Linksfuß Filip Kostic überzeugte be der Eintracht zuletzt in ungewohnter Rolle.

Jetro Willems und Taleb Tawatha stehen als nominelle Linksverteidiger im Kader. Gespielt hat zuletzt allerdings ein anderer: Filip Kostic. Der Serbe weiß in ungewohnter Rolle zu überzeugen und hat, so scheint es, den Spaß am Fußball in Frankfurt wiedergefunden.

Anfängliche Skepsis beim Ex-Hamburger

Nicht wenige Frankfurter Anhänger dürften bei der Verpflichtung Kostics erstmal skeptisch dreingeblickt haben. Ein Spieler, der mit dem HSV historisch abgestiegen war und dort nie so wirklich warm wurde und nun unbedingt in der Bundesliga bleiben will, kommt zur Eintracht. Sicher. An dieser Stelle sei zugegeben, dass nicht viele Spieler in Hamburg ihre Leistung bestätigen oder gar besser werden konnten. Aber Fredi Bobic dürfte sich vor allem an die Stuttgarter Zeiten des Linksaußen erinnert haben, als er die Bundesliga noch unbekümmert aufmischte. Das Makel allerdings: bei seinen beiden Bundesligaklubs stieg Kostic am Ende in die zweite Liga ab. Gespielt hat er dort allerdings nie.

Zu alter Stärke in passendem Umfeld? Kostic überrascht defensiv

Die Frankfurter Verantwortlichen spekulierten bei der zweijährigen Leihe (mit Kaufoption zwischen fünf und sechs Millionen Euro) wohl darauf, dass der 25-Jährige in einem ruhigeren Umfeld mit bekannten Gesichtern wie seinen Landsmännern Luka Jovic und Mijat Gacinovic wieder zu alter Stärke findet. In den ersten Spielen allerdings auf gewohnter Position auf der linken offensiven Seite fehlte verständlicherweise noch die Bindung. Kostics Stunde allerdings schlug, als Adi Hütter zum Improvisieren gezwungen war. Jetro Willems? Gesperrt. Taleb Tawatha? Verletzt. Ebenso wie Timothy Chandler. Gegen Leipzig also begann vorab die Suche nach einem Linksfuß, der Dynamik nach vorne besitzt, aber gleichzeitig auch den Rückwärtsgang beherrscht. Kostic, dem immer ein gewisses Phlegma nachgesagt wurde, hätte auf den ersten Blick wohl vor allem wegen letzterem aus dem Raster fallen müssen. Die Chance bekam er dennoch. Und er nutzte sie. Als Hütter in Dortmund und Marseille wieder auf eine Viererkette setzte, rückte Kostic zwar wieder eine Position nach vorne, aber in der vergangenen Woche machte der Serbe alle drei Spiele auf der ungewohnten Position.

Auch Hütter überrascht – Kostic zweikampf- und laufstark

Ob der Österreicher schon bei der Verpflichtung des Ex-Hamburgers an eine solche Möglichkeit gedacht hatte? „Ganz ehrlich? Nein. Aber er hat sich dahingehend entwickelt und gegen Leipzig, eine laufstarke Mannschaft, gezeigt, dass er es spielen kann.“ Und das besser als erwartet. Vor allem in der Defensive agiert Kostic überraschend kompromisslos. 57 Prozent seiner Zweikämpfe konnte er in der Liga gewinnen. Zum Vergleich: Sein Pendant auf der Gegenseite, Danny da Costa, gewann mit 62 Prozent sogar noch mehr, ist aber im Gegensatz zu Kostic auch ein gelernter Rechtsverteidiger. Im Schnitt marschiert der Linksfuß 11,4 Kilometer pro 90 Minuten. Danny da Costa läuft „nur“ 10,8 Kilometer, Jetro Willems 10,9 im Schnitt. Ein Wert, der sich durchaus sehen lassen kann. Und vor allem macht Kostic auch die Wege zurück konsequent.

Hütter holt Kostic aus der Schublade

Ein Fakt, der so nicht zu erwarten war. Wurde ihm gerade in Hamburg immer wieder auch mal Eigensinn und mangelnder Teamgeist nachgesagt. „Wenn man in einer Schublade drin ist, ist es schwer, da rauszukommen“, weiß sein Trainer. „Man muss sich den einzelnen Spieler anschauen, welche Qualitäten, welches Potenzial er besitzt.“ Kostic sei in ein Team gekommen, das ihm helfe und zeige, dass er ein wichtiger Spieler ist. „Mit seiner Leistung gibt er viel davon zurück.“ Adi Hütter ist mit seiner Versetzung eine Position nach hinten durchaus ein kleiner Glücksgriff gelungen, gleichzeitig hat er einen Spieler aus einer vermeintlichen Schublade herausgeholt. „Ich muss ihm ein Kompliment dafür aussprechen, wie er sich in den letzten Wochen präsentiert hat. Eine tolle Verpflichtung, ein guter Junge, der sich in Frankfurt pudelwohl fühlt“, sieht der 48-Jährige auch das Umfeld für die Leistungssteigerung des Serben verantwortlich. Zuletzt legte der 127-fache Bundesligaspieler sogar an Effektivität zu. Gegen Lazio Rom traf Kostic selbst, in Hoffenheim konnte er seinen ersten Assist für die Hessen verbuchen. So darf es nach der Länderspielreise des 28-fachen Nationalspielers sicher gerne weitergehen.

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7 Kommentare

  1. M. E. kann man viele Spieler zum Außenverteidiger umfunktionieren. Sie müssen nur schnell und wendig sein, damit sie die Finten der Stürmer mitmachen können. Gaci könnte das bestimmt auch, er ist vielleicht nur nicht stämmig genug.

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  2. Eine ähnliche Skepsis lag auch bei Rebic vor, auch wussten alle um sein Talent und auch in seinem Fall wurden Phlegma, schwieriger Charakter etc. genannt. Ich hoffe, dass Kostic einen ähnlich steilen Werdegang bei uns hinlegt wie Rebic. Wenn das so weitergeht, dann wird seine KO noch zum Schnäppchen.

    Als nächstes könnten wir ja testen, wie sich Willems als DM macht oder ob ein Müller zur Entlastung Da Costas auch einen RV abgeben könnte 🙂

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  3. Müller oder Gacinovic rechts , das würde auch gehen: Grantler, dazu muss man nicht stämmig sein. Lahm war ein Hemd, aber intelligent ( auch wenn ich ihn nicht mag ).

    Bei Kostiv war ich sehr skeptisch. Für mich der schwächste Einkauf. Ich bin froh, dass ich mich so sehr getäuscht habe. Der macht das links echt gut. Gute Alternative zu Willems. Kann auch vorne spielen, wenn es da mal personell eng w
    Wenn jetzt noch Stendera auf die Beine kommt ( das liegt auch viel an ihm, die Chnce ist da) und vielleicht Beyreuther eine Chance bekommt ( wenn wir uns auf dem Nivaeau stabilisieren wäre das mal drin ) , wäre das für mich perfekt

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  4. Nachdem ich zunächst auch Hütter gegenüber skeptisch war und nach den ersten Spielen dachte, Oh, mein Gott… muß ich jetzt aber deutlich meine Einschätzung revidieren. Ich meine, wir haben einen sehr guten Trainer an Land gezogen Er schien zwar in den ersten Wochen für meinen Geschmack etwas zu ’schüchtern‘ zu sein, vielleicht auch nicht laut genug, hat aber in den nachfolgenden Wochen deutlich gezeigt, nach meiner Meinung, dass er durchaus etwas von seinem Handwerk zu verstehen scheint.
    Wahrscheinlich musste er sich auch erst einmal mit der ganzen Situation vertraut machen. Und einfach war es nach den ersten Dämpfern bestimmt nicht. Aber jemand der Qualität mitbringt, findet auch in solchen Situationen gute Lösungen.
    Hütter ist für mich jemand, wo ich – auch wenn es noch sehr früh in der Saison ist – sagen möchte, dass ich den Eindruck habe, dass Bobic und Hübner den Richtigen an Land gezogen haben. (Bei anderen Maßnahmen bin ich halt wesentlich skeptischer)

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  5. Zumeist spielt Kostic Mittelfeld Außenbahn im 3-5-2, und nicht LV. Dass er in dem System häufig auch defensive (wie offensive) Aufgaben übernimmt und das gut macht, sehe ich auch so. Klar ist, beim VFB und HSV war er oft etwas weiter vorne als linker Stürmer zu finden, aber ihn als umgeschulten LV zu bezeichnen, finde ich schon reichlich übertrieben. Das hat er, wenn ich mich richtig erinnere, nur einmal in der Viererkette gespielt.

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  6. Kostic war im letzten Spiel wesentlich stärker als Willems. Man hat nachdem Willems eingewechselt wurde einen deutlichen Leistungsabfall gesehen. Willems hat fast jeden Ball verloren, während Kostic fast jeden Gegenspieler schwindelig gespielt hatte.

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  7. @5 super analysiert. Die Position habe ich im Verein auch immer gespielt. Man muss laufstark sein und genug grips haben um Taktik zu Verstehen und das Spiel zu lesen. In der Kreisliga hat das bei mit einigermaßen geklappt.,..

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