In den letzten Wochen haben sich die sportlichen Ereignisse bei den Frauen der Frankfurter Eintracht überschlagen. Erst das Pokalaus gegen den FC Bayern und die herbe Pleite beim VfL Wolfsburg, dann der offizielle Sommerabgang von Stina Johannes und die bittere Knieverletzung bei Sommerneuzugang Sophia Winkler. Cheftrainer Niko Arnautis lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen und legt den Fokus auf die anstehenden Aufgaben, denn am Freitagabend empfängt seine Mannschaft die SGS Essen. In einer virtuellen Pressekonferenz sprach der Übungsleiter über die anstehende Partie, über den Gegner Essen und über die Torwart-Thematik.
Nach der 1:6-Niederlage in Wolfsburg hatte Trainer Arnautis und seine Mannschaft mit der Länderspielpause genug Zeit, die Akkus für das Essen-Spiel neu aufzuladen. Auch wenn viele Akteurinnen mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren, konnte sich der Fußballlehrer zumindest mit einer kleineren Gruppe auf die anstehende Partie vorbereiten. „Man hat versucht, für die Spielerinnen, die vor Ort sind, die Belastung bzw. die individuellen Programme so zu steuern, dass sie bestmöglich durch die Zeit kommen“, erklärte Arnautis. Den von den Nationalmannschaften zurückgekommenen Spielerinnen hat das Trainerteam wiederum paar Tage zum Regenieren frei gegeben. „Seit Sonntag sind wir jeden Tag wieder auf dem Platz und sind seitdem leicht reingekommen. Wir haben uns intensiv mit Essen auseinandergesetzt. Wir haben die Mannschaft in dieser Woche so hingesteuert, dass sie am Freitag topfit an den Start geht.“
„Spielen eine grandiose Saison“
Die vergangene Pleite in Wolfsburg spielt in den Köpfen der Mannschaft keine Rolle mehr, die Analyse folgte aufgrund der knappen Zeit hinsichtlich der zu der Zeit anstehenden Länderspielpause direkt nach Schlusspfiff in der Kabine. Sie soll nicht darüber hinwegtäuschen, welche grandiose Saison der Tabellenzweite spielt. „Wir haben der Mannschaft ganz klar gesagt, wenn wir die erste Halbzeit in Wolfsburg ausklammern, dass wir eine herausragende Saison spielen und das ist nicht selbstverständlich. Deshalb kann sie stolz auf sich sein.“ Außerdem findet im April das ganz große Highlight-Spiel im Deutsche Bank Park gegen den FC Bayern statt. „Wir freuen uns alle darauf, dass das Spiel dort stattfindet. Ich hoffe, dass das Ding so voll wie möglich sein wird.“ Bis dahin liegt das Hauptaugenmerk zunächst einzig und allein auf den kommenden Gegner Essen, gegen den die SGE zuhause eine Reaktion zeigen möchte und die grandiose Saison weiter bestätigen möchte. „Wir haben die Mannschaft auf Essen so vorbereitet, wie sie die Spiele in dieser Saison angehen, sprich Formation, System, Stärken und Schwächen. Allerdings haben wir auch einiges vom Hinspiel gezeigt, weil sie dort ein anderes System gewählt haben, um die Möglichkeiten, die auf uns zukommen, ihnen mitzugeben, um dann aber auch mit unserer eigenen Idee sowohl mit als auch gegen den Ball das Spiel anzugehen“, erklärte der Coach die Herangehensweise und warnte vor den Stärken des Tabellenneunten: „Essen ist eine Mannschaft, die mit Kowalski sehr starke Standardsituationen treten kann oder im Umschaltspiel über Maier, Elmazi und Purtscheller Speed hat.“ Die Marschroute ist dennoch eindeutig, im eigenen Stadion will die Mannschaft ihrer Favoritenrolle gerecht werden und wieder einen Dreier einfahren. „Für uns gilt es dennoch – wie in jedem Spiel auch – unsere Performance aufs Feld zu bringen, dann sind wir zuhause sehr stark. Das müssen wir auch zeigen! Da gilt es die Qualität mit und gegen den Ball, aber man darf auch nicht vergessen, dass der Fußball Tugenden mitbringt und die brauchen wir auf jeden Fall immer“, betonte der Deutsch-Grieche mit großem Optimismus: „Wenn die da sind, werden wir ein richtig gutes Spiel machen.“
Doorsoun-Einsatz fraglich
Personell kann der in Frankfurt geborene Fußballlehrer grundsätzlich aus dem Vollen schöpfen, wobei ein Einsatz von Sara Doorsoun, die sich im Wolfsburg-Spiel eine muskuläre Verletzung zuzog, fraglich sei. Auch bei Anna Aaehling, die wie Doorsoun frühzeitig von der Nationalmannschaft abreiste, stehe ein Fragezeichen dahinter. Die Abwehrspielerin habe in der Woche Teile trainiert und morgen werde entschieden, ob es für das Spiel gegen Essen reichen wird. Dagegen seien Sophia Kleinherne und Geraldine Reuter rechtzeitig fit für Freitag. Die Schweizerin habe alle Trainingseinheiten absolviert, genau so auch Sophie Nachtigall, die seit Freitag voll im Mannschaftstraining wieder dabei sei.
Winklers Verletzung „eine tragische Geschichte“
Definitiv nicht mit von der Partie wird auf der Gegenseite Sophie Winkler sein. Die junge Torhüterin, die sich im Sommer den Hessinnen anschließen wird und bis Saisonende bei der SGS Essen unter Vertrag steht, verletzte sich im Training der Nationalmannschaft am Knie. Laut einem Bericht der „Sportschau“ und dem „Kicker“ erlitt die 21-Jährige einen Kreuzbandriss mir Meniskusschaden. Eine offizielle Diagnose vonseiten des DFB und der SGS Essen steht noch aus. Arnautis bedauert die lange Ausfallzeit seiner zukünftigen Spielerin. „Es ist natürlich eine sehr tragische Geschichte, insbesondere für Sophia. Dass sie sich im Rahmen der Nationalmannschaft im Training eine Knieverletzung zugezogen hat, ist für sie sehr bitter, für uns natürlich auch. Eine Nachricht, die nicht so dolle war“ und sprach ihr Mut zu: „Für uns gilt es jetzt, hinter ihr zu stehen, beizustehen und ab dem Moment, an dem sie bei uns ist, ihr eine Stütze zu sein. Es ist unsere Verantwortung, dass sie schnellstmöglich nach so einer Verletzung wieder auf dem Platz stehen kann und das weiß sie auch. Wir freuen uns dann, wenn sie wieder da ist.“
„Machen uns Gedanken“
Die Eintracht steht damit vor einem Torwartproblem. Eine finale Entscheidung, dieses Problem zu lösen, steht aber noch aus. „Für uns bedeutet das jetzt, dass wir uns nach der tragischen Nachricht zusammengesetzt haben und wir überlegt haben, wie wir mit der Herausforderung umgehen“, führte er aus. „Wir haben jetzt die Aufgabe, uns genauer Gedanken zu machen, wie wir mit der Situation final umgehen, sowohl intern als auch extern, um gewisse Dinge zu besprechen und dann für uns eine Entscheidung zu treffen, die die beste für uns ist und von der wir überzeugt sind. Dafür sind wir immer im Austausch, auch mit unseren Torhüterinnen. Es ist klar, dass wir uns Gedanken machen, wie der richtige Weg für den Sommer ist, bis Sophia zurückkehrt. Das ist unsere Aufgabe.“ Eine Möglichkeit besteht darin, erneut auf dem Transfermarkt aktiv zu werden und einen Ersatz an Land zu ziehen. Eine Option, die Arnautis zwar nicht ausschließt, aber sich da nicht festlegen möchte: „Das muss man abwägen. Man muss abwarten, weil die Diagnose noch nicht so alt ist. Seit dem Zeitpunkt, an dem es klar ist, dass sie länger ausfällt, sind wir intensiv im Austausch. Da muss man einfach am Ende abwägen, was für uns die beste Entscheidung ist. Wir müssen sowohl intern als auch extern schauen, welche Möglichkeiten aufgrund der Situation bestehen. Wenn wir überzeugt sind: Ja, wenn nicht, dann nicht.“
„Gehen die Sache mit Ruhe an“
Mit Lea Paulick und Lina Altenburg hat die Eintracht zudem zwei weitere junge Ersatztorfrauen, die mit den Hufen scharren. Nach den Diensten einer der beiden zu greifen, schließt der 44-Jährige ebenfalls nicht aus. „Wir haben immer davon gesprochen, dass wir bei uns im eigenen Kreis gute Torhüterinnen haben, die wir fördern und denen die nächsten Schritte ermöglichen wollen. Daran hat sich nichts geändert. Deshalb müssen wir uns im Klaren sein, was für uns die richtige Entscheidung ist. Tatsache ist, dass Sophia zurückkehren wird und wir sie als begnadetes Talent auf dieser Position sehen. Wir haben uns mit dieser Verpflichtung etwas gedacht.“ Druck, eine schnelle Entscheidung zu treffen, verspürt Arnautis dabei nicht. „Wir haben generell ganz gute Torhüterinnen. Es ist jetzt erst Anfang März, wodurch du noch sehr lange Zeit hast, sofern du überhaupt was machen möchtest. Es geht ja in der Regel bis Ende August. Bis dahin haben wir Zeit. Wir gehen mit Ruhe an die Sache ran.“
Fakt ist, dass sich das Trainerteam um Arnautis und Co. für das Spiel am Freitagabend keine Gedanken machen muss. Bis zum Ende der Saison wird Stina Johannes weiterhin im Trikot der Adler zwischen den Pfosten stehen. Mit einem starken Rückhalt hinten und einer insgesamt verbesserten Mannschaftsleistung dürfte einem Heimsieg nichts im Wege stehen.
Ein Kommentar
Es ist wie bei den Männern- Da möchte man bis Sommer an Kevin festhalten und dann den offenen Zweikampf ausrufen. Das ist legitim- aber eben auch viel Risiko, wenn man mit Ersatzleuten, die nahezu keine Spielpraxis haben, die Championsleaguequalifikationen bestreitet. Wobei diese bei den Frauen noch wahrscheinlicher ist. Diese sind sogar noch im Meisterschaftsrennen, sonst hätte man ähnlich wie in Wolfsburg bei Merle sagen können: Stina, du gehst ja sowieso. Dann sollen Lea oder Lina schon mal Spielpraxis bekommen.
Gleich geht`s an Brentanobad, da können wir mit 3 Punkten wieder vorlegen und Bayern muss nachlegen.
Gruß SCOPE
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