Luca Pellegrini spielte zwar erstmals über die volle Distanz, war aber sichtlich erschöpft. Schwache Standardsituationen und einige Konzentrationsfehler verdeutlichten dieses Problem. Trainer Oliver Glasner hat allerdings aktuell keine Alternativen. (Bild: Heiko Rhode)

Nach der schmerzhaften Niederlage im Champions-League-Debüt gegen Sporting Lissabon, ging es bereits drei Tage später zurück in den wichtigen Bundesliga-Alltag. Nach zuletzt zwei Siegen in Folge, wollte man auch gegen den in der Krise steckenden VfL Wolfsburg daran anknüpfen und idealerweise die nächsten drei Punkte einfahren. Die Partie sollte allerdings nach einem ähnlichem Muster wie das Lissabon-Spiel ablaufen und so stand man am Ende auch gegen Wolfsburg mit leeren Händen da. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Viel Ballbesitz – wenig Ertrag

Mit Mario Götze, Randal Kolo Muani und Lucas Alario hat man sich vor der Saison in der Offensive signifikant verstärkt. Schon gegen Werder Bremen oder aber auch vergangene Woche gegen Leipzig wurde sichtbar, welch neue spielerische Qualität die neue Mischung in der Offensive mit sich bringt. Gegen Lissabon und Wolfsburg wurde zugleich aber auch deutlich: Das gilt vor allem für Gegner, die mitspielen wollen, die selber offensive Akzente setzen und entsprechend aktiv am Spiel teilnehmen. Gegen tiefstehende, abwartende Mannschaften, die der Eintracht das Spiel, somit den Ballbesitz überlassen, haben die Hessen trotz der Verstärkungen weiterhin kein adäquates Mittel. Immer wieder mussten die Frankfurter im Spielaufbau den Weg hintenrum wählen, da durch die beiden tiefstehenden Viererketten kein Durchkommen zu sein schien. Der viele Ballbesitz sollte daher nur wenig Ertrag bringen, denn bis auf einen Fernschuss von Kristijan Jakic an den Pfosten, sollte der SGE kein wirklich gefährlicher Torabschluss gelingen. Trainer Oliver Glasner entschied sich aufgrund von Verletzungen und der bereits am Dienstag wieder bevorstehenden Champions-League-Partie für eine kleine Rotation. Ansgar Knauff rückte in die Startelf und übernahm die Rechtsverteidigerposition von Jakic, der für Eric Junior Dina Ebimbe ins zentrale Mittelfeld zurückkehrte. Vorne bekam Jesper Lindström eine Pause und Rafael Santos Borré kehrte zurück in die Mannschaft.

Muani und Götze konnten ihre Stärken nicht einbringen

Diese in der Tat wenigen Wechsel sorgten jedoch zugleich dafür, dass der ein oder andere Spieler seine Stärken nicht optimal einbringen konnte. Muani, der die letzten Spiele als einziger Stürmer spielte, rückte auf die Außen und konnte dort dem Spiel nicht wie gewohnt seinen Stempel aufdrücken. Zugleich wurde einmal mehr sichtbar, dass Borré eben nicht die ideale Besetzung in der Sturmspitze ist. Eine Szene in der ersten Halbzeit war symptomatisch für genau dieses Problem: Götze spielte kurz vor dem gegnerischen Sechszehner einen Schnittstellenpass in die Spitze. Muani, mit all seiner Geschwindigkeit hätte diesen Ball sicherlich bekommen, Borré hingegen blieb stehen und war sichtlich überrascht von diesem tiefen Pass. Glasner beraubte sich mit dieser Rollenaufteilung somit der Möglichkeit Muani mit all seinem Speed in der Spitze für Gefahr sorgen zu lassen. Götze, der in dieser Situation zentral im Angriff agierte, war die restliche Spielzeit fast nur auf den Außen oder Halbaußen zu finden. Auch er konnte so seine Stärken nicht wirklich einbringen. Und wenn über die Mitte keine Räume vorhanden sind, muss man eigentlich über die Außen spielen, allerdings waren beide Außenbahnen so gut wie gar nicht existent. Knauff versuchte sich vor allem um seine Defensivaufgaben zu kümmern und es schien ihm auch der Mut zu fehlen, zu weit aufzurücken. Die Viererkette ist für ihn ein noch ungewohntes und neues System. Auf der anderen Seite war Luca Pellegrini bemüht, aber bereits nach einer halben Stunde hatte man das Gefühl, dass der Italiener bereits an seiner konditionellen Grenze angekommen ist. Misslungene Ballannahmen, leichte Abspielfehler und katastrophale Standardsituationen waren ein Sinnbild für seine Erschöpfung.

Standardsituationen werden offensiv und defensiv zum Problem

Ohnehin ist das Thema Standardsituationen sowohl offensiv, als auch defensiv inzwischen ein großes Thema. Auch wenn Glasner noch vor einigen Wochen kein großes Fass deswegen aufmachen wollte, ist es inzwischen unumgänglich sich diesem Problem zu stellen. Gerade in Spielen wie diesen, wo der Gegner nur sehr wenig für das Spiel tut, sich tief in die eigene Hälfte zurückzieht und auf die Fehler der Eintracht lauert und es kein Durchkommen zu geben scheint, gerade dann sind Standardsituationen eigentlich ein probates Mittel, um eben doch einmal ein Tor zu erzwingen. Nicht so bei der Eintracht in dieser Spielzeit. Pellegrini, der mit viel Vorschusslorbeeren bezüglich seiner Standard-Fähigkeiten nach Frankfurt kam, enttäuscht in dieser Kategorie bisher. Vielleicht ist es aber auch seinem konditionellen Rückstand geschuldet, der dann eben die nötige Präzision zunichte macht, weil schlichtweg die Kraft fehlt. Dies ist allerdings ein Thema, dass die Mitspieler und auch das Trainerteam erkennen müssen. Es muss auch jemand anderes im Team geben, der hier vielleicht für mehr Torgefahr sorgen kann. Es war auch kein Zufall, dass der einzige Treffer der Partie für die Wolfsburger dann nach einer Standardsituation fiel. Kevin Trapp, der die Hessen schon oft rettete, flog beim Herauslaufen an der hohen Hereingabe vorbei und so konnte der Gegner problemlos einköpfen. Ein für die Frankfurter im Grunde typischer Spielverlauf. Viel Ballbesitz, viel läuferischer Aufwand, viel investiert und im Verlauf der zweiten Hälfte, wenn der Glaube und die Kraft nachlässt, kann der Gegner leicht zuschlagen und so das Spiel für sich entscheiden. Dieses Muster zieht sich bereits durch das gesamte Bundesligajahr 2022 und ist daher kein neues Muster.

Glasner wird Lösungen finden müssen

Glasner wird hier schnellstmöglich Lösungen finden müssen und vielleicht auch noch konsequenter rotieren müssen. Djibril Sow beispielsweise wirkte am Samstag überspielt, nicht auf der Höhe und auch wenn Ebimbe ebenfalls noch mit konditionellem Rückstand kämpft, so wäre doch zumindest Routinier Makoto Hasebe eine Alternative gewesen. Der Japaner würde dem Spielaufbau ohnehin äußerst gut tun. Es zeigt sich deutlich, dass der Ausfall von Sebastian Rode schwerer wiegt, als vielleicht zunächst vermutet. Der Kapitän spielt zwar oft unauffällig, ist aber elementar wichtig im Spielaufbau. Tuta und N´Dicka können den Spielaufbau (noch?) nicht wirklich übernehmen, Sow stand neben sich und Jakic ist eher der Kämpfer und nicht der Spielertyp für den Spielaufbau. Götze versuchte sich daher immer wieder zurückfallen zu lassen, aber fehlte gleichzeitig vorne als Anspielstation. Glasner ist in der aktuellen Situation nicht zu beneiden. Die Verletzungssorgen in der Defensive, viele Spieler, die aufgrund ihrer vorherigen Stationen keinen Spielrhythmus haben und daher konditionelle Defizite aufweisen, sowie eine vielversprechende Offensive, die ihre PS bisher noch nicht regelmäßig auf die Straße bringt. Insbesondere gegen defensiv agierende Gegner. Trotzdem ist es ihm zuzutrauen hier schon bald die richtigen Schlüsse zu ziehen. Glasner hat bereits in der vergangenen Saison bewiesen, dass er in der Lage ist, den Kader bestmöglich zu nutzen und die richtige Formation und Spielweise zu finden. Seine kritischen Worte nach der Partie zeigen, dass ihm die Probleme bewusst sind und es gilt ihm zu vertrauen. Bereits am Dienstag haben die Hessen die Chance es besser zu machen. Mit Marseille erwartet die Adlerträger zumindest ein deutlich offensiverer Gegner, was der Eintracht zugute kommen sollte.

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8 Kommentare

  1. Unsere Zweite hat leider auch verloren und ist nun 4 Punkte hinter dem Ersten auf Platz 5. Aber ich denke, das wird schon werden mit dem Aufstieg.

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  2. Ich hatte eigentlich einen Kantersieg unserer zweiten erwartet – Immerhin ging es gegen den Letzplatzierten. Kaum zu glauben.

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  3. Gegen VW war es wieder einmal eben keine Systemfrage , sondern vielmehr eine Frage der Einstellung und des Willens. Bereits nach 20 Minute machte sich bei uns auf der Tribüne die Stimmung breit : viel zu langsam, viel zu viel quer und hintenherum und keine Offensive Aggressivität.
    Bereits zu diesem Zeitraum war OG am Spielfeldrand das nicht gehörte Rumpelstilzchen, im Stadion sieht man das sehr gut ,er zeigte mehr Aggressivität als manch Spieler.
    Ich gehöre nicht zu den Experten, die genau wissen woran es lag. Offensichtlich war aber, dass fast jeder Spieler die Sicherheit an erster Stelle hatte. Nur als Beispiel, Ansgar Knauf kein einziger Flankenlauf und von links kommt über Pellegrini auch nichts.
    Insgesamt war das Flügelspiel eigentlich nicht vorhanden.
    Desweiteren ist mir unverständlich, wieso Pellegrini nach 10 misslungenen Standards immer weiter der erste Schütze ist ?
    Wahrscheinlich könnte man noch verschiedene Sachen herausfiltern.
    Schade und schlimm , dass dann auch noch Trapp einen katastrophalen Blackout hinlegt.
    Aber Leute , wir sind EINTRACHT FRANKFURT und anderen ergeht es nicht besser. Lebbe geht weiter, schon am Dienstag. Keine Zeit um lange zu lamentieren.
    Forza SGE !

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  4. Ich fand es in der ersten Halbzeit eigentlich ganz ordentlich offensiv und schnell. Leider waren die Aktionen vielleicht ein bisschen zu überhitzt angegangen worden. Daher kamen dann zu wenige Abschlüsse heraus.
    Insgesamt war die Kondition danach weg und, dann kamen auch zu wenig Ideen.

    Ich wundere mich, warum so ein Distanzschuss von Jakic nicht öfter in einem unserer Spiele kommt. Meistens wird eher versucht den Ball ins Tor zu tragen und das geht halt bei einer tief stehenden Mannschaft nicht so leicht.

    Und Pellegrini schießt die Ecken meistens zu nah an den Torwart. Sieht beinahe so aus als wollte er jede Ecke direkt verwandeln.

    Ich hoffe, dass wir gegen Marseille das Spiel etwas ruhiger und überlegter angehen, den Gegner mehr laufen lassen, Distanzschüsse auch als probates Mittel ansehen und bei unseren Standards auch mal jemand am langen und kurzen Pfosten steht. Bin voller Zuversicht, dass OG das irgendwie geregelt bekommt. Kicken können die Jungs ja.

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  5. Laura:dein obligatorischen Blumenstrauß hast dir wieder verdient, Bericht top und den Nagel auf den Kopf getroffen. Pellegrini ist seit dem er da ist und im ersten Spiel stark aufdrehte ein wenig platt. Er war auch im ersten Spiel nach 60 min platt, aber durch die vielen Einsätze nun hat es ihm offenbar noch mehr Kraft geraubt. Seine Standards sind schon von guter Idee, aber dich das platt sein eben aktuell nicht mit der Präzision versehen wie man es brauch. Er wurde von Wolfsburg aber auch 3-4 mal übel abgeräumt… das tut dann den Rest dazu bei. Da Lenz verletzt ist ist aber hinten links nun keine wirkliche Alternative da…. Insgesamt habe ich auch gesehen dass es bei vielen an spritzigkeit fehlt. Das macht mir bisserl Sorgen, denn Regeneration steht kaum auf dem Plan. Und wir sind ja erst am Anfang der Saison und nicht kurz vor der Winterpause… die sollten mal ihre bh‘s vielleicht besser auswerten 😉 oder nen Drink von Obelix nehmen…

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  6. Kompetente und zielgenaue Analyse wie immer, Laura.
    Mir fällt noch die Abschlussschwäche auf. Wenn man gegen Wolfsburg, die tief stehen, wenige Möglichkeiten bekommt, dann muss mal einer reinfallen, denn dann wird es ein anderes Spiel. Borré und Kamada schießen bei ihren Chancen wie Bolzplatzspieler ganz unkonzentriert drüber, diese Bälle müssen wenigstens auf das Tor kommen. Die Szene mit dem (immer wieder) guten Götze auf Borré hat Laura angesprochen. Man bekommt halt nur 3-4 gute Chancen gegen solche defensiven Gegner. Gegen Sporting war es ähnlich.
    Mit schwant Übles gegen Olympique, andererseits wächst die Eintracht in solchen Spielen gerne über sich hinaus. Aber es wird nur gehen, wenn die richtig gegenhalten und das Umschaltspiel klappt.

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  7. Wie schon geschrieben scheint es gegen die Mannschaft aus meinem Exil verhext zu sein. Wir stellen uns doof an und machen entscheidende Fehler. Diesmal war es in erster Linie Trapp, den ich sonst fast nie in so weit raus kommen sehe. Warum ausgerechnet vorgestern? Verhext?

    Dass die Standards schlimm und quasi variantenlos sind, ist aber nicht Gegner spezifisch, und auch nicht, dass, was auch immer in der HZP passiert, keinen positiven/ändernden Effekt auf solche Spiele hat.
    Hier sind alle Aktiven gefordert, das zu ändern, ersteres schnellstens!
    Auf geht’s, Eintracht!

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