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Foto: Imago/Osnapix

Sonnys Geschichte lebt weiter

Kommt man mit dem Auto oder zu Fuß bei Tor 3 am Frankfurter Waldstadion an, begrüßt den Besucher ein Schild mit der Aufschrift: „Nie wieder ist jetzt!“ Daneben das Logo von Eintracht Frankfurt. Darunter steht geschrieben: „Passt auf. Seid hellhörig.“ Es waren die Worte von Helmut Sonneberg, genannt “Sonny”, dessen Konterfei daneben prangt.

Immer wieder hat der Holocaust-Überlebende, der im Februar vergangene Jahres im Alter von 91 Jahren gestorben ist, diese Worte gewählt, wenn er gemahnt hat vor Rechtsextremismus, Judenhass und Ausgrenzung. “Sonny” hat all das in jungen Jahren am eigenen Leib erlebt. Lange hat er darüber geschwiegen.

Buch über das Leben von Helmut Sonneberg

Erst gegenüber Matthias Thoma, Leiter des Eintracht Frankfurt Museum, hat er sich 2018 erstmals geöffnet und von den Erniedrigungen durch die Nazis berichtet. Thoma hat nun ein Buch über das Leben von Helmut Sonneberg veröffentlicht. „Von Ausgrenzung und Eintracht – Sonnys Geschichte“, heißt das von Henrich Editionen herausgegebene Buch.

Es erzählt die Geschichte von einem, der von den „Nazis zur Vernichtung bestimmt war“. Einem Frankfurter Bub, der die Eintracht wie kaum einer liebte. Einem, der lange schwieg und dann umso leidenschaftlicher für demokratische Werte und gegen Ausgrenzung aufstand. Es ist eben Sonnys Geschichte, die Thoma ohne große Pathos, dafür mit der nötigen Distanz und Nüchternheit, erzählt.

“Sonny” zog Menschen in seinen Bann

Helmut Sonneberg, der nach dem Krieg seine Liebe für die Eintracht entdeckte und den Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1959 mit schwarz-weißen Zylinder auf dem Kopf und im VW-Käfer auf Tour, feierte, ist einer, der die Menschen beeindruckte, schreibt Thoma. „Wenn Sonny von der Eintracht erzählte, zog er die Fans in seinen Bann. Und er über die Verfolgung durch die Nazis sprach, wurde es im Publikum ganz still.“

Sonneberg erlebte Angriffe durch die Hitlerjugend, wurde wegen seiner jüdischen Herkunft in einem Waisenhaus von seinen Eltern isoliert und später ins Ghetto nach Theresienstadt deportiert. „Da war ein Geschrei, gleißendes Licht, wie beim Flutlicht im Stadion, Hundegebell, Geschrei und Trillerpfeifen und, und, und. Also, es war sehr beängstigend“, schildert Sonnenberg im Buch eindrucksvoll seine Erinnerungen an die Ankunft in Theresienstadt.

Bei der Eintracht fand er nach dem Krieg eine Gemeinschaft, wirkte im Vereinsarchiv mit und war schon mal mit dem Kohletransporter auf Auswärtsfahrt, um die Adlerträger live zu sehen. Bei der Eintracht, dessen lebenslanges Mitglied Sonneberg war, wird Sonnys Geschichte auch in den kommenden Generationen erzählt werden.

Axel Hellmann regt Gedenktafeln an

Damit das so bleibt, hat Eintracht-Vorstand Axel Hellmann Gedenktafeln für verstorbene Eintracht-Fans angeregt, “mit Name, Foto und kurzem Lebenslauf.” Den Anfang soll “Sonny” machen. Es wäre ein würdiger Beginn.

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2 Kommentare

Fallback Avatar 1. Robson83 11. September 24, 11:08 Uhr

"Axel Hellmann regt Gedenktafeln an"

Das sind die Momente wo ich vor Stolz platze Eintracht-Fan zu sein. Als 9 jähriger hat mich die Eintracht gepackt. Ohne geografische Nähe und ohne Eintracht-DNA in der Familie. Auch wenn es n Zufall ist, ists für mich doch immer wieder schön dass die Werte meines Vereins im Regelfall zu meinen passen. Gibt's, so in der Form, höchstens noch beim FC St. Pauli (die z.B. nach nem Selbstmord eines Vereinsmitglieds die Selbsthilfegruppe St. Depri e.V. gegründet haben).

Ich bin in Leipzig geboren - was bin ich froh mich als 9 jähriger nicht für Chemnitz etc entschieden zu haben....

Vielleicht liegts auch an meiner Brille, aber wir sind schon n besonderer Verein!

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 2. Scheppe Kraus 11. September 24, 12:59 Uhr

Ja, mein lieber Robson, da bin ich absolut bei dir! Hatte so ähnliche Gedanken schon oft und die SGE ist echt ein besonderer Verein. Kann mir keine bessere erste Gedenktafel, als die für Sonny vorstellen.
Als Gastarbeiterkind bin ich extrem froh drum, dass es meine Eltern damals nach Frankfurt verschlagen hat. Nicht auszudenken, was evtl passiert wäre, wenn der Weg nach München erfolgt hätte. Aber zur Beruhigung denke ich mir einfach, dass ich Sechziger geworden wäre. 😉

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