Stolzer Dino Toppmöller: „Eine sehr reife Leistung!“

Es war ein fast perfekter Abend am gestrigen Donnerstag in der Europa League für die Frankfurter Eintracht. Bei Besiktas Istanbul gewannen die Mannen von Cheftrainer Dino Toppmöller mit 3:1 – und machten so auch das bittere 3:3-Unentschieden vom ersten Europapokal-Spieltag vergessen, als man zwei ganz späte Tore gefangen hatte und so einen sicher geglaubten Sieg noch aus der Hand gab.

„Wir sind sehr froh, dass wir nach dem ersten Spiel so zurückschlagen konnten“, freute sich Toppmöller nach der gestrigen Partie auch mit Rückblick auf das Spiel von vor einer Woche und betonte, dass er insgesamt zufrieden war: „Ich glaube es war eine insgesamt sehr reife Leistung. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die beiden Tore gemacht. Ich hatte schon in der ersten Halbzeit immer wieder das Gefühl, dass wir gefährlich werden können. Wir hatten mit dem gehaltenen Elfmeter das Quäntchen Glück auf unserer Seite, dazu kommt die Qualität von Kaua Santos, der ein sehr gutes Spiel gemacht hat.“ Der junge Santos, noch immer Ersatzkeeper hinter Kevin Trapp und nur wegen dessen Verletzung im Einsatz, brachte die Türken mit seinen Paraden an den Rand der Verzweiflung – unter anderem hielt er wie oben beschrieben einen eigentlich stark geschossenen Elfmeter von Weltstar Ciro Immobile mit einer Wahnsinns-Parade. „Er ist Teil unseres Teams und er hat uns heute sehr geholfen. Wenn in der ersten Halbzeit mit dem Elfmeter das 1:2 fällt, dann kann es ein ganz anderes Spiel werden. Aber er zeigt im Training auch immer wieder, dass er gut bei Elfmetern ist“, lobte Toppmöller seinen Schlussmann und gab zu, dass er eine solche Leistung im Gefühl hatte: „Ich hatte vor dem Spiel ein ganz gutes Gefühl bei ihm und das habe ich ihm auch gesagt. Am Ende ist es schade, dass er den Ball reinlässt. Er hätte die weiße Weste verdient gehabt.“ Ein weiterer Neuzugang, der in Istanbul ebenfalls von Beginn an auf dem Rasen stand, war Mahmoud Dahoud. Auch den Deutsch-Syrer lobte Toppmöller: „Mo Dahoud ist ein wichtiger Spieler, der sehr ballsicher ist. Er hat uns heute im Ballbesitz sehr gut getan. Ich habe ihn dann gefragt, ob er es 90 Minuten hinbekommt und das hat er bestätigt. Das zeigt die Leidensfähigkeit, die er hat. Er ist ein unfassbar guter Typ, der sehr gut in der Mannschaft ankommt. Er war für uns ein sehr wichtiger Transfer.“

SGE bringt Besiktas-Fans zum Schweigen

Vor dem Spiel kam dabei immer wieder die Atmosphäre im Tüpras-Stadion zur Sprache. Die Stimmung bei Besiktas gilt als eine der besten und lautesten Europas. „Es war eine ganz tolle Atmosphäre. Bis zum Schluss haben die Fans versucht die Mannschaft nach vorne zu pushen. In der Halbzeit hatte ich etwas Ohrensausen, weil es sehr laut war“, zeigte sich Toppmöller hier beeindruckt – und umso stolzer, dass seine Mannschaft hier dagegen gehalten habe: „Es war ein großer Schritt für die junge Mannschaft. Es ging nicht nur um die drei Punkte, sondern auch darum, in diesem Stadion als junge Mannschaft zu bestehen . Umso mehr macht es mich stolz, dass die Mannschaft hier eine gute Kommunikation untereinander hatte, dass sich die Spieler geholfen haben. Für uns war klar, dass wir nur bei kleinen Unterbrechungen eingreifen können. Aber auch das hat gut funktioniert. Und die Ohrenschmerzen sind morgen auch wieder weg!“

Dabei waren es aber nicht nur die Besiktas-Anhänger, die für eine tolle Stimmung gesorgt haben. Auch die Frankfurter Fans waren zahlreich im Stadion vertreten und immer wieder lautstark zu hören – etwas, das es im Istanbuler Stadion sonst eigentlich nicht gibt. Für den 43-jährigen Chefcoach ist die Unterstützung der Fans eine sehr besondere Sache: „Vor dem Spiel ist der Fanmarsch am Balkon vorbeigegangen, als wir gerade gegessen haben. Das hat uns eine sehr gute Energie gegeben. Es ist immer etwas Besonderes, wenn die Jungs die Liebe der Fans spüren. Ich glaube das haben sie sich verdient. Und wir wollen dann im Gegenzug unsere Supporter stolz machen, vor allem auch in der Art und Weise wie wir auftreten. Das haben wir heute richtig gut gemacht.“ Am kommenden Sonntag geht es gleich mit einem weiteren Highlight weiter, dann kommt der deutsche Rekordmeister und derzeitige Tabellenführer der Bundesliga, der FC Bayern München, nach Frankfurt zum Topspiel – schließlich steht die SGE selbst derzeit blendend da und auf Platz zwei der Tabelle. Auch hier könnten die Fans laut dem ehemaligen Münchener Co-Trainer eine große Rolle spielen: „Natürlich ist die Vorfreude auf Sonntag ungebrochen. Wir freuen uns total drauf. Mit unseren Fans können wir den Fans Paroli bieten, auch wenn wir wissen, dass es eine ganz andere Hausnummer ist und dass brutale Qualität auf uns zukommt. Aber ich glaube, dass die Jungs genug Selbstvertrauen getankt haben, um ein sehr gutes Spiel abzuliefern.“

Kleine Schritte auf dem Weg zu Größerem

Mit einem Sieg gegen die Favoriten aus München könnte die SGE die Tabellenführung der Liga übernehmen und so einen weiteren Baustein für eine erfolgreiche Saison setzen. Eine solche Basis könnte auch der Sieg gegen Besiktas gewesen sein. Für Toppmöller gehe es aber derzeit aber noch um den Moment und nicht um irgendwelche Titelambitionen: „Wir tun gut daran, Schritt für Schritt zu gehen und nichts zu überstürzen. Wir haben eine sehr junge Mannschaft und müssen erstmal noch weitere Spiele bestreiten. Wir wollen diese natürlich gewinnen. Wir wissen aber auch, dass die ein oder andere Mannschaft im Wettbewerb ist, die schon Pokale gewonnen hat. Immer mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Wir wissen um unsere Qualität, aber auch, dass wir noch einige Schritte gehen müssen, bevor wir über Titel sprechen können.“