hielt. Die Eintracht erspielte sich Torchancen, doch der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Es dauerte bis zur 81. Minute, ehe der ungarische Spielmacher Lajos Detari mit einem Streich um die Ecke kam. Der eingewechselte Bochumer Thomas Epp foulte Detari circa 20 Meter vor dem Tor, es gab Freistoß. Ignorierend, dass der Gefoulte normalerweise nicht schießen sollte, nahm sich Detari den Ball, führte den Freistoß aus und zimmerte diesen ins obere linke Toreck. Detaris Tor brachte Eintracht Frankfurt somit den VIERTEN und bisher letzten Pokalsieg der Vereinshistorie ein.

Tore: 1:0 Lajos Detari (81.)

Eintracht Frankfurt: Ulrich Stein – Dieter Schlindwein, Manfred Binz, Karl-Heinz Körbel, Michael Kostner (71. Thomas Klepper), Ralf Sievers, Frank Schulz, Lajos Detari, Dietmar Roth, Holger Friz (78. Janusz Turowski), Wlodzimierz Smolarek.

VfL Bochum: Ralf Zumdick – Lothar Woelk, Walter Oswald, Martin Kree, Michael Rzehaczek, Frank Heinemann, Andrzej Iwan, Rob Reekers, Thorsten Legat, Josef Nehl (66. Thomas Epp), Uwe Leifeld.

VIERMAL schaffte es Eintracht Frankfurt bisher das Pokalfinale für sich zu entscheiden. Heute könnte Titel NUMMER FÜNF folgen. Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze und vielleicht gibt es auch 2017 wieder eine Anekdote, gepaart mit einem Sieg, die das Pokalfinale 2017 für Eintracht Frankfurt unvergesslich macht.

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1 Kommentar

  1. Schoener Artikel, da werden wieder Erinnerungen und Namen wach.
    Zur Aktuallitaet: was gibt ez Neues vomTeam, sind alle fit, auch Alex? Zeichnet sich schon unsere Aufstellung ab? danke

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