Hinteregger tauschte das Profi-sein gegen glücklich sein ein. (Bild: Foto Rhode)

Mittlerweile sind über sechs Monate vergangen als die Bombe platzte: Martin Hinteregger beendet seine Profi-Karriere. Diese Nachricht sorgte für einen großen Wirbel – nicht zuletzt auch wegen zahlreicher Irritationen in Bezug auf den im Sommer ausgerichteten Hinti-Cup oder verpassten Mannschaftsfeiern. Im Teil eins des großen „SportBild“-Interview lässt der ehemalige Nationalspieler und Europa-League Sieger sein Ende der Karriere Revue passieren, gibt Einblicke in sein neues Leben und welche Gefahren die Fußballer-Rente birgt.

Die wichtigste Antwort direkt zuerst, denn den Rücktritt bereut Hinti auf keinen Fall – es sei zwar nun ein komplett anderes, aber weit besseres Leben: „Ich bin einfach extrem zur Ruhe gekommen, das ist das größte Geschenk. Ich darf ein freies Leben führen. Ich bin nicht mehr fremdbestimmt und muss keine Wochenpläne mit Trainings, Busabfahrten und Autogrammstunden abschuften. Ich habe das bitter, bitter nötig gehabt. So wirklich bin ich auch erst vor zwei, drei Wochen runtergekommen.“ Um zur Ruhe zu kommen, habe er sogar zwischenzeitlich den Kontakt nach Frankfurt abgebrochen, um sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Selbst die Spiele habe er nicht immer verfolgen können, weil er zeitgleich selbst gespielt habe, aber: „Da wurde dann zum Beispiel „Eintracht führt“ reingerufen, dann war erst mal alles gut (lacht). Ich habe natürlich die Champions League-Spiele gesehen, wenn es möglich war. Alles andere hätte mein inneres Ich nicht zugelassen, das hat eine Riesenfreude gemacht.“

Die Krux mit dem „nicht-Profi-sein“

In Kärnten hat der mittlerweile als Stürmer umfunktionierte Verteidiger (17 Tore in 16 Spielen) seinen Spaß am Fußball nicht verloren. Der Ehrgeiz bleibt, der Leistungsdruck ist verschwunden. Das sei für ihn das Schönste am Sport. Die Befürchtung, dass er in der 5. Liga in Österreich als ehemaliger Profi besonders hart attackiert wird, kann er derweil nicht bestätigen: „Ich dachte, es wäre schlimmer. Aber alle Teams gehen sehr respektvoll mit mir um. Es ist fair und macht Spaß.“ Der fehlende Druck sorgte bei ihm aber auch dafür, dass er innerhalb kürzester Zeit 12 Kilo zunahm: „Meine Muskelverletzung am Saisonende war schwer, ich habe einen Monat gekämpft, um überhaupt wieder laufen zu können. Dass ich, wenn ich nach Hause komme, nicht enthaltsam lebe wie ein Profi, ist auch klar. Aber als ich mir Bilder meiner ersten Spiele angeschaut habe, habe ich mich schon selbst erschrocken, dass ich da so füllig ausgeschaut habe. Das war ich von mir nicht gewohnt. Jetzt führe ich wieder ein diszipliniertes Leben. Ich brauche den Sport wie die Luft zum Leben – egal, ob Tennis, Eishockey, Skifahren, Fußball oder Fitnessstudio.“

Viele Projekte werden in Zukunft vom ehemaligen Profi angestoßen

Neben dem Sport hat der 30-Jährige aber auch noch zahlreiche Projekte, die er in Zukunft anstößt oder weiter ausbauen möchte. Gemeinsam mit Thomas Morgenstern (Skisprung-Olympiasieger; d. Red.) hat er bereits seit längerem eine Hubschrauberfirma. Zudem berichtet er: „Es startet bald ein großes Jugendsport-Sozialprogramm. Da geht es um die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung, die die Freude am Leben bekommen sollen, die sie vielleicht gerade nicht haben. Und darum, dass wir sozial schwache Kinder unterstützen und Chancen geben, dass sie auch alle Sportarten ausüben können. Dafür habe ich jeden Tag Gespräche mit Bürgermeistern, Firmen, Vereinen oder Streetworkern. Schon als Profi habe ich im Umgang mit jungen Spielern gemerkt, dass ich da eine Qualität habe. Wenn ich in meinem Fußballteam sehe, wie viel einige Spieler in kurzer Zeit von meinen Tipps mitnehmen, dann macht das Riesenspaß. Viele Kinder und Jugendliche sollen von meiner Karriere profitieren, ich werde natürlich viel mit ihnen trainieren.“

Hinteregger kein normaler Profi: „In zwölf Jahren Karriere ist mir nur ein richtiger Freund geblieben, das ist Stefan Lainer“

Doch die Rente als Fußballer birgt auch Gefahren, vor allem finanzieller Natur. Viele Profisportler leben weiter in Saus und Braus, ohne einen Blick auf ihren Geldbeutel zu werfen. „Es ist sehr wichtig, dass man vorher schon lernt, mit Geld umzugehen. Das habe ich geschafft. Und du darfst nicht so weiterleben wie als Profi. Ich habe fünf Monate gebraucht, bis ich das Leben verstanden habe. Dass ich nicht mehr getrieben bin, dass ich Preisverleihungen, Anfragen, Interviews nicht mehr machen muss. Mein Alltag wird bestimmt von meinem Hund und meinen Projekten, das teile ich mir stressfrei ein“, erklärt er. Ein Comeback als Profi wird es sicher nicht mehr geben, auch wenn es immer mal wieder Anfragen gäbe, allerdings nur aus den unteren Ligen. Denn „Profiklubs müssten eh mit der Eintracht über eine Ablöse verhandeln.“ Er scheint mit sich im Reinen zu sein und man nimmt ihm die Äußerungen gerne ab: „Dieses Leben, das ich jetzt führe, ist nicht mit vorher vergleichbar. Es gibt nur positive Aspekte und keinen negativen. Ich habe nur noch die Leute um mich herum, die ich mag. Vorher hatte ich mit 100 000 falschen Leuten zu tun. Ich merke jetzt erst, wie viele Leute nur durch mich profitieren wollten, vor allem privat. Das ist vorbei.“ Dass er nicht der Stereotyp an Fußballer war, ist hinlänglich bekannt. Hinti ist ein Typ mit Ecken und Kanten, der auch mit vielen seiner ehemaligen Profi-Kollegen nicht immer das beste Verhältnis gehabt zu haben schien: „In zwölf Jahren Karriere ist mir nur ein richtiger Freund geblieben, das ist Stefan Lainer (Gladbach, beide kennen sich von RB Salzburg; d. Red.). Mit dem werde ich noch in 30 Jahren Kontakt haben. Aber Spieler kommen, Spieler gehen. Ich habe weiterhin Kontakt zu Leuten wie Kevin Trapp, Sebastian Rode, Timmy Chandler, den Physios von Eintracht oder dem Trainer. Aber ich fürchte, dass sich auch das in den nächsten drei, vier Jahren verläuft.“ Und vielleicht ist das für ihn persönlich auch gar nicht so tragisch, denn sein neues Leben bereitet ihm offenbar große Freude.

Im zweiten Teil des großen „SportBild“-Interviews erklärt er, wann er den Entschluss zum Karriereende gefasst habe, wie die Eintracht darauf reagierte und warum er glaubt, dass die Eintracht der nächste Meister nach den Bayern werde. Seid gespannt.

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9 Kommentare

  1. Kann dieses Kapitel „Hinteregger“ nicht endlich ad acta gelegt werden ?

    Milchreis, der zum wiederholten Mal aufgewärmt wird, wird auch nicht besser.

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  2. Was hat denn ein auf eigenen Wunsch ausgeschiedener Angestellter mit Tradition zu tun ?

    Auf diese Deutung / Erklärung von Dir – Ostwestfalen-Adler – bin ich sehr gespannt.

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  3. @4 dass ich überhaupt auf dich troll eingehe….. was klickst du überhaupt auf diesen artikel, wenn du das kapitel hinti doch „ad acta gelegt“ werden soll??? fang doch erstmal bei dir selber mit deiner persönlichen ad acta legung an, indem du uns hier mit deinen kommentaren verschonst! du willst doch ohnehin nur provozieren und/oder suchst aufmerksamkeit.

    tradition hat mit geschichte zu tun! hinti gehört unweigerlich zur geschichte dieses vereins und wird hier auch in vielen jahren noch bekannt und in aller munde sein!

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  4. Hinti ist ein verdienter Spieler unserer SGE und ich lese gerne von ihm. Zumal ich es auch einmal spannend finde was nach dem Fussballer-Leben abgeht. Da es mich interessiert lese ich es und kommentiere auch ggfls, wenn es ein Artikel über das Innenleben einer Zitrone wäre, hätte ich drüber hinweg gesehen. Kann nur empfehlen das so zu machen ! 😉

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  5. Die Geschichte, die Herr Hinteregger mit der SGE verbindet, basiert auf dessen Handeln und Wirken während seiner Zeit als aktiver Spieler und Angestellter der SGE. Dies spreche ich Herrn Hinteregger auch nicht ab und ich bin froh, dass er als Aktiver Bestandteil eines erfolgreichen Verlaufs der Eintracht-Geschichte war.

    Was für ein Teil der SGE-Geschichte sind die Aussagen in dem Beitrag, dass er sich 12 kg zusätzliches Kampfgewicht angefressen oder diverse eigene gewerbliche Projekte in der Planung hat ?

    Die SportBild muss halt Auflage schaffen und in der „Saure-Gurken-Zeit“ muss halt ein (nicht Stereo-) Typ wie Herr Hinteregger herhalten, damit sich der Schund verkauft. Und die Redakteure dieses Mediums machen es der SportBild nach.

    Friedrich Nietzsche hat ein für Dich passendes Zitat verfasst: „Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören, weil sie nicht wollen, dass ihre Illusionen zerstört werden.“

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  6. Das wichtige und interessante an seinen Aussagen für mich:
    Er passt mit seiner Denkweise nicht mehr in die heutige Bundesliga. Für ihn ist es kein Gschäft gewesen. Er wurde nicht von der Eintracht verjagt. Er hätte gerne das gehabt was in den unteren Ligen öfter vorkommt. Nach dem Spiel mal ein Kasten Bier mit den Jungs geleert und gemeinsam Spaß gehabt.

    Auch dieses fremdbestimmt sein und ihn einem durchgeplanten Tag leben, das hat ihn nicht glücklich gemacht. Daher war die Entscheidung aufzuhören richt.

    Ich wünsche ihm., dass er glücklich ist. Ab und zu mal von ihm zu hören ist okay.

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  7. Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören, weil sie nicht wollen, dass ihre Illusionen zerstört werden

    Nix für ungut, aber solche Banalitäten stammen sicherlich nicht von Nietzsche.
    Und Barth hat schon recht, wenn es dich nervt, warum liest du das überhaupt?
    Hauptsache motzen

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