Luka Jovic durfte erstmals gemeinsam mit André Silva starten und ersetzte den kurzfristig ausgefallenen Daichi Kamada. Mit zunehmender Spieldauer fand der Serbe immer besser ins Spiel und hätte beinahe ein Traumtor per Seitfallzieher erzielt. (Bild: Heiko Rhode)

Nach der schmerzhaften Niederlage gegen den SV Werder Bremen ging es für die Eintracht im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart darum, zurück in die Erfolgsspur zu finden und vor den schwierigen Wochen gegen die Top-Mannschaften der Bundesliga, etwas Vorsprung aufzubauen und den vierten Tabellenplatz zu verteidigen. Der Aufsteiger war allerdings der erwartete schwere Gegner, der zudem von der Taktik der Bremer in der Vorwoche lernen konnte. Die starke Schlussphase sollte am Ende nicht reichen, sodass sich die Hessen mit einem Unentschieden zufriedengeben mussten. SGE4VER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Die Folgen des Erfolgs

Nachdem die SGE ihren Lauf über viele Wochen halten und sogar den großen FC Bayern München souverän schlagen konnte, hat bereits das Spiel gegen Bremen gezeigt, was die Eintracht nun als Spitzenmannschaft erwartet. Die Räume werden enger, der Gegner steht tiefer und das zuvor so erfolgreiche Spiel wird durch taktische Kniffe des Gegners unterbunden. In dieser neuen Rolle müssen sich die Frankfurter nun erst einmal zurechtfinden und auch ihr Spiel entsprechend anpassen. Gegen die offensivstarken Stuttgarter erwartete man eigentlich einen offenen Schlagabtausch, aber es wurde gerade in der ersten Halbzeit eine zerfahrene und unruhige Partie mit wenigen Torraumszenen. Die Aufsteiger starteten extrem intensiv in die Partie und liefen die Frankfurter früh an. Das Pressing und permanente Doppeln im Aufbauspiel führte auf Seiten der Adlerträger zu ungewohnt vielen Fehlpässen und Ballverlusten. Wichtig war jedoch, dass die Mannschaft von Adi Hütter das sonst so starke Umschaltspiel des Gegners weitestgehend im Griff hatte und die Abwehr sehr souverän agierte. Hütter kehrte nach der Niederlage gegen Bremen zurück zu seiner alten Abwehrordnung und beorderte Martin Hinteregger zurück auf die Libero-Position der Dreierkette und schickte Makoto Hasebe wieder ins Mittelfeld an die Seite von Djibril Sow. Evan N´Dicka kehrte nach Gelbsperre zurück in die Mannschaft und konnte Filip Kostic trotz einiger Unsicherheiten den Rücken wieder deutlich besser freihalten, als es Hinteregger in der Vorwoche konnte. Leider fiel Tuta aus und so musste Hütter erneut umstellen. Stefan Ilsanker kam für Tuta in die Startformation und war defensiv sehr stark. Einzig beim Spielaufbau zeigten sich große Qualitätsunterschiede zu Tuta, aber der Österreicher gewann defensiv einige Zweikämpfe und strahlte große Sicherheit aus. Wenn die Eintracht den Ball länger in ihren Reihen halten konnte, zogen sich die Stuttgarter zurück und standen ähnlich zu Bremen sehr kompakt. Ein taktisches Mittel, dem die Hessen nun wohl häufiger begegnen werden.

Kamada ist nicht zu ersetzen

Gegen die tiefstehenden und äußerst kompakten Stuttgarter fand die Eintracht insbesondere in der ersten Hälfte kaum ein Mittel, um sich einmal gefährlich vor das Tor des Gegners zu kombinieren. Amin Younes, der hinter den erstmals zusammen startenden Stürmern André Silva und Luka Jovic spielte, hatte große Probleme die möglichen Räume im Zentrum alleine zu bespielen. Der kurzfristige Ausfall von Daichi Kamada war zunächst kaum zu kompensieren, da die Hereinnahme von Jovic eine Systemumstellung bedeutete, mit der die Hessen gerade am Anfang erst einmal zu tun hatten. Ungewohnt viele Fehlpässe, viel häufiger auch lange Bälle, die nicht wirklich zum Erfolg führten und mangelnde Ideen im Spielaufbau. Natürlich lag dies auch an der Stärke des Gegners, der in dieser Saison nicht umsonst auch in Auswärtsspielen für Furore sorgte (zum Beispiel das 5:1 in Dortmund im Dezember), aber es war schon auch deutlich zu spüren, dass sich die neue taktische Formation erst einmal finden musste. Jovic versuchte sich zwar immer wieder ins Mittelfeld fallen zu lassen, die kreativen Momente von Kamada konnte er jedoch nicht kompensieren. Auch wenn der Japaner in jedem Spiel den ein oder anderen Fehler in seinem Spiel hat, wurde durch seine Abwesenheit gegen Stuttgart noch einmal ganz deutlich, dass der Mittelfeldspieler für das Team von Adi Hütter unersetzlich ist. Auch Younes wirkte ohne Kamada an seiner Seite fahrig und bei weitem nicht so stark wie in den letzten Wochen. Das führte dazu, dass die meisten Angriffe über die Seite von Kostic aufgezogen wurden und man im Grunde fast nie über das Zentrum kam. Das sonst so starke Kurzpassspiel wurde häufig durch lange Bälle ersetzt und Kamada fehlte dann auch im Mittelfeld, um die zweiten Bälle zu erobern.

Am Ende doch ein gewonnener Punkt?

Nachdem die SGE in der zweiten Halbzeit beinahe durch Kostic in Führung gegangen wäre (das Tor zählte wegen einer Abseitsstellung nicht), entstand plötzlich ein anderes Spiel im Stadtwald. Während zuvor kaum Spielfluss zustande gekommen ist und immer wieder viele Zweikämpfe durch Foulspiel abgepfiffen wurden, kam plötzlich mehr Tempo und Spielfluss in die Partie. Wieder einmal nutzte der Gegner seine erste wirklich gefährliche Situation und die Hessen gerieten in Rückstand. Das Spielglück der Wochen des Erfolgs ist im Moment nicht mehr so da und die Gegner können ihre wenigen Chancen, die die starke Defensive der Eintracht zulässt, oftmals unmittelbar nutzen. Die Frankfurter bewiesen jedoch Mentalität und mit dem Gegenangriff erzielte Kostic endlich sein Tor. Plötzlich schien die Mannschaft von Adi Hütter da zu sein und auch Jovic wurde immer stärker, während die Stuttgarter der starken und intensiven ersten Halbzeit allmählich Tribut zollen mussten. Leider sollte es der Eintracht in der Schlussphase nicht mehr gelingen den Siegtreffer zu erzielen. Für die Champions-League-Ambitionen des Clubs ist das Unentschieden vielleicht zu wenig, aber dank der anderen Ergebnisse konnte man doch noch von einem gewonnenen Punkt sprechen, insbesondere weil der Aufsteiger in dieser Saison wirklich konstant gut spielt und alles andere als Laufkundschaft darstellt. Die Partie war sicherlich auch gut für Jovic, der sich nach und nach steigerte und endlich auch mal über die vollen 90 Minuten zum Einsatz kam. Es war ja von Anfang an geplant, dass der Serbe erst in den heißen Wochen gegen die großen Gegner in Topform sein wird und der Mannschaft entscheidend helfen können wird. Ein Spiel über die volle Distanz war sicherlich ein wichtiger Schritt zurück zu seiner alten Form und von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung. In der kommenden Woche gegen Leipzig werden vermutlich zudem Tuta und Kamada wieder zur Verfügung stehen, sodass dann auch wieder mit dem gewohnten System mit zwei Zehnern gespielt werden könnte. Es wird spannend werden, ob Hütter in dem System mit zwei Spitzen eine echte Alternative zur gewohnten Formation erkennen konnte. Gegen den Tabellenzweiten wird die Hessen in jedem Fall kein tiefstehender Gegner erwarten, was Räume bietet und den Frankfurtern und ihrer gewohnten Spielweise entgegenkommt. Oder wird Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann überraschend von seiner gewohnten Philosophie abweichen, um die Schwächen der SGE nutzen zu können? Letztendlich ist dieses Spiel ein echter Gradmesser, um die eigenen Ambitionen zu unterstreichen und der Konkurrenz zu zeigen, dass weiter mit der Eintracht im Kampf um die Champions-League-Plätze zu rechnen sein wird. Mit einem Sieg gegen Leipzig könnte der Punkt gegen Stuttgart auch noch wertvoller werden.

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6 Kommentare

  1. Mit dem 2-Spitzen-System bin ich (noch) nicht glücklich.
    Oft lässt sich einer der beiden Stürmer fallen.
    Silva hat außerhalb der Box nicht seine Stärken.
    Jovic ist spielerisch besser, aber sehe da keinen Zugewinn gegenüber einem 2. 10er.
    Mit 2 Spitzen müssten wir m.E. mehr über die Außen kommen. Über links klappt das in Serie, über rechts leider nur sporadisch.

    Gegen Leipzig wird es wieder darauf ankommen, nicht in Konter zu laufen. Da brauchen wir wieder Ballsicherheit, eine kontrollierte Offensive und situatives Pressing.

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  2. Ich habe Barkok und Hrustic vermisst und Toure hätte auch früher kommen können.
    Wir spielen nur über links. Rechts geht so gut wie gar nichts.
    Younes ohne Kamada wirklich überfordert.
    Alles in allem hoffe ich sehr, dass Herr Hütter seine Lehren draus zieht und entsprechend ein- und umstellt.
    Grad am Ende hätte ich mir nochmal volle Power gewünscht nach vorne.
    Als Toure wieder raus musste, hätte man das machen können. Oder abwägen, dass der eine Punkt doch mehr wert ist, als keiner, falls man in einen Konter läuft…..
    Alles nicht so einfach.

    Auf geht’s Adler. Gegen Leipzig könnt ihr wohl wieder so spielen, wie ihr es mögt.
    Haut rein

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  3. Vor noch nicht langer Zeit konnte man hier lesen : Hoffentlich verletzt sich nicht der oder der , das würde uns sehr schwächen. Heute werden Namen genannt die alle spielen könnten ohne die Mannschaft schwächer zu machen. Welch ein schöner Wandel. Fußballherz was willst du mehr. Trotzdem fehlt mir persönlich jemand mit richtig Geschwindigkeit den man auch aus der Bedrängnis heraus mal steil schicken kann und der dann abgeht so wie zum Beispiel Rebic im Pokalfinale. Gerade gegen Leibzig am Sonntag könnte man so jemanden gut gebrauchen. Egal gegen Leibzig war bisher immer was drin. Auf geht’s.

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  4. Ich denke nicht soviel rumjammern, weil der eine oder andere fehlt. Die, die grade auf dem Platz stehen müssens halt richten. Auch ein Kamada hat Spiele dabei, wo es nicht so lief. Jetzt alles so zu reden als wäre er in dem Spiel der große Heilsbringer gewesen ist falsch, den keiner weiß ob’s da besser gelaufen wäre.

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  5. Sehe ich auch so Wirkt erstmal ob Kamada gefehlt hat, schon läuft es nicht mehr. Daran alleine liegt es mit Sicherheit nicht. Die Statik in der Raumaufteilung muss leicht verändert werden, zumal von Durm über rechts nicht so viel offensiv kommt. Das wird schon und in der zweiten Hälfte konnte man später gegen starke Stuttgarter schon erkennen wie es gehen kann. Wir sollten auch den Anspruch haben mit den beiden Stürmern ein Spiel gewinnen zu können.

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