Andreas Möller ist seit einem halben Jahr Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. (Foto: imago images / Jan Huebner)

Seit rund einem halben Jahr ist Andreas Möller Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von Eintracht Frankfurt. Nachdem die Verpflichtung des Europameisters von 1996 von heftigen Protesten aus der aktiven Fanszene der SGE begleitet war, wurde es zuletzt ruhig um die Personalie des Ex-Nationalspielers, außer einzelnen Aussagen einiger Verantwortlicher der SGE war nicht mehr viel zum neuen Mann des NLZs zu hören.

Im Interview auf der Homepage der SGE äußerte sich nun Möller selbst – zwar nicht zu den kritischen Tönen rund um seine Verpflichtung, aber unter anderem zur aktuellen Situation in den Jugendteams der SGE. Hier ist – wie in so vielen Teilen des Sports und der Gesellschaft in den letzten Wochen – Stillstand angesagt: „Der Spiel- und Trainingsbetrieb ist bis auf Weiteres eingestellt, wir halten uns an alle Richtlinien und Empfehlungen. Wir gehen verantwortungsvoll mit der Krise um und haben früh erkannt, dass eine Welle auf uns zukommt.“ Wie die Profis haben auch die Nachwuchskicker der SGE eigene Pläne zum Fithalten mit nach Hause bekommen: „Unsere jungen Kicker haben Trainingspläne nach Hause bekommen und stehen im regen Austausch mit ihren Trainern und Athletiktrainern. Sie machen ihre Hausaufgaben. Wir haben keinen COVID-19-Fall gemeldet bekommen.“

Mit neuen Gesichtern zum Erfolg

Dementsprechend sehe auch seine Arbeit in den letzten Tagen sehr konzeptionell aus, er versuche schon jetzt ein Auge auf die Zeit nach der Krise zu werfen: „Wir versuchen, über die Saison hinaus Planungen aufzunehmen. Beispielsweise die Trainerteams zusammenzustellen, organisatorische Dinge zu modifizieren, die Plätze auf Vordermann zu bringen. Man kann die Zeit nutzen, um Dinge abzuarbeiten, die zu kurz kommen, wenn das Tagesgeschäft normal läuft. Das tut gut. Unser Internat wird auch gerade umgebaut.“ Eines dieser Trainerteams wird ab der kommenden Saison aus Thomas Broich und Jerome Polenz bestehen, deren Verpflichtung am gestrigen Montag bekanntgemacht wurde. Der Kontakt sei über Fredi Bobic zustanden gekommen und man habe sich in den letzten Monaten durch verschiedene Hospitationen besser kennengelernt, so der 52-Jährige. Möller schwärmt in den höchsten Tönen von den zukünftigen U15-Trainern der SGE, bei denen er sofort gespürt habe, dass sie sich sehr gut in der Marterie auskennen: „Wie sie Fußball leben, was sie inhaltlich sehen und wie sie die Spielanalyse rüberbringen, das hat uns beeindruckt. Die Profierfahrung hilft zudem, sie haben von vielen guten Trainern gelernt. Wir konnten die Jungs überzeugen, dass sie bei uns beginnen. Es freut mich, dass sie bereit sind, in der Jugend lernen zu wollen. So denkt nicht jeder Profi.“ Beide werden die A-Lizenz angehen und man werde gemeinsam an einer Spielkonzeption arbeiten.

Spielphilosophie für alle Teams

Genau diese Spielkonzeption möchte Möller in allen Jugendmannschaften etablieren. Die Profis der Hessen hatten in den letzten Jahren durch intensiven Fußball mit großer kämpferischer Einstellung und tollem Offensivfußball gepunktet. Daher dienen sie auch als Vorbild für die Jugendbereiche und die vielen beteiligten Personen, die eben jene Spielphilosophie erarbeiten: „Diese Spielphilosophie möchten wir später über ein Playbook umsetzen, auf das man immer zurückgreifen kann. Das geht dann hinunter bis in die Trainingssteuerung. Das Ganze ist ein Prozess, an dem wir stetig feilen und den wir irgendwann abschließen möchten – immer unter Berücksichtigung der modernsten Erkenntnisse. Es macht aber jetzt schon Spaß, die Umsetzung auf dem Platz zu sehen.“

Flaggschiff im Aufwind

Zu eben jenen Mannschaften, die schon jetzt daran arbeiten, diese Philosophie umzusetzen, gehört auch die U19 der SGE, das „Flaggschiff“, wie Möller das Team nennt. Das älteste Leistungsteam des E.V.s steht nach einer tollen Rückrunde derzeit auf Platz 6 der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest – nachdem man in den vergangenen Jahren in der unteren Tabellenhälfte und zum Teil im Abstiegskampf steckte. „Die Mannschaft hat in der Rückrunde fantastische Ergebnisse erzielt und spielt einen guten Ball, wir haben fünf von sieben Spielen gewonnen. Wir sind mit der Entwicklung zufrieden. Die Jungs haben Teamspirit, die Mannschaft ist auf einem guten Weg“, zeigte sich Möller begeistert und betonte, dass die Mannschaft schon einige Spieler inne habe, die es später in den Profifußball schaffen könnten: „Ich möchte dazu keine Namen nennen und niemanden unter Druck setzen. U19-Spieler der Eintracht stehen immer im Blickfeld. Dafür arbeiten wir täglich, wir möchten unsere Talente so nah wie möglich an den Bundesligakader heranführen.“

Zufriedenes Halbjahres-Fazit

Ob diese Steigerung und die tolle Form der U19 nur mit Möller zusammenhängen, lässt sich natürlich noch nicht direkt sagen. Allerdings kann man mit Sicherheit sagen, dass der Ex-Mittelfeldspieler neuen Wind ins Nachwuchsleistungszentrum gebracht hat. Er selbst bewertet sein erstes halbes Jahr positiv und betonte, wie viel Spaß ihm die Arbeit mache: „Ich musste mich in vielen Themen einarbeiten und habe eine große Verantwortung, das spüre ich. Wir haben sehr viel Fachkompetenz, das müssen wir bündeln. Es macht sehr viel Spaß, ich fühle mich sehr wohl, hier arbeiten sehr viele nette Leute.“ Besonderen Spaß verpüre er deshalb, wenn er die Jugendspieler der Eintracht dann abends mit Freude trainieren und spielen sehe: „Der schönste Moment des Tages ist, wenn ich nach Feierabend nochmal über die Plätze gehe und schaue, wie die Jungs kicken, mit Freude dabei sind, sich abklatschen.“ Wenn dies auch in der Zukunft so ist und die Spieler sich nicht mehr am Riederwald sondern auf den Traininsplätzen der SGE am Waldstadion bei den Profis abklatschen, dürfte nicht nur Möller zufrieden und stolz sein, sondern auch der ein oder andere Fan der SGE – ganz egal, ob er Möller am Anfang kritisch oder mit offenen Armen gegenüberstand.

 

 

 

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7 Kommentare

  1. Ja, ich fand auch kacke, wie sich der Möller in seiner Profikarriere verhalten hat und ich bin kein Freund von ihm.
    Aber das hört sich doch alles ganz gut an! Ich finde das, war er bisher gesagt hat und was sich im Jugendbereich tut, durchweg gut. Punkt. Weiter so!

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  2. Mir geht es wie dem heiligen Friedhelm. Klingt gut, und ich war auch kein Möller -Fan. Aber was er und die anderen Verantwortlichen da tun, sieht nach einem durchdachten Konzept aus.

    Auch bei Bobic war ich skeptisch und er hat mich widerlegt

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  3. Dass die neuen Erfolge mit Möller zu tun habe denke ich nicht, dafür ist zu wenig Zeit vergangen. Aber ich denke er wird das konservieren und ausbauen können. Wie er sich für ehemalige Profi-Fußballaer als U15 Trainer stark macht finde ich gut! Nur dass die beiden ihre A-Lizenz jetzt erst anfangen trübt meine Freude etwas. So eine A-Lizenz ist durchaus aussagekräftig, ich hoffe die holen das schnell nach. Ein Vorteil ist natürlich, dass sie während der A-Lizenz-Stunden direkt das aktuell erlernte in die Praxis einbauen und richtig nah dran sind. Kann auch ein Vorteil sein. Dass es zwei Trainer sind, die beide die Lizenz machen, ist auch gut. So gibt es gegenseitiges Sparring und Motivation. Und wenn die beiden sich einen Namen als Trainer machen wollen, dann haben sie auch allgemeine Motivation bei unserer Jugend richtig Gas zu geben. Das wird vermutlich auch heißen, dass sie in ca. 2 Jahren weiter ziehen. Aber das ist dann halt so.

    Ich bin frohen Mutes!

    Ohne ein extrem gutes Scouting im Jugendbereich wird aber trotzdem nicht viel gehen. Wir müssen im Umland Rhein-Main Gebiet einfach wirklich alles im Blick haben und schon in frühen Jahren die guten Kicker zusammen holen. Ich bin auch weiterhin dafür, in jeder Altersklasse eine 1. und eine 2. Mannschaft zu haben. Das bläht natürlich alles auf und macht auch die Trainingskapazitäten eng, aber das ist bei mir ein Thema wir die U23. Wer in der 1. Mannschaft der, ich sag mal, U17 kurz unten raus rutscht, kann sich ran kämpfen. Wer von der 2. Mannschaft der U15 als spätentwickler in die 2. der U17 kommt, kann dort nach dem Überstehen einer schwierigen Phase mit Blick auf die 1. Mannschaft entwicklen. Für die Jungs der 1. Mannschaften ist es Motivation auch dort zu bleiben, ohne aber das extreme Damokles-Schwert des kompletten raus fliegens. Das Motiviert einfach positiver.

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  4. Die momentanen Erfolge sind garantiert getrennt von Möller zu sehen. Aber der Plan sieht gut aus. Das Scouting sollte über unsere Region hinausgehen, was sicher auch der Fall ist. Und es wird natürlich Geld kosten, auch für Dinge wie ´Renovierung des Internats und der Plätze.

    2 Teams pro Altersklasse finde ich zuviel. Wir reden ja nicht von elf sonder von 22-25 Spielern pro Jahrgang. Und wenn Du es da nicht reinschaffst, ist das eng. Zumal wir sicher nicht nur Kracher in diesem Kader haben werden, da andere Teams ja auch in der Jugend scouten. Mir würde es reichen wenn alle 2-3 Jahre einer in den Profikader aufsteigt und auch Spielanteile hat.

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  5. Außerhab Rhein-Main soll natürlich auch gescoutet werden. Dort halt gezielter und gern auch im Ausland; machen andere Große ja auch. Und groß wollen wir ja werden. Ich wünsche mit aber lokal richtig breit zu scouten, weil da auch die Möglichkeiten einer Eingliederung der Spieler aufgrund kürzerer Wege machbarer ist, ohne Internat oder Umzüge der Familien.

    Und ja, die Anzahl der Mannschaften ist bestimmt ein Problem… Sehe ich ein. Vielleicht bei U15 noch zwei Mannschaften, U17 vielleicht nicht, und U19 auf keinen Fall mehr?

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  6. Ich frage mich, warum wir in 2020 darüber reden müssen, eine gemeinsame Spielphilosophie für die Jugendteams einzuführen. Da ist scheinbar einiges im Argen geblieben. War das nciht eigentlich Pezzaioluos (oder wie der sich schreibt) Aufgabe? Was hat er denn die letzten drei Jahre gemacht?

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  7. Ist vermutlich nicht dazu gekommen und deshalb wurde das Team vergrößert. Nach vorne blicken!

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