Djibril Sow ist mittlerweile Führungsspieler in Frankfurt. (Foto: Heiko Rhode)

Aller guten Dinge sind drei! Das könnte auch für Eintracht-Mittelfeldspieler Djibril Sow bei der SGE gelten. Nachdem der Schweizer in seinen ersten beiden Jahren bei der SGE noch nicht komplett überzeugen konnte, zeigt der 24-Jährige in dieser Saison sein volles Potenzial. Der Rechtsfuß ist absoluter Stammspieler, Leistungsträger, regelmäßig der Spieler mit der besten Laufleistung bei der SGE und jetzt auch offensiv gefährlich: Bereits an sieben Toren war er direkt beteiligt, dazu zählen auch drei eigene Treffer.

Und: Der Schweizer hat sich zu einem Führungsspieler bei der SGE entwickelt, wie er im Interview mit der „Bild“ auch bestätigte: „Heute haben auch junge Spieler das Recht mal was zu sagen. Richtig ist aber, dass ich in dieser Saison noch mal eine Entwicklung in diese Richtung gemacht habe. Dass mir auch zugehört wird, wenn ich was sage.“ In seinem „Führungsstil bezeichnet er sich als eher ruhigen Chef: „Ich werde selten laut. Das hat den Vorteil, dass mir, wenn ich wirklich mal sauer bin, eher zugehört wird als jemandem, der ständig brüllt.“ Dies geschehe vor allem dann, wenn ihm die Einstellung bei sich selbst oder einem Teamkameraden nicht passe, verriet er: „Wenn jemand nicht für die Mannschaft läuft oder nach einem Fehler stehen bleibt, dann kann ich schon mal böse und laut werden. Das ist bei uns zum Glück nicht oft der Fall. Egal, wer wie viele Fehler macht, der andere versucht, sie auszubügeln.“

Dauerläufer Sow

Im Bundesligaweiten Vergleich der Laufleistung liegt der 24-Jährige auf dem zweiten Platz, nur Manuel Prietl von Arminia Bielefeld toppt die 193,51 Kilometer von Sow mit rund drei Kilometern mehr. Sow erklärt, dass diese Leistungen etwas mit „mit professionellem Leben und Prävention zu tun“ haben und etwas mit seiner Vergangenheit zu tun habe: „Als ich kam, habe ich mich gleich schwer am Muskel verletzt. Damals hab‘ ich mir gesagt: ‚So etwas soll nie wieder passieren.‘ Seitdem arbeite ich täglich mit unserer medizinischen Abteilung, absolviere Übungen, um an meinen Schwachstellen zu arbeiten. Und ich setze auf Dry Needling, eine spezielle Form der Akupunktur mit Strom, um die Muskulatur aufzulockern. Das tut mir gut, ich habe seitdem keine Probleme.“

Aber: Nicht nur bei der Laufleistung ist Djibril Sow spitze, sondern auch seine übrigen Leistungen sind in dieser Saison wie oben bereits beschrieben regelrecht explodiert. „Das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun und ist ein Prozess. Dazu kommen die Inputs von den Trainern. Erst die zwei Jahre unter Adi Hütter, jetzt Oliver Glasner – da versuche ich immer, das Beste mitzunehmen. Ich bin zufrieden, wie meine Entwicklung läuft“, so der Vater einer Tochter. Den offensiven Aufschwung erklärt der defensive Mittelfeldspieler – auch – mit einer Frankfurter Fußball-Legende. Er sei zwar nicht bei Alex Meier in die Schuss-Schule gegangen, aber: „Er ist oft bei uns im Training und hat früher viele seiner Tore mit der Innenseite erzielt. Er gab mir den Tipp, es auch mal zu probieren. Er hat beobachtet, wie ich oft überhastet mit Vollspann geschossen habe und sagte: ‚Du hast so einen guten Schuss, versuch‘ doch einfach, im Spiel ruhig zu bleiben und die Innenseite zu nehmen.‘ Die Tore geben ihm ganz klar recht.“

Dabei bezeichnete er vor allem seine ersten Jahre bei der SGE, als er von vielen Medien, Experten und Fans des Öfteren bzw. durchgängig kritisiert wurde, durchaus als schwierig: „Natürlich machst du dir da Gedanken, zumal es in der Zeit zuvor nur bergauf ging. Aber wenn du den Fußball heute beobachtest, dann siehst du, dass es in jeder Mannschaft Spieler gibt, die ständig kritisiert werden. Das ist fast schon normal geworden. Da musst du einfach drüber stehen. Am Ende sind es ja nicht die Fans oder Journalisten, die entscheiden, ob du spielst oder nicht. Das ist mein Rat an junge Spieler: Drüber stehen und an sich glauben. Denn jeder, der einen Vertrag hat, ist zu Recht in einem Bundesliga-Team.“

„Fußball ist nicht nur Business, sondern vor allem Leidenschaft.“

Immer wieder gibt es – auch wegen der starken Leistungen – Gerüchte um einen Verkauf des Mittefeldmannes, der mittlerweile einen Marktwert von 17,5 Millionen Euro hat. Er selbst sei hier aber total entspannt und habe keinen genauen Plan. Nur ein paar Dinge seien ihm wichtig, verriet er: „Die Vereine, bei denen ich spiele, haben Tradition und eine große Aussagekraft nach außen. Und das ist auch in Zukunft mein Traum. Deshalb werde ich nie nach China oder Saudi-Arabien gehen, nur weil ich da richtig abkassieren kann. Ich will bei Vereinen spielen, mit denen ich mich identifizieren kann. Da macht es auch viel mehr Spaß, auf dem Platz alles zu geben. Fußball ist nicht nur Business, sondern vor allem Leidenschaft.“

Absage an Paris St. Germain

Dabei verriet er ein pikantes Detail, denn für seinen Wechsel zur SGE habe er auch einem absoluten Schwergewicht im europäischen Fußball abgesagt: „Bevor ich zu Eintracht kam, hatte ich auch Gespräche mit Paris St. Germain. Aber ich denke, ich passe viel besser zur Eintracht als in so ein Star-Ensemble. Klar, wäre ich nach Paris, könnte ich jedes Jahr in der Champions League sein oder Meister werden. Aber wenn du selber dann nur selten spielst, was bringt dir das? Mit Eintracht einen Titel zu holen oder in der Champions League zu spielen, das wäre das Highlight der Karriere.“ Einen Titel mit der SGE sehe er auch noch immer im Bereich des Möglichen: „Ich habe immer gesagt: ‚In diesem Verein gibt es keine Grenzen.‘ Jetzt sind wir schon wieder im Achtelfinale der Europa League, und wer weiß, was da noch rauskommt. Ich habe für die Zukunft viel Vorfreude und Motivation, etwas zu erreichen.“

Größenwahn vermeiden – oben angreifen

Am kommenden Samstag heißt die Aufgabe aber erst einmal Borussia Dortmund. Der derzeitige Tabellenzweite gastiert im Frankfurter Waldstadion und die SGE könnte hier trotz des schwachen Starts in die Saison auf Platz drei springen. „Ich bin das dritte Jahr in der Bundesliga, ich weiß inzwischen wie schnell alles gehen kann. Dieses Jahr ist es noch mal spezieller, weil es noch enger zusammen ist. Deshalb weiß ich, dass wir jetzt nicht nachlassen dürfen. Wenn wir wieder den Größenwahn haben und denken: ‚Sechster Platz, nah an den ersten Drei – super!‘ dann fallen wir schnell runter“, mahnte der Schweizer aber. Hier sei die vergangene Saison als Beispiel anzusehen: „In der vergangenen Saison haben wir auch mehr von anderen Dingen geredet als auf dem Platz Leistung zu bringen. Das kam vor allem von außen, aber es hat uns nicht gutgetan. Deshalb: Diesmal einfach fokussiert bleiben bis zum Schluss, das ist für uns am besten.“

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14 Kommentare

  1. Spieler auf der 8 werden immer runtergemacht. Wahrscheinlich liegts daran, dass ihre Aufgabe nicht so klar verteilt ist, sie müssen grätschen wie 6er und hin und wieder das Spiel machen wie 10er. Wenn Gelson einen weggegrätscht hat, war man froh wenn der Ball danach irgendeinen eigenen Spieler erreicht. Bei Sow wird schon gemeckert wenn er daraufhin quer spielt.

    So ergehts aber wirklich vielen 8ern, selbst Kroos wurde in seiner besten Zeit permanent kritisiert.

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  2. Das Problem an der Position ist eben, dass viele Leute nur sehr ballorientiert ein Fussballspiel verfolgen. Gerade im TV durch die Kamerafixierung auf das Ballgeschehen sieht man oft nicht die enorme Laufleistung der zentralen Mittelfeldspieler. Und in die Bewertung dieser fließen dann eben nur auffällige Szenen ein: Abschluss am 16er beim nachrücken oder eben durch ne spektakuläre Grätsche ne ballerorberung. Einen Konter durch Laufleistung zugestellt oder nen sehr guten vor-vorletzten Pass gespielt zu haben, geht dabei oft unter.
    Selbst im Stadion wundere ich mich manchmal, welches Spiel so manch einer gerade schaut, wenn da mal irgendwelche bullshit bingo Kommentare lautstark geäußert werden.

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  3. @3:

    Ganz genau. Wobei in letzter Zeit zumindest im Fernsehen mehr auf Laufleistung und vorletzter Pass geachtet wird. Ich denke wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir so gut besetzt sind in der Zentrale. Grad im Vergleich mit Kohr merkt man auch nochmal wie unglaublich gut ein Jakic ist.

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  4. Djibi ist klasse. Ich mag den Jungen. Unaufgeregt, demütig nach außen, ein Mittelfeldmotor per excellence auf dem Rasen. Und eine ehrliche Haut, die den Verein zu schätzen weiß.
    Von ihm wird noch mehr kommen. Hoffentlich noch lange in unseren Farben

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  5. Guter Einwurf, Begoni. Das habe ich mir lange abgewöhnt. Der Blick ist immer weg vom ballführenden Spieler, hin zu einem ganzen Aktionsblock.

    Der Blick auf das taktische Verhalten aller Spieler in Passreichweite des Ballführenden ist absolut erhellend, wenn man konsequent dabei bleibt. Auch beim Gegner.

    Einem Fehlpass und Ballverlust gehen sehr sehr oft taktische Fehler oder Versäumnisse der anderen Spieler voraus.

    Sehr schön zu beobachten ist gelegentlich mal, wenn ein Pass konsequent dahin gespielt wird, wo der Mitspieler hätte sein müssen. Undankbare Sache, wer den Maluspunkt in den Stats dann bekommt.

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  6. @4

    Ich sehe einen kohr gar nicht so negativ. Eigentlich unterscheidet sich der gar nicht so sehr von jakic. Jakic hat am Anfang sogar noch eher sinnlos drauf los gedribbelt.
    Kohr ist weniger passstark als jakic, aber von der physischen Spielweise eben relativ ähnlich.
    Jakic hat aber eben noch mehr Luft nach oben im Potential.
    Es wird schon nen Grund geben, warum Mainz den für 5 bis 6 Mio fest verpflichten will.
    Meiner Meinung nach litt ein Kohr eben auch sehr stark unter der Nichtbeachtung seiner Leistung auf dem Platz. Die war sogar relativ solide bei uns. Er stand halt in der Kritik, weil er ne hohe Ablöse kostete und man wohl andere Dinge von ihm erwartete.

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  7. Oh. Ich wollte gar nicht den Stab über Kohr brechen. Ich mag ihn als Typ und Spieler! Aber ich sehe schon einen Unterschied was die Spielübersicht angeht. Für mich ist Kohr wirklich ein reiner Sechser mit toller Zweikampfführung. Bei Jakic sehe ich aber viel mehr Spielverständnis und Übersicht. Man kann seine Rolle gar nicht zu hoch bewerten: er stieg ein in ein nicht funktionierendes System, hat es stabilisiert und hat dennoch auch Impuls nach vorne gesetzt. Ich erwarte von Jakic noch viel mehr für unseren Spielaufbau. In meinen Augen ist er ein 6er im Lotto. Aber naja, bin auch ziemlicher Fan 😉

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  8. @begoni:

    Sehe ich ein bisschen anders. Beide spielen relativ körperbetint, aber Kohr war eher jmd der mal dazwischenhaut, während Jakic bissiger ist, den Gegner unentwegt nervt und ihm so richtig die Laune verdirbt.

    Sow entwickelt sich wirklich von Saison zu Saison weiter und hat inzwischen intermationale Klasse. Auch bei ihm sollte langsam mal wegen einer Verlängerung Gespräche geführt werden.
    Im Sommer hat er noch zwei Jahre Vertrag und ich habe keine Lust darauf, regelmäßig am kürzeren Hebel zu sitzen und unter Wert verkaufen zu müssen, weil der Spieler sonst ablösefrei geht.
    Klar kosten Gehaltsverlängerungen Geld, aber wenn die Spieler starke Leistungen bringen, haben sie es auch verdient.

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  9. Sofort den Vertrag langfristig verlängern, selbst mit einer hohen festen Ausstiegsklausel.
    Der junge Mann hat das Eintrachtgen verinnerlicht.

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  10. Djibi wurde mMn immer viel zu kritisch gesehn. Klar war sein Preisschild damals ein dickes Paket was er da zu schleppen hatte, und er hatte natürlich auch schlechte Spiele. Aber Wille, Einsatz und Mentalität haben bei ihm aber eigentlich immer gestimmt. Ich persönlich hab ihn immer gemocht, von daher freut´s mich das er jetzt so nen Lauf hat.

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