Fredi Bobic eckte schon als Spieler häufiger an - könnte er sich in Frankfurt durchsetzen?
Fredi Bobic eckte schon als Spieler häufiger an – könnte er sich in Frankfurt durchsetzen?

Die endlose Suche nach einem Nachfolger für Heribert Bruchhagen geht in die nächste Runde. Wolfgang Steubing hatte für Donnerstag ein Geheim-Treffen mit Fredi Bobic geplant, welches jedoch nach Bild-Informationen abgesagt wurde. Der Aufsichtsratsboss würde den 44-Jährigen gerne für den Posten des Sportvorstands gewinnen, trifft jedoch auf Widerstände im Gremium. Horst Heldt ist somit weiterhin im Gespräch. Ob es zu einer zeitnahen Lösung kommt, ist allerdings fraglich – anscheinend möchten alle Seiten erst wissen, in welcher Liga die Eintracht im kommenden Jahr spielt.

Doch warum möchte Steubing unbedingt Bobic nach Frankfurt holen? Die Vorbehalte gegen den ehemaligen Bundesligaprofi, der in 285 Partien insgesamt 108 Treffer erzielte, sind groß. Die letzten Jahre als Sportdirektor beim VfB Stuttgart haben negative Spuren hinterlassen. Die letzten Trainerentscheidungen, erst auf Thomas Schneider und später auf Rückkehrer Armin Veh zu setzen, wurden ihm zum Verhängnis. Für Bobic war nach über vier Jahren bei den Schwaben am 24. September 2014 Schluss.

Dabei hatte er einen schwierigen Spagat zu meistern, wie er im Februar diesen Jahres in einem Interview bei goal.com erklärte: „Einerseits musste ich Transferüberschüsse erwirtschaften, andererseits sollte ich die Qualität des Kaders hochhalten und sogar verbessern.“ Dies gelang unter Bobic, der in seinen vier Jahren einen Transferüberschuss von rund 11 Millionen Euro verbuchen konnte. Unter anderem handelte er für Sami Khedira, Christian Träsch und Julian Schieber Erlöse über 28 Millionen Euro aus.

Bobic gelang es ferner, den Bau des neuen Jugendleistungszentrums voranzutreiben und in seiner Zeit mit Bruno Labbadia einen Coach zu holen, der die Stuttgarter in die Europa League und 2013 ins DFB-Pokal-Finale führte. Die Frage, die sich stellt: Warum wollten die Anhänger den Mann mit den jugoslawischen Wurzeln loswerden? Bobic, dessen Berateragentur im Wetteraukreis in Bad Vilbel angesiedelt ist, wirkte in seiner Zeit bei den Schwaben nicht immer souverän, ihm wurde ein zögerliches Verhalten vorgeworfen und zum Ende hin verließ ihn das Geschick bei den Spielertransfers und der Trainersuche. Die Teile passten nicht mehr perfekt zusammen, die Flopquote wurde peu á peu höher und die Außendarstellung permanent unglücklicher.

Kann Bobic der Eintracht bei der Neustrukturierung helfen?
Kann Bobic der Eintracht bei der Neustrukturierung helfen?

Und doch sollte die Arbeit bei den Schwaben nicht nur negativ bewertet werden. Teilweise wurden intelligente und gute Transfers getätigt, aus der Jugend kamen talentierte Spieler nach oben, die für viel Geld transferiert wurden. Bobic scheiterte jedoch an den verkrusteten Strukturen und den Erwartungen im Verein, die nach dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2007 sehr hoch waren. Traditionsvereine, so Bobic, seien natürlich „sexy. Sie verfügen über ein großes Fanlager und eine noch größere Geschichte.“ Allerdings: „Der Fußball hat sich in den letzten Jahren immens verändert. In den 2000ern haben viele Klubs Speck angelegt, sie sind aufgebläht und haben vergessen, dass die Konkurrenz darauf wartet. Leipzig und Hoffenheim etwa haben andere, weitaus schlankere Strukturen mit kürzeren Entscheidungswegen.“

Sein Fazit: Die Traditionsvereine müssten eine neue Identität aufbauen und sich neu erfinden. Ob die Eintracht mit Bobic dazu in der Lage sein würde? Die Lösung wirkt auf den ersten Blick einfallslos und unkreativ. Auf den zweiten Blick jedoch würde die Eintracht einen Mann holen, der gut vernetzt ist und sich während seiner Aufenthalte in den USA und in England weiterbildete. Seine Vorzüge zählt er selbstbewusst auf: „Ich kenne die Teams, habe sie alle gesehen, zum Teil analysiert. Ich kenne Talente, die bei uns nicht so im Blickfeld stehen, und die Verantwortungsträger.“

Bobic ist auf der Suche nach einem Verein, der eine klare Linie verfolgt und bedinungslos hinter dieser Idee steht. In Frankfurt – wo häufig bemängelt wird, dass diese Linie fehlt – könnte er mithelfen, eine solche zu finden. Sein Ende in Stuttgart war zwar unrühmlich – dennoch hat er nicht umsonst im traditionell unruhigen Umfeld der Schwaben vier Jahre lang gearbeitet. Sollte sich der Aufsichtsrat tatsächlich für den Ex-Profi als Sportvorstand entscheiden, dann gilt das Motto: Jeder hat eine Chance verdient!

Autor Christopher

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64 Kommentare

  1. Leute wenn wir ehrlich sind… ist Bobic das beste was uns in Liga 2 passieren kann. Wir können froh sein, wenn uns so namenhafte Personen leiten!

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  2. Nö. Ich will keinen manhaften, ich will einen guten, nächstes Jahr als Erstligist. Genau das ist der Punkt, ich will Ergebnisse, keinen Namen.

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  3. Ich finde es immer sehr schwer die Arbeit bzw. Wahl eines Sportvorstandes zu bewerten. Es ist ja keiner der Entscheidungen im Sportlichen Sinne immer alleine trägt. Transfers werden mit Scouting, Trainerwünschen usw. getätigt. Weitere Personalentscheidungen gehen durch den gesamten Vorstand.

    Nur weil ein Verein zu Amtszeiten eines Vorstandes nicht erfolgreich war muss das ja nicht die Inkompetenz des Sportvorstandes als logische Konsequenz bedeuten. Es sind nunmal viele Rädchen.
    Die Qualifikation eines Amtsträgers wird dann häufig über Vereinserfolge, Vereinsentscheidungen und Orakeleien / Gerüchten in Medien beurteilt.
    Man siehe Steubing / Hellmann die hier oft ungeliebt sind und scharf kritisiert werden. Dabei kann man als Fan die Absprachen und Wege der Entscheidungsfindungen nicht mal erahnen. Wer kann dann von uns deren Kompetenz beurteilen ohne zu wissen die Arbeitsabläufe so sind? Das schlechte Bild entsteht dann durch Erfolge/Misserfolge sowie Medienecho. Warum Schaaf wirklich gegangen ist und ob es wirklich heimliche Insider SMS und Co gab, weiß keiner, aber durch diese Presseberichte und Foren stehen die beiden als Rest Ihrer Eintracht Karriere als Buhmänner da.

    Zum Thema Bobic: Warum nicht? Ich kann seine Kompetenz nicht beurteilen aber wenn er in Ligakreisen einen guten Ruf hat und gut vernetzt ist, dann wird wohl was dran sein.

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  4. @49: So ist das – stimme dir da komplett zu.
    @50: Sportliche Kompetenz wäre natürlich wünscheswert aber das sehe ich 1. als nicht den wichtigsten Faktor an und 2. muss man nicht in der National-Elf gespielt haben um sportlich was auf dem Kasten zu haben. Oder hat die sportliche Kompetenz ein Bobic automatisch weil er zu seiner aktiven Zeit ein ganz passabler Kicker war? Wieso sollte ein Bobic einen Straßenkicker oder Zweitligakicker nach mehrfacher Beobachtung besser beurteilen können als du und ich? Und ein Spielsystem braucht er auch nicht entwickeln – dafür ist der Trainer da. Er muss schauen, dass die einzelnen Komponenten (Spieler untereinander und Trainer) gut zusammenpassen – das kann ein promovierter Psychologe besser als jeder Fußballer, er muß den Verein nach außen und gegenüber Sponsoren gut vertreten und verkaufen können – dafür brauchts vielleicht nen guten Marketing-Menschen. Er muss sich geschickt in Vertragsverhandlungen anstellen – dafür braucht es vielleicht einen Ein- oder Verkäufer aus der Wirtschaft. Er muss weitsichtig mit den finanziellen Mitteln auskommen – hier wäre ein Banker oder ein selbstständiger Unternehmer die erste Wahl.
    Wie in meinem Post #25 beschrieben sehe ich keineswegs, dass man zwingend eine beeindruckende Fußballkarriere hinter sich haben muss um sich in diesem Job einen Namen machen zu können.

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  5. @54
    Hab ich denn an irgend einer Stelle pro Bobic geschrieben?

    Zu Deinen Ausführungen. Genau diese Konstellation, dass nur der Trainer sportliche Kompetenz bei uns hat, möchte ich nicht mehr. Damit sind wir meines erachtens ziemlich auf die Nase gefallen.

    Es muss, meines Erachtens, auch sportlich einen „Aufsichtsrat“ geben – in welcher Form auch immer.

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  6. Nein bitte Bobic nicht. Nein Nein Nein Nein Nein Bitte Nicht Bitte Bitte Bitte Bitte. Das darf nicht wahr sein. Leute Bitte Bitte…… Wetten, wenn Eintracht ihn nicht nimmt, nimmt ihn keiner mehr.

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  7. @Martj2k : Auf keinem Fall sollte die sportliche AUsrichtung und Strategie vom Trainer ausgehen. Sonst kann man bei jedem neuen Trainer die zu ihm passenden Spieler holen und die nicht mehr passenden verkaufen. Das verbrennt nur Geld

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  8. Sorry, aber daß jeder „eine Chance verdient“ hat, ist natürlich in diesem Zusammenhang schon rein logisch Unsinn! Selbst wenn es hieße, daß jeder eine zweite Chance verdiene, würde ich dem nicht uneingeschränkt zustimmen.

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  9. @55: Natürlich sollten mehr Leute als nur der Trainer etwas vom Fußball verstehen – da bin ich bei dir. Ich weigere mich aber es als gegeben zu erachten, dass man für Fußballsachverstand auch selbst schon Nationalmannschaft gespielt haben muss. Hoeneß war ein guter Fußballer und macht(e) seinen Job bei Bayern ganz gut aber zählt doch mal die eigenen sportlichen Erfolge von Calmund, Heidel, Watzke oder Lemke auf, die für Ihre Vereine hervorragendes geleistet haben. Mit Nerlinger, Metzelder, Heldt, Bobic und Kuntz schwirren hier nur Namen durch den Raum, die allesamt gute Fußballer waren aber das ist für mich nicht die Grundvoraussetzung (auch wenn ich mit einigen der genannten Namen sehr zufrieden gewesen wäre). Auch in diesem Forum würde ich einigen sehr großen Fußballsachverstand attestieren und erst recht großes Wissen über die Eintracht (welches ein Bobic und andere Kandidaten ja nicht wirklich haben) aber vermutlich hat kein Schreiberling hier schon Bundesliga gespielt. Ich würde somit lediglich das Bewerberfeld ein wenig ausweiten aber vielleicht ist das ja schon geschehen. Mit einem ehemals großen Namen muss man nicht automatisch gleich der große Visonär sein – das ist ein hoch komplexes Gebilde mit vielen Faktoren wo ich jetzt mit z.B. einem Lothar Matthäus an der Spitze nicht zwingend sofort ein super Gefühl hätte auch wenn er als Spieler unbestritten ein sehr Guter war.
    @57 Joe: Die sportliche Ausrichtung generell sollte in Zusammenarbeit mit dem Trainer erarbeitet werden – er muss ja dahinter stehen. Mir geht es mehr um das Spielsystem, welches sich ja von Spiel zu Spiel ändern kann (wie aktuell bei uns). Und natürlich muss ein Trainer seine (im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten) Wunschspieler nennen und bekommen können – ich denke auch nicht, dass es ein Verein gibt der den Trainer hier nicht einbezieht sondern einen fertigen Kader präsentiert und sagt: nun mach mal. Wie in einem früheren Post schon beschrieben ist das ja immer eine Zusammenarbeit mit Scouting, sportlicher Leitung, Trainer und letztendlich auch Gesamtvorstand und kein Alleingang von irgendjemandem.
    Und außerdem – das sportliche Zukunfts-Konzept kann ich euch sagen aber das qualifiziert mich deswegen noch nicht für diesen Job. Es lautet: junge, talentierte Spieler holen, diese gut ausbilden, mit Ihnen den sportlich denkbar größten Erfolg erarbeiten und dann für utopische Summen idealerweise Richtung England verkaufen. Dieses Ziel mit den Jungen steht aber quasi in den Leitlinien jeder Kreisklassemannschaft und erst recht bei jedem Profiverein weltweit auch wenn es nicht immer praktiziert wird. Da wir nicht mal ne U23 haben um jungen Talenten über längeren Zeitraum die Möglichkeit zu geben sich zu präsentieren haben wir es aber noch schwerer an diese Talente ranzukommen.

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  10. „Die sportliche Ausrichtung generell sollte in Zusammenarbeit mit dem Trainer erarbeitet werden – er muss ja dahinter stehen.“ Nein! Das muss der Verein machen und den dazu passenden Trainer finden. Manche Vereine machen das schon so 😉

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  11. Naja, das Komnzept darf schon mehr ausgearbeitet sein. Will ich eine Mannschaft, die über den läuferischen und kämperischen Ansatz konnt oder will ich eine spielstarke , schnell nach vorne spielende Mannschaft? Will ich viel Ballbesitz? WIll ich über die Außen kommen oder mehr über die Mitte? Muss mein Stürmer hohe Bälle die ich nach vorne auf ihn spiele festmachen können oder spiele ich mehr auf Konter, brauche also einen demntsprechenden Stürmer? Und, und , und. Das dann auch in der Jugend spielen lassen, damit ich entsprechende Spieler aus der Jugend bekomme , die dazu passen. Da brauche ich keine U23. Luca, Sonny und Marc kamen auch nicht über die U23, sondern aus der Jugend. Wenn du es nicht sofor schaffst, dann auch nicht in 3 Jahren.

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  12. @59
    „Ich weigere mich aber es als gegeben zu erachten, dass man für Fußballsachverstand auch selbst schon Nationalmannschaft gespielt haben muss“

    Da bin ich voll Deiner Meinung. Man sieht ja an Arbeitstieren wir Tuchel, Klopp und Heidel und anderen, dass man kein absoluter Vollprofi gewesen sein muss.

    Ich würde mir halt einen Fachmann wünschen, der weiß, wann man wie Gegenpressing spielt, damit er mit dem Trainerteam und dem Scouting über Einkäufe und Strategien Inhaltlich diskutieren kann. Ob dieser Fachmann jetzt Vorstand wird oder vom Vorstand mitgebract wird, ist mir völlig egal – hauptsache wir bekommen wieder mal ein Trainer/Manager-Team, das Laktat nicht für nen Brotaufstrich hält.

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  13. Klopp war übrigens Vollprofi bei Mainz. Aber natürlich muss das nicht so sein. Es gibt für beides Beispiele. Das gilt für trainer und sportliche Leiter. Es gibt da ehemalige Profispieler die gut sind ( und auch schlechte ) und die, die es als Spieler nicht gebracht haben, aber top-Trainer sind.

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