Eine kleine Zeitreise ins Bundesliga-Jahr 2017/18. Es ist der 26. Spieltag, Borussia Dortmund empfing Eintracht Frankfurt und es schien, als würde das Auswärtsteam einen verdienten Punkt aus dem Signal Iduna Park entführen. Doch ein gewisser Michy Batshuayi machte den Hessen letztlich mit einem Doppelpack einen Strich durch die Rechnung und bescherte seinem damaligen Arbeitgeber wichtige drei Punkten im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Besonders der Last-Minute-Treffer des Belgiers zum 3:2 war der endgültige Knock-Out für die Gäste aus Frankfurt. Es waren zwei seiner insgesamt neun erzielten Treffer für die Borussen. Nach seiner halbjährigen Leihe folgten weitere Stationen, bis Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche auf den letzten Drücker am Deadline Day den nächsten Transfer für die offensive Abteilung eintütete und Batshuayi seit Montag offiziell ein Adlerträger ist. Doch der Reihe nach: Wer ist eigentlich Michy Batshuayi? Was sind seine Qualitäten und welche Stationen hat der Angreifer bisher in seiner Vita vorzuweisen?
Angefangen in Belgien – erster Auslandswechsel
Um die Fragen nacheinander beantworten zu können, beginnen wir mit den Anfängen seiner steilen Fußballkarriere. Batshuayi kam am 2. Oktober 1993 als Sohn kongolesischer Einwanderer in der belgischen Hauptstadt Brüssel zur Welt und lernte zehn Jahre später in der Jugend von RFC Evere das Treten gegen den Ball. Nach weiteren Stationen im Jugendbereich – u. a. RSC Anderlecht – landete der Belgier letztlich bei Standard Lüttich. Beim damaligen Europa-League-Gegner der Eintracht schaffte er 2011 den großen Sprung in die Profimannschaft und ging da drei Jahre lang auf Torejagd. In 120 Spielen markierte er 44 Tore und 13 Vorlagen und machte so auf sich aufmerksam. Olympique Marseille sicherte sich die Dienste des Mittelstürmers und Batshuayi wagte erstmals den Schritt ins Ausland. An der Cote d’Azur konnte der zu der Zeit junge Angreifer seinen Torriecher bestätigen, mit 33 Toren und zehn Assists tat er es dem FC Chelsea an und wurde sogar 2015 mit der erstmaligen Nominierung für die belgische A-Nationalmannschaft belohnt. Zuvor ging er im Zeitraum von 2012 bis 2014 für die U21 der „Roten Teufel“ auf Torejagd.
Stagnation in der Entwicklung – mehrere Leihwechsel
Die Reise seiner steilen Karriere ging also mit einem Wechsel zu Chelsea 2016 weiter. Trotz einer soliden Bilanz von 25 Toren und sechs Vorlagen in 77 Spielen auf der Insel hatten die „Blues“ nach zwei Saisons keine Verwendung mehr. Es folgten mehrere Leihstationen, wodurch seine Entwicklung zu stagnieren begann. Bei seiner ersten Leihstation, Borussia Dortmund, sollte der 1,85 große Stürmer den abgewanderten Pierre-Emerick Aubameyang beerben und der neue „Batman“ werden. Schließlich gab sich der Belgier selbst den Spitznamen „Batsman“. Sein Markenzeichen ist deshalb wie beim Batman die Fledermaus. Bei seiner halbjährigen Leihe verbuchte „Batsman“ im Trikot der Schwarz-Gelben wettbewerbsübergreifend immerhin neun Tore und eine Vorlage in 14 Pflichtspielen. Der Aubameyang-Nachfolger war auf dem besten Wege, zum Publikumsliebling zu avancieren, ehe ein Bänderriss im Sprunggelenk ihn für die letzten vier Rückrundenspiele der Bundesliga außer Gefecht setzte. Letztlich kam es nicht zu einem festen Kauf und das Kapitel BVB und „Batsman“ fand schnell ein Ende. Es folgten mit dem FC Valencia und Crystal Palace weitere Leihstationen, in denen der gebürtige Brüsseler jedoch nicht an seine guten Leistungen anknüpfen konnte. Es schien für Batshuayi aussichtslos, bis er mit seiner letzten Leihe wieder Fuß fassen konnte, denn Besiktas Istanbul bekam für die Saison 2021/22 den Zuschlag. Beim türkischen Traditionsklub konnte er seine Torqualitäten wieder unter Beweis stellen und markierte in 33 „Süper Lig“-Spielen stolze 14 Tore plus fünf Vorlagen. Dennoch legten die Türken mit dem sechsten Platz eine enttäuschende Saison hin. Die Wege trennten sich wieder nach einer Saison, der Türkei kehrte der Torjäger dennoch nicht den Rücken. Stadtnachbar und Rivale Fenerbahce Istanbul wurde auf die starken Leistungen aufmerksam und verpflichtete den Belgier für die Saison 2022/23 fest. Der FC Chelsea wurde seinen Spieler nach etlichen Leihen also los. In Istanbul unterschreib er einen Zweijahresvertrag und konnte sein Glück endgültig wieder finden. Nach einer gewissen Anlaufzeit entwickelte er sich sukzessiv zum wichtigen Spieler und traf in 32 Pflichtspielen 20-mal ins Tor und steuerte zwei Vorlage bei.
Wechsel zu Gala sorgt für Shitstorm
In seiner zweiten Saison bekam Batshuayi jedoch mit der Verpflichtung von Starstürmer Edin Dzeko große Konkurrenz. Der Bosnier hatte letztlich im Kampf um einen Stammplatz die Nase vorn, Batshuayi musste sich nur noch mit der Rolle des Reservisten begnügen. Dennoch verlor er seinen Torinstinkt nicht und schaffte es auf beachtliche 24 Tore und drei Assists in 43 Pflichtspielen. Zum Ende der Saison lief sein Vertrag aus und beide Parteien konnten sich nicht auf eine Weiterbeschäftigung einigen. Der große Rivale Galatasaray Istanbul war der Nutznießer und nahm den Angreifer für die aktuell laufende Saison 2024/25 unter Vertrag. Batshuayi klapperte damit alle drei großen Vereine in Istanbul ab. Welche Gefahr dieser Schritt mit sich bringt, musste der Spieler am eigenen Leib erfahren. Mit seinem Wechsel zum großen gehassten Rivalen zog er den kompletten Unmut der Fener-Fans auf sich. Es ging sogar so weit, dass er, seine Frau und das gemeinsame Kind Morddrohungen und rassistische Beleidigungen im Internet ausgesetzt waren. Bei all der Rivalität, dem aufstauenden Frust und der gesunden „Feindschaft“ im Fußball wurden hier jegliche Grenzen meilenweit überschritten, wovon man sich natürlich klar und deutlich distanzieren sollte.
Im Schatten von Osimhen
Zum Sportlichen: Beim türkischen Rekordmeister erhoffte sich die Führungsetage, dass Batshuayi seine Qualitäten auch bei seinem neuen Arbeitgeber unter Beweis stellen konnte, wobei klar war, dass er auch da in der Sturmhierarchie eher die zweite Geige spielen sollte. Durch die Verpflichtung von Starstürmer Victor Osimhen kam der mittlerweile 31-Jährige nur zu Kurzeinsätzen. Trotzdem stehen immerhin in insgesamt 852 gespielten Minuten sieben Tore und zwei Vorlagen zu Buche.
Auf diese Qualitäten kann sich die SGE freuen
Mit der Verpflichtung von Europameister Alvaro Morata und Ex-Schalker Ahmed Kutucu verringerten sich die Aussichten für Batshuayi, auf mehr Spielzeiten zu kommen. Gala musste also seinen Spieler nach bereits einem halben Jahr wieder abgeben. Die Frankfurter Eintracht machte sich das zu Nutze und eiste im letzten Moment vor Schließung des Transferfensters den Offensivspieler aus der Türkei los. Nach erfolgreichem Aufenthalt am Bosporus kehrte der Ex-Dortmunder wieder zurück in die Bundesliga und soll nach dem Abgang von Omar Marmoush zusammen mit Neuzugang Elye Wahi die frappierende Lücke schließen. Mit seinen 31 Jahren bringt er reichlich an Erfahrung mit und kann so den jungen Spielern weiterhelfen. Zudem bringt er gewisse Fähigkeiten mit, die der Offensive eine entscheidende Note verleihen können: Er ist aufgrund seines Gardemaßes von 1,85 Meter kopfballstark, bringt mit seiner Physis eine gewisse Wucht mit, kann aber auch aufgrund seiner Schnelligkeit in den Lauf geschickt werden. Zudem kann er Bälle festmachen und lässt sich gerne fallen, um die entsprechenden Räume für die pfeilschnellen Offensivspieler zu schaffen. Summa summarum ein kompletter Stürmer, der als Ergänzung dienen soll – eine Rolle, die er bestens kennt, erfolgreich ausgeübt hat und akzeptieren kann. „Er ist ein robuster Spieler mit einer guten Geschwindigkeit und guten Boxpräsenz, der einen guten Abschluss hat. Das ist das, was wir brauchen, um eine gewisse Flexibilität und Variabilität in der Offensive zu haben“, sagte Sportvorstand Markus Krösche im vereinseigenen Interview über den Neuzugang. Er ist ein anpassungsfähiger und mannschaftsdienlicher Spieler, der sein Bestes gibt, sobald er auf dem Platz steht. Mit seiner extrovertierten und lustigen Art wird er sicherlich der Mannschaft gute Laune und die nötige Motivation bereiten. Zudem kennt er aus seiner Dortmunder Zeit die Bundesliga und mit seinem damaligen Doppelpack die SGE. Zukünftig soll er die Tore für Eintracht Frankfurt schießen.
6 Kommentare
Generell ein toller Artikel.
Aber, was ist „gesunden Hass“?
Wie kann Hass gesund sein?
Krasse Verfehlung!
Michy hat bei jeder Station genetzt und das nicht zu wenig. Das darf man positiv betrachten, grade bei den häufigen wechseln. Da brauchen die meisten erstmal ne Zeit sich einzugewöhnen!
Von daher ist er genau der richtige, einer der keine große Eingewöhnung benötigt, sondern weiß wo das Tor steht! Dennoch sollte man nicht drauf setzen, dass er 10 Buden macht in der RR. Wenn’s so kommt, überragend!
Es reichen auch weniger Tore, wenn er Lücken reißt und andere dafür das ein oder andere Tor schießen.
Ich bin gespannt.
Hallo yoda,
Danke für deine Rückmeldung. Du hast den Terminus "gesunder Hass" wohl missinterpretiert respektive ich habe mich falsch ausgedrückt. Mit "gesunder Hass" soll gesunde Rivalität bzw. Feindschaft gemeint sein. Du hast Recht, der Ausdruck "Hass" ist in diesem Zusammenhang etwas irreführend. Gemeint sind z. B. Gesänge wie "Wer nicht hüpft, ist Offenbacher" oder Ähnliches. Gesunde Rivalität sollte niemals in Gewaltanwendungen und rassistische, homophobe und andere menschenverachtende Sprüche münden. Dann ist sie nicht mehr gesund. Ich hoffe, ich konnte aufklären. Ich habe den Begriff "Hass" deshalb in "Feindschaft" korrigiert.
Hallo Emre,
dachte schon, dass es so gemeint war. Die Wortwahl war unglücklich.
Danke und toll, dass du es geändert hast.
Daumen hoch!
Vielleicht ist es gut mal einen "etwas älteren" Spieler verpflichtet zu haben. Wenn er sich bei uns wohlfühlt, bleibt er dann hoffentlich auch mal länger und will nicht schon wieder wechseln.
Ich freue mich jedenfalls auf ihn und wünsche ihm und uns viele "Batsman" - Tore für unsere Eintracht.
Warum muss ich spontan an Bas Dost denken, wenn ich den Artikel lese?
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